Industrie und Gewerbe beschäftigten 2005 in 8.600 Betrieben gut 1,2 Millionen Menschen, was 38,3 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten darstellt. Damit ist Baden-Württemberg das deutsche Bundesland mit dem höchsten Anteil der Industriebeschäftigten und dem höchsten Industrieanteil am BIP. Die international hohe Wettbewerbsfähigkeit der Industriebranchen des Landes wird maßgeblich durch hohe Forschungsleistungen der Unternehmen begünstigt (Wirtschaftsanteil an Forschung und Entwicklung: 3,4 % vom BIP).
Die drei nach Beschäftigtenzahlen wichtigsten Branchen sind
die Maschinenbauindustrie, die mit vielen Unternehmen in Baden-Württemberg ansässig ist (z. B. Trumpf, Heidelberger Druckmaschinen, Festo, Voith, Liebherr, Putzmeister, Röhm); der Fahrzeugbau: Baden-Württemberg ist Zentrum der Automobilindustrie (Daimler AG, Porsche, Robert Bosch GmbH, Audi, Smart) mit Standorten in Stuttgart, Sindelfingen, Neckarsulm, Mannheim, Rastatt, Gaggenau, Ulm und Weissach; die Herstellung von Metallerzeugnissen. Im Schwarzwald war früher die Feinmechanik, insbesondere die Uhrenindustrie sowie später die Unterhaltungselektronik, sehr bedeutend (Junghans, Mauthe, Kienzle, SABA, Dual), auf der Schwäbischen Alb war und ist hauptsächlich die Textilindustrie (Hugo Boss, Trigema, Steiff).
Die beiden Teile der Mineralölraffinerie Oberrhein in Karlsruhe bilden zusammen die größte Mineralölraffinerie in Deutschland. In Walldorf ist das größte europäische Software-Unternehmen (SAP AG) beheimatet.
In Baden-Württemberg gibt es zwei Kernkraftwerke, das Kernkraftwerk Philippsburg und das Kernkraftwerk Neckarwestheim. Ein drittes Kernkraftwerk in Obrigheim wurde 2005 stillgelegt. Die Flüsse des Landes weisen zahlreiche Laufwasserkraftwerke auf.
Baden-Württemberg verfügt über eine relativ vielfältige Medienlandschaft. Im Zeitungsbereich gibt es 17 Regionalzeitungen, die auflagenstärksten (mind. 150.000 Exemplare) sind die Südwest-Presse, die Stuttgarter Nachrichten, die Schwäbische Zeitung, der Mannheimer Morgen, die Badische Zeitung, die Badischen Neuesten Nachrichten, die Rhein-Neckar-Zeitung und die Stuttgarter Zeitung. Daneben existieren rund 50 Lokalzeitungen, von denen viele jedoch den Mantel von einer Regionalzeitung beziehen.
Die Landeshauptstadt Stuttgart ist ein bedeutender Standort der Verlagsbranche. Es gibt viele Verlage (unter anderem Ernst Klett Verlag und die Verlagsgruppe Holtzbrinck). Außerdem befindet sich in Stuttgart die Hochschule der Medien (HdM).
Zudem befindet sich in Offenburg der Sitz der Hubert Burda Media, einer der größten Verlags- und Medienkonzerne Deutschlands, der auch auf dem internationalen Markt von Bedeutung ist.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird vom Südwestrundfunk betrieben, der auch Klangkörper unterhält, die zu den führenden in Europa gehören: das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, das SWR Vokalensemble Stuttgart sowie die SWR Big Band Stuttgart.
Im privaten Hörfunk gibt es neben 13 Lokalsendern drei überregionale Bereichssender: Radio Regenbogen, Hit-Radio Antenne 1 und Radio 7.
BW Family.tv ist ein privates TV-Landesprogramm. Darüber hinaus gibt es mehrere regionale TV-Sender: Rhein-Neckar-Fernsehen, R.TV (Karlsruhe), REGIO TV Euro 3, REGIO.TV, REGIO TV Schwaben, L-TV, TV Südbaden, RTF.1 Neckar-Alb,. Die Debatten des Landtages zeigt der digitale Fernsehsender BWeins.
Baden-Württemberg ist mit rund 40 Millionen Übernachtungen im Jahr nach Bayern das beliebteste Reiseziel in Deutschland. Das mittelständisch geprägte Tourismusgewerbe trägt rund fünf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Der Tourismus bietet etwa 200.000 Arbeitsplätze sowie 8.000 Ausbildungsplätze. Da die Arbeitsplätze standortgebunden sind, gelten sie als relativ sicher.
Der Schwarzwald ist insbesondere für seine romantischen Täler, Schluchten, Mühlen und die typischen Bauernhöfe sowie als Herkunftsort der Kuckucksuhr bekannt. Er ist auch wegen seines guten Wegenetzes ein beliebtes Wandergebiet. Rund um den Feldberg (1493 m), dem höchsten Berg im Schwarzwald sowie in vielen anderen Orten des Schwarzwalds hat der Wintersport eine lange Tradition. Der Bodensee mit der Alpenkette im Hintergrund ist ebenfalls ein gut besuchtes Reiseziel. Dort haben die Blumeninsel Mainau und die alten Städte Konstanz und Meersburg die höchsten Besucherzahlen. Nicht weit von der Region um den Bodensee liegt Oberschwaben, ein Zentrum des Barocks nördlich der Alpen. Das schwäbische Allgäu lockt mit seiner schönen Landschaft und vielen Wandermöglichkeiten. Die Schwäbische Alb ist für ihre kleinen romantischen Städte, die Heidelandschaften, die ausgedehnten Wälder, die Höhlen, Burgen und Schlösser bekannt. Baden-Württemberg hat rund 60 Heilbäder und Kurorte, insbesondere im Schwarzwald und in Oberschwaben. Beliebte Reiseziele sind das Heidelberger Schloss, der Cannstatter Wasen und der Europa-Park Rust. Anziehungspunkte für Städtereisende sind insbesondere die Kurstadt Baden-Baden mit ihrer berühmten Spielbank, die „grüne“ Universitätsstadt Freiburg im Breisgau mit dem „schönsten Turm der Christenheit“ des Münsters, die Stadt Ulm mit dem höchsten Kirchturm der Welt und die Landeshauptstadt Stuttgart. Beliebt sind auch die badische und die schwäbische Gastronomie sowie die badischen und württembergischen Weine. Im Schwarzwaldort Baiersbronn befinden sich mit der Schwarzwaldstube und dem Restaurant Bareiss gleich zwei Restaurants, die 2007 vom Guide Michelin mit drei Sternen ausgezeichnet wurden.
Baden-Württemberg ist von 1.037 Kilometern Bundesautobahnen durchzogen.
Die wichtigsten sind in Süd-Nord-Richtung die A 5 (von Basel über Karlsruhe bis Weinheim und weiter Richtung Frankfurt) und die A 81 (von Singen über Stuttgart nach Würzburg). Weiter östlich stellt die A 7, die allerdings nur auf einem relativ kurzen Abschnitt zwischen Ulm und Ellwangen durch baden-württembergisches Gebiet verläuft, eine gute Süd-Nord-Verbindung dar.
In West-Ost-Richtung haben die A 6 (von Mannheim über Heilbronn nach Crailsheim und weiter Richtung Nürnberg) und die A 8 (von Karlsruhe über Stuttgart nach Ulm) die größte Bedeutung. Im südlichen Baden-Württemberg gibt es aufgrund der topographischen Verhältnisse keine durchgehende Autobahnverbindung in West-Ost-Richtung. Planungen für eine Hochrheinautobahn und eine Schwarzwaldautobahn konnten nur in geringem Umfang umgesetzt werden.
Daneben gibt es noch einige regional wichtige Autobahnen.
Gerade die Autobahnen um die Großstädte Baden-Württembergs werden vor allem während der Stoßzeiten von sehr starkem Verkehr belastet. Staus von über 25 Kilometern Länge sind auch außerhalb von Urlaubszeiten keine Seltenheit. Auch der Zustand der Autobahnen wird häufig kritisiert; so ist die A 8 Ulm–Stuttgart–Karlsruhe zu guten Teilen seit NS-Zeiten nicht mehr ausgebaut worden. Die meistbefahrene Kreuzung Baden-Württembergs ist die Anschlussstelle Stuttgart-Degerloch (als Echterdinger Ei bekannt), welches die Kreuzung der A 8 mit der autobahnähnlich ausgebauten B 27 (Bodensee/Grenze Schweiz–Tübingen–Stuttgart–Heilbronn–Fulda–Harz) bildet. Es liegt einige Kilometer östlich des Autobahnkreuzes Stuttgart und wird jeden Tag von 170.000 bis 180.000 Fahrzeugen befahren.
Die Länge der Bundesstraßen im Land beträgt 4.407 Kilometer. Die Landesstraßen sind 9.896 Kilometer lang, die Kreisstraßen 12.073 Kilometer.
Schienenverkehr
Das Schienennetz der Deutschen Bahn im Land umfasst 3.400 Kilometer Strecke, auf denen 6.400 Kilometer Gleise verlegt und 9.500 Weichen eingebaut sind. Rund 1.400 Bahnübergänge sind vorhanden. Auf diesem Netz finden täglich 6.500 Fahrten von Zügen statt, die dabei 310.000 Kilometer zurücklegen.
Weitere Strecken werden von anderen Eisenbahninfrastrukturunternehmen betrieben; die bedeutendsten sind die Württembergische Eisenbahngesellschaft, die Hohenzollerische Landesbahn und die Karlsruher Albtal-Verkehrs-Gesellschaft. Die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg bestellt im Auftrag des Landes den Öffentlichen Personennahverkehr auf diesen Strecken. Das Karlsruher Modell als Innovation verbindet technologisch die Systeme Eisenbahn und Straßenbahn und wird an vielen Stellen weltweit nachgeahmt.
Ein wichtiges Eisenbahnprojekt ist Stuttgart 21. Bei diesem umstrittenen Projekt geht es hauptsächlich darum, den Stuttgarter Hauptbahnhof von einem oberirdischen Kopfbahnhof in einen um 90° gedrehten unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen. Außerdem soll die Schnellfahrstrecke nach Ulm gebaut und die Anbindung des Stuttgarter Flughafens an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn erreicht werden. Das Projekt wird insgesamt mehrere Milliarden Euro kosten.
Schifffahrt
Rhein (bis Basel) und Neckar (bis Plochingen) haben den Status von Bundeswasserstraßen. Am Zusammenfluss in Mannheim liegt einer der bedeutendsten Binnenhäfen Europas. Weitere große Häfen sind die Rheinhäfen Karlsruhe mit dem größten Ölbinnenhafen Europas sowie die Häfen in Heilbronn und Kehl. Auf den Flüssen wird auch Fahrgastschifffahrt im Ausflugs- und Freizeitverkehr betrieben. Auf dem Bodensee verkehren die Autofähren, Personenschiffe und Ausflugsboote der Weißen Flotte.
Luftverkehr
Baden-Württemberg verfügt über vier Verkehrsflughäfen. Der internationale Flughafen Stuttgart ist der sechstgrößte Deutschlands. Der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden bei Rastatt erfuhr einen Aufschwung durch die Angebote von Billigfluglinien und ist der zweitgrößte im Bundesland. Ein weiterer Regionalflughafen befindet sich in Friedrichshafen. Der Black Forest Airport bei Lahr ist ein Frachtflughafen; im Personenluftverkehr hat er zudem die Lizenz als Zubringerflughafen für den Europapark Rust. Mannheim besitzt mit dem City-Airport einen bedeutenden Verkehrslandeplatz.
Baden-Württemberg beherbergt zwei Stätten des UNESCO-Welterbes, die Klosterinsel Reichenau im Bodensee und die Zisterzienserabtei Kloster Maulbronn. Außerdem hat es Anteil am Obergermanisch-Raetischen Limes, der ebenfalls zum Weltkulturerbe zählt.
Im Süden und entlang des Rheins wird die Schwäbisch-alemannische Fastnacht gefeiert. Das Cannstatter Volksfest wird nach dem Münchner Oktoberfest als zweitgrößtes Volksfest der Welt bezeichnet. Seit 1978 werden im Land die Heimattage Baden-Württemberg veranstaltet.
Im nördlichen Teil von Württemberg und in der Kurpfalz ist die Bevölkerung überwiegend evangelisch. Die meisten anderen Gebiete, vor allem der Süden des Landes, sind mehrheitlich römisch-katholisch.
Amts- und Verkehrssprache ist Deutsch. Zahlreiche weitere Sprachen werden von jenen gesprochen, die aus anderen Sprachregionen kommen oder einen entsprechenden Migrationshintergrund haben.
Dialekt
Die angestammten Dialekte werden von Sprachwissenschaftlern in alemannische und fränkische Mundarten gruppiert:
Fränkisch: Das nördliche Drittel Baden-Württembergs ist Teil des fränkischen Dialektgebietes. Um Karlsruhe und Heilbronn wird Südfränkisch gesprochen, um Mannheim und Heidelberg Rheinfränkisch (stellenweise auch Kurpfälzisch oder Pfälzisch genannt), im Osten Ostfränkisch. Alemannisch: Im übrigen Baden-Württemberg, also etwa den südlichen zwei Dritteln, werden verschiedene Färbungen des Schwäbischen (vor allem in Württemberg) sowie des Nieder- und Hochalemannischen (vor allem in Baden) gesprochen. Zwischen den Mundarträumen bestehen nicht zu unterschätzende Übergangsgebiete, die sich nicht widerspruchslos einem dieser Gebiete zuordnen lassen. Es existieren vor allem fränkisch-schwäbische (unter anderem um Calw, um Pforzheim, Strohgäu, Zabergäu), fränkisch-niederalemannische (um Baden-Baden und Rastatt) und schwäbisch-niederalemannische (Oberschwaben) Übergangsgebiete. Vor allem in diesen Gegenden wird die Abstraktheit der germanischen Dialektgliederung deutlich. Neuere Entwicklungen sind das Eindringen schwäbischer Dialektmerkmale nach Heilbronn und Schwäbisch Hall.
Manche Musiksender haben regelmäßig Mundartkünstler im Programm (z. B. Thaddäus Troll oder Harald Hurst). Es gibt Fernsehsendungen im Dialekt (z. B. Hannes und der Bürgermeister). Eine Verschriftlichung der Mundart wie in der Schweiz oder in Luxemburg steht aber nicht zur Debatte.
Zahlreiche weitere deutsche und nichtdeutsche Dialekte werden von jenen gesprochen, die aus anderen Dialekt- oder Sprachregionen kommen.
Die baden-württembergischen Hochschulen gehören zu den renommiertesten in Deutschland. In einem Uni-Ranking des Magazins FOCUS (2005) wurden sechs baden-württembergische Universitäten unter die besten zehn eingestuft. In Heidelberg befindet sich die älteste Universität in Deutschland; außerdem gibt es noch Universitäten in Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Stuttgart, Tübingen, Stuttgart-Hohenheim und Ulm. 2006 wurde die Universität Karlsruhe (TH) bei der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder als eine von bundesweit drei zu fördernden Universitäten mit „Zukunftskonzepten“ ausgewählt. In der zweiten Runde der Exzellenzinitiative folgten 2007 die Universitäten Heidelberg, Konstanz und Freiburg als zu fördernde Hochschulen der Universität Karlsruhe (TH) in den exklusiven Kreis der „Eliteuniversitäten“ nach, sodass nunmehr vier von insgesamt neun der durch die Exzellenzinitiative geförderten deutschen Universitäten in Baden liegen.
Durch diverse Einsparungen des Landes Baden-Württemberg existieren weniger Studienplätze, als es Abiturienten mit Studienwunsch gibt. Die Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg hat, nach einem Versuch des Ministerpräsidenten Oettinger, abgelehnt, Studienplätze auf ihre Kosten zu finanzieren. Derzeit tragen daher die Lasten dieser Sparpolitik die anderen Bundesländer, die diese Abiturienten aufnehmen müssen.Weitere Sparpolitik zeigt sich in der Lehre, in der das Land aufgrund der Studiengebühren die Mittel kürzt. Im Gesetz befindet sich lediglich der Passus, dass Studiengebühren die Lehre erhalten sollen und nicht erweitern. In der Zahl der gesamten Drittmitteleinahmen innerhalb des Landes liegt Baden-Württemberg auf Platz 2 nach Nordrhein-Westfalen.
Die staatlichen Fachhochschulen tragen in Baden-Württemberg seit 2006 den Titel Hochschule. Neben einer Vielzahl von weiteren Hochschulen, wie Pädagogische Hochschulen oder Musikhochschulen wird der tertiäre Bildungsbereich durch die 1974 in Baden-Württemberg eingeführten Berufsakademien ergänzt. Bundesweit einzigartig ist die Popakademie Baden-Württemberg.