Hessen ist ein Land im Zentrum Deutschlands. Der Name Hessen ist die abgewandelte Form des Stammesnamens der germanischen Chatten, deren Siedlungsschwerpunkt im heutigen Nord- und Mittelhessen lag. Das in der Mitte der Bundesrepublik gelegene Land gehört vor allem durch seine südlichen Landesteile zu den am dichtesten besiedelten und wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands. Die Landeshauptstadt ist Wiesbaden, die größte Stadt Frankfurt am Main. Hessen wurde am 19. September 1945 unter dem Namen Groß-Hessen gegründet und hatte als erstes Land der Bundesrepublik eine neue demokratische Verfassung. Seine unmittelbaren Vorgängerstaaten waren der Volksstaat Hessen und die preußischen Provinzen Kurhessen und Nassau, die der Freistaat Preußen am 1. April 1944 durch Teilung der Provinz Hessen-Nassau schuf.
Hessen verfügt über eine Fläche von 21.114,94 km². Der geografische Mittelpunkt befindet sich in Flensungen, einem Ortsteil der Gemeinde Mücke im Vogelsbergkreis.
Nachbarländer
In der Mitte Deutschlands liegend grenzt das Land Hessen mit einer Gesamtgrenzlänge von 1410 km an die Länder Nordrhein-Westfalen (Grenzlänge: 269,3 km), Niedersachsen (167,0 km), Thüringen (269,6 km), Bayern (261,9 km), Baden-Württemberg (176,5 km) und Rheinland-Pfalz (266,3 km).
Naturräumliche Gliederung
Hessen gehört in vollem Umfang zur naturräumlichen Großregion deutsches Mittelgebirge. Innerhalb dieser Einstufung erfolgt eine weitere Unterteilung in sogenannte Regionen. In Hessen sind dies das Hessische Bruchschollentafelland, welches den nördlichen, östlichen und zentralen Teil des Landes umfasst, das Grundgebirgsschollenland, zu dem der Westen Hessens mit Taunus und Westerwald gehört, die Oberrheinische Tiefebene mit dem Rhein-Main-Tiefland sowie das Deutsche Schichtstufentafelland, welches in den südöstlichen Teil Hessens hineinragt.
Der Name Hessen entstand durch allmähliche Wortwandlung des Stammesnamens der germanischen Chatten hin zu Hessen.
Im heutigen Bundesland Hessen sind die ehemaligen Territorien der hessischen Fürstentümer Landgrafschaft Hessen (später u. a. Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Hessen-Rotenburg und Hessen-Homburg), der Grafschaft Erbach, des Fürstentums Solms und große Teile des Herzogtums Nassau, der Grafschaft Hanau, der Grafschaft Isenburg, des Fürstentums Waldeck, der Fürstbistümer Mainz und Fulda, sowie der Freien Reichsstädte Frankfurt am Main, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar respektive die ehemaligen Territorien der Nachfolgestaaten vereint.
Die Verfassung für das Land Hessen trat am 1. Dezember 1946 in Kraft und war damit die erste Nachkriegsverfassung eines deutschen Landes. Bereits am 19. September 1945 hatte die Militärregierung der US-amerikanischen Besatzungsmacht mit ihrer Proklamation Nr. 2 „Groß-Hessen“ hergestellt. Mit Gründung der späteren Bundesrepublik Deutschland wurde daraus das Bundesland Hessen.
Die hessischen Dialekte, die zu den rheinfränkischen, also mitteldeutschen Dialektgruppen gehören, sind vielfältig. Das Dialektkontinuum unterscheidet hier zwischen Frankfurter und südhessischen Dialekten, zwischen niederhessischen und oberhessischen sowie osthessischen Mundarten, die noch von der einheimischen Bevölkerung gesprochen werden.
Das Hessische schlechthin, das heißt, die nördlichen Dialekte des Rheinfränkischen, gibt es nicht. Die unterschiedlichen in Hessen (noch) gesprochenen Dialekte gehören zu der mitteldeutschen/westmitteldeutschen Dialektgruppe und weisen in den verschiedenen Landesteilen aufgrund des deutschen Dialektkontinuums starke Unterschiede auf.
Die rheinfränkischen Dialekte werden nördlich der Linie Wiesbaden-Aschaffenburg gesprochen und reichen bis einschließlich Siegen und Kassel im Norden. Im Westteil reicht im Limburger Becken und dem Westerwald vor allem in den ehemals Kurtrierischen Orten der moselfränkische Sprachraum nach Hessen hinein. Südlich davon werden die südlichen Dialekte des Rheinfränkischen gesprochen.
In den Ballungsgebieten sind wegen der hohen Zuwanderungsrate allerdings Dialekte nur noch selten zu hören, es herrscht das Hochdeutsche vor oder es bilden sich moderne städtische Ausgleichssprachen heraus, wie etwa das so genannte Neuhessisch im Rhein-Main-Raum. Im Nordwesten Hessens im Gebiet um Waldeck werden zudem niederdeutsche Dialekte, gesprochen. (Siehe auch: Literatur zur Volkskunde in Hessen unten und Deutscher Sprachatlas.)
Man unterscheidet im heutigen Bundesland Hessen folgende Dialektgruppen:
Hessisch-Nassauische Dialekte, die im Rhein-Main-Neckar-Raum und im unteren Lahngebiet gesprochen werden. Die hessisch-nassauischen Dialekte gehören zum Rheinfränkischen. Mittelhessische Dialekte (= oberhessische Dialekte z.B. Hinterländer Platt, Wittgensteiner Mundart) Niederhessische Dialekte, die im Regierungsbezirk Kassel gesprochen werden. Ostfränkische und Thüringische Dialekte, die im Nordosten an der Landesgrenze zu Thüringen im Werragebiet und in der Rhön an der Grenze zu Bayern und Thüringen als Einsprengsel des Eichsfeldischen und Hennebergischen bzw. Grabfeldischen gesprochen werden. Niederdeutsche Dialekte, genauer gesagt westfälische, nördlich und westlich von Kassel, u. a. in Teilen von Waldeck. Das in Rundfunk und Fernsehen häufiger gebrauchte und irreführend als Hessisch bezeichnete Rhein-Main-Deutsch („Fernsehhessisch“) wird der Vielfalt der in Hessen gesprochenen Dialekte nicht gerecht. Dieser Dialekt unterscheidet sich grundsätzlich von den Dialekten des historischen hessischen Kernbereiches, wie sie heute noch in Nieder-/Nord-, Ober- oder Osthessen vorkommen. Auch der südhessische Dialekt weist deutlich Unterschiede von der in Radio und Fernsehen propagierten Mundart auf und ist wie alle (hessischen) Dialekte heute stark bedrängt.
Durch Hessen führen die international wichtigen Autobahnen 3, 5 und 7, die neben der Erschließung auch erheblichen Transitverkehr abwickeln. Das Frankfurter Kreuz (Kreuzung der Autobahnen 3 und 5) gilt als das Autobahnkreuz mit dem höchsten Verkehrsaufkommen in Europa. Von erheblicher Bedeutung sind daneben auch die Autobahnen 4 (östlicher Teil), 44, 45, 66 und 67. Außerdem gibt es noch eine ganze Reihe weiterer kleinerer Autobahnen und wichtige Bundesstraßen, die teilweise autobahnähnlich ausgebaut sind. Der Bevölkerungsdichte und der Topographie folgend ist das Rhein-Main-Gebiet wesentlich besser erschlossen als die ländlichen Gebiete Hessens.
Eisenbahn
Durch Hessen führen auch sehr viele verkehrlich bedeutende Bahnstrecken. Neben den Schnellfahrstrecken Köln–Frankfurt und Hannover–Würzburg durchqueren fast alle Nord-Süd-Verbindungen und auch die bedeutenden Querverbindungen von Wiesbaden/Mainz über Frankfurt und Hanau nach Fulda bzw. Aschaffenburg sowie von Fulda bzw. Kassel über Bebra nach Eisenach und Erfurt Hessen. Zusammen mit dem Regionalverkehr führt dies auf vielen Strecken zu einer Streckenauslastung, die keine nennenswerte Steigerung mehr zulässt.
Die Region um Frankfurt verfügt mit der S-Bahn Rhein-Main über ein S-Bahn-Netz, welches von zahlreichen Regionalverbindungen ergänzt wird. Dieses ist eingebunden in den Rhein-Main-Verkehrsverbund. Im übrigen Land ist das Schienennetz weit weniger dicht, von wenigen kleineren Stilllegungen abgesehen aber stabil. In Kassel wird seit einigen Jahren durch die RegioTram auch Mischbetrieb erprobt bzw. alte Strecken reaktiviert.
Schifffahrt
Neben dem Rhein, der auf einem längeren Abschnitt die Landesgrenze darstellt, sind auch der Main, der teilweise die Grenze zu Baden-Württemberg bildende Neckar sowie abschnittsweise Lahn, Werra und Fulda schiffbar. Quantitativ bedeutend ist aber nur der Verkehr auf Rhein und Main, wobei im Main die Kostheimer Schleuse die Schleuse mit dem höchsten Verkehrsaufkommen Europas ist.
Luftfahrt
Eindeutig dominierend ist hier der Flughafen Frankfurt am Main. Zwar gibt es in Calden bei Kassel noch einen größeren Flughafen, der künftig auch ausgebaut werden soll, im Verhältnis zu Frankfurt erzielt dieser aber weder im Passagier- noch im Frachtaufkommen nennenswerte Mengen. Daneben gibt es noch eine Reihe an Sportflughäfen. Der von einigen Billigfluggesellschaften angeflogene Flughafen Frankfurt-Hahn liegt etwa 100 km von Frankfurt entfernt in Rheinland-Pfalz.
Radverkehr
Hessen durchzieht ein Netz von Radwegen. Überregional bedeutsam sind unter anderem die neun Radfernwege (R1-R9) sowie der Lahntal-Radweg, der Weserradweg und der Werratal-Radweg. Daneben gibt es eine Vielzahl von regionalen Routen, die wie die Radfernwege vor allem für den Fahrradtourismus von Bedeutung sind.