Historische Ereignisse im heutigen Rheinland-Pfalz vor 1946
Julius Caesar ließ im Gallischen Krieg 55 v. Chr. zwischen Antunnacum (Andernach) und Confluentes (Koblenz) in nur zehn Tagen eine Rheinbrücke erbauen, um eine Strafexpedition gegen die Germanen auf rechtsrheinischem Gebiet durchführen zu können. Zwei Jahre später wiederholte er diesen Brückenbau bei Urmitz. Vorverhandlungen, die eine Teilung des Fränkischen Reiches zur Folge hatten, wurden 843 in der Basilika St. Kastor in Koblenz geführt. Die Ergebnisse wurden noch im selben Jahr im Vertrag von Verdun besiegelt und führten zur Aufspaltung in ein Westfrankenreich, ein Ostfrankenreich sowie in ein Mittelreich namens Lotharingien. Letzteres wurde 855 in der Teilung von Prüm erneut aufgeteilt.
Der Mainzer Johannes Gutenberg erfand um 1440 den Buchdruck mit beweglichen Metall-Lettern. Die neue Drucktechnik revolutionierte die Welt, indem sie die rasche Vervielfältigung von Büchern sowie die schnelle Verbreitung von Wissen in allen Bevölkerungsschichten ermöglichte. Am 17. April 1521 stand Martin Luther vor dem Reichstag zu Worms. Dabei wurde er vor den versammelten Fürsten und Reichsständen verhört und letztmals zum Widerruf aufgefordert. Er lehnte mit den Worten „Hier stehe ich. Gott helfe mir. Ich kann nicht anders!“ ab und wurde daraufhin durch das Wormser Edikt geächtet.
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) wurden weite Teile des heutigen Rheinland-Pfalz verwüstet. So gingen viele Städte in Kurtrier, Kurmainz und der Kurpfalz in Flammen auf oder wurden schwer beschädigt. An Rhein und Mosel wurden viele Burgen, beispielsweise 1689 Burg Stolzenfels, völlig zerstört. Anlass war, dass der französische König Ludwig XIV. nach dem Tode Karls II. als Schwager der Erbin Liselotte von der Pfalz die Kurpfalz beanspruchte.
Nach der Französischen Revolution kam es im Ersten Koalitionskrieg zur Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch französische Truppen. Die Kurfürsten von Kurköln, Kurtrier, Kurmainz und der Kurpfalz mussten fliehen, ihre Kurstaaten - außer Mainz - wurden schließlich 1803 im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses aufgelöst. Im Schutz der französischen Truppen kam es 1793 in Mainz zur Ausrufung der Mainzer Republik, dem ersten Staatswesen auf deutschem Boden, welches auf bürgerlich-demokratischen Grundsätzen beruhte. Bis zum Sturz Napoléons wurden 1798 bis 1814 auf den Gebieten links des Rheins die Départements Rhin-et-Moselle, Saar und Donnersberg eingerichtet. Danach fielen die Gebiete an Preußen (Rheinprovinz), das Großherzogtum Hessen (Rheinhessen), das Herzogtum Oldenburg (Birkenfeld) und das Königreich Bayern (Pfalz).
Der freiheitliche Geist der französischen Revolution blieb aber in vielen Städten noch sehr lange erhalten. Auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße feierten am 27. Mai 1832 etwa 30.000 freiheitsliebende Bürger aus allen Teilen Deutschlands das „Hambacher Fest“. Inzwischen gilt diese Demonstration als Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit und das Hambacher Schloss als die „Wiege der deutschen Demokratie“. An die Bedeutung dieser Epoche für Deutschland erinnert die Straße der Demokratie.
Nach Schaffung des Deutschen Bunds wurden die Festungen Mainz und Landau zu Bundesfestungen ausgebaut. Im preußischen Koblenz entstand die mächtigste der damals gebauten Befestigungssysteme, die Festung Koblenz. Der verlorene Erste Weltkrieg und der Versailler Vertrag von 1918 bedeuteten das Ende der Festungen im heutigen Rheinland-Pfalz und letztendlich deren Schleifung. Nur wenige Festungsteile blieben vollständig erhalten, so beispielsweise die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, da ihre historische Bedeutung und ihr landschaftsprägender Charakter sie vor einer Entfestigung bewahrte, sowie die Zitadelle Mainz.
Das Rheinland wurde von 1918 bis 1930 von französischen Truppen besetzt und entmilitarisiert. In den wirtschaftlich und politisch katastrophalen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg kam es in verschiedenen Städten zu separatistischer Bewegungen und der Gründung der Rheinischen Republik sowie der Autonomen Pfalz. Beide Bewegungen waren aber nur von kurzer Dauer und spätestens mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach Ende der Inflation verschwunden.
Der Nationalsozialismus und der folgende Zweite Weltkrieg veränderte das Leben der Menschen und das Aussehen der Städte sehr einschneidend. Die jüdischen Gemeinschaften wurden fast vollständig ausgerottet. Die Luftangriffe der Alliierten zerstörten die meisten größeren Städte zu 80 % und mehr, da die Bomberflotten die im Westen des Reiches gelegenen Ziele leicht erreichen konnten. Die amerikanischen Streitkräfte erreichten im März 1945 den Rhein und konnten den Fluss erstmalig über die Brücke von Remagen überqueren.
Rheinland-Pfalz war nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der französischen Besatzungszone und entstand aus der ehemals bayerischen Pfalz, aus den Regierungsbezirken Koblenz und Trier der ehemaligen preußischen Rheinprovinz, aus den linksrheinischen Teilen der ehemals zum Volksstaat Hessen gehörigen Provinz Rheinhessen, aus Teilen der preußischen Provinz Hessen-Nassau (Montabaur) und aus dem ehemals oldenburgischen Gebiet um Birkenfeld.
Gemäß den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz ging am 15. Juli 1945 die Besatzungshoheit im Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz von den Amerikanern auf die Franzosen über. Diese gliederten das Gebiet zunächst provisorisch in zwei „Oberpräsidien“, Rheinland-Hessen-Nassau (für die bislang preußischen Regierungsbezirke bzw. Gebiete Koblenz, Trier und Montabaur) und Hessen-Pfalz (für die bisher bayerische Pfalz und das zuvor hessen-darmstädtische Rheinhessen). Das Land Rheinland-Pfalz wurde am 30. August 1946 als letztes Bundesland in den ehemaligen westlichen Besatzungszonen durch Verordnung Nr. 57 der französischen Militärregierung unter General Marie-Pierre Kœnig geschaffen, wodurch historisch und wirtschaftlich zusammengehörige Gebiete (Koblenz-Bonn, Rhein-Main) der ehemaligen preußischen Rheinprovinz und anderer Territorien getrennt wurden. Die französische Regierung wollte sich ursprünglich die Möglichkeit offen lassen, nach der Umwandlung des Saarlandes in ein Protektorat noch weitere linksrheinische Gebiete zu annektieren. Als Amerikaner und Briten jedoch mit der Bildung deutscher Länder vorangegangen waren, gerieten die Franzosen zunehmend unter Druck und folgten schließlich mit den Ländern Baden und Rheinland-Pfalz dem Beispiel der übrigen Westalliierten. Eine Anbindung des Saarlandes an Rheinland-Pfalz untersagte die französischen Militärregierung jedoch. Am 22. November fand im Koblenzer Theater die konstituierende Sitzung der „Beratenden Landesversammlung“ statt, in der ein Verfassungsentwurf erarbeitet wurde. Zuvor hatte es kommunale Wahlen gegeben. Dr. Wilhelm Boden wurde nach kurzer Amtszeit als Oberregierungspräsident von Rheinland-Hessen-Nassau am 2. Dezember von den französischen Besatzungsbehörden zum provisorischen Ministerpräsidenten des neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz ernannt.
Adolf Süsterhennlegte der Beratenden Landesversammlung einen Verfassungsentwurf vor, der nach mehreren Verhandlungen am 25. April 1947 in namentlicher Schlußabstimmung mit der absoluten Mehrheit der CDU und gegen die Stimmen von SPD und KPD verabschiedet wurde. Dazu war es unter anderem deshalb gekommen, weil der Verfassungsentwurf deutlich an Staatstheorien des politischen Katholizismus angelehnt war und unter anderem nach Konfessionen getrennte Schulen vorsah. Am 18. Mai 1947 wurde die Verfassung für Rheinland-Pfalz in einer Volksabstimmung durch 53 Prozent der Wahlberechtigten angenommen. Während der katholische Norden und Westen des neuen Landes die Verfassung mehrheitlich annahm, wurde sie in Rheinhessen und der Pfalz von der Mehrheit abgelehnt. Am gleichen Termin fand auch die erste Wahl zum rheinland-pfälzischen Landtag statt. Die konstituierende Sitzung erfolgte am 4. Juni 1947 im großen Rathaussaal von Koblenz, welches nun die erste Hauptstadt des neuen Landes war. Wilhelm Boden wurde zum ersten Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz gewählt. Schon einen Monat später aber folgte ihm Peter Altmeier in diesem Amt. Der rheinland-pfälzische Landtag beschloss 1950 die Verlegung der Landesregierung von Koblenz nach Mainz.
Ein Gemeinschaftsgefühl entwickelte sich nur sehr zögerlich im „Land aus der Retorte“, das weitgehend ohne Rücksicht auf historisch gewachsene Zugehörigkeiten der Einwohner entstanden war. Ihm wurden wenig Überlebenschancen eingeräumt, zumal es kaum größere industrielle Zentren gab. Einen gewissen Wirtschaftsaufschwung zog die Ansiedlung zahlreicher Militärstützpunkte, sowohl der Alliierten als auch der Bundeswehr, nach sich. 1956 fanden aufgrund von Artikel 29 GG in den damaligen Regierungsbezirken Koblenz, Trier, Montabaur, Rheinhessen und Pfalz Volksbegehren statt, bei denen es um die Angliederung der betreffenden Regionen an Nordrhein-Westfalen, Hessen bzw. Bayern und Baden-Württemberg ging. Alle Volksbegehren außer denen im Regierungsbezirk Pfalz erhielten die erforderliche Mehrheit; doch bis zur endgültigen Durchführung der dadurch notwendigen Volksentscheide zogen fast 20 Jahre ins Land. Bei der Abstimmung vom 19. Januar 1975 wurde in keiner der betroffenen Regionen eine Mehrheit für eine Umgliederung (und auch nicht das notwendige Quorum von 25 Prozent der Stimmberechtigten) erreicht. Damit wurde der Schlussstrich unter eine jahrzehntelange Diskussion gezogen. Lediglich der AKK-Konflikt beschäftigt die Politik bis heute.
Historische Ereignisse in Rheinland-Pfalz nach 1946
In den Tagen vom 8. bis 10. Juli 1948 fand im Berghotel am Koblenzer Aussichtspunkt „Rittersturz“ die so genannte Rittersturz-Konferenz mit allen damaligen deutschen Ministerpräsidenten statt. Die dort gefassten „Koblenzer Beschlüsse“ ebneten den Weg zur Bildung der Bundesrepublik Deutschland.
Eine Kesselwagenexplosion in der BASF ereignete sich am 28. Juli 1948 in Ludwigshafen am Rhein. 207 Menschen starben und 3.818 wurden verletzt; 3.122 Gebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen.
Im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses wurden auf der Raketenbasis Pydna im Hunsrück im Jahr 1986 insgesamt 96 abschussbereite Cruise Missiles mit Atomsprengköpfen stationiert. Der Protest der Bevölkerung gipfelte am 11. Oktober 1986 in einer großen Demonstration, bei der rund 200.000 Menschen angeführt von August Dahl friedlich gegen die Stationierung protestierten. Die zahlreichen Militärstützpunkte zogen auch an anderen Orten des Bundeslands immer wieder Proteste nach sich.
Am 28. August 1988 ereignete sich das Flugtagunglück von Ramstein. Bei dieser Flugzeugkatastrophe starben auf der Air Base Ramstein nach offiziellen Angaben 70 Menschen, weitere 345 wurden schwer verletzt.
Nach 1989 bildete der Abzug zahlreicher Garnisonen, insbesondere der US-Truppen wegen der entspannten Sicherheitslage in Europa, ein ernsthaftes wirtschaftliches Problem für Rheinland-Pfalz.
Mit Andernach, Boppard, Koblenz, Mainz, Speyer, Trier und Worms liegen eine Mehrzahl der ältesten Städte Deutschlands in Rheinland-Pfalz, wobei sich, je nach Lesart, Trier und Worms als „älteste Stadt Deutschlands“ bezeichnen dürfen. Auf einen offiziellen Status berufen kann sich indessen nur Worms, das von der Bundesregierung als deutsches Mitglied des 1994 gegründeten Arbeitskreises der ältesten Städte Europas benannt worden ist. Grund hierfür mag sein, dass sich mit dem keltischen Borbetomagus bereits vor römischer Zeit eine stadtähnliche Siedlung auf Wormser Gebiet befunden hat.