Niedersachsen (saterfriesisch Läichsaksen, plattdeutsch Neddersassen) liegt in Nordwestdeutschland im niederdeutschen Sprachraum. Flächenmäßig ist es das zweitgrößte Land Deutschlands und das größte und bevölkerungsreichste im nördlichen Deutschland. Die Landeshauptstadt und mit Abstand größte Stadt ist Hannover. Von sehr großer Bedeutung für das Land sind ferner die Stadtstaaten Bremen und Hamburg, deren Agglomerationen weit nach Niedersachsen hereinwirken.
Niedersachsen hat im Norden eine natürliche Begrenzung durch die Nordsee und den Unterlauf bzw. den unteren Mittellauf der Elbe. Ausgenommen hiervon sind das Amt Neuhaus, das nordöstlich der Elbe liegt, und die südelbischen Teile Hamburgs. Als Enklave auf dem Landesgebiet liegt das Land Bremen mit den Städten Bremen und Bremerhaven. Im Südosten verläuft die Landesgrenze quer durch den Harz, ein deutsches Mittelgebirge. Der Nordosten und der Westen des Landes – insgesamt rund 3/4 der Landesfläche – gehören zur Norddeutschen Tiefebene, der Süden zum Niedersächsischen Bergland mit dem Weserbergland, Leinebergland, Schaumburger Land, Braunschweiger Land, Untereichsfeld, Elm und Lappwald. Im Nordosten Niedersachsens erstreckt sich die Lüneburger Heide. Während dort ärmere Sandböden der Geest dominieren, finden sich im mittleren Osten und Südosten in der Lössbördenzone äußerst ertragreiche Böden mit hoher natürlicher Fruchtbarkeit. Unter diesen Voraussetzungen (lehm- und sandhaltige Böden) ist das Land landwirtschaftlich gut erschlossen. Im Westen liegen die Grafschaft Bentheim, das Osnabrücker Land, das Emsland, das Oldenburger Land, das Oldenburger Münsterland und – küstennah – Ostfriesland.
Die von Süden/Südosten nach Norden/Nordwesten verlaufenden Flüsse Ems, Weser, Aller und Elbe prägen Niedersachsen.
Der höchste Berg Niedersachsens ist der Wurmberg (971 m) im Harz. Der höchste Berg des Gesamtharzes, der Brocken, liegt nahe der niedersächsischen Grenze in Sachsen-Anhalt. Für weitere Berge siehe: Liste der Berge und Erhebungen in Niedersachsen. Die meisten Berge und Hügel sind im Südosten des Landes zu finden. Der tiefste Geländepunkt ist mit rund zweieinhalb Metern unter dem Meeresspiegel eine Senke bei Freepsum in Ostfriesland.
Der Siedlungs-, Wirtschafts- und infrastrukturelle Schwerpunkt Niedersachsens befindet sich im Bereich der Städte Stadthagen – Hannover – Celle – Braunschweig – Wolfsburg – Hildesheim – Salzgitter und bildet mit dem in Südniedersachsen liegenden Göttingen den Kern der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen.
Regionen
* Altes Land * Ammerland * Braunschweiger Land * Eichsfeld * Elbe-Weser-Dreieck * Emsland * Grafschaft Bentheim * Land Hadeln * Land Wursten * Hannover * Harz * Hildesheimer Börde * Hümmling * Kehdingen * Leinebergland * Lüneburger Heide * Mittelweserregion * Oldenburger Land * Oldenburger Münsterland * Osnabrücker Land * Ostfalen * Ostfriesland * Schaumburger Land * Solling * Südniedersachsen * Wendland * Weserbergland * Wümmeniederung
Klima
Niedersachsen gehört zur gemäßigten Klimazone Mitteleuropas im Bereich der Westwindzone und befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem maritimen Klima in Westeuropa und dem kontinentalen Klima in Osteuropa. Dieser Übergang macht sich innerhalb des Landes deutlich bemerkbar: Während der Nordwesten ein atlantisches (Nordseeküste) bis subatlantisches Klima mit im Jahresverlauf vergleichsweise geringer Temperaturamplitude und einem Wasserbilanzüberschuss aufweist, wird das Klima nach Südosten hin zunehmend kontinentaler beeinflusst. Dies wird an stärkeren Temperaturunterschieden zwischen Sommer- und Winterhalbjahr sowie an geringeren und jahreszeitlich ungleich verteilten Niederschlägen deutlich. Am stärksten ist diese subkontinentale Färbung im Wendland, im Weserbergland (Hameln bis Göttingen) und im Raum Helmstedt ausgeprägt. Im Harz sind die höchsten Niederschläge zu verzeichnen, da der niedersächsische Teil die Luvseite dieses Mittelgebirges darstellt, an der sich unter anderem Steigungsregen entlädt. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8 °C (7,5 °C im alten Land und 8,5 °C im Kreis Cloppenburg).
Nachbarländer
Angrenzende Länder sind Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Kein anderes deutsches Land hat so viele benachbarte Länder.
Niedersachsen hat eine Außengrenze zu den Niederlanden und Anteil an der deutschen Nordseeküste.
Geschichte Niedersachsens vor der Gründung des Landes
Der Name „Niedersachsen“ als Regionsbezeichnung ist sehr alt: Name und Wappen des heutigen Landes greifen auf den germanischen Volksstamm der Sachsen zurück. Dieses Volk drang während der Völkerwanderungszeit ab dem 3. Jahrhundert aus seiner Heimat in Holstein über die Elbe nach Süden vor, wo es sich im heutigen Nordwestdeutschland ausbreitete. Etwa ab dem 7. Jahrhundert hatte es einen Siedlungsraum besetzt, der etwa dem heutigen Niedersachsen und einigen angrenzenden Gebieten wie dem West- und Nordteil Sachsen-Anhalts und Westfalen entsprach. Das Stammesgebiet war in etwa 60 Gaue unterteilt. Die Friesen waren nicht in den Stammesraum einbezogen; sie bewahrten sich über Jahrhunderte in der nordwestlichsten Region des heutigen niedersächsischen Raums ihre Eigenständigkeit.
Die (Ur-)Sprache der einheimischen Bevölkerung ist das Niedersächsische, eine Varietät des Niederdeutschen. Der Zusatz „Nieder-“ stammt bereits aus der frühen Neuzeit (Niedersächsischer Reichskreis) und unterschied das alte Sachsenland von den später aus dynastischen Gründen „(Ober-)Sachsen“ genannten mitteldeutschen Fürstentümern (siehe auch Kurfürstentum Sachsen, Geschichte Sachsens). Ein großer Teil des heutigen Niedersachsens wurde im Heiligen Römischen Reich dem Niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugeordnet: Hochstift Osnabrück, Grafschaft Bentheim, Grafschaft Hoya, Fürstentum Ostfriesland, Fürstentum Verden, Grafschaft Diepholz, Grafschaft Oldenburg, Grafschaft Schaumburg und Grafschaft Spiegelberg.
Geschichtlich besteht eine enge, durch die Personalunion des 18. Jahrhunderts begründete Bindung des Adelshauses in Hannover (Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg) an das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland.
Die enge geschichtliche Verbindung der historischen Teilländer des heutigen Niedersachsens bestand über Jahrhunderte vor allem in dynastischer Hinsicht. Die meisten Vorgängerstaaten des Landes waren Teilfürstentümer des mittelalterlichen welfischen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg. Alle welfischen Fürsten nannten sich in ihren jeweiligen oft zersplitterten und immer wieder vereinigten Fürstentümern Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg. Mit der Zeit blieben zwei Fürstentümer übrig: das Königreich Hannover und das Herzogtum Braunschweig (nach 1919 Freistaaten/Länder). Bis zuletzt bewahrten das Großherzogtum Oldenburg und das Fürstentum Schaumburg ihre staatliche Autonomie (nach 1919 Freistaaten/Länder). Geografisch bildeten diese Länder Enklaven der welfischen Länder: Das Kerngebiet des Oldenburger Landes war nahezu vollständig von hannoverschem Gebiet umschlossen; ähnlich verhielt es sich mit dem Fürstentum Schaumburg-Lippe. Diese geografisch und auch teilweise institutionell schon früh miteinander verzahnten Länder sind die Vorläufer des heutigen Landes Niedersachsen.
Geschichte Niedersachsens als Land
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag das heutige Niedersachsen größtenteils in der britischen Besatzungszone. Mit der Verordnung Nr. 46 der britischen Militärregierung vom 23. August 1946 „Betreffend die Auflösung der Provinzen des ehemaligen Landes Preußen in der Britischen Zone und ihre Neubildung als selbständige Länder“ wird auf dem Gebiet der preußischen Provinz Hannover zunächst das Land Hannover gebildet.
Am 8. November 1946 begründete die Verordnung Nr. 55 der britischen Militärregierung rückwirkend zum 1. November 1946 das Land Niedersachsen mit der Hauptstadt Hannover. Es entstand aus der Vereinigung der Länder Braunschweig, Freistaat Oldenburg und Schaumburg-Lippe mit dem zuvor gebildeten Land Hannover. Dabei gab es Ausnahmeregelungen:
* Im Land Braunschweig fielen der östliche Teil des Landkreises Blankenburg sowie die Exklave Calvörde des Landkreises Helmstedt an die sowjetische Besatzungszone und wurden später in das Land Sachsen-Anhalt integriert.
* Im Land Hannover fielen das Amt Neuhaus sowie die Ortschaften Neu Bleckede und Neu Wendischthun an die sowjetische Besatzungszone und damit an die spätere DDR. Sie wurden erst 1993 nach Niedersachsen rückgegliedert. Die im damaligen Regierungsbezirk Stade gelegene Großstadt Wesermünde wurde 1947 in Bremerhaven umbenannt und in das neue Bundesland Bremen eingegliedert.
Am 9. Dezember 1946 trat der erste niedersächsische Landtag zusammen. Er war nicht gewählt, sondern von der britischen Besatzungsverwaltung eingesetzt (Ernannter Landtag). Am gleichen Tag wählte er Hinrich Wilhelm Kopf (SPD), den vormaligen hannoverschen Regierungspräsidenten, zum ersten Ministerpräsidenten.
Wichtigstes Problem der ersten Nachkriegsjahre war die große Zahl von Flüchtlingen, die in dem großen Flächenland Zuflucht suchten. Niedersachsen lag am westlichen Ende der direkten Fluchtroute aus Ostpreußen und hatte die längste Grenze zur sowjetischen Besatzungszone. Noch 1950 fehlten nach offiziellen Zahlen rund 730.000 Wohnungen.
Während der Zeit der innerdeutschen Teilung wurde über den niedersächsischen Kontrollpunkt Helmstedt, der sich von 1945 bis 1990 zum größten europäischen Grenzübergang entwickelte, die Hauptlast des Transitverkehrs nach West-Berlin abgewickelt.
Wirtschaftlich prägend für das Land wurde der Volkswagen-Konzern, der 1945 zunächst unter britischer Aufsicht mit der Produktion von Zivilfahrzeugen begann und 1949 in den Besitz des Bundes und des Landes Niedersachsen überging. Insgesamt zählte Niedersachsen mit seiner großen, ländlich geprägten Fläche und seinen wenigen städtischen Zentren lange zu den strukturschwachen Regionen der Bundesrepublik. 1960 waren 20 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt. Im übrigen Bundesgebiet lag dieser Wert bei 14 %. Auch in wirtschaftlich günstigen Zeiten blieb die Arbeitslosenquote in Niedersachsen konstant höher als im Bundesdurchschnitt.
Die Auseinandersetzungen um das Atommülllager Gorleben spielen in der niedersächsischen Landes- ebenso wie in der Bundespolitik seit Ende der 1970er Jahren eine wichtige Rolle.
Am 1. Juni 1993 trat die neue Verfassung des Landes in Kraft, die die „Vorläufige Niedersächsische Verfassung“ von 1951 ablöste. Sie ermöglicht erstmals Volksbegehren und Volksentscheide und verankert den Umweltschutz als Staatsgrundsatz.
Das ehemals hannoversche Amt Neuhaus mit den damaligen Gemeinden Dellien, Haar, Kaarßen, Neuhaus (Elbe), Stapel, Sückau, Sumte und Tripkau sowie die Ortsteile Neu Bleckede, Neu Wendischthun und Stiepelse der Gemeinde Teldau und das historisch-hannoversche Gebiet im Forstrevier Bohldamm in der Gemeinde Garlitz wurden mit Wirkung vom 30. Juni 1993 vom Land Mecklenburg-Vorpommern zum Land Niedersachsen (Landkreis Lüneburg) ausgegliedert. Aus diesen Gemeinden wurde am 1. Oktober 1993 die neue Gemeinde Amt Neuhaus gebildet.
Zum 1. Januar 2005 wurden die vier Regierungsbezirke, in die Niedersachsen bis zu diesem Zeitpunkt gegliedert war, aufgelöst. Dies waren die Regierungsbezirke Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Weser-Ems. Der Regierungsbezirk Braunschweig war aus der Zusammenlegung des Verwaltungsbezirks Braunschweig mit Teilen des ehemaligen Regierungsbezirks Hildesheim und Teilen des „alten“ Regierungsbezirks Lüneburg, der „neue“ Regierungsbezirk Hannover aus der Zusammenlegung des „alten“ Regierungsbezirks Hannover mit Teilen des ehemaligen Regierungsbezirks Hildesheim, der „neue“ Regierungsbezirk Lüneburg aus der Zusammenlegung des größten Teils des „alten“ Regierungsbezirks Lüneburg mit dem ehemaligen Regierungsbezirk Stade, der Regierungsbezirk Weser-Ems aus der Zusammenlegung des Verwaltungsbezirks Oldenburg (Oldb) mit den ehemaligen Regierungsbezirken Aurich und Osnabrück entstanden. Anstelle der Bezirksregierungen wurden für besondere Aufgaben Regierungsvertretungen an den Standorten Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Oldenburg eingerichtet.
Der letzte Regierungswechsel erfolgte am 4. März 2003 nach den Landtagswahlen am 2. Februar 2003. Damals erlitt die SPD eine schwere Niederlage und verlor ihre Regierungsmehrheit. Wahlsieger war die CDU, die mit ihrem Spitzenkandidaten Christian Wulff den Ministerpräsidenten in einer Koalition mit der FDP stellt.
Diese Koalition wurde trotz Verlusten bei der Landtagswahl am 27. Januar 2008 bestätigt. Bei dieser Wahl zog erstmals die Partei Die Linke in den niedersächsischen Landtag ein.
Die Ministerpräsidenten von Niedersachsen seit 1946: 1946–1955: Hinrich Wilhelm Kopf SPD 1955–1959: Heinrich Hellwege DP 1959–1961: Hinrich Wilhelm Kopf SPD 1961–1970: Georg Diederichs SPD 1970–1976: Alfred Kubel SPD 1976–1990: Ernst Albrecht CDU 1990–1998: Gerhard Schröder SPD 1998–1999: Gerhard Glogowski SPD 1999–2003: Sigmar Gabriel SPD 2003–heute: Christian Wulff CDU
Siehe auch:
* Wahlergebnisse und Landesregierungen seit 1947 * Kabinett Wulff II
Die nächste Landtagswahl findet wahrscheinlich Anfang 2013 statt.
Im Bundesrat hat Niedersachsen sechs Stimmen, die höchst mögliche Anzahl, ebenso wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Vertreten wird Niedersachsen durch den Ministerpräsidenten Christian Wulff, seinen Stellvertreter, Wirtschaftsminister Walter Hirche, Finanzminister Hartmut Möllring, Innenminister Uwe Schünemann, Justizminister Bernd Busemann und Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen.
62 Abgeordnete vertreten die niedersächsischen Bürgerinnen und Bürger im Deutschen Bundestag: 27 von der SPD, 21 von der CDU, sechs von der FDP, fünf von Bündnis 90/Die Grünen sowie drei von der Linkspartei.
Dem Europäischen Parlament gehören zehn Abgeordnete aus Niedersachsen an: fünf von der CDU, zwei von der SPD und jeweils einer von FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Linkspartei.
Im Zuge der kommunalen Neugliederung/Gebietsreform in den 1960er bis 1980er Jahren ist die Zahl der kreisfreien Städte von 16 auf 9 und die der Landkreise von 60 auf 38 reduziert worden. Folgende kreisfreien Städte wurden in Landkreise eingegliedert: Celle, Cuxhaven, Goslar, Göttingen, Hameln, Hildesheim und Lüneburg. Folgende Landkreise wurden aufgelöst: Alfeld (Leine), Aschendorf-Hümmling, Bersenbrück, Blankenburg, Braunschweig, Bremervörde, Burgdorf, Duderstadt, Einbeck, Fallingbostel, Gandersheim, Grafschaft Hoya, Grafschaft Schaumburg, Hildesheim-Marienburg, Land Hadeln, Lingen, Melle, Meppen, Münden, Neustadt am Rübenberge, Norden, Schaumburg-Lippe, Soltau, Springe, Wesermünde, Wittlage, Wittmund und Zellerfeld. Der Landkreis Wittmund ist 1980 wieder eingerichtet worden. 2001 wurden der Landkreis Hannover und die kreisfreie Stadt Hannover zur Region Hannover zusammengeführt.
Zum 1. Januar 2005 wurden die Regierungsbezirke Braunschweig, Hannover, Lüneburg und Weser-Ems aufgehoben und ihre Behörden, die Bezirksregierungen, aufgelöst. Die Zuständigkeiten der Bezirksregierungen wurden auf andere Landesbehörden und Körperschaften umverteilt.
Verwaltungsgliederung
Das Land ist in 164 Städte, 54 Flecken und 804 Gemeinden (davon 735 in Samtgemeinden) sowie 25 gemeindefreie Gebiete unterteilt, die insgesamt 37 Landkreise, eine Region und 8 kreisfreie Städte bilden (Stand: 30. November 2007).
Landkreise und Region
Niedersachsen besteht zurzeit aus folgenden Landkreisen und einer Region:
Im Vergleich mit dem BIP der EU, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreicht Niedersachsen einen Index von 101,4 (EU27: 100, Deutschland: 115,2) (2005).[3] Damit liegt Niedersachsen knapp über dem EU-Durchschnitt, aber deutlich unter dem Wert Deutschlands.
2007 betrug die Wirtschaftsleistung im Bundesland Niedersachsen gemessen am BIP 206 Milliarden Euro.
Industrie
Das industrielle Zentrum Niedersachsens befindet sich im Raum Hannover-Braunschweig/Wolfsburg mit mehreren Automobilwerken – darunter das Hauptwerk von Volkswagen in Wolfsburg und dessen Großraumfahrzeugabteilung mit Hauptsitz in Hannover – und mit der in Peine und Salzgitter ansässigen Stahlindustrie. Braunschweig ist außerdem ein bedeutender Wissenschaftsstandort.
Messe
Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sind die in Hannover stattfindenden Messen wie z. B. CeBIT und Hannover Messe.
Strukturförderung
Die wirtschaftliche Schwerpunktregion Niedersachsens liegt im Raum Hannover. Die europäische Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen dient der weiteren Stärkung dieser wirtschaftlich starken Region. Demgegenüber gehören insbesondere die großräumigen, ländlichen Bereiche im Nordosten und im Westen Niedersachsens, also das Emsland, das Oldenburger Land, das Elbe-Weser-Dreieck, die Lüneburger Heide, die Mittelweserregion und Teile der Küstenregion, seit langem zu den strukturschwachen Räumen – diese Bereiche grenzen teilweise direkt an das Bundesland Bremen mit den Großstädten Bremen und Bremerhaven. Eine Ausnahme bildet – als ländliche Region außerhalb des Raumes Hannover mit Wirtschaftswachstum – das Oldenburger Münsterland. Es gibt inzwischen eine Anzahl von Projekten, um die wirtschaftliche Lage in den strukturschwachen Gebieten zu verbessern. Dazu gehören:
* Die aus Mitteln der örtlichen Wirtschaft mitfinanzierte Emslandautobahn A 31, die von Ostfriesland durch das Emsland nach Bottrop ins westliche Ruhrgebiet führt. * Die Küstenautobahn A 22, die von Schleswig-Holstein durch den geplanten Elbtunnel bei Stade und den Wesertunnel bei Dedesdorf die A 29 zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven kreuzen und im Raum Westerstede an die A 28 anschließen soll. * Mehrere Ethen-Pipelines, die die Chemiestandorte in Nordrhein-Westfalen mit denen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein verbinden und in Niedersachsen insbesondere den Produktionsstandorten Stade und Wilhelmshaven zu Gute kommen sollen. * Der Containerhafen JadeWeserPort in Wilhelmshaven, der als einziger deutscher Seehafen auch von den größten Containerschiffen künftiger Generationen angelaufen werden können wird.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft findet in Niedersachsen sehr unterschiedliche Bedingungen vor. Die Böden in der Hildesheimer Börde und zwischen Harz und Mittellandkanal zeichnen sich durch sehr hohe Bodenzahlen aus und eignen sich besonders für den Anbau von Zuckerrüben und Getreide. In der Lüneburger Heide ist der Boden karg; Hauptprodukte sind Kartoffeln und als Spezialität Spargel. In den Marschgebieten an der Küste dominiert hingegen die Viehzucht.
Neben Getreide werden Raps, Zuckerrüben, Salat (speziell Eisbergsalat), Kohl, Möhren (Mohrrüben, Karotten) und dank des sandhaltigen Bodens Spargel in Teilen des Landes angebaut. Bekannt ist auch die niedersächsische Grünkohlkultur (in südöstlichen Regionen auch die Variante Braunkohl). Neben dem Gemüseanbau und der Viehzucht ist der Obstanbau (speziell im Norden, Altes Land) ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Wirtschaft an der Küste
An der Küste spielt die Hafenwirtschaft eine bedeutende Rolle, während die Bedeutung des Schiffbaus abgenommen hat.
Bundeswehr als Wirtschaftsfaktor
Die Bundeswehr wird auch künftig ein wichtiger Arbeitgeber in Niedersachsen sein. Mit über 55.000 Soldaten und zivilen Beschäftigten wird Niedersachsen nach der geplanten Bundeswehrreduzierung das Bundesland mit der größten Zahl von Bundeswehrbediensteten sein.
Der Truppenübungsplatz Bergen Bergen-Hohne im Südteil der Lüneburger Heide ist mit 284 km² der größte Truppenübungsplatz in Europa. Er wurde ab 1935 von der deutschen Wehrmacht eingerichtet und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 von den britischen Besatzungstruppen übernommen und kontinuierlich erweitert. Seit den 1960er Jahren wird das Areal zudem von der Bundeswehr und Streitkräften der NATO genutzt.
Energiewirtschaft
An drei Standorten in Niedersachsen finden sich in Betrieb befindliche Kernkraftwerke: bei Lingen, bei Grohnde und bei Nordenham. Darüber hinaus hat Niedersachsen die größten Erdgasvorkommen Deutschlands. In der Küstenregion finden sich besonders gute Bedingungen für Windkraftanlagen.
Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr ist insbesondere die Nordseeküste mit Schwerpunkten im sogenannten „Cuxland“ und auf den Ostfriesischen Inseln. Wichtige Fremdenverkehrsorte sind hier Cuxhaven (mit seinen Stadtteilen Duhnen, Döse und Sahlenburg), die Samtgemeinde Land Wursten und Otterndorf an der Elbmündung. Weitere wichtige Seebadeorte befinden sich in Butjadingen, im oldenburgischen Friesland und an der ostfriesischen Küste.
Binnenland
Weitere Anziehungspunkte sind der Harz, die Städte Hannover, Braunschweig, Osnabrück, Lüneburg, Celle und Wolfsburg mit der Autostadt, das Eichsfeld, das Weserbergland und das Leinebergland, die Lüneburger Heide, das Wendland, die Wümmeniederung, das Steinhuder Meer, der Dümmer, das Alte Land, das Elbetal und die weiteren Flüsse Aller, Leine, Ems, Hunte und Weser. Das Brauchtum umfasst unter anderem Grünkohlessen und Schützenfeste.
Landgebundener Verkehr Entsprechend der Bevölkerungsverteilung befindet sich ein Schwerpunkt des Verkehrsnetzes im südöstlichen Niedersachsen mit den Zentren Hannover, Braunschweig, Hildesheim und Salzgitter. In diesem Raum kreuzen sich Verkehrsströme (Eisenbahnen sowie die Autobahnen 2 und 7/27) vom Ruhrgebiet nach Berlin und von Süddeutschland an die Küste. Weitere wichtige Verkehrsachsen in Form von Eisenbahn und Autobahn verlaufen vom Ruhrgebiet über Osnabrück, Bremen nach Hamburg (Rollbahn und A 1 (Hansalinie)), vom Ruhrgebiet nach Emden (Bahnstrecke Münster—Emden, A 31/Emslandautobahn) sowie von Amsterdam über Osnabrück nach Hannover (A 30 und A 2, Bahnstrecke Amsterdam—Berlin).
Flugverkehr
Die für das Land wichtigsten Luftdrehkreuze sind der Flughafen Hannover-Langenhagen (HAJ) sowie die außerhalb Niedersachsens gelegenen Flughäfen Bremen (BRE) in Bremen), Hamburg (HAM) in Hamburg und Münster/Osnabrück (FMO) in Greven in Nordrhein-Westfalen.
Schifffahrt
Größte Seehäfen sind Wilhelmshaven, Nordenham, Emden, Cuxhaven und Brake. Wichtigste Binnenwasserstraßen sind der Mittellandkanal, die Weser, die Elbe und die Ems.
Bedeutende wissenschaftliche Standorte sind Braunschweig, Göttingen, und Hannover mit der Technischen Universität Braunschweig, der Georg-August-Universität Göttingen, der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, der Medizinischen Hochschule Hannover und der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Weitere wichtige wissenschaftliche Einrichtungen sind die Universität Osnabrück, die Fachhochschule Osnabrück, die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg in Oldenburg, die Technische Universität Clausthal, die Leuphana-Universität Lüneburg, die Universität Hildesheim und die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.
Die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven ist die größte Fachhochschule des Landes.
Niedersachsen war schon immer ein Durchgangsland, das zudem in kulturellen Dingen eine große regionale Differenzierung aufweist und fließende Übergänge insbesondere nach Westfalen zeigt. Daher ist es schwierig, verallgemeinernd von „den Niedersachsen“ zu sprechen. Allerdings weisen die meisten lange ansässigen Bevölkerungsteile Gemeinsamkeiten auf wie beispielsweise den ursprünglichen Gebrauch der niederdeutschen Sprache. Gemeinsam sind auch bestimmte Aspekte der vorherrschenden traditionellen Architektur und Bauweise von Gebäuden (Niedersachsenhaus). Da Niedersachsen ein in weiten Teilen ländliches Land ist, wiegen in Lebenseinstellung und Mentalität häufig – unabhängig von politischer Präferenz – eher konservativere Grundeinstellungen vor. Im Saterland existiert eine alteingesessene friesische Sprachminderheit.
Zuwanderung
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Niedersachsen eines der Hauptansiedlungsgebiete für Heimatvertriebene aus (nach Personenzahl absteigend geordnet) Schlesien, Ostpreußen, Pommern und dem Sudetenland. Nach der letzten entsprechend aufgeschlüsselten Zählung waren 30 % der Einwohner Niedersachsens Vertriebene, Flüchtlinge oder Kinder aus entsprechenden Familien. Durch die vielen Industriebetriebe im Raum Hannover-Braunschweig-Salzgitter-Wolfsburg entstand während des Wirtschaftswunders ein hoher Bedarf an Arbeitskräften, weswegen man viele Gastarbeiter aus Italien, Spanien und der Türkei anwarb, die häufig in Niedersachsen blieben. Seit dem Ende des Kalten Krieges kamen Aussiedler und Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion und aus Polen ins Land.
Religionen
Wichtigste Konfessionen sind die evangelischen Kirchen (51,6 % der Bevölkerung) und die römisch-katholische Kirche (17,8 % der Bevölkerung). Über 30 % der Bevölkerung bekennen sich zu keiner dieser beiden Religionsgemeinschaften. (Statistik der EKD, Stand 31. Dezember 2005)
Protestantismus
Der größte Teil Niedersachsens ist ursprünglich durch die Evangelisch-lutherische Kirche geprägt. Landeskirchen existieren als Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe, Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig und Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg. Die Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland hat eine große Bedeutung in Ostfriesland und der Grafschaft Bentheim und verfügt über eine eigene landeskirchliche Organisation. In der gleichen Region gibt es noch evangelisch-altreformierte Kirchen.
Neben den protestantischen Landeskirchen wirken auch viele evangelische Freikirchen im Bereich des Landes Niedersachsen. Die älteste unter ihnen ist die Mennonitenkirche. Ihre Wurzeln reichen in die Reformationszeit und hier in die Täuferbewegung zurück. Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) besitzt in Niedersachsen drei Landesverbände: den Landesverband Niedersachsen-Ostwestfalen-Sachsen-Anhalt, Baptisten im Nordwesten und den Landesverband Norddeutschland. Eine niedersächsische Wurzel haben die Gemeinden der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Weitere Freikirchen in Niedersachsen sind u. a. die Evangelisch-methodistische Kirche, die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten und der Bund Freier evangelischer Gemeinden.
Katholizismus
Das Emsland, das Oldenburger Münsterland, die Stadt Twistringen, das Untereichsfeld, die sog. Stiftsdörfer des Hochstifts Hildesheim und manche Dörfer im ehemaligen Hochstift Osnabrück sind traditionell katholisch geprägt. Die römisch-katholischen Gemeinden gehören zu den Bistümern Hildesheim und Osnabrück (beides Suffraganbistümer des Erzbistums Hamburg), zum Bistum Münster (Suffraganbistum des Erzbistums Köln) und zum Erzbistum Paderborn. Durch die Ansiedlung von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg und durch den Zuzug von Spätaussiedlern existieren jedoch mittlerweile große Gemeinden der jeweils anderen großen christlichen Konfession in früher nahezu rein-konfessionell geprägten Regionen.
Islam
Nach dem Krieg kam es zur Bildung von islamischen Gemeinden vor allem für türkischstämmige Einwohner. Die meisten Moscheegemeinden gehören zur D0T0B oder zur IGMG. Daneben besitzen die Aleviten eine starke Stellung. Es bestehen noch weitere Gemeinden, unter anderem schiitische Gemeinden und Moscheevereine der Ahmadiyya Muslim Dschamaat.
weitere Gruppen
Wie in ganz Deutschland kam es in den letzten Jahrzehnten zu einer Vielzahl von Kirchenaustritten. Durch den Zuzug vieler Menschen jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion verzeichnen die jüdischen Gemeinden seit 1990 ein verstärktes Wachstum. Die in Niedersachsen lebenden neuapostolischen Christen werden von vier Apostelbereichen betreut, d. h. von Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und einem eigenen kleinen Bereich Niedersachsen.
Amtssprache ist Deutsch. Die Minderheitensprache Saterfriesisch und die Regionalsprache Niederdeutsch sind nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen besonders geschützt und zum Amtsgebrauch zugelassen.
Umgangssprache
Heutige Situation
Heute wird in Niedersachsen vornehmlich Hochdeutsch gesprochen. Bis ins 19. Jahrhundert spielte das Hochdeutsche in Niedersachsen nur als Schriftsprache eine Rolle. Im Lauf des 19. und 20. Jahrhunderts fand der Prozess der Ablösung der bisherigen in Niedersachsen gesprochenen Sprachen durch das Hochdeutsche statt. Dabei bestand lange neben dem „reinen“ Hochdeutsch eine Sprachform, die durch ein starkes niederdeutsches Substrat geprägt war; diese Sprachform ist in ihrer extremen Form als Missingsch bekannt. Heute ist diese „Zwischenform“ aber noch bedrohter als das Niederdeutsche.
Außer dem Hochdeutschen ist auch noch das Saterfriesische und das Niedersächsische in Ostfriesland lebendig. Besonders bedroht ist das ostfälische Niederdeutsch, das in der Region Hannover wohl schon ausgestorben ist. Die Aussprache des Ostfälischen gilt als Grundlage der modernen Aussprache des Hochdeutschen, wie sie in Niedersachsen, teilweise aber inzwischen auch in anderen Bundesländern, üblich ist. Dabei gibt es aber feine Unterschiede zwischen der ostfälischen Aussprache, wie sie im Hochdeutsch der mittleren und älteren Generation in Südostniedersachsen noch zu hören ist, und dem sich heute bundesweit verbreitenden Medien-Hochdeutsch.
Als Schriftsprache dienen in Niedersachsen seit dem 16. Jahrhundert Hochdeutsch sowie im westlichen Ostfriesland und der Grafschaft Bentheim Niederländisch, seit Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch Hochdeutsch.
Traditionelle Situation
Bevor sich das Hochdeutsche durchsetzte, wurden in Niedersachsen vornehmlich niederdeutsche Dialekte gesprochen. Diese Dialekte sind heute als Plattdeutsch bekannt. Die einzelnen niedersächsischen Ortsdialekte werden von ihren Sprechern Platt genannt, wie auch viele Dialekte in der Mitte Deutschlands.
Außer dem Niedersächsischen gab es folgende Sprachen in Niedersachsen: die Ostfriesische Sprache, von der bis heute nur noch das Saterfriesische in der Gemeinde Saterland überlebt hat, Erzgebirgisch im Oberharz (aufgrund von Einwanderung von Bergleuten im Mittelalter), Nordthüringisch am Südrand des Harzes, bis ins 17. Jahrhundert auch Wendländisch im Wendland. Seit dem 18. Jahrhundert gab es außerdem eine kleine pfälzischsprachige Gruppe in Veltenhof, seit 1931 ein Stadtteil Braunschweigs.
„Plattdeutsch“
Die niederdeutschen Dialekte in Niedersachsen können vier Dialektgruppen zugeordnet werden: Ostniederdeutsch im Wendland, Ostfälisch im Südosten, Westfälisch in Osnabrück und im südlichen Landkreis Osnabrück sowie Nordniedersächsisch im übrigen Land. Das Nordniedersächsische lässt sich noch in das Westniedersächsische und das übrige Nordniedersächsische teilen. Hervorzuheben ist das Ostfriesische Platt, das durch sein friesisches Substrat Besonderheiten aufweist und im Vergleich zu anderen niederdeutschen Dialekten am wenigsten vom Aussterben bedroht ist.
Sprachen von Zuwanderern
Die am weitesten verbreiteten Sprachen von Zuwanderergruppen sind russisch, türkisch, kurdisch und polnisch, ferner werden noch italienisch, serbisch, kroatisch, albanisch und griechisch von großen Zuwanderergruppen gesprochen, außerdem bedingt durch Truppenstationierungen im Rahmen der NATO englisch.
Baugeschichtlich bedeutsam in Niedersachsen war die Epoche der Renaissance, die sich in vielen Bauten im Stil der Weserrenaissance widerspiegelt. Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die Gärten in Herrenhausen in Hannover – die einzig erhaltenen und nie veränderten Barockgärten der Welt.
In Osnabrück finden sich viele Gebäude des Klassizismus und der Zeit des Rokoko. Sehenswürdigkeiten sind die Altstadt mit Dom und dem Rathaus des Westfälischen Friedens, zahlreiche Steinwerke wie der Ledenhof und Fachwerkhäuser. Auch Niedersachsens größtes Barockschloss, das Schloss Osnabrück, und mit St. Katharinen das höchste mittelalterliche spätgotische Bauwerk sind hier zu sehen.
Von baugeschichtlicher und kunsthistorischer Bedeutung ist die Doppelanlage von Schloss und Benediktinerabtei Iburg in Bad Iburg. Sie weist im Rittersaal mit der Arbeit von Andrea Alovisii die einzig erhaltene Deckenmalerei in perspektivischer Scheinarchitektur nördlich der Alpen auf.
Bildende Kunst
Niedersachsen hat seit dem 19. Jahrhundert bedeutende Künstler von internationalem Rang hervorgebracht. Der populärste ist wohl Wilhelm Busch, der durch seine Bildergeschichten bekannt wurde. Weniger bekannt ist sein Werk als Landschaftsmaler: Er schuf mehr als 1.000 Gemälde, die aber erst posthum veröffentlicht wurden.
1895 kaufte der Künstler Heinrich Vogeler den Barkenhoff in Worpswede und gründete damit die Künstlerkolonie Worpswede. Diese war Heimat namhafter Künstler des deutschen Impressionismus und des Expressionismus. Die bekanntesten Künstler der ersten Generation der Kolonie waren:
* Fritz Mackensen, Maler * Paula Modersohn-Becker, Malerin * Otto Modersohn, Maler * Fritz Overbeck, Maler * Heinrich Vogeler, Maler * Clara Westhoff, Malerin * Hans am Ende, Maler * Richard Oelze, Maler * Rainer Maria Rilke, Lyriker
Zwischen den 1920er und 1930er Jahren war der hannoversche Maler und Lyriker Kurt Schwitters in Niedersachsen tätig. Er ist der Erfinder der Merzkunst, die als Weiterentwicklung des Dadaismus gilt. Schwitters bezeichnete sich selbst nicht als Dadaist sondern als Merzkünstler, arbeitete jedoch zeitweise eng mit den Berliner Dadaisten zusammen. Seine bekanntesten Gedichte sind „An Anna Blume“ und die „Sonate in Urlauten“. Von den Nationalsozialisten als „entartet“ eingestuft, flüchtete der Künstler 1937 und kehrte nie mehr in seine Heimatstadt zurück. Eine Rekonstruktion seines berühmten Merzbaus ist im Sprengel-Museum in Hannover zu besichtigen.
Ebenfalls große Bekanntheit erlangte der jüdische Maler Felix Nussbaum (1904–1944). Als Maler der Neuen Sachlichkeit zählte er zur „Verschollenen Generation“ der um 1900 Geborenen. Viele seiner Werke thematisieren den Holocaust, dem er 1944 selbst zum Opfer fiel.
Der 1940 geborene Neodadaist, Performance- und Konzeptkünstler Timm Ulrichs erlangte internationale Bekanntheit. Er war unter anderem 1977 auf der documenta 6 vertreten. Im Jahr 2001 erhielt er den Niedersächsischen Staatspreis.
Niedersachsen verfügt über zwei Kunsthochschulen: die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und die Hochschule für Musik und Theater Hannover. Darüber hinaus existieren an der Fachhochschule Hannover ein auslaufender Fachbereich „Bildende Kunst“ und an der Fachhochschule Ottersberg die Studiengänge „Kunst im Sozialen. Kunsttherapie“, „Theater im Sozialen“ und „Freie Bildende Kunst“.
Museen und Kunstinstitutionen
Wichtige Museen und Kunstinstitutionen sind:
* Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück * Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück * Braunschweigisches Landesmuseum * Herzog Anton Ulrich-Museum * Naturhistorisches Museum (Braunschweig) * Niedersächsisches Landesmuseum in Hannover * Sprengel-Museum Hannover * Kunstverein Hannover * Kestner-Gesellschaft in Hannover * Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim * Halle für Kunst Lüneburg * Kunstverein Wolfsburg * Kunstmuseum Wolfsburg * Kunstverein Braunschweig * Kunsthalle Wilhelmshaven * Kunsthalle Emden * Niedersächsisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg * Horst-Janssen-Museum Oldenburg
Organisatorisch sind die niedersächsischen Sportvereine eng mit denjenigen aus dem Land Bremen verzahnt.
Handball
Niedersachsen beheimatet zwei Handballvereine der 1. Bundesliga: die HSG Nordhorn und den Wilhelmshavener HV. In der 2. Handball-Bundesliga spielen die SG Achim/Baden, die HSG Varel, der OHV Aurich, der TSV Hannover-Anderten, der TSV Hannover-Burgdorf und Eintracht Hildesheim (Stand: Saison 2007/2008).
Fußball
In der 1. Fußball-Bundesliga spielen die Fußballvereine Hannover 96 und der VfL Wolfsburg, in der 2. Fußball-Bundesliga der VfL Osnabrück und in der neugegründeten 3. Profiliga Eintracht Braunschweig, Kickers Emden und die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg. Populär ist daneben im Bremer Umland der SV Werder Bremen, der jedoch nicht aus Niedersachsen kommt, sowie der HSV im Umland Hamburgs.
Im Frauenfußball spielt ebenfalls der VfL Wolfsburg erstklassig.
Basketball
In der ersten Basketball-Bundesliga ist Niedersachsen durch die Artland Dragons (Quakenbrück), BG 74 Göttingen, die EWE Baskets Oldenburg und die New Yorker Phantoms Braunschweig vertreten. In der 2. Bundesliga Pro A spielen die Cuxhaven BasCats, in der 2. Bundesliga Pro B die Spot Up Medien Baskets Braunschweig und die Wolfenbüttel Dukes (Stand: Saison 2007/2008).
Eishockey
Im Raum Hannover haben die Hannover Scorpions und die Hannover Indians ihre Heimat. Außerdem bekannt sind die Grizzly Adams Wolfsburg.
Wassersport
An der Küste wie auch an den großen Seen und Flüssen ist der Wassersport ebenso populär wie das Angeln. Cuxhaven ist lagebedingt eine traditionsreiche Stätte des Segelns; so war es auch mal Anlegehafen des Tall Ships' Race.
Pferdesport
Der Raum Verden (Aller), das Osnabrücker Land (hier insbesondere Hagen a. TW. und Ankum), das Oldenburger Land und das Celler Land sind bekannt als Zentren des Reitsports.
Rugby
Hannover ist eine Hochburg des Rugby. Seit 1909 wurden insgesamt 62 der 83 ausgetragenen Deutschen Meisterschaften von hannoverschen Vereinen gewonnen. Spitzenreiter ist der TSV Victoria Linden mit 20 Meistertiteln. Von 1909 bis 2005 trat – mit Ausnahme von 1913 – ein hannoverscher Verein in jedem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft an.
Sonstige Sportarten
Niedersachsen bietet sich zum Wandern und Radfahren an. In Ostfriesland, im Emsland und im Ammerland ist das Boßeln heute noch populär.