Der Landkreis Holzminden ist ein Landkreis im Süden von Niedersachsen. Er grenzt im Westen an die nordrhein-westfälischen Kreise Höxter und Lippe, im Norden an den Landkreis Hameln-Pyrmont und an den Landkreis Hildesheim und im Osten und Süden an den Landkreis Northeim.
Der Landkreis Holzminden wurde 1833 durch Gesetz des Herzogs Wilhelm von Braunschweig begründet. Zur damaligen Kreisdirektion Holzminden gehörten die Ämter Holzminden, Eschershausen, Stadtoldendorf und Ottenstein. Bis 1850 wurde auch das Amt Thedinghausen bei Bremen (heute Landkreis Verden) von Holzminden aus betreut. 1941 kam der Landkreis Holzminden zur preußischen Provinz Hannover und wurde um Bodenwerder und Pegestorf erweitert. Im Zuge der Gebietsreformen kamen am 1. Januar 1973 die Gemeinden Brevörde, Heinsen, Meiborssen, Polle, Vahlbruch, Lauenförde, Neuhaus im Solling und Silberborn (letztere beiden vom Landkreis Northeim) und am 1. März 1974 der Flecken Delligsen und die Gemeinden Ammensen, Kaierde und Varrigsen hinzu, während die Gemeinden Bessingen, Bisperode und Harderode an den Landkreis Hameln-Pyrmont und Brunkensen und Lütgenholzen an den Landkreis Hildesheim abgegeben wurden.
Im Dezember 1996 lebten 83.317 Einwohner in dem Landkreis.
1997 betrug der Verwaltungshaushalt des Landkreises rund 145 Millionen DM, der Vemögenshaushalt 29 Millionen DM und die Schulden lagen bei 48 Millionen DM, mit jährlichen Schulen- und Tilgungsraten in Höhe von 5,5 Millionen DM.
Im September 1999 verkauften der Landkreis und die Mitgesellschafter das Elektrizitätswerk Wesertal an die finnische Fortum-Gruppe. Für den Kreis entsteht ein Verkaufserlös von 89 Millionen Euro.
Der Landkreis weist als archäologische Denkmale auf:
* die Grabhügel bei Lauenförde * die Rothesteinhöhle * die Homburg bei Stadtoldendorf * die Burg Everstein bei Negenborn * die Kirche auf dem Heilgen-Berg bei Heyen * den Kreuzstein vor der Kirche von Bodenwerder
Die Schlösser der Weserrenaissance in Bevern, Fürstenberg und Hehlen, die Klöster Amelungsborn und Kemnade, das Geburtshaus von Wilhelm Raabe in Eschershausen oder die Homburg bei Stadtoldendorf sind ebenso kulturtouristische Anziehungspunkte wie das Porzellanmuseum Fürstenberg, die Glasmuseen in Boffzen und Grünenplan, das Münchhausenmuseum in Bodenwerder zählen zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten.
In der Stadthalle Holzminden und im Weserrenaissance-Schloss Bevern werden regelmäßig niveauvolle Konzertreihen angeboten. Einzelkonzerte finden an verschiedenen Orten im Landkreis statt. Der Kulturverein Holzminden bietet in der Stadthalle Holzminden Theateraufführungen an. Im Schloss Bevern, im Alten Rathaus Stadtoldendorf und an anderen Orten finden regelmäßig Kunstausstellungen statt. Zu den kulturellen Höhepunkten im Weserbergland gehört das alle zwei Jahre Pfingsten veranstaltete Internationale Straßentheaterfestival Holzminden.
Der Landkreis Holzminden hat 1955 die Patenschaft für die aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen aus dem Kreis Leobschütz, Oberschlesien, die durch ihren Heimatausschuß repräsentiert werden, übernommen. Ab der Deutschen Wiedervereinigung 1990 unterhielt der Kreis partnerschaftliche Beziehungen mit dem Landkreis Aschersleben-Staßfurt in Sachsen-Anhalt. Seit 2003 besteht auch eine Partnerschaft mit dem heutigen polnischen Landkreis (Powiat GBubczycki).
Bedingt durch seine Lage im Mittelgebirge weist der Landkreis Holzminden einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Wald und einen vergleichsweise geringeren an landwirtschaftlicher Fläche auf. Vorhandene Bodenschätze und Holz als Energiequelle haben zu früher Ausbildung von Gewerbe und Industriebetrieben geführt. Vor allem während des Wirkens des Braunschweigischen Oberhofjägermeisters Johann Georg von Langen in der Mitte des 18. Jahrhunderts hat es einen ersten Industrialisierungsschub gegeben, an den die Schott Desag AG in Grünenplan und die Porzellanmanufaktur Fürstenberg heute noch erinnern. Heute weist der Landkreis Holzminden unter allen niedersächsischen Landkreisen den höchsten Anteil an Beschäftigten im produzierenden Gewerbe auf. Dagegen ist der Anteil an Beschäftigten im Dienstleistungsgewerbe unterdurchschnittlich entwickelt. Wichtigste Branchen sind die Riech- und Geschmackstoffindustrie in Holzminden, Unternehmen der Porzellan- und Glasherstellung, die elektrotechnische Industrie und der Maschinenbau sowie die Gipsindustrie. Unter ihnen befinden sich eine Reihe von Unternehmen von internationaler und nationaler Bedeutung. Die größten Arbeitgeber im Landkreis sind Symrise und Stiebel Eltron in Holzminden.
Günstige Voraussetzungen sind für den Tourismus gegeben, der sich bisher aber nur unterdurchschnittlich entwickelt hat. Schwerpunkte sind der Hochsolling mit Neuhaus und Silberborn mitten im Naturpark Solling-Vogler und die Weser mit Bodenwerder und Polle. Der Weserradweg, beliebtester deutscher Radweg, führt eine große Zahl von Fahrradtouristen in den Landkreis.
Von zunehmender Bedeutung ist aufgrund der zentralen Lage der Motorrad-Tourismus. Als Ziele der Region sind zu nennen: Vogler-Region, Ottensteiner Hochebene sowie die Rühler Schweiz. Als Anlaufpunkt für den Motorrad-Tourismus entwickelt sich der Tourismusverband Bevern.
Verkehr
Weil der Kreis Holzminden früher zum Land Braunschweig gehörte, errichtete die Herzoglich Braunschweigische Staatseisenbahn im Jahre 1865 die erste Eisenbahnstrecke Kreiensen–Altenbeken. Diese „Brauschweigische Südbahn“ genannte Strecke verband als Hauptbahn Magdeburg bzw. Goslar über Kreiensen–Holzminden–Paderborn mit dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet.
Von Süden her erbaute die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft 1876 eine weitere Verbindung von Scherfede bis Holzminden. Dazu kam 1878 die Linie Paderborn–Northeim (Sollingbahn) der Preußischen Staatsbahn, die nur in Lauenförde eine Station besitzt.
Die Städte Bodenwerder und Eschershausen erhielten durch die Eisenbahnstrecke der Vorwohle-Emmerthaler Eisenbahn-Gesellschaft im Jahre 1900 einen Anschluss an das Schienennetz.
Ein Jahr später führte die Firma Vering & Waechter eine Kleinbahn von Voldagsen bis nach Delligsen im Hils. Damit war der Höchststand des Schienennetzes mit 76 km Länge erreicht. Davon ist nur noch etwas mehr als die Hälfte in Betrieb; allerdings auch noch eine Museumsbahn. Stillgelegt wurden:
Der Personenverkehr beschränkt sich derzeit auf drei Stationen (Holzminden, Stadtoldendorf und Lauenförde-Beverungen) im Kreis.
Bildung
Neben einem dezentralisierten Angebot an Grundschulen gibt es im Landkreis Holzminden an sechs Standorten Schulzentren, in denen Orientierungsstufen, Haupt- und Realschulen zusammengefasst sind. In Holzminden befinden sich das Campe-Gymnasium, die Berufsbildenden Schulen mit einem Fachgymnasium sowie das international bekannte Landschulheim am Solling (LSH). Auf eine über 170-jährige Geschichte kann die Fachhochschule in Holzminden zurückblicken. Neben der traditionellen Architektur und dem Bauingenieurwesen gibt es heute auch die Studiengänge Bauchemie und Immobilienwirtschaft sowie den Ergänzungsstudiengang Internationales Bauen. Im Frühjahr 2002 waren hier insgesamt 836 Studentinnen und Studenten eingeschrieben.