Der Landkreis grenzt im Norden an den Landkreis Uelzen, im Westen an den Landkreis Peine, die Region Hannover und den Landkreis Celle, im Süden an den Landkreis Helmstedt und die kreisfreien Städte Wolfsburg und Braunschweig und im Osten an die sachsen-anhaltischen Landkreise Altmarkkreis Salzwedel und den Landkreis Börde.
Der Landkreis wird von den Flüssen Aller, Ise, Ohre und Oker durchquert.
* Die Ise entspringt bei Wittingen und mündet in der Gifhorner Innenstadt in die Aller. * Im Nordosten bildet streckenweise die ebenfalls bei Wittingen entspringende Ohre den Grenzfluss zu Sachsen-Anhalt. * Die Oker fließt von Braunschweig aus kommend bei Müden in die Aller.
Bei Edesbüttel zweigt der Elbe-Seitenkanal vom Mittellandkanal ab.
Der tiefste Punkt des Landkreises Gifhorn liegt an der Aller bei Müden (46 m über NN). Der höchste Punkt liegt im Norden des Kreises bei Sprakensehl (124 m über NN).
Die Geschichte einer als „Landkreis Gifhorn“ bezeichneten Verwaltungseinheit beginnt mit einer preußischen Verwaltungsreform am 1. April 1885. Die Vorgänger dieses Territoriums konnten allerdings zum Teil auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken.
Der Landkreis seit 1885
Zu dem 1885 gebildeten Kreisgebiet gehörten im wesentlichen der Süden und die Mitte des heutigen Kreises, wobei der Grenzverlauf vor allem im Südosten anders war als heute. Hauptort war bereits 1885 Gifhorn; dabei ist es bis heute geblieben. Mit Verordnung vom 3. September 1932, die am 1. April 1933 in Kraft trat, wurde der gleichfalls 1885 gegründete Kreis Isenhagen dem Kreis Gifhorn angeschlossen. Damit kam das weitflächige Gebiet des Nordkreises um Wittingen und Hankensbüttel hinzu, außerdem wurden Heßlingen (mit dem Schloss Wolfsburg) und Hehlingen vom Landkreis Gardelegen übernommen.
Als die Stadt Wolfsburg und das dortige Volkswagenwerk gegründet wurden, gehörten sie noch zum Landkreis Gifhorn. Schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg aber wurde Wolfsburg als kreisfreie Stadt ausgegliedert (1. Oktober 1951). Dennoch blieb der Landkreis Gifhorn mit 1604,69 km² einer der damals großflächigsten Landkreise der Bundesrepublik Deutschland und der größte Niedersachsens.
Die Bevölkerungsstruktur veränderte sich nach dem Krieg dramatisch. Während im Kreisgebiet (bezogen auf den Gebietsstand nach 1951) im Jahr 1821 nur 31.940 Menschen gelebt hatten und diese Zahl durch Bevölkerungswachstum moderat auf 44.324 (1871), 55.236 (1904) und schließlich 65.739 (1939) gestiegen war, ergab eine Statistik von 1950 trotz Kriegsverlusten die Zahl von 119.281 Einwohnern, darunter 52.075 Vertriebene und Zugewanderte, vorwiegend aus den Ostgebieten.
Der Gebietsstand des Kreises änderte sich abermals zum 1. Juli 1972 mit der niedersächsischen Kommunalreform. Fast der gesamte Südosten musste abgegeben werden, darunter auch Fallersleben, die zweitgrößte Stadt des Kreises, und der im Elmvorland liegende Hasenwinkel. Der größere Teil dieser Gebiete ging an die Stadt Wolfsburg, ein kleinerer Teil an den Landkreis Helmstedt. Im mittleren Gebiet erhielt der Kreis dagegen Zuwachs durch einige großflächige, aber relativ bevölkerungsarme Gemeinden um Ummern und Parsau. Die mit einer Gebietsreform 1974 in den Landkreis Peine ausgegliederte Gemeinde Didderse wurde nach Widerstand der Bevölkerung 1981 in den Landkreis Gifhorn zurückgegliedert.
In den 1970er Jahren war zeitweise eine zweite Stufe der Gebietsreform beabsichtigt, u.a. war eine Zusammenlegung der Landkreise Gifhorn und Peine mit Verwaltungssitz in Peine in Gespräch. Diese damals recht unpopulären Pläne wurden aber - u.a. nach einem Wechsel der Landesregierung - nicht umgesetzt.
Vorgänger des Landkreises seit 1265
* Das Kreisgebiet im Norden war 1885-1933 der Landkreis Isenhagen und 1859-1885 das Amt Isenhagen. Dieses war 1859 durch Zusammenlegung der Ämter Isenhagen und Knesebeck entstanden. In der Zeit vor den um 1852 erfolgten hannoverschen Gerichts- und Verwaltungsreformen waren die Ämter in sich noch weiter unterteilt. So gehörten 1841 zum Amt Isenhagen die Gohgräfschaft Hankensbüttel und die Vogtei Steinhorst, zum Amt Knesebeck die Gohgräfschaft Wittingen, die Vogtei Knesebeck sowie die Gerichte Brome und Fahrenhorst.
* Das mittlere und südliche Kreisgebiet war 1885 zum Landkreis geformt worden. Zuvor (1859-1885) waren auf diesem Gebiet die Ämter Fallersleben und Gifhorn, die seit 1852 selbständige Stadt Gifhorn (mit damals etwa 3.000 Einwohnern) und neun Gemeinden des Amtes Meinersen, das damals zerstückelt und unter drei Landkreisen aufgeteilt wurde. Im Jahr 1841 gab es im Kreisgebiet insgesamt vier Vorläufer des Kreises, die in weitere Einheiten unterteilt waren: das Amt Gifhorn (bestehend aus der Stadt Gifhorn, dem Gericht Boldeckerland, der sog. Hausvogtei - nördlich der Stadt Gifhorn -, der Vogtei Wahrenholz, der Obergohgräfschaft Papenteich und der Untergohgräfschaft Papenteich), weiterhin das Amt Fallersleben (bestehend aus den Gohgräfschaften Grevenlahe und Hasenwinkel) sowie die Hausvogtei des Amtes Meinersen und drei Dörfer aus der Amtsvogtei Eicklingen.
* Sieht man unter den vielfältigen Vorgängern des heutigen Landkreises das Amt Gifhorn als dessen historischen Kern, so lässt sich die Geschichte dieses Amtsbezirks mindestens bis 1520 (Einlösung des verpfändeten Amtes Gifhorn durch Herzog Ernst) als „Amt“ nachweisen. Weitere Nachweise der Verwaltungseinheit - möglicherweise auch damals schon als „Amt“ - gehen allerdings bis mindestens 1265 zurück, denn seit diesem Jahr ist ein herzoglicher Vogt in Gifhorn nachgewiesen. Die Vogtei Gifhorn ist damit ältester Vorgänger des Landkreises. Dem späteren Amt stand ein Amtmann vor. Die Listen der Gifhorner Amtmänner sind seit 1564 erhalten. Sie sind die Vorgänger der späteren Landräte. Wie diese amtierten sie im Gifhorner Schloss, aber erst seit 1791, denn bis 1791 diente das Schloss als Festung und wurde von einem Schlosshauptmann (ab 1734 Landdrost) verwaltet. Dieser war Festungskommandant und befehligte seit dem 16. Jahrhundert eine Besatzung von Waffenmeistern, Büchsenschützen und Landsknechten.
* Eine Sonderentwicklung waren die Jahre 1539-1549. Damals war Gifhorn Residenzstadt eines kleinen selbständigen Territoriums, nämlich eines welfischen Teilstaats, der zum Herzogtum Lüneburg gehörte. In Gifhorn regierte Herzog Franz, der u.a. Melanchthon und der Familie Luthers Obdach gewährte. Bereits zuvor war im Kreisgebiet unter Herzog Ernst die Reformation eingeführt worden: 1528 wurde das Kloster Isenhagen reformiert und 1529 hielt Henricus Werden in Gifhorn den ersten Gottesdienst in evangelischer Form. 1549 war die kurze Eigenstaatlichkeit Gifhorns schon wieder beendet, denn in diesem Jahr starb Herzog Franz ohne männliche Nachkommen.
Unter Karl dem Großen (742-814) im Zuge der teilweise gewaltsamen Missionierung der Sachsen wurden auch Gifhorn und die weitere Umgegend christianisiert. Gifhorn gehörte damals zum Kirchspiel Meine. Der neue Glaube verbreitete sich zunächst nur langsam. Erst zwei Jahrhundert nach Karl dem Großen entstanden in vielen Ortschaften der Region Bethäuser, Kapellen und Taufkirchen, in Gifhorn 1279 auch eine Stadtkirche, genannt nach Nikolaus, dem Schutzheiligen der Kaufleute und Fernfahrer, entsprechend der Bedeutung des Marktfleckens Gifhorn an der Handelsstraße Lübeck–Nürnberg.
Reformation und Frühe Neuzeit
1519 wurden Stadt und Kirche bei der Hildesheimer Stiftsfehde zerstört. Nach Einführung der Reformation sorgte Herzog Franz 1540 für einen Kirchenneubau und sein Bruder Herzog Ernst errichtete die erste Superintendentur, losgelöst vom Archidiakonat Meine. Erst zwei Jahrhunderte später konnte 1744 eine große Stadtkirche eingeweiht werden, die heutige St.-Nicolai-Kirche mit ihrer kostbaren Christian-Vater-Orgel (1748).
20. Jahrhundert
Bis 1918 war Gifhorn, was die Zahl von 3.500 Einwohnern betrifft, praktisch nicht größer als eine heutige Kirchengemeinde. Zwischen den Weltkriegen erhöhte sich die Einwohnerzahl nur langsam von 3.500 auf 5.000, vervierfachte sich aber durch die großen Flüchtlingsströme in der Nachkriegszeit, um bis heute - verstärkt auch durch den Zustrom von Spätaussiedlern in den 1990er Jahren - auf circa 44.000 Einwohner anzuwachsen. Dies brachte in den Kirchengemeinden und religiösen Gemeinschaften einen enormen Zuwachs an Gemeindegliedern mit sich.
Evangelischer Kirchenkreis Gifhorn
Als Tochtergemeinden von St. Nicolai entstanden 1959 die Martin-Luther-Gemeinde, 1967 die Thomas-Gemeinde in Neudorf-Platendorf, 1969 die Paulusgemeinde, 1993 die Epiphanias-Gemeinde in Gamsen/Kästorf.
Landeskirchliche Gemeinschaft
Was die Landeskirchliche Gemeinschaft betrifft, so liegen ihre Anfänge liegen in den 1920er Jahren, wo man sich in kleinen Bibel- und Gebetskreisen in verschiedenen Häusern in Gifhorn traf. Ab 1930 versammelte man sich im ev. Kindergarten „Bleiche“, bis 1990 das ehemalige Gebäude der Zeugen Jehovas in der Ringstraße übernommen werden konnte.
An selbständigen lutherischen Gemeinden gibt es in Gifhorn viele verschiedene Brüdergemeinden der Spätaussiedler, die meisten in den 1990er Jahren gegründet.
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
1996 wurde die Evangelisch-Lutherische Philippus Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) als jüngste Kirchengemeinde im Kirchenbezirk Niedersachsen-Süd gegründet.
Die vier Gemeinden der SELK, die sich im Landkreis Gifhorn befinden, gehören zum Kirchenbezirk Niedersachsen-Süd:
Dem Kirchenbezirk steht als leitender Geistlicher ein Superintendent vor, der mit dem Kirchenbezirksbeirat die Leitung inne hat. Weitere Organe sind die Kirchenbezirkssynode, die jährlich tagt. Synodale stellt eine Kirchengemeinde mit jeweils einem Laienvertreter und dem Gemeindepfarrer. Neben der Synode ist der Bezirkspfarrkonvent, dem alle Pfarrer mit Sitz und Stimme angehören, Organ des Kirchenbezirks. Der Kirchenbezirk Niedersachsen Süd erstreckt sich auf zahlreiche Landkreise, so auch auf den Landkreis Gifhorn. Die Entstehung der Gemeinden differiert.
Baptisten
Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Gifhorn (Baptisten) hatte ihre Anfänge vor 100 Jahren in Neudorf-Platendorf und wurde mit dem Neubau am Brandweg 1962 eigenständig.
Ferner gibt es am Calberlaher Damm in Gifhorn eine Baptistengemeinde mit überwiegend Russlanddeutschen.
Außer in der Stadt Gifhorn gibt es im Landkreis noch Baptistengemeinden in Sassenburg (Neudorf-Platendorf), Brome, Parsau, Wasbüttel, Schwülper sowie eine Brüdergemeinde in Hillerse.
Siebenten-Tags-Adventisten
1926 wurde die erste Adventgemeinde in Gifhorn gegründet. 1959 gelang ein erster Kirchbau, ein Neubau 1991.
Etwa im Jahr 2000 wurde eine weitere Adventgemeinde in Gifhorn gegründet, die sich heute in der Hauptstraße in Gifhorn-Kästorf befindet.
Neuapostolische Kirche
Ein ähnliche Entwicklung erlebte die Gifhorner Gemeinde der Neuapostolischen Kirche, gegründet 1906, die 1953 ein erstes Kirchengebäude am Dannenbütteler Weg einweihen konnte. Dieses wurde nach einem Neubau am östlichen Stadtrand von der griechisch-orthodoxen Gemeinde übernommen.
Pfingstkirche
Zum pfingstlichen Spektrum der Stadt gehört die Freie Christengemeinde in der Pyritzer Straße. Sie gehört zum deutschen Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden.
Evangelische Allianz
Das nachfolgende 20. Jahrhundert brachte an seinem Anfang die große Ökumenische Bewegung hervor. Nachdem jahrhundertlang zuerst immer auf das Trennende der christlichen Kirchen geblickt wurde, bemüht man sich seit 90 Jahren in der Ökumene zuerst das Gemeinsame zu sehen, auch in Gifhorn. So vereinigten sich vor ca. 30-40 Jahren auf Einheit innerhalb des evangelischen Bereiches bedachte Personen in Gifhorn zur Ortsgruppe der Evangelischen Allianz, Hauptereignis ist jedes Jahr in der 2. Januarwoche die Gebetswoche, die reihum in den Gemeinden gemeinsam gefeiert wird.
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
Nicht Personen, sondern Institutionen wie Kirchengemeinden sind zusammengeschlossen in der ACK, (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen; wiederbelebt in GF im Jahr 2001), an dem auch die katholischen Kirchengemeinden teilnehmen (weitere Mitglieder: Ev.-luth. Kirchengemeinden, Baptisten, Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche, Adventisten, die russ.-orth. Gemeinde; die griech.-orth. Gemeinde gehört der ACK Braunschweig an.)
Römisch-katholische Kirche
Was die katholischen Kirchengemeinden betrifft, so ist St. Bernward die älteste katholische Gemeinde im Dekanat Wolfsburg. Die Kirche wurde 1915 eingeweiht, 1926 ein Pfarrhaus gebaut. Doch erst 40 Jahre später wurde die Gemeinde selbständig, wieder 20 Jahre später, 1974, ein neues Pfarrheim eingeweiht, zwei Jahre zuvor die St.-Altfrid-Kirche Gifhorn. 1996 wird die Seelsorgeeinheit Gifhorn/Meine (mit der St.-Andreas-Kirchengemeinde) gegründet. Unter dem Druck des Pfarrermangels und der Sparmaßnahmen infolge sinkender Kirchensteuer vereinigten sich alle drei Gemeinden 2005 zu einer einzigen Gemeinde namens „Katholische Kirchengemeinde St. Altfrid Gifhorn/Meine”.
Es gibt insgesamt fünf offizielle Museen des Landkreises Gifhorn . Im Gifhorner Schloss ist das Historische Museum untergebracht. Ebenfalls in Gifhorn liegt das Kavalierhaus von 1546 mit einer Ausstellung zur bürgerlichen Wohnkultur im 20. Jahrhundert. Die verbleibenden drei Museen liegen im Nordkreis. Das Schulmuseum befindet sich im "Erich-Weniger-Haus" in Steinhorst. Neben der ständigen Ausstellung und Sonderveranstaltungen (u.a. werden Schulstunden im Stil von 1900 für Kinder angeboten) arbeitet das Schulmuseum auch an einer Schriftenreihe, den "Steinhorster Schriften zur regionalen Schulgeschichte und Schulentwicklung" (begonnen 1989, bisher neun Bände). Das Klosterhofmuseum Isenhagen zeigt die Geschichte des 1243 von den Zisterziensern gegründeten und seit der Reformation als evangelischen Damenstift betriebenen Klosters. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Geschichte historischer Klostergärten. Hierzu gibt es am Museum einen Mustergarten und ein 1993 publiziertes Kräuterbuch. In der 1203 erstmals erwähnten Burg von Brome ist ein Burgmuseum untergebracht. Aus dem Umkreis des Burgmuseums liegen gleichfalls zahlreiche Publikationen vor: von 1980 bis 2000 sind hier 28 vorwiegend regionalgeschichtliche Werke erschienen.
Vier Museen des Landkreises haben außerhalb ihrer Häuser Museumslehrpfade in der freien Natur eingerichtet.
Neben diesen Museen existieren eine Reihe weiterer Museen und Ausstellungen. Am bekanntesten ist wohl das Mühlenmuseum in Gifhorn, in welchem Mühlen ausgestellt werden, die zum Teil in ostdeutschen "Mühlenregionen" abgebaut wurden und nach Gifhorn transportiert wurden. Ebenfalls bekannt ist das Otter-Zentrum in Hankensbüttel. Weiterhin hat in Vollbüttel ein Kinomuseum geöffnet, in Dedelstorf-Oerrel ein Jagdmuseum und in Lüben ein "Museum im Dorf".
Schulen
In Landkreis Gifhorn sind mehrere Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen, Grundschulen und eine Förderschule ansässig.