Erfurt (gesprochen [È[rfŠrt]) ist die Landeshauptstadt des deutschen Bundeslandes Thüringen. Es ist zugleich die größte Stadt Thüringens und neben Gera und Jena im Osten eines der drei Oberzentren des Landes. Wichtigste Institutionen neben den Landesbehörden sind das Bundesarbeitsgericht, die Universität Erfurt und das katholische Bistum Erfurt, dessen Kathedrale der Erfurter Dom ist, der wiederum neben der Krämerbrücke eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt darstellt. Darüber hinaus besitzt die Stadt einen knapp drei Quadratkilometer großen mittelalterlich geprägten Altstadtkern mit etwa 25 Pfarrkirchen und zahlreichen Fachwerk- und Bürgerhäusern.
Erfurt wurde 742 erstmals urkundlich erwähnt und entwickelte sich bereits kurz nach seiner Gründung zum Zentrum des Thüringer Raumes, wenngleich es bis 1944 politisch nicht Teil des Landes war. Von 1664 - 1802 gehörte es nach gewaltsamer Unterwerfung zu Kurmainz, danach zu Preußen (mit Ausnahme der Zeit von 1806 bis 1814, als es unter französischer Regierung stand). Die Universität wurde 1392 gegründet. Sie ist somit die drittälteste Universität Deutschlands. Martin Luther war ihr bekanntester Student. Die Wirtschaft der Stadt ist von Verwaltung und Dienstleistung geprägt. Erfurt ist nach Leipzig die Stadt mit der zweitgrößten Messe in den neuen Bundesländern. Des weiteren ist Erfurt wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Zentrum Deutschlands. Der neue Hauptbahnhof befindet sich in Bau. Bekannt ist Erfurt auch für seinen Gartenbau (egapark) und als Medienzentrum (Sitz des Kinderkanals und mehrerer Radiostationen, sowie Tageszeitungen).
Die Stadt liegt im südlichen Thüringer Becken an der Gera. Der Name Erfurt wird zurückgeführt auf den Müller "Erphes" an der Furt des Flusses Gera ("Erphesfurt"). Nach der Schneeschmelze im Frühjahr färbt sich die Gera erdfarben. Die ersten Ansiedlungen erfolgten an den zahlreichen Furten der Gegend, wie sie heute noch direkt neben der Krämerbrücke zu erkennen sind.
Erfurt liegt im Süden des Thüringer Beckens, in einem weiten Becken der Gera, einem Zufluss der Unstrut. Im Süden wird das Stadtgebiet von den bewaldeten Höhen des Steigerwalds umgrenzt. Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt von Nord nach Süd 21 km und von Ost nach West 22,4 km.
Nachbarstädte sind Weimar im Osten, Gotha im Westen, Arnstadt im Süden und Sömmerda im Norden, jeweils etwa 20 Kilometer von Erfurt entfernt. Die nächsten Großstädte sind Leipzig, 95 Kilometer nordöstlich, Halle, 85 Kilometer nordöstlich, Jena, 40 Kilometer östlich, Kassel, 110 Kilometer nordwestlich, Göttingen, 95 Kilometer nordwestlich, Frankfurt am Main, 180 Kilometer südwestlich und Nürnberg, 160 Kilometer südlich (Entfernungen in Luftlinie). Da Erfurt nur etwa 50 Kilometer südöstlich des Mittelpunkts Deutschlands liegt, ist es die zentralste Großstadt des Landes.
Die noch heute relativ dichte Bebauung der Innenstadt kann darauf zurückgeführt werden, dass in Erfurt nur wenige Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden und diese Baulücken – im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten – meist wieder bebaut wurden. Die Naherholungsgebiete befinden sich daher in Erfurt fast ausschließlich am Stadtrand, wie z. B. der Steigerwald, der Nordstrand oder der ega-Park. Ausdehnung des Stadtgebietes
Bis zur Aufhebung der Festung Erfurt durch die preußische Regierung im Jahr 1873 befand sich das bebaute Stadtgebiet innerhalb der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert. Die Stadtbefestigung umschloss Erfurt kreisförmig und besaß zahlreiche Tore, die den sich später außerhalb entwickelnden Vorstädten ihre Namen gaben. Im Nordwesten der Stadt lag das Andreastor an der Straße nach Nordhausen (B 4), im Nordosten lag das Johannestor an der Straße nach Sömmerda, im Osten das Krämpfertor an der Straße nach Buttelstedt (Via Regia), im Südosten das Schmidtstedter Tor an der Straße nach Weimar, im Süden das Löbertor an der Straße nach Arnstadt, im Südwesten das Pförtchen an der Straße nach Neudietendorf und im Westen das Brühlertor an der Straße nach Gotha. Zur Befestigungsanlage Erfurts gehörten außerdem noch die Zitadelle Petersberg und die Zitadelle Cyriaksburg sowie zwei Stadtgräben (der Kartäusergraben innerhalb - heute nicht mehr erhalten, um 1900 zugeschüttet; Juri-Gagarin-Ring - sowie der noch heute erhaltene Flutgraben). Der Mittelpunkt dieses „alten Erfurts“ war der Fischmarkt. Zwischen 1873 und 1918 bildete sich um die Altstadt ein lückenloser Gürtel aus Gründerzeitvierteln, wobei die bürgerlichen Viertel die Löber- und die Brühlervorstadt im Südwesten und die Arbeiterviertel die Krämpfer- und die Johannesvorstadt im Nordosten waren. Daberstedt und die Andreasvorstadt waren teils bürgerlich, teils von Arbeitern geprägt. Dieser Ring aus Altbauten im preußischen Stil ist noch heute vollständig erhalten, was in Deutschland relativ selten vorkommt. Außerdem wuchs im Norden der Stadt der größte Vorort: Ilversgehofen mit über 10.000 Einwohnern (1910), der 1911 eingemeindet wurde. In der Zeit bis 1945 entstanden weitere Wohnviertel im Norden und Südosten, sodass aus der runden Stadt eine „langgezogene“ Stadt wurde. Zu DDR-Zeiten wuchs die Stadt zunächst nach Norden, wo 1950 Baubeginn für die Siedlung Roter Berg war und ab 1969 das Wohngebiet Erfurt-Nord, bestehend aus dem Rieth, dem Berliner Platz, dem Moskauer Platz und dem Roten Berg entstand. Ab 1979 entstand Erfurt-Südost, bestehend aus dem Herrenberg, dem Wiesenhügel und Melchendorf mit den Plattenbaugebieten Drosselberg und Buchenberg. Nach der Wende entstanden auf dem Ringelberg und in den umliegenden Dörfern, die 1950 und 1994 eingemeindet wurden, neue Siedlungen aus Einfamilien- und Reihenhäusern. In den Plattenbaugebieten wurde ab 1990 ein Abwanderungstrend in die Innenstadt, umliegende Dörfer oder die alten Bundesländer spürbar, sodass in diesen Stadtteilen bereits mehrere Plattenbauten abgerissen wurden. An diesen Stellen entstanden neue Grünflächen.
Nachbargemeinden
Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Erfurt. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Osten genannt:
* im Landkreis Weimarer Land: Niederzimmern, Nohra und Mönchenholzhausen (alle Verwaltungsgemeinschaft Grammetal) sowie Klettbach ( Verwaltungsgemeinschaft Kranichfeld) * im Ilm-Kreis: Kirchheim (Thüringen) und Rockhausen (beide Verwaltungsgemeinschaft Riechheimer Berg) sowie Ichtershausen * im Landkreis Gotha: Ingersleben und Gamstädt (beide Verwaltungsgemeinschaft Nesse-Apfelstädt-Gemeinden) sowie Nottleben und Zimmernsupra (Verwaltungsgemeinschaft Nesseaue) * im Landkreis Sömmerda: Witterda (erfüllende Gemeinde ist Elxleben), Elxleben, Walschleben (Verwaltungsgemeinschaft Gera-Aue), Riethnordhausen (Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt) sowie Nöda, Alperstedt, Großrudestedt, Udestedt, Kleinmölsen und Großmölsen (alle Verwaltungsgemeinschaft Gramme-Aue)
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet Erfurts gliedert sich in 53 Stadtteile. Hiervon bilden 36 zugleich eine Ortschaft im Sinne des § 45 der Thüringer Kommunalordnung. Die Ortschaften wurden durch die Hauptsatzung der Stadt Erfurt eingerichtet. Dabei handelt es sich meist um räumlich getrennte Dörfer, die ehemals selbständige Gemeinden waren. Für 33 Ortschaften gibt es jeweils einen vom Volk anlässlich einer Bürgerversammlung gewählten Ortschaftsrat, der je nach Einwohnerzahl der Ortschaft zwischen vier und zehn Mitglieder hat. Drei Ortschaften bilden mit benachbarten Ortschaften einen gemeinsamen Ortschaftsrat. Vorsitzender dieses Gremiums ist der ebenfalls vom Volk gewählte Ortsbürgermeister. Die Ortschaftsräte sind zu wichtigen, die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören.
Klima
Das Klima Erfurts wird geprägt durch seine Lage am Südrand des Thüringer Beckens und der dieses umgebenden Mittelgebirge Harz und Thüringer Wald. Durch die Leewirkung dieser teilweise über 1000 Meter hohen Gebirge ergibt sich ein für Mitteleuropa recht trockenes Klima. Während die relativ flachen Bereiche des Stadtzentrums und der nördlichen Teile der Stadt ein ziemlich gleichmäßiges Klima haben, ergeben sich auf Grund der Höhenzüge Fahner Höhe und Steigerwald, die den Stadtkern um etwa 150 Meter überragen, in den südlichen Ortsteilen wie Bischleben oder Molsdorf lokale klimatische Besonderheiten.
Die Jahresdurchschnittstemperatur betrug in den Jahren 1961 bis 1990 in Erfurt 7,9 °C, wobei im Januar die mittlere Tageshöchsttemperatur bei +2 °C und die mittlere Tiefsttemperatur bei –2 °C liegt. Im Juli beträgt die mittlere Höchsttemperatur 24 °C und die mittlere Tiefsttemperatur 14 °C. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge betrug im genannten Zeitraum 500 mm, was unterhalb des deutschen Durchschnitts liegt. Die Zahl der jährlichen Sonnenstunden beträgt etwa 1600 und liegt, bedingt durch die Wärmeentwicklung der Stadt, etwa 50 Stunden über den Werten der unmittelbaren Umgebung. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit ist im Winter etwa 6 m/s, im Sommer geht sie auf durchschnittlich 4 m/s zurück. Die Erfurter Wetterstation befindet sich im Ortsteil Bindersleben auf einer Höhe von 315 m ü. NN, sie soll repräsentativ für den Naturraum Thüringer Becken sein.
Da das Erfurter Stadtzentrum nur auf einer Höhe von 200 Metern liegt, kann davon ausgegangen werden, dass die Temperaturwerte dort, auch durch den Erwärmungseffekt der Stadt selbst, durchschnittlich um etwa ein Kelvin höher liegen.
Die Auswirkungen der Klimaerwärmung sind auch am Klima Erfurts ablesbar. So stieg im Zeitraum von 1971 bis 2000 die jährliche Mitteltemperatur um 0,8 Kelvin, während die jährliche Niederschlagsmenge um etwa 10 Prozent zurückging. Diese Effekte sind in allen Jahreszeiten, außer im Herbst, feststellbar. Bis zum Jahr 2050 wird eine weitere Erhöhung der jährlichen Mitteltemperatur auf dann etwa 10,5 °C vorausgesagt.
Erfurt ist eine alte germanische Siedlung. Spuren erster Besiedlung finden sich bereits aus vorgeschichtlicher Zeit, so zeugen archäologische Funde im Norden Erfurts von menschlichen Spuren aus der Altsteinzeit um 100.000 vor Christus. Durch Überlieferungen ist der Stamm der Thuringi 480 im Erfurter Gebiet nachzuweisen, in der Zeit um 500 gab er dem Land Thüringen seinen Namen.
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 742, durch Missionserzbischof Bonifatius aus Mainz mit der Bitte an Papst Zacharias um Bestätigung von „Erphesfurt“. Dadurch wurde das Bistum Erfurt gegründet. Das Bistum wurde 755 mit dem von Mainz vereinigt, danach traten die Erzbischöfe von Mainz als Herren in Erfurt auf. 805 erklärte Karl der Große Erfurt zu einem der Grenzhandelsplätze an der Grenze des damaligen Frankenreiches. Anschließend wurde eine erste, der Hl. Maria geweihte Kirche errichtet. Erfurt war unter den Karolingern und Ottonen eine Königspfalz.
852, 936 und 1181 fanden wichtige Reichstage statt. So wurde zum Beispiel Ende 1181 Heinrich der Löwe durch Friedrich Barbarossa verurteilt und drei Jahre in die Verbannung geschickt. Am 26. Juli 1184 kam es bei einem Aufenthalt von König Heinrich VI. während einer königlichen Ratsversammlung zum Erfurter Latrinensturz, bei dem eine Anzahl edler Herren ein unrühmliches Ende in einer Abtrittsgrube fanden.
Die Stadtumwallung von 1066 gehört zu den frühesten Befestigungen in Deutschland. Im Rahmen des Investiturstreites schloss sich der Mainzer Erzbischof dem Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden an. Infolgedessen wandte sich Heinrich IV. gegen das mainzische Erfurt. 1080 eroberten seine Truppen die Stadt und steckten sie in Brand. Im 11. und 12. Jahrhundert werden nebeneinander königliche und mainzische Münzen geprägt.
1120 ist erstmals von den „Bürgern Erfurts“ die Rede. 1212 bildete sich im Zuge der Wirren des staufisch-welfischen Thronstreits ein erster, noch von Ministerialen geprägter Rat; eine grundlegende Ratsreform führte 1255 zur Herausbildung einer machtvollen und eigenständigen Bürgergemeinde, die nun nach und nach die Kompetenzen des erzbischöflichen Stadtherren an sich zog und zunehmend als Herrschaftsträger in die Region eingriff. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen zwischen Rat und Mainzer Erzbischof erreichten 1279 einen Kulminationspunkt. Erzbischöfliche Amtsträger wurden misshandelt und aus der Stadt verjagt. Der Erzbischof antwortet mit dem Bann. Das verhängte Interdikt lastete zweieinhalb Jahre auf der Stadt.
1289/90 hielt Rudolf von Habsburg Hof im Erfurter Peterskloster, die Stadt wurde für zehn Monate zum Mittelpunkt der Reichsverwaltung. Auf dem Erfurter Reichstag standen die Regelung der Thronfolge im Hinblick auf die Nachfolge seines Sohnes Albrecht und die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Reichsrechte und des Landfriedens in Thüringen auf der Tagesordnung. Zur Wiederherstellung des Landfriedens in Thüringen wurden mit Hilfe der Erfurter über 60 Raubritterburgen und ummauerte Höfe gestürmt und zerstört.
Mit ca. 18.000 bis 20.000 Einwohnern entwickelte sich die Stadt im 14. und 15. Jahrhundert zu einer Stadt im Range einer mittelalterlichen Großstadt, die nur von Köln, Nürnberg und Magdeburg hinsichtlich der Größe übertroffen wurde. Erfurt erreichte damit den Gipfel ihrer wirtschaftlichen, politischen und geistig-kulturellen Entwicklung im Mittelalter und wurde der Mittelpunkt des Handels im mittleren Heiligen Römischen Reich. Dazu gehörte auch die bereits im 13. Jahrhundert einsetzende Entwicklung Erfurts zu einem der größten Waidmärkte des Reiches. In etwa 300 Dörfern Thüringens wurde die Waidpflanze angebaut, aus deren Blättern man ein begehrtes und gewinnbringendes Blaufärbemittel gewann und welches mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt eng verbunden war. 1331 erhielt Erfurt das Messeprivileg von Kaiser Ludwig IV..
Erfurt war bereits im 13. Jahrhundert zu einem Bildungszentrum von weit ausstrahlender Bedeutung herangewachsen. Keine andere Stadt in Deutschland hatte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mehr Studenten. Im Occultus Erfordensis von 1281/1283 wird die (vermutlich fiktive) Zahl von 1000 Erfurter Scholaren angegeben. Geprägt wird diese Zeit durch das Wirken von Meister Eckhart, der ab 1277 hier studiert hatte und ab 1292 Prior des Erfurter Dominikanerklosters und Vikar seines Ordens für Thüringen war. Er machte mit seinen Predigten und Schriften Erfurt zu einem Zentrum der theologischen Philosophie jener Zeit. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich das Erfurter studium generale zur bedeutendsten Bildungsanstalt im Römisch-Deutschen Reich. Daraus entstand 1392 die dritte Universität auf deutschem Boden, wobei zu beachten ist, dass es sich hierbei um eine nicht-fürstliche, bürgerliche, durch den Rat der Stadt gegründete Universität handelte.
Einer der bekanntesten Absolventen der Universität Erfurt war Martin Luther, der hier von 1501 bis 1505 studierte und seinen Magister der philosophischen Fakultät erhielt. Ebenfalls in der Umgebung Erfurts kam ihm die stürmische Erleuchtung. In der Nähe von Stotternheim (etwa zehn Kilometer nördlich des Erfurter Zentrums) wurde Luther 1505 bei einem schweren Unwetter beinahe vom Blitz getroffen und legte sein sogenanntes „Stotternheimer Gelübde“ („Heilige Anna, ich will Mönch werden“) ab. Sein Leben widmete er fortan der Kirche und trat dem Augustinerorden als Mönch bei. Bis 1511 lebte und predigte Luther im Augustinerkloster. In den Reformationskriegen litt die Universität sehr. In dieser Zeit war das Stadtbild durch die Türme von 25 Pfarrkirchen, 15 Klöstern und Stiften und zehn Kapellen geprägt.
Zahlreiche Auseinandersetzungen gab es mit den sächsischen Landesherren angrenzender Gebiete, die die Stadt mehrmals erfolglos belagerten. Doch wurden immer die Straßen durch die Sachsen gesperrt, so dass der Handel abgeschnitten war. Deshalb musste Erfurt 1483 einen Schutzvertrag abschließen und jährlich 1500 Gulden bezahlen. 1509 und 1510 erhob sich das Volk gegen die Verschwendungssucht des Rates.
Neuzeit
1664 eroberten französische und Reichsexekutionstruppen des Mainzer Kurfürsten und Erzbischof Johann Philipp von Schönborn Erfurt. Damit begann die kurmainzische Herrschaft. Sachsen verzichtete auf seine Schutzherrschaft. Erfurt wurde nun zusammen mit dem Eichsfeld von einem Mainzer Statthalter regiert, der seinen Sitz in der Kurmainzischen Statthalterei (heutige Staatskanzlei) hatte. 1682 und 1683 erlebte Erfurt die schlimmsten Pestjahre seiner Geschichte, allein 1683 erlag über die Hälfte der Erfurter Bevölkerung der tödlichen Krankheit. Am 21. Oktober 1736 zerstörte eine Feuersbrunst 188 Häuser in der Gegend zwischen Erfurter Dom, Rathaus und Predigerkirche.
1802 kamen Stadt- und Landgebiet Erfurt gemäß dem preußisch-französischen Vertrag als Entschädigung zum Königreich Preußen. Nach der Niederlage der Preußen in der Schlacht von Jena und Auerstedt kapitulierte die Stadt am 16. Oktober 1806. Am 17. Oktober wurde die Stadt kampflos durch die Truppen Napoleons besetzt. Dieser erklärte 1807 Erfurt mit Blankenhain zu einer kaiserlichen Domäne.
1808 empfing Napoléon Zar Alexander I. und die Fürsten des Rheinbundes im Kaiserlichen Palast (Kurmainzische Statthalterei) zum Erfurter Fürstenkongress (auch Erfurter Kongress), in dessen Folge es zu einem Bündnisvertrag zwischen Frankreich und Russland kam. Napoleon nutzte die Zeit in Erfurt unter anderem, um Johann Wolfgang Goethe kennenzulernen. Goethe wurde als Staatsminister von Herzog Carl August von Weimar als Vertreter zum Fürstenkongress geschickt. Am 2. Oktober 1808 war Goethe zur Audienz bei Napoleon geladen. Die Audienz wurde vor allem in Deutschland als die Begegnung der zwei größten Männer der Zeit gewertet - als ein Treffen des Genies auf dem Schlachtfeld und des Genius der Dichtkunst. Napoleon begrüßte ihn mit „Ihr seid ein richtig bedeutender Mann“". Er (Napoleon) habe den Werther, den er durch und durch mochte, studiert. Goethe war ein Bewunderer Napoleons: Napoleon war ein „Weltgeist zu Pferde“, der Repräsentant des Fortschritts (hierbei stand Goethe mit seiner Meinung auch im Gegensatz zu Herzog Carl August). Im Anschluss an die Audienz verlieh Napoleon das Kreuz der Ehrenlegion an Goethe.
1814 endete nach erfolgreicher Belagerung durch preußische, österreichische und russische Truppen die französische Besetzung, und 1815 wurde Erfurt aufgrund des Wiener Kongresses wieder dem Königreich Preußen zugesprochen, welches den größten Teil des Erfurter Landgebietes und das Blankenhainer Gebiet an Sachsen-Weimar-Eisenach abtrat. 1816 wurde die Universität Erfurt geschlossen. Im gleichen Jahr wurde Erfurt Stadtkreis (kreisfreie Stadt) und Sitz der preußischen Bezirksregierung (Regierungsbezirk Erfurt), welche dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen in Magdeburg unterstand. Der Stadtkreis Erfurt wurde jedoch bereits 1818 wieder mit dem Landkreis Erfurt verbunden.
Vom 20. März bis zum 29. April 1850 tagte das Erfurter Unionsparlament, das nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung eine Verfassung für ein kleindeutsches Reich unter preußischer Führung erreichen wollte. Dieser Versuch scheiterte am Widerstand Österreichs.
Am 1. Januar 1872 schied die Stadt erneut aus dem Landkreis Erfurt aus und wurde kreisfrei. Die Festung wurde 1873 aufgehoben und die Stadtmauern und -tore abgerissen. Die beiden Zitadellen blieben bestehen
Mit der Ansiedlung wichtiger Maschinenbaubetriebe wurde Erfurt im ausgehenden 19. Jahrhundert ein bedeutender Industriestandort. So gründete Christian Hagans 1857 die Maschinenfabrik Christian Hagans, 1888 Otto Schwade die „Deutsche Automat-Dampfpumpen-Fabrik“, 1902 Hugo John eine Fabrik für Schornstein-Aufsatz und Blechwaren sowie Henry Pels die „Berlin-Erfurter Maschinenfabrik“.
Besondere Bedeutung besitzt auch heute noch der Gartenbau und die Saatzucht. Diesem Umstand verdanken eingeborene Erfurter den Spitznamen „Puffbohne“. Eine wichtige Rolle spielt hier seit 1867 die Firma „N. L. Chrestensen“. Um 1900 besaß der Erwerbsgartenbau der „Blumenstadt“ Erfurt eine weltweite Führungsstellung.
Eine Gewerbezählung im Jahre 1883 ergab, dass Erfurt deutschlandweit in der Erwerbsgärtnerei an erster Stelle, in der Schuhfabrikation an fünfter Stelle und in der Konfektionsproduktion an achter Stelle stand. Im Oktober 1891 fand in Erfurt der Erfurter Parteitag der deutschen Sozialdemokraten, die sich seit 1890 „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) nannten, statt. Für Schlagzeilen sorgte im Zeitalter des Imperialismus auch der aus Erfurt stammende Konsul und Kolonialbeamte Wilhelm Knappe, dessen bedeutende Südsee-Sammlung im Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt zu sehen ist.
1906 wurde Erfurt mit 100.000 Einwohnern Großstadt. Der Erste Weltkrieg kostete 3579 Erfurter Bürger das Leben. Als 1920 das Land Thüringen mit der Landeshauptstadt Weimar gebildet wurde, wurden die preußischen Gebiete Thüringens einschließlich Erfurts aufgrund von Widerstand der preußischen Regierung nicht miteinbezogen. Zwischen 1929 und 1932 war Erfurt von der Weltwirtschaftskrise betroffen. Die Produktion ging auf weniger als die Hälfte zurück und die Arbeitslosigkeit erreichte Höchststände. Die Wahl des Antisemiten und Wochenblatt-Herausgebers („Echo Germania“) Adolf Schmalix ins Rathaus im November 1929 sorgte reichsweit für Schlagzeilen. Im Juli 1932 errang die NSDAP ein Rekord-Reichstagswahlergebnis von 42,2 Prozent.
1933 übernahm die NSDAP die Kontrolle über die Stadt; in der Feldstraße wurde eines der ersten Konzentrationslager errichtet. In den folgenden Jahren wurde die wirtschaftliche Entwicklung durch die einsetzende Rüstungsproduktion bestimmt. Dazu entstanden auch neue Industriebetriebe, wie die Feinmechanische Werke GmbH Erfurt (FEIMA), das Telefunkenwerk und die Reparaturwerk Erfurt GmbH (Rewe), welche von Josef Jacobs, einem mit dem Pour le Mérite ausgezeichneten Piloten, gegründet wurde. Daneben wurden sechs neue Kasernenanlagen und der Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben gebaut und der Flughafen Erfurt-Nord am Roten Berg erweitert. 1938 zählte Erfurt zu den größten Garnisonen des Deutschen Reiches. In der „Reichspogromnacht“ wurde die Synagoge niedergebrannt und die Verschleppung der jüdischen Bewohner begann. Zwischen 1939 und 1945 mussten zwischen 10.000 und 15.000 Kriegsgefangene sowie Frauen und Männer aus zahlreichen von Deutschland besetzten Ländern vor allem in Rüstungsbetrieben der Stadt Zwangsarbeit leisten. An die in die Hunderte zählenden Toten erinnern Denkmale auf dem Hauptfriedhof und im Südpark.[4] Im Jahr 1940 begann die Erfurter Firma J. A. Topf und Söhne die Zusammenarbeit mit der SS. In den folgenden Jahren lieferte das Unternehmen die Krematorien, Belüftungsanlagen und gasdichte Türen für die Konzentrationslager in Dachau, Buchenwald und Auschwitz. Im Zweiten Weltkrieg erlebte Erfurt 27 Luftangriffe, dabei verloren ungefähr 1600 Menschen ihr Leben. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört, aber im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten hielt sich das Ausmaß der Zerstörung mit ungefähr 17% der Wohnungen in Grenzen. Die Ruine der am 26. November 1944 zerstörten Barfüßerkirche steht noch heute. Am 12. April 1945 besetzten Einheiten der 3. US-Armee unter Befehl des Generals George S. Patton die Stadt. Danach stellte am 1. Juli die preußische Bezirksregierung ihre Tätigkeit ein. Die Stadt wurde mit dem Regierungsbezirk Erfurt dem Land Thüringen zugeordnet. Am 3. Juli übernahmen schließlich Einheiten der Roten Armee aufgrund des 1. Londoner Zonenprotokolls von 1944 und der Beschlüsse der Konferenz von Jalta die Stadt, Erfurt wurde Bestandteil der sowjetischen Besatzungszone.
1945 begann Erfurt, sich langsam von den Folgen des Krieges zu erholen. 30.000 Kubikmeter Schutt wurden aus den Straßen geräumt, die Straßenbahn und die Gasversorgung wieder in Betrieb gesetzt und die Schulen eröffnet. 1948 wurde Erfurt durch den Thüringer Landtag zur thüringischen Landeshauptstadt ernannt, bevor im Jahr 1952 das Land Thüringen aufgelöst und in drei Bezirke eingeteilt wurde, wobei Erfurt Sitz des Bezirks Erfurt wurde.
Ende der 1960er-Jahre begann der großflächige Abriss des Krämpferviertels am östlichen Rande der Altstadt. Durch die folgende Verbreiterung des Juri-Gagarin-Rings und den Neubau von 11- bis 16-geschossigen sowie bis zu 120 Meter langen Plattenbauten wurde das bis dahin unzerstörte und durch Kirchtürme geprägte Stadtbild dauerhaft beeinträchtigt. Zusätzlich entstanden bis Ende der 1970er-Jahre am Stadtrand neue Wohngebiete mit zusammen über 17.000 Wohnungen. Auch im Bereich der Löberstraße wurden altstädtische Quartiere abgerissen und durch Großblocks ersetzt. Im Bereich der Johannesstraße orientierte man sich nach dem Abriss alter Häuser an der für die Innenstadt üblichen Gebäudehöhe von vier Etagen, weshalb sich die Plattenbauten dort etwas besser ins Stadtbild integrieren. Der Abriss des Andreasviertels konnte durch Bürgerproteste und die Wende 1989 verhindert werden.
1970 kam Bundeskanzler Willy Brandt zum ersten deutsch-deutschen Gipfeltreffen mit dem Vorsitzenden des Ministerrates und stellvertretenden DDR-Staatsratsvorsitzenden Willi Stoph nach Erfurt. Er zeigte sich unter anderem am Fenster des Hotels Erfurter Hof, das gegenüber dem Hauptbahnhof liegt. Die Menge begrüßte ihn begeistert mit „Willy, Willy“- und „Willy Brandt ans Fenster!“-Rufen.
1989 kam es auch in Erfurt zu immer größeren Demonstrationen, die schließlich den politischen Umbruch einleiteten. Am 4. Dezember 1989 wurde das Gebäude der Staatssicherheit in der Andreasstraße von Erfurter Bürgern besetzt und eine Bürgerwache eingerichtet. 1991 stimmten 49 von 88 Abgeordneten des Landtags für Erfurt als Thüringer Landeshauptstadt. Im Jahr 1994 erfolgte die Neugründung der Erfurter Universität; ebenfalls in diesem Jahr wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen, das seit 1973 bestand, zum Bistum Erfurt erhoben.
Das Bild der Stadt hat sich in den Jahren seit der Wende deutlich verändert. Fast alle Gebäude der historischen Altstadt wurden saniert, an manchen Stellen entstanden Neubauten. Am 26. April 2002 erlangte Erfurt durch den Amoklauf im Gutenberg-Gymnasium mediale Aufmerksamkeit.
Verwaltungsgeschichte
Die Verwaltung der Stadt Erfurt oblag zunächst einem vom König eingesetzten Vogt und dem Bistum Mainz. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich aus einem Ausschuss der Rat der Stadt, der 1212 erstmals genannt wird. Mitglieder des Rats waren die Ratsherren und eine unterschiedliche Anzahl von Ratsmeistern. Bis 1800 gab es mehrere Änderungen beim Rat und dem Oberhaupt der Stadt. Nach dem Übergang an Preußen wurde 1822 die preußische Städteordnung eingeführt. Danach stand an der Spitze der Stadt meist ein Oberbürgermeister. Daneben gab es auch weiterhin einen Rat. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die sowjetische Militäradministration den „Rat der Stadt“ beziehungsweise die Stadtverordnetenversammlung, die ebenfalls vom Volk „gewählt“ wurde. 1952 wurde das Stadtgebiet aufgrund eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung in die Stadtbezirke Mitte, Süd, Ost und West (ab 1957 Mitte, Nord und Süd) eingeteilt. Diese Einteilung blieb bis 1990 bestehen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das nunmehr als Stadtrat bezeichnete Gremium wieder frei gewählt. Vorsitzender dieses Gremiums war zunächst ein Präsident des Rates beziehungsweise „Ratspräsident“. Dieses Amt hatte zunächst Karl-Heinz Kindervater (CDU) inne. Der Rat wählte anfangs auch den Oberbürgermeister. Seit 1994 wird der Oberbürgermeister direkt vom Volk gewählt. Er ist heute auch Vorsitzender des Stadtrates.
Im Jahre 742 gründete Bonifatius das Bistum Erfurt, das jedoch kurz darauf dem Bistum Mainz eingegliedert wurde. Somit gehörte die Bevölkerung der Stadt Erfurt über viele Jahrhunderte zum Bistum Mainz. Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt über 20 Pfarreien sowie drei Kollegiatstifte und über zehn Klöster. Später besaß Erfurt 80 Kirchen und 36 Klöster. Viele davon sind heute noch gut erhalten. Anfang des 16. Jahrhundert war Martin Luther Student an der Universität Erfurt.
Die Stadt wandte sich später mehrheitlich der Reformation zu. Daher gab es innerhalb der Stadt starke Spannungen zwischen den Konfessionen. 1530 konnte im Hammelburger Vertrag die Gleichberechtigung der Konfessionen erreicht werden. Danach behielten die Protestanten acht Kirchen. Sie wurden von einem Senior geleitet. 1563 wurde ein Evangelisches Ministerium eingerichtet, dem als oberste Kirchenbehörde die Verwaltung der Protestanten oblag.
Nach dem Übergang der Stadt Erfurt an Preußen 1815 wurden in der Folgezeit auch die kirchlichen Strukturen neu geordnet. Die Erfurter Protestanten wurden Glieder der mit der Bildung der preußischen Provinz Sachsen errichteten Provinzialkirche Sachsen. 1817 wurden in ganz Preußen lutherische und reformierte Gemeinden zu einer einheitlichen Landeskirche (Unierte Kirche) vereinigt. Danach gehörten alle Kirchengemeinden Erfurts zur Evangelischen Kirche in Preußen, beziehungsweise dessen Provinzialkirche Sachsen, deren Oberhaupt der jeweilige König von Preußen als summus episcopus war. Nach Wegfall des Landesherrlichen Kirchenregiments 1918 war die Provinzialkirche Sachsens Gründungsmitglied der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. 1947 wurde sie eine selbständige Landeskirche (Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen) mit einem Bischof an der Spitze. Die protestantischen Kirchengemeinden Erfurts gehören - sofern es sich nicht um Freikirchen handelt - zum Kirchenkreis Erfurt innerhalb der Propstei Erfurt-Nordhausen, deren Sitz sich in Erfurt befindet. Der Kirchenkreis hatte im Jahr 2003 etwa 28.000 Mitglieder.
Als Reaktion auf die 1817 erfolgte Vereinigung der lutherischen und der reformierten Kirche in Preußen entstand die Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kirche Preußens. Die Altlutheraner bestanden auf ihre Religionsfreiheit, indem sie uneingeschränkt lutherische Gottesdienste, Verfassung und Lehre forderten. Nach harter Verfolgungszeit seitens des Staates konnte sie sich 1841 unter König Friedrich Wilhelm IV konstituieren und wurde anerkannt. Mitten in der Verfolgungszeit entstand 1836 mit dem Austritt von 21 Familien aus der Landeskirche die Evangelisch-Lutherische Christuskirchengemeinde, die sich dem Oberkirchenkollegium der evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche in Breslau unterstellte. Geweiht wurde ihre Kirche in der Tettaustraße aber erst 1913. Diese Kirchengemeinde gehört heute zum Kirchenbezirk Sachsen-Thüringen der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Die römisch-katholischen Pfarrgemeinden der Stadt gehörten ab 1821 zum Bistum Paderborn. Nach dem Preußischen Konkordat von 1929 erfolgte eine Neuordnung der Gebiete der römisch-katholischen Bistümer. Die Gemeinden in Erfurt kamen zum Bistum Fulda. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es für den Bischof immer schwerer, seine Amtsgeschäfte im Ostteil seines Bistums wahrzunehmen. Ebenso erging es dem Bischof von Würzburg, dem die südlichen Pfarrgemeinden Thüringens zugeordnet waren. 1946 wurde daher in Erfurt für die DDR-Gebiete der Bistümer Fulda und Würzburg ein Generalvikar eingesetzt, der 1953 zum Weihbischof und 1967 zum Bischöflichen Kommissar ernannt wurde. Durch die Neuordnung der römisch-katholischen Kirche in der DDR wurden die Gebiete ausgegliedert und per Dekret des Heiligen Stuhls am 20. Juli 1973 dem Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen zugeordnet und damit formell von ihren bisherigen Bistümern abgetrennt. Leiter dieses Bischöflichen Amtes wurde ein Apostolischer Administrator, der Titularbischof war. Am 14. Juni 1994 wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen zum Bistum Erfurt erhoben und der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet. Die Rechtswirksamkeit erfolgte zum 7. Juli 1994. Die Pfarrgemeinde in Erfurt gehört somit heute zum Dekanat Erfurt innerhalb des Bistums Erfurt. Im Jahr 2003 gab es etwa 14.000 römische Katholiken in Erfurt.
Neben den beiden großen Kirchen gibt es auch noch Gemeinden, die zu Freikirchen gehören, darunter eine Evangelisch-methodistische Kirche (Ägidienkirche), eine Freie evangelische Gemeinde, eine Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten (Adventisten), eine Missionsgemeinde und das Christus-Zentrum. Ferner sind die Neuapostolische Kirche, die Christengemeinschaft, die Zeugen Jehovas, die Jesusfreaks, die Apostolische Gemeinschaft sowie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Erfurt vertreten.
Erfurt ist darüber hinaus auch der Sitz der jüdischen Gemeinde von Thüringen, die etwa 650 Mitglieder hat. Von diesen leben 350 in Erfurt selbst. In der Stadt findet sich die einzige in der DDR gebaute Synagoge, die sogenannte Neue Synagoge, die als Gebets- und Gemeinderaum genutzt wird, sowie eine Alte und eine Kleine Synagoge, die heute Museum und Begegnungsstätte sind. Als Zeugnis der früheren Gemeinde wurde im Frühjahr 2007 das alte rituelle Bad, die Mikwe nahe der um 1100 gebauten Synagoge bei Erdarbeiten unweit der Krämerbrücke mit einem weitgehend erhaltenen Tonnengewölbe zufällig wiederentdeckt. Die Mikwe ist seit 1250 bezeugt.
Im Jahr 2003 wurde im Stadtteil Brühl das neue Gebäude des Erfurter Theaters eröffnet. Das Theater bietet Platz für 800 Zuschauer und führt jährlich circa 250 Veranstaltungen durch. Hauptsächlich werden Musiktheaterstücke gespielt. Tanztheater und Schauspiel runden das Angebot ab. Ein Ziel des Theaters unter der Leitung von Generalintendant Guy Montavon ist es, einmal pro Spielzeit eine Uraufführung zu präsentieren.
Das Theater, zu dem auch das Philharmonische Orchester Erfurt gehört, veranstaltet außerdem seit 1994 jährlich die Domstufen-Festspiele, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Die Festspiele finden jeden Sommer statt und dauern drei Wochen. Vor der beeindruckenden Kulisse von Dom und Severikirche wird an mehreren Abenden jeweils ein Stück aufgeführt. Bekannte Stücke, die im Rahmen der Domstufen-Festspiele aufgeführt wurden, sind Carmina Burana (1994 und 1995), Jedermann (2000 und 2001), Der fliegende Holländer (2002), Jesus Christ Superstar (2005) und Der Mond (2006).
Neben dem Theater Erfurt gibt es mit der Schotte, der Theaterfirma Erfurt, dem Neuen Schauspiel Erfurt und dem Galli-Theater noch kleinere unabhängige Theater in Erfurt. Seit 1979 gibt es das Erfurter Kabarett Die Arche und seit 2003 mit dem Lachgeschoss noch ein zweites Kabarett. Das Theaterangebot umfasst zudem mit dem Theater Waidspeicher und dem Erfreulichen Theater zwei Puppentheater, die sowohl Stücke für Kinder als auch für Erwachsene aufführen.
Museen
* Im Haus zum Stockfisch befindet sich das Stadtmuseum Erfurt. Dort wird die über 1250-jährige Geschichte der Stadt samt Vorgeschichte anschaulich präsentiert. Zum Stadtmuseum gehören als Außenstelle das Museum Neue Mühle mit einer funktionstüchtigen historischen Wassermühle sowie die Wasserburg Kapellendorf bei Weimar. * Das Angermuseum zeigt die bedeutendste Sammlung mittelalterlicher Kunst aus Thüringen sowie zahlreiche Graphiken des 20. Jahrhunderts und eine umfangreiche Sammlung kunsthandwerklicher Gegenstände. Große Berühmtheit erlangten außerdem die Lebensstufen des Expressionisten Erich Heckel. Es ist die einzige erhaltene Wandmalerei des Künstlers. * In der Kunsthalle Erfurt im Haus zum Roten Ochsen finden Wechselausstellungen zeitgenössischer und moderner Kunst statt. * Das Naturkundemuseum Erfurt an der Großen Arche beschäftigt sich mit den Tieren, Pflanzen und Gesteinen Thüringens. Durch das viergeschossige Gebäude ragt eine 350 Jahre alte Eiche empor. Zudem besitzt das Museum zahlreiche Sammlungen, unter anderem die mit 350.000 Tieren größte zoologische Insektensammlung. * Das Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt zeigt Exponate der Alltags- und Gesellschaftskultur aus mehreren Jahrhunderten. * Für technisch interessierte Besucher bietet Erfurt mit dem Druckereimuseum Benary-Speicher und dem Elektromuseum zwei Anlaufstellen. * Auf dem Gelände der Erfurter Gartenbauausstellung, kurz egapark genannt, befindet sich das Deutsche Gartenbaumuseum, welches die Besucher über alle Aspekte des Gartenbaus und der Gartenkunst informiert. * Das spätbarocke Schloss Molsdorf bietet neben der acht Hektar großen Parkanlage und dem Schloss selbst, eine Ausstellung des Nachlasses des Malers Otto Knöpfer.
Bauwerke
Kirchen und Klöster
Wegen seiner zahlreichen Kirchen und Klöster erhielt Erfurt im Mittelalter den Beinamen „Thüringisches Rom“. Heute sind noch insgesamt 24 dieser Kirchen erhalten, wobei die Gesamtzahl der Kirchen durch Eingemeindungen 75 beträgt.
Das Wahrzeichen der Stadt ist das europaweit einzigartige Ensemble von Dom und Severikirche auf dem Domplatz. Die Kirchen sind auf dem Domberg beheimatet und sind über 70 Stufen zu erreichen. Die Glocke des Domes, die Gloriosa, ist die größte freischwingende mittelalterliche Glocke Europas. Die 1497 gegossene Glocke ist 2,57 Meter hoch, 2,54 Meter im Durchmesser und wiegt 11.450 kg. Die Gloriosa wird heute noch zu besonderen Ereignissen und kirchlichen Feiertagen geläutet.
Die Barfüßerkirche wurde 1231 errichtet und gehörte einst zum Kloster der Franziskaner. Nach einem Bombenangriff im Jahr 1944 wurde die Kirche weitgehend zerstört. In der Ruine der Kirche finden jährlich im Sommer Theatervorstellungen unter freiem Himmel statt. Derzeit wird ein Wiederaufbau geplant. Die Kosten sollen sich auf zwei Millionen belaufen. Dabei ist nicht eine Restauration wie bei der Frauenkirche in Dresden gedacht, sondern ein Überbau, um die historische Substanz als Kulturerbe zu erhalten.
Die am Wenigemarkt beheimatete Ägidienkirche wurde 1110 erstmals erwähnt. Sie war eine der zwei Brückenkopfkirchen der Krämerbrücke, ist aber heute als einzige erhalten. Der Zugang zur Krämerbrücke erfolgt durch ein begehbares Tor in der Kirche. Der Turm kann von Besuchern bestiegen werden und bietet eine einzigartige Aussicht über die gesamte Erfurter Altstadt.
Die zwischen 1270 und 1450 erbaute Predigerkirche mit dem zugehörigen Predigerkloster ist eine dreischiffige kreuzrippengewölbte Basilika und eines der bedeutendsten Bauwerke der Bettelordensarchitektur in Deutschland. Dendrologische Untersuchungen ergaben, dass der ausschließlich aus Holz bestehende Dachstuhl von thüringer Fichten stammt, die zwischen 1279 und 1285 geschlagen wurden. Damit besitzt das Predigerkloster den ältesten Dachstuhl im deutschsprachigen Raum.
Der mit 53 Metern höchste Turm der Altstadt gehört zur Allerheiligenkirche an der Weggabelung der Allerheiligen- und Marktstraße. Weitere bekannte Kirchen sind die Peterskirche auf dem Erfurter Petersberg, die Kaufmannskirche, die Lorenzkirche und die Schottenkirche.
Das 1277 erbaute Augustinerkloster ist vor allem als bedeutende Lutherstätte bekannt. Nach Beendigung seines Studiums in Erfurt schloss sich Martin Luther den Augustiner-Eremiten an. Hier lebte er von 1505 bis 1511 und wurde 1507 zum Priester geweiht. Heute wird das Augustinerkloster als internationale Begegnungsstätte genutzt. In den Sommermonaten finden im Renaissancehof des Klosters verschiedene Konzerte und Theateraufführungen statt.
Profane Bauwerke
Erfurt besitzt einen der am besten erhaltenen und größten mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands. Ein bemerkenswertes Bauwerk ist die Krämerbrücke, die 1117 erstmals erwähnt und 1325 nach mehreren Bränden aus Stein gebaut wurde. Das 120 m lange Bauwerk überspannt die Gera und ist mit 32 Häusern bebaut. Damit ist die Krämerbrücke die längste komplett bebaute und bewohnte Brücke Europas. Einst befanden sich an beiden Zugängen Brückenkopfkirchen, heute ist nur noch die Ägidienkirche am Zugang Wenigemarkt erhalten.
Neben der Krämerbrücke waren im Mittelalter die Lehmannsbrücke, erstmalig 1108 erwähnt und 1976 durch ein Spannbetonbauwerk ersetzt, die Schlösserbrücke und Lange Brücke wichtige Gerabrücken. Zu den ältesten erhaltenen Natursteinbrücken der Stadt zählt außerdem die Roßbrücke aus dem Jahr 1750.
Direkt neben dem Domplatz reckt sich der Petersberg empor, auf dem zwischen 1665 und 1707 die Zitadelle Petersberg errichtet wurde. Heute ist die Zitadelle die einzige weitgehend erhaltene barocke Stadtfestung Europas.
Auf dem Fischmarkt, gelegen zwischen Anger und Domplatz, befindet sich das Erfurter Rathaus. Das neogotische Haus wurde 1870 bis 1874 erbaut und enthält im Treppenaufgang zahlreiche Wandgemälde mit Szenen der Erfurter und Thüringer Geschichte. Gegenüber dem Rathaus befindet sich die 1561 errichtete Statue eines römischen Kriegers, welcher den Stadtpatron Martin von Tours darstellen soll. Am Fischmarkt befinden sich noch weitere sehenswerte Gebäude, beispielsweise das 1562 erbaute Haus zum Roten Ochsen, welches heute eine Kunstgalerie beheimatet. Links vom Rathaus steht das Haus zum Breiten Herd mit seiner reich verzierten Renaissancefassade.
Auf dem Gelände des egaparks befindet sich die 1480 errichtete und im 17. Jahrhundert zur Zitadelle ausgebaute Cyriaksburg. Sie beherbergt heute das einzige Deutsche Gartenbaumuseum und eine Aussichtsplattform auf einem der beiden Festungstürme.
Weitere sehenswerte Bauwerke sind das Haus zum Güldenen Krönbacken, das Haus zum Sonneborn, welches heute das Standesamt beherbergt, die Kurmainzische Statthalterei und der Gebäudekomplex Engelsburg, Ursprung der Dunkelmännerbriefe.
Der Dachstuhl des Haus Dacheröden brannte am 24. August 2006 vollständig aus. Der Renaissance-Bau ist danach für 1,5 Millionen Euro saniert worden. Das Haus war im 18. und 19. Jahrhundert Treffpunkt für Gelehrte, Schriftsteller und Künstler. Goethe, Schiller, Dalberg und Wilhelm von Humboldt waren oft Gäste dieses Hauses.
Das klassizistische Kultur- und Kongresszentrum Kaisersaal gehört als Stätte von Napoleons Erfurter Fürstenkongress 1808 und des Erfurter Parteitages der SPD 1891 mit zu den historisch bedeutsamsten Gebäuden.
Im 1904 erbauten ehemaligen Hotel Erfurter Hof fand 1970 das erste deutsch-deutsche Gipfeltreffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und Ministerratsvorsitzendem Willi Stoph statt. Das "Willy-Brandt-Zimmer" erinnert an die spektakulären Ovationen der Erfurter für Brandt.
Naherholungsgebiete und Parks
Zoo und Aquarium
Der Thüringer Zoopark Erfurt gehört zu den flächenmäßig größten Zoos in Deutschland. Der 1959 eröffnete Zoo beherbergt 1200 Tiere und 128 verschiedene Arten, darunter Löwen, Elefanten, Nashörner und Giraffen. Der Zoopark befindet sich im Erfurter Norden, am Roten Berg.
Das Aquarium am Nettelbeckufer beherbergt 368 Arten und insgesamt 3000 Tiere. Das Aquarium besitzt eine der größten Sammlungen an Süßwasserfischen in Deutschland.
Erfurter Gartenbauausstellung egapark
Die Erfurter Gartenbauausstellung, der egapark, liegt am westlichen Stadtrand von Erfurt an der Zitadelle Cyriaksburg und wurde 1959 eröffnet. 1961 fand auf dem Gelände die „I. Internationale Gartenbauausstellung (iga) sozialistischer Länder“ statt. Das 36 Hektar große Areal steht unter Denkmalschutz und umfasst unter anderem das größte ornamental bepflanzte Blumenbeet Europas und den größten Spielplatz in Thüringen. Neben einem Rosengarten und einem Japanischen Garten gibt es im egapark zahlreiche Themenhäuser, wie das Tropenhaus, das Schmetterlingshaus, das Kakteenhaus und das Orchideenhaus. Zudem befindet sich auf dem Gelände des egaparks die Zitadelle Cyriaksburg, welche unter anderem das Deutsche Gartenbaumuseum beherbergt. Der egapark ist außerdem Ort regelmäßiger Großveranstaltungen, wie dem Lichterfest im August und dem spätsommerlichen Biermarkt.
Parkanlagen
Erfurt besitzt zahlreiche Parkanlagen, beispielsweise den Stadtpark in der Nähe des Hauptbahnhofes, den Südpark neben dem Stadion und die größte Parkanlage, den Nordpark, in dem sich das Nordbad, ein unter Denkmalschutz stehende Badeanstalt aus den 1920er Jahren, befindet. Ein weiterer Park ist der direkt an der Gera gelegene Luisenpark im Südwesten Erfurts. Dort befindet sich auch der botanisch-dendrologische Garten, ein terrassenförmig angelegte Anlage, mit zahlreichen Blumen und Sitzgelegenheiten. Direkt neben der Altstadt befindet sich der 1,5 Hektar große Brühler Garten. Der in sich abgeschlossene Garten steht unter Denkmalschutz und wurde 2001 neugestaltet. Im Süden der Stadt befindet sich der 700 Hektar große Steigerwald, der unter anderem 36 km Wanderwege bietet.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das seit 1975 jährlich am 2. Wochenende im Juni stattfindende Krämerbrückenfest ist das größte mittelalterliche Altstadtfest Thüringens und zieht regelmäßig eine sechsstellige Anzahl an Besuchern an. In der ganzen Altstadt werden Thüringer Kunsthandwerk und kulinarische Spezialitäten verkauft. Kleinkunst und ein Mittelaltermarkt runden das dreitägige Fest ab. Zeitgleich zum Krämerbrückenfest findet das New Orleans Music Festival statt, welches auf der Bühne hinter dem Rathaus vom Jazz über den Blues hin zum Boogie Woogie und Gospel die verschiedenen Musikstile aus New Orleans präsentiert.
Jährlich am 10. November findet auf dem Domplatz das Ökumenische Martinsfest statt. Der Martinstag wird in Erfurt einen Tag früher begangen, da hier neben dem Todestag des Stadtheiligen Martin von Tours (11. November 397), auch der Geburtstag von Martin Luther (10. November 1483) gefeiert wird. Aus diesem Grund begehen die katholische und die evangelische Kirche das Fest gemeinsam. Am Abend der Festveranstaltung finden sich tausende Erfurter auf dem Domplatz ein, Kinder bringen meist Laternen mit, so dass der Domplatz hell erleuchtet ist. Nach der Festveranstaltung ist es in Erfurt üblich, dass die Kinder mit ihren Laternen singend von Haus zu Haus gehen und dafür Süßigkeiten erhalten.
Der Erfurter Weihnachtsmarkt findet jährlich von Ende November bis 22. Dezember statt. Der Weihnachtsmarkt findet hauptsächlich auf dem Domplatz vor der Kulisse des beleuchteten Ensembles von Dom und Severikirche statt und gilt als einer der größten und schönsten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Auf dem Anger, dem Fischmarkt und dem Wenigemarkt gibt es kleinere Ableger des Weihnachtsmarktes.
Musik
Im 17. und 18. Jahrhundert wirkten in Erfurt zahlreiche Mitglieder der Familie Bach, die seit den 1630er Jahren über ein ganzes Jahrhundert das musikalische Leben der Stadt derart beherrschten, dass noch 1793 alle Erfurter Stadtpfeifer „Bache“ genannt wurden, obwohl damals längst kein Musiker dieses Namens mehr in Erfurt lebte. Von 1678 bis 1690 war Johann Pachelbel als Organist an der Predigerkirche angestellt. Bedeutendste Figur des Musiklebens der Stadt im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war Richard Wetz, der zwischen 1906 und 1925 den Erfurter Musikverein leitete und dessen kompositorische Hauptwerke hier entstanden. Unter den Musikern der Nachkriegszeit ist besonders Johann Cilenšek zu nennen, der ebenfalls den Großteil seines Schaffens in Erfurt komponierte.
Heute hat Erfurt eine lebhafte Musikszene, so dass an jedem Wochenende Livekonzerte stattfinden. Große Veranstaltungen finden in der Messehalle oder der Thüringenhalle statt. Für kleinere Konzerte stehen das Haus der sozialen Dienste (im Volksmund Gewerkschaftshaus), der Stadtgarten, das Centrum, die Alte Oper und der Museumskeller zur Verfügung. Im Erfurter Jazzclub am Fischmarkt finden außerdem an vielen Wochenenden Jazzkonzerte statt. Außerdem veranstalten das zum Theater Erfurt gehörende Philharmonische Orchester Erfurt und die Stadtharmonie Erfurt regelmäßig Konzerte.
Für Liebhaber der klassischen Musik hat Erfurt auch sehr viel zu bieten. So findet im Sommerhalbjahr in der Predigerkirche jeden Mittwoch ein Orgelkonzert an der Schuke-Orgel statt. Außerdem stehen auf dem Programm der Kirchenmusik die Nachtkonzerte im Augustinerkloster, Internationale Orgelwettbewerbe, und Aufführungen großer Oratorien durch die Augustinerkantorei und Andreas Kammerorchester. Jährlich im Okt.-Nov. findet das Musica-rara-Festival statt, das sich mit wechselnden Themenschwerpunkten selten aufgeführter Kammermusik widmet.
In jedem Jahr findet zudem das New Orleans Jazzfestival statt. Die dreitägige Open-Air-Veranstaltung findet hinter dem Rathaus statt und läuft jährlich parallel zum Krämerbrückenfest. Des weiteren gehört Erfurt zu den Austragungsorten der Jazzmeile. Außerdem findet einmal im Jahr am nahegelegenen Stausee Hohenfelden das Highfield-Festival statt. Die dreitägige Rock und Alternative-Veranstaltung gehört zu den größten Festivals dieser Art in Deutschland. Am letzten Schultag vor den Sommerferien findet in Erfurt jedes Jahr das Festival Rock in die Ferien statt, welches mit bekannten Popmusik-Acts das junge Publikum anspricht.
Das Erfurter Nachtleben bietet neben Livemusikveranstaltungen auch zwei Großraumdiskotheken, zahlreiche kleinere Clubs mit verschiedensten Veranstaltungen sowie zwei Studentenclubs.
Die wohl bekannteste kulinarische Spezialität Erfurts ist die Thüringer Bratwurst. In der Erfurter Innenstadt werden an fünf Grillrosten täglich Bratwürste verkauft, zu besonderen Veranstaltungen stehen entsprechend mehr Verkaufsstände zur Verfügung. Die Thüringer Bratwurst wird traditionell mit Born-Senf gegessen. Der Erfurter Traditionsbetrieb betreibt am Wenigemarkt ein Senfmuseum und ein Senfgeschäft. Neben Bratwürsten werden meistens auch Thüringer Rostbrätel angeboten.
Eine weitere Spezialität ist das Erfurter Schittchen, ein Weihnachtsstollen, der 1329 erstmals urkundlich erwähnt wurde und somit einer der ältesten Christstollen Deutschlands ist.
In Erfurt befinden sich zahlreiche Sportanlagen, auf denen nationale und internationale Wettkämpfe stattfinden. Außerdem sind in der Stadt mehrere überregional aktive Vereine beheimatet. Zahlreiche Olympiasieger hatten ihre sportliche Heimat ebenfalls in Erfurt.
Eissport
Erfurt ist eine Hochburg des Eissports. Besonders erfolgreich sind die Erfurter Eisschnellläuferinnen, die stets zur Weltspitze gehörten. Insbesondere sind hier Gunda Niemann-Stirnemann, Franziska Schenk, Sabine Völker und Daniela Anschütz-Thoms zu nennen.
Im Eiskunstlauf ist der Erfurter Stefan Lindemann international erfolgreich. Außerdem ist in Erfurt eine Eishockeymannschaft beheimatet. Die Black Dragons Erfurt spielen in der Saison 2008/2009 in der Regionalliga Nord/Ost.
Im Jahr 2001 wurde die Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle fertiggestellt. Sie besitzt eine 400-m-Eisbahn und ist sowohl für den Leistungssport, als auch als Freizeitanlage nutzbar. In der Halle, die für 4000 Zuschauer Platz bietet, fanden unter anderem die Deutschen Meisterschaften, Weltcuprennen, sowie die Europameisterschaft im Eisschnelllauf statt.
Fußball Der FC Rot-Weiß Erfurt spielt derzeit in der Regionalliga Nord. Zu DDR-Zeiten spielte RWE fast immer erstklassig und gewann 1954 und 1955 die DDR-Meisterschaft, noch als SC Turbine Erfurt. Der Verein nahm 1991 am UEFA-Pokal teil und spielte 1991/92 und 2004/05 in der 2. Bundesliga. Die Heimspiele trägt der Club im Steigerwaldstadion aus, das Platz für etwa 20.000 Zuschauer bietet. In der letzten Zweitligasaison besuchten durchschnittlich ca. 12.000 Zuschauer die Spiele des Vereins. Die Zweite Mannschaft von Rot-Weiß Erfurt ist aus der Oberliga abgestiegen und spielt jetzt in der Verbandsliga, in der bis 2005 auch der bis dahin zweitbeste Erfurter Fußballverein FC Erfurt Nord spielte. Erfurt ist zudem Sitz des Thüringer Fußball-Verbandes. In der Landesklasse spielt Empor Erfurt um den Klassenerhalt. Auch in den Bezirksligen sind Erfurter Mannschaften, wie z.B. ESV Lok Erfurt, Union Erfurt oder Borntal Erfurt, vertreten. Auf Stadtebene ist die Stadtliga (vgl. Kreisliga) die höchste Spielklasse. Der Aufsteiger steigt direkt in die Bezirksliga auf. Unter der Stadtliga sind die erste und zweite Stadtklasse eingereiht. Erfurt war 2001 einer der fünf Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft der Frauen.
Radsport
Erfurt ist außerdem eine Hochburg im deutschen Radsport und besitzt im Andreasried eine Radrennbahn. Die 1925 eröffnete Bahn hat eine Länge von 333 m und bietet Platz für 4000 Zuschauer. Derzeit wird die Bahn saniert und komplett überdacht. Bei den Olympischen Spielen 2004 gewann der Erfurter Bahnradsportler René Wolff die Goldmedaille. Bei der Tour de France 2005 waren mit Daniel Becke, Sebastian Lang und Stephan Schreck drei Erfurter Radfahrer am Start. Erfurt ist zudem Zielort des traditionsreichen Radrennens Rund um die Hainleite, welches 1907 erstmals ausgetragen wurde und jährlich deutsche und internationale Spitzenfahrer anzieht.
Weitere Sportarten Der Thüringer Handball Club Erfurt/Bad Langensalza spielt seit 2005 in der Handball-Bundesliga der Frauen. Seine Heimspiele trägt der Verein in Bad Langensalza aus. Entstanden ist der Verein 1996 aus einer Fusion des HC Erfurt und dem SV Empor Bad Langensalza.
Der Erfurter TC Rot-Weiß wurde 2005 souverän Meister der 2. Bundesliga Nord und spielt derzeit in der Bundesliga der Herren. Die Anlage des Vereins mit sechs Sandplätzen befindet sich in der Martin-Andersen-Nexö-Straße.
Das SWE Volley-Team Erfurt spielt derzeit in der 2. Bundesliga Süd der Frauen. In der Saison 2003/04 spielte der Verein in der Volleyball-Bundesliga.
Im Steigerwaldstadion fanden 1994, 1999 und im Juli 2007 die Deutsche Leichtathletik-Meisterschaft, sowie 2005 die U23-Europameisterschaft statt. Erfurt ist außerdem die Heimat zahlreicher erfolgreicher Sportler, unter anderem trainierten die Olympiasieger Heike Drechsler, Silke Renk, Sigrun Siegl, Hartwig Gauder und Nils Schumann in der thüringischen Landeshauptstadt.
Erfurt war ein bedeutender Industriestandort, jedoch mussten nach 1990 viele alte Betriebe, wie das Optima Büromaschinenwerk Erfurt, schließen. Nur wenige existierende Firmen der Wirtschaft Erfurts haben noch Wurzeln in der Vorkriegszeit, dennoch verfügt Erfurt heute wieder über eine hohe Industriedichte.
Eine der traditionsreichen Unternehmen ist die heutige Maschinenbaufirma Müller Weingarten AG, deren Werk in Erfurt aus dem ehemaligen Zweigwerk der Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co., 1902 von Henry Pels gegründet, hervorgegangen ist. Anfangs produzierte der Betrieb Scheren, Lochstanzen und kombinierte Maschinen, später auch Pressen. Im Dritten Reich wurde das Werk 1936 als jüdisches Eigentum zwangsweise an die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG von Günther Quandt verkauft. Bis 1939 wuchs die Belegschaft auf 1000 Beschäftigte an. 1946 erfolgte die Umwandlung in eine Sowjetische Aktiengesellschaft. Ab 1953 hieß der Betrieb „VEB Pressen- und Scherenbau Henry Pels“. 1970 entstand daraus das „Kombinat Umformtechnik“, eine Zusammenfassung von 19 Betrieben des Umformmaschinenbaus. Das Werk in Erfurt war 1985 mit 5500 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber Erfurts. 1990 wurde daraus die Treuhandfirma Umformtechnik GmbH. 1994 erhielt diese einen neuen Besitzer, den Škoda-Konzern aus Pilsen. 2001 erfolgte die Übernahme durch die Müller Weingarten AG. Zurzeit hat das Werk ungefähr 500 Mitarbeiter und ist im Pressenbau für die Automobilindustrie tätig.
Zu erwähnen ist außerdem das 1936 von der Telefunken GmbH gegründete Werk für Sender- und Empfängerröhren. Dieses hieß nach der Verstaatlichung VEB Funkwerk Erfurt, welches weiterhin Rundfunkröhren und Messtechnik baute. 1978 ging es im Kombinat VEB Mikroelektronik „Karl Marx“ auf und begann mit der Produktion von Halbleitern. 1989 hatte das Werk 8700 Mitarbeiter. 1992 wurde aus dem VEB unter anderem die Thesys Gesellschaft für Mikroelektronik mbH gegründet, die heute als X-FAB Semiconductor Foundries GmbH in Erfurt mit ca. 600 Mitarbeitern Halbleiterprodukte produziert.
Auch die Fabrik der Condomi AG für die Produktion von Kondomen beruht auf einer alt eingesessenen Erfurter Firma, nämlich die Gummiwarenfabrik Richter & Käufer, die schon 1929 Latexprodukte produzierte. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen unter dem Namen VEB Plastina verstaatlicht. Die Produktpalette umfasste damals neben Kondomen auch Badekappen und Babysauger. 2005 wurde die Condomi AG von ihrer polnischen Tochterfirma Unimil übernommen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 140 Mitarbeiter in Erfurt und hat deutschlandweit auf dem Markt für Präservative einen Marktanteil von elf Prozent.
Die Erfurter Malzwerke GmbH gründen auf einer der größten und ältesten Malzfabriken Deutschlands, der 1869 gegründeten Malzfabrik Wolff. Seit 1993 ist Getreide AG Rendsburg neuer Eigentümer.
Die Braugold Brauerei hat ihre Wurzeln in den Erfurter Brauereien Büchner und Baumann, die 1920 mit der Riebeck Brauerei aus Leipzig zur Riebeck Brauerei Erfurt fusionierten. Diese wurde 1948 als VEB verstaatlicht und produzierte ab 1956 Bier mit dem neuem Markennamen „Braugold“. 1969 wurde die Braugold Brauerei Stammbetrieb des VEB Getränkekombinat Erfurt. Seit 1996 gehört der Betrieb wieder als Braugold Brauerei Riebeck GmbH & Co. KG zur Riebeck-Gruppe.
Seinen Ruf als Blumenstadt hat Erfurt unter anderem der seit 1863 ansässigen Firma N.L. Chrestensen zu verdanken. Neben Blumen- und Gemüsesamen, gehören auch Blumenzwiebeln und Samen für Heil- und Gewürzkräuter zu den Produkten des Unternehmens, das Gärtner und Handelspartner in der ganzen Welt beliefert.
Das größte Energiedienstleistungsunternehmen Thüringens ist die E.ON Thüringer Energie AG, die in Thüringen über 1500 Mitarbeiter beschäftigen.
Die ErSol Solar Energy Aktiengesellschaft ist ein Wafer- und Solarzellenproduzent. Sie wurde 1997 in Erfurt gegründet und hatte im Jahr 2007 zirka 500 Mitarbeiter in Erfurt und einen Jahresumsatz von rund 128 Millionen Euro. Weitere Unternehmen der Hochtechnologie sind die Chipfabrik des Konzerns X-FAB, der seinen Sitz in Erfurt hat, sowie der Telekommunikationsausrüster Funkwerk AG im nahen Kölleda. Zusätzlich weist Erfurt eine hohe Dichte an Medienunternehmen (Kinderkanal, MDR Thüringen) auf sowie mehrere größere IT-Dienstleister (z. B. IBM csg, IAD GmbH, NT Neue Technologie AG, TecArt Group, Ibykus AG, T-Systems, DB Systel).
Mit 251 Mitarbeitern ist die Milchwerke Thüringen GmbH, die zur Humana Milchunion gehört, einer der größten Arbeitgeber in Erfurt. Neben Trinkmilch gehören Käse, Sahne, Joghurt, Quark und Desserts zum Produktionsprogramm. In den neuen Bundesländern werden die Erzeugnisse unter dem Markennamen Osterland vertrieben, in den alten Bundesländern firmieren die Produkte unter dem Namen Ravensberger.
Die Messe Erfurt ist nach der Leipziger Messe die flächenmäßig zweitgrößte Messe der neuen Bundesländer. Das Messegelände, das sich am Stadtrand neben der ega befindet, umfasst neben einer Mehrzweckhalle zwei Messehallen und ein CongressCenter. Die Messe wird neben Ausstellungen, Tagungen und Kongressen auch für Konzert-, TV- und Sportereignisse genutzt. Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 12.000 Zuschauern zählt die Halle zu einer der bedeutendsten dieser Art in Deutschland.
Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hat einen ihrer beiden Hauptsitze in Erfurt und beschäftigt dort über 200 Mitarbeiter. Daneben haben die zur Helaba gehörende Sparkasse Mittelthüringen sowie die Erfurter Bank als Genossenschaftsbank ihren Sitz in der Stadt.
Der größte private Arbeitgeber in der Landeshauptstadt ist das Helios-Klinikum. Dort sind derzeit circa 1600 Mitarbeiter beschäftigt.
Regionalkooperation
Seit 1999 gibt es Bemühungen zu einer Kooperation der Städte Erfurt, Weimar und Jena mit dem Ziel einer abstimmten Wirtschaftsförderung und Tourismusvermarktung unter der Marke „Die ImPuls-Region“. Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist der 2006 bei den öffentlichen Verkehrsmitteln eingeführte Verbundtarif Mittelthüringen.
Verkehr Fernverkehrsstraßen
Die Autobahn A 4 bildet die südliche Stadtgrenze und hat drei Anschlussstellen mit der Bezeichnung Erfurt (-West, -Ost, -Vieselbach), von denen zwei im Stadtgebiet liegen. Im weiteren Verlauf führt die A4 Richtung Westen über Eisenach und Bad Hersfeld nach Frankfurt am Main, Richtung Osten über Gera, Chemnitz, Dresden nach Görlitz. Im Südwesten der Stadt wird die A 4 am Erfurter Kreuz von der A 71 gekreuzt, die in südlicher Richtung über Meiningen bis nach Schweinfurt führt und in nördlicher Richtung zur A 38 Göttingen–Leipzig führen soll. Ab dem Erfurter Kreuz besteht die nördliche Verbindung schon bis Sömmerda-Ost. Ferner führen zwei Bundesstraßen durch das Stadtgebiet, die B 4, die nach Nordhausen und Ilmenau führt und die B 7, die Erfurt mit Gotha und Weimar verbindet.
Öffentlicher Personennahverkehr Der Öffentliche Personennahverkehr wird durch die Erfurter Verkehrsbetriebe AG (EVAG) realisiert. Insgesamt bedienen sechs Straßenbahn-Linien einen Großteil des Erfurter Stadtgebietes. Zu besonderen Veranstaltungen, wie etwa Konzerten in der Messehalle, wird zusätzlich die Entlastungslinie 7 eingesetzt. Alle Straßenbahnlinien verkehren über den Anger in verschiedene Richtungen:
Die Erfurter Straßenbahnen verkehren rund um die Uhr, im Nachtnetz zwischen 21.00 und 5.00 Uhr verkehren drei bzw. vier Linien, teilweise etwas abweichend vom normalen Liniennetzplan. Neben den modernen Combino-Niederflurwagen kommen auch zur Entlastung die alten Tatra-Fahrzeuge zum Einsatz.
Neben den Straßenbahnlinien betreibt die EVAG 24 Omnibuslinien, die neben den innerstädtischen Gebieten ohne Straßenbahnanschluss hauptsächlich die eingemeindeten Vororte Erfurts anfahren. Zusätzlich verkehren acht Regionalbuslinien, die umliegende Orte aus anderen Landkreisen mit Erfurt verbinden.
Seit dem 1. April 2007 verkehren in der Innenstadt auch die umweltfreundlichen Fahrradtaxis.
Am 6. Oktober 2007 wurde der „Erfurter City-Takt“ eingeführt. Dies bedeutet, dass alle Stadtbahnlinien 1-7 und die neue City-Buslinie 9 im 10-Minuten-Takt fahren. Außerdem befährt die Stadtbahnlinie 1, die zwischen Europaplatz und Thüringenhalle pendelt, nun die neue Teilstrecke Rieth-Salinenstraße.
Zwischen 1948 und 1975 verkehrte der Oberleitungsbus Erfurt in der Stadt.
Flughafen
Von 1924 bis 1945 hatte Erfurt seinen Flughafen in Erfurt-Nord am Roten Berg. Der heutige Flughafen Erfurt im Westen der Stadt, im Stadtteil Bindersleben, wurde für die Verkehrsfliegerei 1956 in Betrieb genommen. Im Jahr 2008 werden wochentägliche Linienflüge nach Düsseldorf, Hamburg, und München angeboten. Den größten Anteil am Passagieraufkommen hat jedoch der Charterverkehr, vorrangig in die Urlaubsregionen rund um das Mittelmeer. Air Berlin führt zudem Shuttleflüge nach Nürnberg durch, wo Anschlüsse zu weiteren Flughäfen in Deutschland und Europa bestehen.
Neben dem Passagierverkehr wurden 2005 außerdem 4855 Tonnen Luftfracht durch die beiden Logistik-Unternehmen TNT und Schenker auf dem Erfurter Flughafen umgeschlagen.
Bahn
Erfurt erhielt im Jahr 1847 einen Anschluss an der Thüringer Bahn von Halle und Leipzig nach Bebra. Weitere Strecken führen von Erfurt nach Magdeburg, Nordhausen, Kassel, Bahnstrecke Erfurt - Meiningen - Schweinfurt - Würzburg, Ilmenau und Saalfeld. Der Regionalexpress 14 verbindet Erfurt mit den größeren Südthüringer Zentren mit Hauptpunkt in Meiningen (Erfurt–Arnstadt–Suhl–Meiningen).
Von 1882 bis Ende 1993 war Erfurt Sitz einer Eisenbahndirektion, anfangs der Königlichen Eisenbahndirektion und ab 1920 der Reichsbahndirektion Erfurt. Heute ist die Stadt noch Sitz einer Außenstelle des Eisenbahn-Bundesamtes sowie Sitz der DB Regio AG-Verkehrsbetrieb Thüringen. Ferner hat hier die DB Station und Service AG ein Bahnhofmanagement, welches für zahlreiche Haltepunkte und Bahnhöfe im Umkreis Erfurts zuständig ist.
Erfurt ist Halt auf der Intercity-Express-Strecke Dresden - Leipzig - Erfurt - Eisenach - Fulda - Frankfurt am Main Flughafen Fernbahnhof bzw. Frankfurt am Main Hbf - Wiesbaden/Saarbrücken. Für 2015 oder später ist geplant, den Hauptbahnhof durch die Neubaustrecken Nürnberg–Erfurt und Erfurt–Leipzig/Halle an die Nord-Süd-Trasse von Berlin nach München anzuschließen. Erfurt wird dann von den ICE-Linien Dresden - Leipzig - Erfurt - Frankfurt am Main - (Wiesbaden) und Hamburg - Berlin - Leipzig - Erfurt - Nürnberg - München bedient werden.
Die 13 in Erfurt beginnenden oder durch Erfurt führenden Linien des Regionalverkehrs werden von der Deutschen Bahn, der Erfurter Bahn und der Süd-Thüringen-Bahn (Meiningen) betrieben.
Weitere Personenbahnhöfe an der Thüringer Bahn haben die Stadtteile Vieselbach und Bischleben. An der Strecke nach Nordhausen gibt es den Bahnhof Erfurt-Nord sowie Stationen in Kühnhausen und Gispersleben, nach Sangerhausen halten Personenzüge in Erfurt-Ost und Stotternheim. Außerdem gab es die Kleinbahn Erfurt–Nottleben mit weiteren sieben Stationen im Erfurter Stadtgebiet, die 1967 für den Personenverkehr stillgelegt wurde. Von 1976 bis 1993 wurde auf dem 8,7 km langen Abschnitt von Erfurt-Berliner Straße bis zum Hauptbahnhof eine S-Bahnlinie betrieben. Der Nordhäuser und der Sangerhäuser Bahnhof als Endpunkte jener Strecken sind heute nicht mehr vorhanden. So sind heute acht der siebzehn Erfurter Bahnhöfe in Betrieb.
von ARD und ZDF. Außerdem ist in Erfurt das Landesfunkhaus des MDR ansässig, dort befindet sich auch ein Studio für Liveproduktionen und Aufzeichnungen, unter anderem wird das tägliche Lokalnachrichtenformat Thüringen Journal hier produziert. Ferner gibt es mit Plus.tv Erfurt einen lokalen Fernsehsender, der täglich Nachrichten und Berichte rund um die Stadt sendet.
Thüringer Allgemeine (TA) und Thüringische Landeszeitung (TLZ) berichten mit eigenen Lokalredaktionen aus Erfurt. Beide Zeitungen gehören seit 1990 über die Zeitungsgruppe Thüringen (ZGT) zur WAZ-Gruppe, sind aber redaktionell getrennt. In der Lokalberichterstattung aus Erfurt versucht die TA ein breites Themenspektrum abzudecken, während die TLZ klare Schwerpunkte setzen will. Die auflagenstärkere TA sowie der MDR erheben den Anspruch, in der Region Erfurt Meinungsführer zu sein.
Des weiteren gibt es in Erfurt mit hEFt, t.akt, DATEs, Blitz und Rampensau verschiedene kostenlose Stadtmagazine, in denen Veranstaltungshinweise und Kulturbeiträge rund um Erfurt und Thüringen zu finden sind.
Neben MDR 1 Radio Thüringen hat der Thüringer Privatsender Landeswelle Thüringen seinen Sitz in Erfurt. Zudem hat die Thüringer Landesmedienanstalt zwei lokale Bürgerradios zugelassen: Radio Funkwerk und Radio F.R.E.I..
Seit 2004 haben die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) und die Thüringer Landesmedienanstalt ihren Sitz in Erfurt.
Seit dem 22. November 1999 ist Erfurt der Sitz des Bundesarbeitsgerichtes. Das BAG ist das oberste Gericht der Arbeitsgerichtsbarkeit und damit einer der fünf obersten Gerichtshöfe des Bundes in Deutschland.
Als Landeshauptstadt ist Erfurt zudem Sitz des Thüringer Landtages und der Staatskanzlei. Zudem haben zahlreiche Landesämter und das Landeskriminalamt (LKA) ihren Sitz in Erfurt. Außerdem befindet sich in Erfurt eines der vier Thüringer Landgerichte, die zum Oberlandesgerichtsbezirk Jena gehören.
Neben dem Bundesarbeitsgericht und den Landesämtern sitzen in Erfurt die Handwerkskammer, das Hauptzollamt, die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Oberfinanzdirektion. Des Weiteren ist die Bundeswehr in Erfurt mit drei Kasernen, sowie ein SAR-Kommando am Flughafen Erfurt vertreten: die Löberfeldkaserne mit dem Kreiswehrersatzamt zur Musterung Wehrpflichtiger, die Henne-Kaserne und die Steigerwaldkaserne. Somit ist Erfurt eine der größten Garnisonsstädte im Osten Deutschlands. Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen sowie das Bundesamt für Güterverkehr unterhalten in Erfurt jeweils eine Außenstelle.
Die 1392 gegründete Universität Erfurt ist eine der ältesten Universitäten Deutschlands und war zeitweise sogar die größte Universität des Landes. Martin Luther studierte hier zwischen 1501 und 1505 und erhielt den Magister Artium der philosophischen Fakultät. Nach der Schließung 1816 wurde die Universität auf Initiative der Universitätsgesellschaft Erfurt unter Gründungspräsident Peter Glotz im Jahr 1994 neugegründet. Die Uni bietet 30 Studiengänge an vier Fakultäten (Staatswissenschaftliche, Philosophische, Erziehungswissenschaftliche und Katholisch-Theologische Fakultät) an, wobei alle Studiengänge mit einem Bachelor oder Master abschließen. Derzeit sind zirka 4500 Studenten in Erfurt immatrikuliert. Besondere Einrichtungen der Universität sind das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien, sowie die Erfurt School of Public Policy. Die 1999 eröffnete Universitätsbibliothek verfügt über einen Bestand von 750.000 Bänden in Erfurt, sowie weiteren 550.000 Bänden vorwiegend aus dem 16. bis 19. Jahrhundert im benachbarten Gotha.
An der Fachhochschule Erfurt studieren derzeit ca. 4500 Studenten in den Fachbereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Landschaftsarchitektur und Gartenbau, Gebäudetechnik und Informatik, Konservierung und Restaurierung, Sozialwesen, Verkehrs- und Transportwesen und Wirtschaftswissenschaft. Zum Wintersemester wird das Angebot um die Studiengänge Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement sowie Bildung und Erziehung von Kindern ergänzt. Die FH ist eine Neugründung des Landes Thüringen und besteht seit 1991. Dabei folgt die Hochschule aber einer langjährigen Tradition, geht sie doch auf die 1946 und 1947 gegründeten Ingenieursschulen für Gartenbau und Bauwesen zurück.
Das Priesterseminar Erfurt ist die einzige Ausbildungsstätte für angehende Priester aus den römisch-katholischen Diözesen Ostdeutschlands. Derzeit gehören circa 35 Seminaristen zum Haus.
Des Weiteren gibt es in Erfurt 31 Grundschulen (darunter die Regenbogen Freie Schule Erfurt und die Montessori-Integrationsschule), 14 Regelschulen, 3 Gesamtschulen (darunter die Freie Waldorfschule Erfurt), 9 Gymnasien (darunter ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Spezialschulteil), 19 Berufsschulen, 1 Volkshochschule, 9 Förderschulen (darunter die Christopherusschule und das Christliche Jugenddorf Erfurt - Rehabilitationszentrum) 2 Musikschulen und 2 Malschulen (je eine städtisch und eine privat).
Der Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt erforscht und verbreitet in Zusammenarbeit mit Schulen, Hochschulen und Institutionen die Geschichte der Stadt.
Die Erfurter sind auch unter ihrem Spitznamen Puffbohnen bekannt. Die dicke Bohne wurde bereits im Mittelalter auf den Erfurter Feldern angebaut und war zu dieser Zeit ein wichtiges Nahrungsmittel für die Bevölkerung. Legenden erzählen, dass die Erfurter zur damaligen Zeit immer einen kleinen Vorrat der Bohnen dabei hatten, um sie unterwegs aus der Tasche zu essen.
Im Jahr 2000 wurden erstmals Puffbohnen aus Plüsch verkauft. Nach nur zwei Jahren wurden über 20.000 Exemplare abgesetzt, außerdem erscheinen regelmäßig Sondereditionen, wie die Weihnachtspuffbohne oder die Unicef-Edition. Zudem erhält jedes in Erfurt geborene Kind eine Puffbohne aus Plüsch, Mädchen eine rosafarbene und Jungen eine blaue.
Personen
Zu Personen, die in Erfurt geboren wurden bzw. in Erfurt besonders gewirkt haben:
* Persönlichkeiten der Stadt Erfurt * Statthalter Erfurts