Der Freistaat Thüringen ist ein Land in der Bundesrepublik Deutschland. Er liegt geographisch in der Mitte Deutschlands; mehrere Orte im Nordwesten des Landes nehmen für sich in Anspruch, der exakte Mittelpunkt Deutschlands zu sein. An Thüringen grenzen die Bundesländer Sachsen im Osten und Südosten, Sachsen-Anhalt im Norden und Nordosten, Niedersachsen im Nordwesten, Hessen im Westen sowie Bayern im Süden. Landeshauptstadt und zugleich größte Stadt des Landes ist Erfurt.
Der Freistaat Thüringen wurde 1990 aus den drei DDR-Bezirken Erfurt, Gera und Suhl sowie einigen angrenzenden Gebieten wiedergegründet und ist heute in 17 Landkreise sowie sechs kreisfreie Städte gegliedert. Wie Bayern und Sachsen trägt das Land offiziell den Namenszusatz Freistaat. Thüringen zählt neben Sachsen zu den wirtschaftlich stärkeren Ländern im Osten Deutschlands. Berühmte Kulturstätten im Land sind vor allem Weimar und die Wartburg, aber auch das historische Erfurt mit dem Erfurter Dom und der Krämerbrücke. Jena gilt als Bildungs- und Forschungszentrum Thüringens.
Thüringen liegt in der Mitte Deutschlands und grenzt an die Länder Hessen (Länge der Grenze 270 km), Bayern (381 km), Sachsen (265 km), Sachsen-Anhalt (296 km) und Niedersachsen (112 km). Der Freistaat Thüringen gehört wie auch Sachsen und Teile Sachsen-Anhalts zur Region Mitteldeutschland.
Die Landschaft in Thüringen ist sehr unterschiedlich. Im äußersten Norden befindet sich der Harz. In südöstlicher Richtung schließt sich ein als Goldene Aue bezeichnetes Gebiet an, mit dem fruchtbaren Tal des Flusses Helme. Im Nordwesten befindet sich das Eichsfeld, eine teilweise bewaldete Hügellandschaft.
In der Mitte des Landes liegt das flache, sehr fruchtbare Thüringer Becken. Diese Region zählt zu den ältesten Kulturlandschaften Deutschlands. Erste Ortsgründungen sind hier bereits seit dem Jahr 704 belegt. Das Thüringer Becken wird von verschiedenen kleinen Höhenzügen umringt, so der Dün im Nordwesten, die Hainleite und die unmittelbar nördlich davon gelegene Windleite sowie der Kyffhäuser im Norden, Schmücke, Hohe Schrecke und Finne im Nordosten, dem Ettersberg im Südosten, der Fahner Höhe im Süden und dem Hainich im Westen. Der Nationalpark Hainich ist der einzige Nationalpark des Landes.
Südlich des Thüringer Beckens befindet sich das hügelige Vorland des Thüringer Waldes, schließlich der Thüringer Wald selbst, als größtes Gebirge im Land. Östlich geht der Wald nahtlos ins Thüringer Schiefergebirge über, welches wiederum südöstlich in den Frankenwald übergeht, der jedoch nur zu kleinsten Teilen in Thüringen liegt. Diese Mittelgebirgskette wird vom Rennsteig, dem Kammweg, durchzogen. Er stellt die Wasserscheide zwischen Elbe im Norden und Weser beziehungsweise Rhein im Süden dar. Östlich von Wald und Becken verläuft das Saaletal. Jenseits der Saale liegt im Norden das Thüringer Holzland, im Süden das Vogtland und im Osten das Osterland. Im Gegensatz zu den erstgenannten ist das Osterland um Altenburg wenig bewaldet und sehr fruchtbar.
Südwestlich des Thüringer Waldes liegt das Werratal, gefolgt von der Rhön im Westen und dem Grabfeld im Süden.
Die wichtigsten Flüsse des Landes sind die Werra im Westen und die Saale im Osten. Größere Zuflüsse der Saale sind die Unstrut (mit Gera), die Ilm und die Weiße Elster. Im Nordwesten des Landes entspringt die Leine.
Die höchste Erhebung im Land ist der Große Beerberg im Thüringer Wald mit 983 Metern Höhe. Weitere hohe Berge sind der Schneekopf (978 m), der Große Finsterberg (944 m) und der Inselsberg (916 m).
Thüringen liegt in der gemäßigten Klimazone Mitteleuropas bei vorherrschender Westwindströmung. Da zwischen den westlichen Meeren und dem Freistaat bereits einige schützende Mittelgebirge liegen, ist das Klima in Thüringen kontinentaler geprägt als im Westen und Norden Deutschlands. Dies zeigt sich vor allem durch kältere Winter und trockenere Sommer als in anderen Teilen der Bundesrepublik.
Innerhalb Thüringens gibt es sehr große klimatische Unterschiede. Begünstigt ist vor allem das Thüringer Becken in der Landesmitte. Es ist von Gebirgen umgeben, sodass dort die geringsten Niederschlagsmengen Deutschlands fallen. Den Rekord hält Straußfurt mit 242 Millimeter Jahresniederschlag im Jahr 1911. Normal sind im Thüringer Becken 400 bis 500 Millimeter Jahresniederschlag bei einer Jahresmitteltemperatur von 8,5 Grad Celsius (1961–1990 an der Wetterstation Artern). Die Hügelzonen im Land liegen klimatisch etwa im deutschen Durchschnitt. So fallen in Gera 624 Millimeter Niederschlag bei einer Temperatur von 7,8 Grad Celsius. Ein ungünstiges Klima weisen in Thüringen die Gebirgszonen auf. So werden auf der Schmücke im Schnitt 1289 Millimeter Jahresniederschlag bei einer Temperatur von 4,4 Grad Celsius gemessen. Hier liegt die Januar-Temperatur bei -4 Grad Celsius und die Juli-Temperatur bei 12,8 Grad Celsius. In Artern am Nordrand des Thüringer Beckens liegen die Werte dieser Monate bei -0,7 Grad Celsius und 17,6 Grad Celsius.
Bedingt durch den Industrieschmutz, der zwischen 1850 und 1990 ausgestoßen wurde, waren Teile Thüringens am Ende dieser Periode stark geschädigt. Seitdem konnten diese Schäden teilweise abgemildert werden. So wurde im Rahmen der Bundesgartenschau 2007 in Gera und Ronneburg der ehemalige Uran-Tagebau in Ronneburg saniert und versiegelt; es entstand die Neue Landschaft Ronneburg. Eine weitere Altlast ist der Teersee Rositz bei Altenburg, von dem eine enorm hohe Gefährdung der Umwelt ausgeht. Insgesamt hat die Belastung der Luft und der Gewässer jedoch erheblich abgenommen, einzig die Werra ist - bedingt durch den hessischen Kali-Abbau - unterhalb von Dorndorf noch derart versalzen (der Salzgehalt entspricht vielerorts dem der Ostsee), dass viele Pflanzen und Tiere nicht überleben können. Zu Pfingsten 2007 erhielt der Konzern Kali und Salz AG eine Genehmigung Salz aus einer Halde in Neuhof bei Fulda bis zur Ausreizung des Grenzwertes in die Werra zu leiten.
Die Wälder Thüringens sind bedingt durch jahrzehntelange Luftverschmutzung größtenteils stark geschädigt, was sie weniger widerstandsfähig macht. Daher richtete der Orkan Kyrill im Januar 2007 massive Schäden, vor allem im Thüringer Wald, an. Vielerorts kam es zu großflächigem Windbruch geschädigter Fichten. Teilweise wird bei der Aufforstung wieder auf den heimischen Buchen-Eichen-Mischwald anstelle von Fichten-Monokulturen zurückgegriffen.
Als bedeutende Naturschutzgebiete bestehen in Thüringen der Nationalpark Hainich, die Biosphärenreservate Rhön und Vessertal sowie die Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal, Kyffhäuser, Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und Thüringer Wald.
Die geologische Situation in Thüringen ist gekennzeichnet durch eine große Vielfalt geologischer Formationen. An der Oberfläche beziehungsweise den bodennahen Bereichen lassen sich in den verschiedenen Regionen des Landes fast alle Schichten des Phanerozoikums, das heißt der letzten 500 Millionen Jahre, nachweisen.
Bezogen auf die Entstehungsgeschichte wird Thüringen in vier so genannte Strukturstockwerke gegliedert, die nach ihrem Alter geordnet in den jeweiligen Regionen dominierend auftreten
* das hercynisch ausgerichtete Grundgebirgsstockwerk im Thüringer Schiefergebirge * das zum Saxothuringikum gehörende Übergangs- beziehungsweise Molassestockwerk im Thüringer Wald * das Tafeldeckgebirgsstockwerk im Thüringer Becken und im Südwestthüringischen Triasgebiet * das Lockergesteinsstockwerk im Weißelsterbecken
Während die geomorphologische Gestalt Thüringens im Süden und Westen fast ausschließlich durch tektonische Vorgänge und Erosion durch Niederschläge bestimmt ist, kam es vor etwa 70.000 Jahren im Norden und Osten zu einer Überformung dieser Strukturen durch die Elsterkaltzeit. Demgemäß erfolgt eine Aufteilung des Landes aus geomorphologischer Sicht in fünf äußerlich abgrenzbare Gebiete: Steinbruch bei Haarhausen im Bereich der Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone mit deutlich sichtbarer Gesteinsfaltung Steinbruch bei Haarhausen im Bereich der Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone mit deutlich sichtbarer Gesteinsfaltung
* das Thüringer Gebirge, bestehend aus Thüringer Wald und Thüringer Schiefergebirge * die Zechstein- und Trias-Landschaften des Thüringer Beckens und Südthüringens * die südthüringischen Vulkanitgebiete * der Kyffhäuser und der thüringische Anteil des Harzes * das Altenburg-Meuselwitzer Gebiet, das durch Braunkohletagebau und Überreste des in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgten Uranbergbaus gekennzeichnet ist.
Innerhalb der Zechstein- und Triaslandschaften prägen neben flachen Gebieten zahlreiche Störungen das Landschaftsbild, von denen die Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone, die das Thüringer-Wald-Vorland vom Thüringer Becken abgrenzt, die längste und auffälligste ist. Im Zechsteingebiet im Bereich von Werra und Wipper finden sich größere Salzvorkommen, die besonders im 20. Jahrhundert abgebaut wurden.
Ausgehend von der im späten Mittelalter vor allem in Bereich des Thüringer Gebirges beginnenden Gewinnung von Bodenschätzen wie Eisenerz, Kupferschiefer oder Gold entwickelte sich in der Region bereits im 16. Jahrhundert eine theoretische Verarbeitung praktisch-geowissenschaftlicher Erkenntnisse. Im Jahr 1796 entstand mit der Societät für die gesamte Mineralogie zu Jena die erste geowissenschafliche Vereinigung überhaupt. Sie entstand auf Anregung Goethes, der von 1803 bis 1830 ihr Präsident war.
Auf Grund anhaltender tektonischer Vorgänge kommt es im Südosten Thüringens gelegentlich zu kleineren Erdbeben. Diese werden seit Anfang des 20. Jahrhunderts von der Universität Jena beobachtet. Heute befindet sich im Osten des Thüringer Schiefergebirges das Geodynamische Observatorium Moxa der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie das Zentrum für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden der Bauhaus-Universität Weimar zur Untersuchung und Bewertung möglicher Folgen von Erdbeben nicht nur in diesem Gebiet.
Flora und Fauna sind der deutschen Kulturlandschaft angepasst. Es gibt nur wenige Besonderheiten, zu denen der Nationalpark Hainich als erhaltener Lauburwald und das Biosphärenreservat Vessertal mit seiner Gebirgsflora zählen. Die Besiedlung und das Straßennetz ist in allen Landesteilen dicht, sodass es nur wenige größere unzerschnittene Naturräume gibt. Dementsprechend ausgedünnt ist auch die Artenvielfalt. Durch jahrhundertelange Glasindustrie und den damit verbundenen Holzverbrauch wurden zudem die meisten Wälder in schnell nachwachsende Fichtenmonokulturen umgewandelt. Die Wildkatze hat im Nationalpark Hainich ein Refugium gefunden und durch den Harz im Norden des Landes streift wieder der Luchs. Haustierarten, die an das Leben im Land angepasst sind, sind beispielsweise die seit Jahrhunderten gezüchtete Thüringer Waldziege oder das Rhönschaf.
Der überwiegende Teil der 2,3 Millionen Einwohner Thüringens sind ethnische Deutsche. Angestammte Minderheiten wie etwa die Sorben in Sachsen gibt es im Land nicht. Die Bevölkerung lässt sich unter Berücksichtigung der Sprache in drei Gruppen unterteilen. Als Thüringer bezeichnet werden Sprecher der Thüringisch-Obersächsischen Dialektgruppe, die nördlich des Rennsteiges leben. Zu dieser Gruppe gehört auch der Süden Sachsen-Anhalts (Landkreis Mansfeld-Südharz, Saalekreis, Burgenlandkreis und die Stadt Halle). Werra und Leine im Nordwesten, der Harz im Norden und die Weiße Elster im Osten grenzen diesen Siedlungsraum ab. Sprecher der ostfränkischen Dialekte leben südlich des Rennsteigs und sind kulturell eher an der Region Franken orientiert. Die dritte Gruppe sind die Sprecher niederdeutscher Dialekte, die vor allem im nördlichen Teil des Landkreis Eichsfeld im Norden Thüringens leben. Gegenden mit starker Regionalidentität sind das Eichsfeld im Nordwesten und das Vogtland im Südosten.
Neben diesen drei Gruppen leben im Land etwa 50.000 Ausländer, die vor allem aus der Türkei und dem ostasiatischen Raum (beispielsweise Vietnam), aber auch aus Osteuropa stammen. Sie leben fast ausschließlich in den großen Städten des Landes.
An der Thüringer Städtekette, die sich quer durch die Mitte des Landes entlang der sechs größten Städte zieht, ist die Bevölkerungsdichte am größten. Insgesamt betrachtet ist die Bevölkerungsdichte relativ homogen, große Ballungsgebiete fehlen, ebenso Regionen mit einer Bevölkerungsdichte von unter 50 Einwohnern pro Quadratkilometer. Dünner besiedelt sind vor allem der südliche Saale-Orla-Kreis, die Gebiete zwischen Werra und bayerischer Landesgrenze (bedingt durch die nachteilige Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze) sowie Teile des nördlichen Thüringer Beckens zwischen Sondershausen und Mühlhausen.
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl Thüringens an, damals erreichte sie ihren historischen Höchststand von etwa drei Millionen. Während sie nach dem Bau der Berliner Mauer und der damit verbundenen Grenzschließung 1961 relativ konstant blieb, schrumpfte sie nach dem Wegfall jener Grenze 1989 von 2,7 Millionen auf die derzeitige Einwohnerzahl von 2,3 Millionen. Die Geburtenzahl sank von 35.000 im Jahr 1988 auf 16.000 im Jahr 2006. Im selben Zeitraum entwickelte sich die Zahl der Sterbefälle von 34.000 auf 26.000. Jedes Jahr fehlen 10.000 Geburten, um einen ausgeglichenen Geburtensaldo zu erhalten. 2007 stieg die Zahl der Geburten seit 2005 erstmals wieder. Insgesamt wurden 17.176 Kinder geboren.1988 zogen 25.000 Menschen nach Thüringen und 25.000 verließen Thüringen, womit damals ein ausgeglichener Wanderungssaldo vorherrschte. Heute ziehen jährlich etwa 30.000 Menschen nach Thüringen, während 45.000 das Land verlassen. So entsteht hier eine Lücke von 15.000 Bürgern, die – addiert mit dem Geburtensaldo – einen jährlichen Bevölkerungsrückgang von etwa 25.000 Menschen bedeutet.
Die Sprachwissenschaftliche Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig unterscheidet in Thüringen neun regionale Mundarten, von denen sieben zur Thüringisch-Obersächsischen Dialektgruppe und zwei zur Mainfränkischen Dialektgruppe gehören. Die Übergänge zwischen diesen einzelnen Dialekten sind fließend, manchmal werden zusätzlich noch regional sehr beschränkte, kleinere Mundarten wie etwa das Rhöner Platt klassifiziert.
Zentralthüringisch wird in der Landesmitte um Erfurt, Arnstadt, Ilmenau, Gotha, Bad Langensalza und Sömmerda gesprochen. Nördlich folgen Nordthüringisch um Mühlhausen, Nordhausen, Sondershausen und das Eichsfeld sowie Nordostthüringisch um Artern. Östlich an das Verbreitungsgebiet des Zentralthüringischen grenzt das Ilmthüringische um Weimar, Jena, Rudolstadt und das Schwarzatal, welches wiederum östlich ins Südostthüringische übergeht. Diese Mundart wird vor allem um Saalfeld, Pößneck, Schleiz, Greiz und Gera gesprochen. Im Osten des Landes wird die Ostthüringische Mundart gesprochen, dies gilt vor allem im Holzland und im Osterland um Altenburg. Im Raum Eisenach-Bad Salzungen herrscht Westthüringisch vor, ein Dialekt, in dem sich schon Einflüsse des Osthessischen ausmachen lassen. Südlich des Rennsteigs liegen die mainfränkischen Sprachgebiete mit Hennebergisch im Einzugsgebiet der Werra um Suhl, Hildburghausen, Meiningen und Schmalkalden und Itzgründisch im Einzugsgebiet der Itz um Sonneberg.
Die Thüringischen Dialekte vereinen ähnliche Merkmale, wobei diese von West nach Ost immer deutlicher hervortreten. Die beiden fränkischen Dialekte sind davon deutlich hörbar differenziert und vor allem im itzgründischen Sprachraum stark ausgeprägt.
Im nördlichen Eichsfeld wird traditionell ein niederdeutscher Dialekt des Ostfälischen gesprochen.
Christianisiert wurde Thüringen bereits ab dem 8. Jahrhundert durch Bonifatius, weshalb er gelegentlich als „Missionar der Thüringer“ bezeichnet wird. Bis zur Einführung der Reformation gehörte die Bevölkerung daher dem katholischen Glauben an.
Die thüringischen Staaten waren im 16. Jahrhundert eines der ersten protestantischen Gebiete der Welt, da der Reformator Martin Luther im Kurfürst Friedrich von Sachsen einen Förderer hatte. Zudem spielten sich die Hintergründe der Reformation teilweise in Thüringen ab: Luther absolvierte sein Theologiestudium an der Universität Erfurt, seine Familie selbst stammte aus Möhra, die Bibelübersetzung entstand in Teilen auf der Wartburg und der Bauernkrieg sowie der Schmalkaldische Krieg als Reformationsfolgen trugen sich zu größeren Teilen in Thüringen zu.
Die evangelische Kirche hatte danach jedoch nie den gesellschaftlichen Einfluss, wie ihn die katholische Kirche in ihren Gebieten hatte. So galten die meisten thüringischen Staaten bereits im 18. Jahrhundert als liberal und aufgeklärt, was vor allem durch die Weimarer Herzogsfamilie gefördert wurde.
Die atheistische Weltanschauung der DDR trug später dazu bei, dass der Großteil der Bevölkerung die Kirche verließ und heute der Anteil der evangelisch-lutherischen Christen an der Gesamtbevölkerung bei rund einem Viertel liegt. In der evangelischen Kirche ist Thüringen in drei Gliedkirchen der EKD organisiert: Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen in den südlichen Landesteilen, Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in den nördlichen Landesteilen und Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck im Altkreis Schmalkalden. Die ELK in Thüringen und die EK der Kirchenprovinz Sachsen haben auf einer Synodentagung in Wittenberg am 15. Februar 2008 einen Fusionsvertrag unterschrieben, der voraussichtlich am 1. Januar 2009 in Kraft treten wird.
Katholische Gegenden in Thüringen sind das Eichsfeld und in geringem Umfang die Landeshauptstadt Erfurt, die bis 1802 unter dem Einfluss von Kurmainz standen. Zudem ist der Anteil katholischer Einwohner im Dekanat Geisa in der Rhön hoch, da dieses historisch enge Verflechtungen zum Bistum Fulda hat. Organisiert sind die Katholiken, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung bei knapp zehn Prozent liegt, größtenteils im Bistum Erfurt. Kleinere Teile des Landes gehören aber auch anderen Bistümern an.
Andere Religionsgemeinschaften spielen in Thüringen nur eine geringe Rolle. Beispielsweise besteht in Erfurt die einzige jüdische Gemeinde des Landes. Diverse christliche Freikirchen unterhalten in mittleren Städten eigene kleine Gemeinden.
Knapp zwei Drittel der Einwohner bekennen sich heute zu keiner Religionsgemeinschaft.
Die Schulen des Landes bieten evangelischen, katholischen und jüdischen Religionsunterricht an. Dabei können die Schüler zwischen Religionsunterricht oder dem Fach Ethik wählen. Religionsunterricht kann sowohl von staatlichen als auch von kirchlichen Lehrern erteilt werden.
Im dritten Jahrhundert bildete sich aus Teilen der Hermunduren, Turonen, Warnen und Angeln der Stamm der Thüringer, die später ein Königreich mit Siedlungsschwerpunkt im fruchtbaren Thüringer Becken entlang der Unstrut gründeten. Erstmals urkundlich erwähnt wurden die Thüringer als Thoringi im Jahr 480 durch Sidonius Apollinaris. Ihr Königreich existierte bis 531, als die Franken es mithilfe der Sachsen zerschlugen und das Gebiet westlich der Saale ins Frankenreich eingliederten. Um 620 kam es durch die Merowinger zur Gründung des Herzogtums Thüringen, welches bis ins späte siebente Jahrhundert bestand. In diese Zeit fallen auch die ersten Ortsgründungen im Land, unter anderem Arnstadt im Jahr 704 und Erfurt im Jahr 742. Zeitgleich missionierte Bonifatius im Land, der das Bistum Erfurt gründete.
Die Ottonen machten das Gebiet an der unteren Unstrut zwischen Naumburg und Sangerhausen an der thüringischen Grenze zu einem Zentrum des Heiligen Römischen Reiches im 10. Jahrhundert. Thüringen profitierte davon allerdings nur wenig, da sich in der Gegend kein eigenes, starkes Stammesherzogtum bilden konnte. Größte Macht im Thüringer Raum war in jener Zeit die Grafschaft Weimar. Erst die Ludowinger konnten wieder beträchtliche Teile Thüringens unter ihre Kontrolle bringen. So ließ Ludwig der Springer im Jahr 1067 die Wartburg errichten. Seine Nachkommen wurden 1131 von Kaiser Lothar von Supplinburg zu Landgrafen von Thüringen erhoben. Unter ihnen erblühte die Region zu einem Zentrum der deutschen Kultur des Hochmittelalters, besonders der Sängerkrieg auf der Wartburg und das Wirken der Heiligen Elisabeth von Thüringen sind in diesem Zusammenhang erwähnenswert. 1247 starb das Landgrafengeschlecht aus, woraufhin der thüringisch-hessische Erbfolgekrieg begann. Er endete 1264 damit, dass die Wettiner große Teile des Landes erhielten und in ihren Staat integrierten. Es begann eine fast 700 Jahre währende Herrschaft der Wettiner über Thüringen, die erst mit der Abschaffung der Monarchien in Deutschland 1918 endete. Im Thüringer Grafenkrieg zwischen 1342 und 1346 versuchten die Grafen von Schwarzburg, Weimar-Orlamünde und Hohnstein sowie die Vögte von Weida die Vormachtstellung der Wettiner wieder zurückzudrängen, was ihnen jedoch nicht gelang.
Im 12. Jahrhundert verstärkte sich der Prozess des Landesausbaus in Thüringen. Es entstanden erste befestigte Städte wie etwa Mühlhausen (1135) oder auch Saalfeld (1180). Gleichzeitig begann die Blütezeit Erfurts. Die Einwohnerzahl erreichte im 14. Jahrhundert etwa 20.000, womit nur Köln, Nürnberg und Magdeburg zu dieser Zeit größer waren als Erfurt. Die Stadt war mit etwa 30 Pfarrkirchen und Klöstern fast aller in Mitteleuropa präsenten Orden, zwei mächtigen Mauerringen, einem Dom sowie dem Peterskloster ausgestattet. 1331 erhielt die Stadt über 150 Jahre vor Leipzig (1497) das kaiserliche Messeprivileg, 1392 folgte die Gründung der dritten Universität Deutschlands in der Stadt. Erfurts Blütezeit endete am Beginn des 16. Jahrhunderts, als sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechterten. Der Reichtum der Stadt fußte zum Teil auf dem Handel mit Färberwaid, der nach der Entdeckung Amerikas durch das billigere Indigo ersetzt wurde, womit eine entscheidende Einnahmequelle wegbrach. Schwerer wogen allerdings die politischen Ursachen. Durch die Reformation wurden Stadtbevölkerung und Stadtrat evangelisch, während der Landesherr, das Erzbistum Mainz, katholisch blieb. Der Erzbischof von Mainz unterdrückte die Stadt Erfurt und den Stadtrat, andererseits lag sie als Exklave mitten im sächsischen Herrschaftsgebiet, was die Wirtschaft Erfurts hemmte, sodass die Stadt von den aufstrebenden Handelsstädten Frankfurt am Main und Leipzig überholt wurde.
Die bedeutendsten Adelsgeschlechter des mittelalterlichen Thüringens waren neben den dominanten Wettinern und den Ludowingern (Landgrafen von Thüringen; 1040–1247) die Grafen von Beichlingen (in Nordthüringen; 1080–ca. 1600), die Grafen von Gleichen (in Zentralthüringen; 1099–1631), die Grafen von Henneberg (südlich des Rennsteigs; 1096–1583), die Grafen von Hohnstein (im Harzvorland; 1184–1593), die Grafen von Käfernburg (im Vorland des Thüringer Walds; 8. Jh.–1385), die Lobdeburger (in Ostthüringen; ca. 1100–ca. 1300), die Grafen von Schwarzburg (im Thüringer Schiefergebirge und dessen Vorland; 1071–1918), die Grafen von Stolberg (im Harz; 1210–1806), die Grafen von Vitzthum (im Raum Weimar-Jena; ab 1123), die Vögte von Weida (im Elstertal, Vorfahren der Grafen von Reuß; 1209–1918) und die Grafen von Weimar-Orlamünde (in Zentralthüringen; 949–1486). Über das Ende des Heiligen Römischen Reichs 1806 konnten nur die Ernestiner als Nachfahren der Wettiner sowie die nunmehr gefürsteten Reußen und Schwarzburger ihre Macht in Thüringen sichern. Sie regierten bis zum Ende der Monarchie 1918.
Thüringen unter den Ernestinern im 16. Jahrhundert
1485 wurden mit der Leipziger Teilung die wettinischen Lande auf die jüngeren Albertiner im Osten und die älteren Ernestiner im Westen verteilt. Diese übernahmen gleichzeitig die Kurwürde von den Wettinern. Die Ernestiner herrschten zunächst über große Teile Thüringens, lediglich ein Streifen im Norden entlang der Unstrut gehörte den Albertinern.
Mit der Reformation am Beginn des 16. Jahrhunderts rückte Thüringen ins Zentrum der deutschen Politik. Martin Luther studierte zunächst an der Universität Erfurt und wohnte im Augustinerkloster, bevor er nach Wittenberg ging und die Reformation begann. Schließlich wurde er vom sächsischen Kurfürst Friedrich dem Weisen auf der Wartburg versteckt, wo er an der Bibelübersetzung ins Deutsche arbeitete. 1525 begann als Folge der Reformation der Bauernkrieg, der in den thüringischen Städten Mühlhausen und Frankenhausen zwei seiner Zentren und mit Thomas Müntzer einen starken Anführer fand. Später begann in Thüringen der Schmalkaldische Krieg zwischen katholischer Reichsgewalt und protestantischen Fürsten, der 1547 mit der Wittenberger Kapitulation und einer Niederlage der Protestanten endete. Deshalb ging die sächsische Kurwürde von den zunehmend an Bedeutung verlierenden Ernestinern an die Albertiner über. Als die Henneberger 1583 ausstarben, trat ein Erbvertrag in Kraft, der den Ernestinern umfangreiche Besitztümer in Südthüringen einbrachte. Mit der Erfurter Teilung 1572 begann die fortwährende Zersplitterung des ernestinischen Besitzes in zahlreiche Herzogtümer, die teilweise bis 1918 Bestand hatten. Thüringen versank in der politischen Bedeutungslosigkeit.
In der Folgezeit begann die Phase des Humanismus in Thüringen. Als humanistischer „Musterstaat“ galt zu dieser Zeit Sachsen-Gotha unter der Herrschaft Ernst des Frommen. Er führte beispielsweise im Jahr 1642 als erstes Staatsoberhaupt der Welt die allgemeine Schulpflicht für alle Jungen und Mädchen bis zum zwölften Lebensjahr ein.
Ein Zentrum deutscher Kultur im 18. und 19. Jahrhundert
Erst ab etwa 1780 machten die regierende Herzogin Anna Amalia und ihr Sohn Carl August wieder auf die Region aufmerksam. Sie riefen Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Schiller an ihren Hof, sodass sich dort die Weimarer Klassik als deutsche Version der klassischen Literaturbewegung etablierte. An der Universität Jena bildete sich in dieser Zeit ein Zentrum der deutschen Philosophie, das sich durch das Wirken von Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Georg Wilhelm Friedrich Hegel begründete. Auch die Jenaer Romantik um Dichter wie Novalis, Clemens Brentano oder Friedrich Schlegel war zu dieser Zeit deutschlandweit stilprägend.
Der Reichsdeputationshauptschluss 1803 sorgte dafür, dass das Erzbistum Mainz seine Gebiete um Erfurt und das Eichsfeld verlor und die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen ihre Selbstständigkeit aufgeben mussten. Sie wurden auf dem Wiener Kongress 1815 endgültig Preußen zugeschlagen. Er erhob auch Sachsen-Weimar-Eisenach zum einzigen Großherzogtum Thüringens. Zur Napoleonischen Zeit bahnte sich 1806 auch die entscheidende Schlacht zwischen Franzosen und Preußen in Thüringen an. Am 9. Oktober kam es zum Gefecht bei Schleiz, gefolgt vom Gefecht bei Saalfeld am 10. Oktober und der entscheidenden Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober, die mit einer preußischen Niederlage endete. Es folgte 1808 der Erfurter Fürstenkongress zwischen Frankreich und Russland, bei dem auch Goethe auf Napoléon traf und schließlich die Bildung erster Widerstandsgruppen gegen die französische Herrschaft. Impulsgeber war auch hier die Universität Jena. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft und den ernüchternden Ergebnissen des Wiener Kongresses formierte sich 1815 in Jena die Urburschenschaft, die 1817 das Wartburgfest veranstaltete und nationale wie liberale Bewegungen in sich vereinte. Auch erste liberale Verfassungen entstanden in dieser Zeit, so 1816 in Sachsen-Weimar-Eisenach, 1818 in Sachsen-Hildburghausen und 1821 in Sachsen-Coburg-Saalfeld. Mit der Durchsetzung der Karlsbader Beschlüsse von 1819 in Thüringen nahm diese frühe Phase der Liberalität ein Ende.
Die kulturelle Blüte des Landes setzte sich auch in den folgenden Jahrzehnten fort, so entstand unter dem Pädagogen Friedrich Fröbel 1817 die Allgemeine Deutsche Bildungsanstalt als moderne Schule in Rudolstadt. 1840 folgte die Gründung des ersten deutschen Kindergartens durch Fröbel in Bad Blankenburg. Weiterhin begründete Ernst-Wilhelm Arnoldi 1820 mit der Gothaer Versicherung das deutsche Versicherungswesen. Joseph Meyer gründete 1826 in Gotha das Bibliographische Institut, den Herausgeber von Meyers Konversations-Lexikon. Auch das Bibliographische Institut & F. A. Brockhaus, Herausgeber der Brockhaus Enzyklopädie, hatte seinen Sitz zwischen 1811 und 1818 in Altenburg im Osten Thüringens. Der erste Duden erschien 1872 in Schleiz. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte Weimar eine Renaissance in seinem „Silbernen Zeitalter“. Musiker wie Franz Liszt kamen an den Hof und die Weimarer Malerschule etablierte sich seit 1860 in der deutschen Malerei.
1833 erfolgte die Gründung des Zoll- und Handelsverein der Thüringischen Staaten, der die Industrielle Revolution im Land beflügelte. 1842 erreichte die erste Bahnlinie thüringisches Gebiet und 1846 wurde mit der Thüringer Bahn die Hauptbahnlinie des Landes eröffnet. Zunächst nahm die ostthüringische Textilindustrie um Gera einen Aufschwung, gefolgt von der überall im Land verstreuten Metallindustrie und der optischen Industrie in Jena, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Weltspitze aufstieg.
Die Revolution von 1848 verlief in Thüringen eher unspektakulär. Zentren fanden sich im verarmten Eichsfeld sowie im rückständigen Reuß. An ihrem Ende stand die Abdankung des starrsinnigen Herzogs Joseph von Sachsen-Altenburg sowie die Abdankung des Fürsten Heinrich LXXII. von Reuß-Ebersdorf, dessen Land im Fürstentum Reuß jüngere Linie (regiert von der Schleizer Linie) aufging. Die Wünsche nach einem vereinten deutschen Staat blieben allerdings auch nach der gescheiterten Revolution präsent und so kam es im Jahr 1850 zur Einberufung des Erfurter Unionsparlaments, das die Nationalstaatsidee aufgriff und diskutierte, ohne jedoch zu einem Durchbruch zu gelangen. Auch der Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha befürwortete die deutsche Einheit, allerdings war er ebenso ein Kritiker preußischer Hegemonialpolitik, was dem Volksfeste liebenden Herzog den spöttischen Namen „Schützenkönig“ einbrachte.
Im Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 standen die meisten Thüringer Staaten auf Seiten Preußens, lediglich Sachsen-Meiningen und Reuß älterer Linie waren mit Österreich verbündet. Dieser Umstand führte dazu, dass Bismarck die beiden Staaten nach Kriegsende in das Königreich Preußen eingliedern wollte, was jedoch auf Intervention des Weimarer Großherzogs Carl August, dem Schwager des preußischen Königs, unterblieb. Stattdessen wurden lediglich die Herrscher der beiden Staaten, Bernhard II. von Sachsen-Meiningen und Caroline von Reuß-Greiz, abgesetzt.
Als Folge der Industrialisierung wurde Thüringen zur Wiege der Sozialdemokratie. 1869 gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, die 1875 mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein in Gotha zur SPD fusionierte. Das Gothaer Programm und das Erfurter Programm legten in der Folge die Ziele der sozialdemokratischen Politik in Deutschland fest.
Zwischen Erstem Weltkrieg und Wiedervereinigung
Die Novemberrevolution nach dem Ersten Weltkrieg fand ihr thüringisches Zentrum im Freistaat Sachsen-Gotha unter Revolutionsführer Wilhelm Bock. In Gotha wurde bereits am 8. April 1917 die USPD gegründet. Zunächst dankten die acht Thüringer Monarchen zwischen 9. und 25. November ab. Im Freistaat Sachsen-Gotha bildete sich ein kommunistischer Rat. Sachsen-Gotha geriet bis 1920 in politische Querelen und bürgerkriegsähnliche Zustände. Ein besonderer Vorfall waren hierbei die Morde von Mechterstädt im Jahr 1920. Die Weimarer Verfassung wurde 1919 in Weimar erarbeitet und in Schwarzburg unterschrieben und dadurch als erste demokratische Verfassung für Gesamtdeutschland in Kraft gesetzt.
Nachdem die Monarchen abgedankt hatten, war der Weg frei zur Gründung eines einheitlichen Staats in Thüringen. Am 1. Mai 1920 wurde daher das Land Thüringen gegründet. Es umfasste die Thüringischen Staaten, namentlich Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen und den Volksstaat Reuß. Sachsen-Coburg schloss sich Bayern an.
Die Entwicklung des jungen Landes war von politischer und kultureller Zerrissenheit in den 1920er-Jahren geprägt. Dadurch erfolgte eine Stärkung der politischen Extremisten von rechts und links. Auch die Gesellschaft war gespalten: junge Modernisierer, die sich ab 1919 unter anderem am Bauhaus in Weimar sammelten, standen alten Traditionalisten gegenüber, die sich nach der Monarchie zurücksehnten. Zu dieser Zeit hatte nicht erlaubtes Wortnicht erlaubtes Wortnicht erlaubtes Wortnicht erlaubtes Wortnicht erlaubtes Wortnicht erlaubtes Wort in vielen deutschen Staaten Redeverbot, nicht so jedoch in Thüringen, weshalb er in den 1920er-Jahren immer wieder in Weimar Kundgebungen abhalten konnte.
1923 kam es zur Bildung einer Landesregierung aus SPD und KPD, die zum Roten Oktober in Sachsen und Thüringen führte. Die beiden Länder wurden am 29. Oktober (Sachsen) und am 6. November (Thüringen) mit der Reichsexekution belegt und die Reichswehr marschierte ein, um die Regierung abzusetzen, was ihr auch gelang. Es folgte ein Misstrauensvotum der SPD im Reichstag, mit dem Reichskanzler Gustav Stresemann gestürzt wurde. Die 1920er-Jahre blieben von politischem Stillstand und ständig wechselnden Landesregierungen geprägt. Bereits 1930 etablierte sich mit der Baum-Frick-Regierung eine erste Landesregierung unter Beteiligung der NSDAP in Deutschland. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Land Thüringen gleichgeschaltet und somit faktisch aufgehoben. Gauleiter Thüringens war Fritz Sauckel. Während der NS-Zeit lagen zwei Konzentrationslager im Land: das KZ Buchenwald bei Weimar und das KZ Dora Mittelbau bei Nordhausen.
Der Zweite Weltkrieg richtete in Thüringen mäßige Schäden an. Einzig Nordhausen wurde durch britische Luftangriffe im April 1945 fast völlig zerstört, wobei etwa 8.800 Menschen starben. Schäden durch Bombardements entstanden auch in Erfurt, Gera, Jena, Weimar, Eisenach und einigen kleineren Städten. Thüringen wurde zwischen dem 1. und dem 16. April 1945 von den Amerikanern befreit und zum 1. Juli 1945 an die sowjetische Miltärverwaltung übergeben. Das Land Thüringen wurde wiederhergestellt und um den vormals preußischen Regierungsbezirk Erfurt erweitert. Aufgelöst wurde es von der DDR-Regierung 1952. An seine Stelle traten der Bezirk Erfurt, der Bezirk Gera und der Bezirk Suhl.
Am Volksaufstand vom 17. Juni 1953 beteiligten sich in Thüringen etwa 24.000 Arbeiter, vor allem in den Industriezentren Erfurt, Jena und Gera. Am 13. August 1961 begann die verstärkte Sicherung der Grenzen zwischen der DDR und der BRD, die Thüringen besonders hart traf. Einige Dörfer im Grenzgebiet wurden zwangsumgesiedelt und abgerissen (beispielsweise Billmuthausen, Erlebach, Leitenhausen und Liebau an der Grenze zu Bayern), andere durch Mauern geteilt (Mödlareuth und Heinersdorf) oder einzelne Familien im Rahmen der Aktion Ungeziefer durch die Stasi umgesiedelt. 1970 trafen sich erstmals die Spitzenpolitiker der beiden deutschen Staaten. Willy Brandt und Willi Stoph tagten beim Erfurter Gipfeltreffen im Erfurter Hof am 19. März, begleitet von einer großen Menschenmenge vor dem Haus am Hauptbahnhof. Im Herbst 1989 begannen auch in Thüringen Massendemonstrationen gegen das SED-Regime, die sich nach und nach auf alle Städte des Landes ausweiteten. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 wurden schließlich die Grenzübergänge zwischen Thüringen und Bayern, Hessen sowie Niedersachsen geöffnet.
Mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurde der Freistaat Thüringen wiedergegründet. Er entstand aus den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl, sowie aus Teilen der Bezirke Leipzig (Kreise Altenburg und Schmölln) und Halle (Kreis Artern). Am 10. Januar 1991 entschied der Landtag, welche Stadt Landeshauptstadt Thüringens wird. Beworben hatten sich neben Erfurt auch Gera, Jena, Weimar und Nordhausen. Von 88 Abgeordneten stimmte eine Mehrheit von 49 für Erfurt, gefolgt von Weimar mit 25, Gera mit 10 und Jena mit 4 Stimmen. Die Verfassung des Landes wurde am 25. Oktober 1993 auf der Wartburg durch den Landtag verabschiedet und durch eine Volksabstimmung am 16. Oktober 1994 mit 70 % Zustimmung in Kraft gesetzt.
Der Staatsaufbau Thüringens basiert auf der Verfassung des Freistaates Thüringen von 1993. Laut der Verfassung ist Thüringen ein Land der Bundesrepublik Deutschland. Es ist ein demokratischer, sozialer und dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen verpflichteter Rechtsstaat (Art. 44). Artikel 45 besagt, dass alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht und dass das Volk seinen Willen durch Wahlen, Volksbegehren und Volksentscheid verwirklicht.
Das Thüringer Landeswappen zeigt im lasurblauen Schild den viermal gleichbreit rot-silbern gestreiften, golden bewehrten und gekrönten »Bunten Löwen« der Ludowinger, umgeben von acht silbernen Sternen.
Als älteste farbige Darstellung des »Thüringer Urwappens« blieb der Wappenschild des Landgrafen Konrad von Thüringen aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Der Erbfolgekrieg 1264/65 entließ Hessen politisch selbstständig, das seitdem den »Bunten Löwen« (umgekehrt gestreift: silber-rot) im Wappen führt. Als sich am 1. Mai 1920 das Land Thüringen aus den sieben republikanischen thüringischen Kleinstaaten zusammenschloss, wurden in Anlehnung an das föderale Sternenbanner der USA sieben silberne Sterne auf revolutionär-republikanisch rotem Grund zum Staatswappen gewählt. Die Nationalsozialisten verpassten Thüringen ein archaischeres, beadlertes Wappen. Mit der Neugründung des Landes Thüringen wurde 1991 das jetzige Thüringer Wappen aus den historischen Grundlagen abgeleitet. Der achte Stern steht für die zusätzlich zum Freistaat Thüringen gehörigen, ehemals Preußen angegliederten Gebietsteile Erfurt, Mühlhausen, Nordhausen, Schmalkalden und Suhl.