Die evangelische Burgkirche (früher: St. Wigbert) in Ingelheim ist eine der am besten erhaltenen Wehrkirchen in Deutschland.
Architektur
Die Kirche liegt innerhalb eines doppelten Mauerrings, der im 13. und 14. Jahrhundert entstand und ursprünglich den ganzen Ort Ober-Ingelheim umfasste. Die Mauern sind stellenweise bis zu zwei Meter dick und bis zu acht Meter hoch. Der innere Ring umfasst eine Fläche von 9000 m².
Turm
Die heutige Kirche wurde um den zinnenbewehrten, romanischen Turm aus dem 12. Jahrhundert herum errichtet. Er weist Ähnlichkeiten zum in der gleichen Zeit entstandenen Kirchturm von St. Remigius in Nieder-Ingelheim auf, ist jedoch deutlich gedrungener als dieser. Das Turmdach ist im gotischen Stil aufgesetzt.
Das Geläut der Kirche ist auf die benachbarte katholische Kirche St. Michael abgestimmt.
Langhaus
Am dreischiffigen Langhaus sind deutlich drei Bauphasen auszumachen. Der älteste erhaltene Teil ist der Mittelteil. Danach folgt der hochgotische Chor (erbaut von 1404 bis 1414) und schließlich die 1468 fertiggestellte Verlängerung des Langhauses nach Westen. Bemerkenswert ist das nichtvorhandene Westportal, so dass sich der Haupteingang an der Nordseite des Langhauses findet.
Im Chor hat sich noch die vorreformatorische Ausstattung erhalten.
Die Kirche diente lange Zeit als Grablege für die adligen Familien Ober-Ingelheims, die teilweise aus den Verwaltern der Kaiserpfalz hervorgegangen sind. Im Zuge der französischen Revolution wurden von den meisten erhaltenen Grabplatten die Adelswappen abgeschlagen.
Geschichte
Es wird vermutet, dass sich bereits im Neolithikum im Bereich der heutigen Kirche ein Hain für kultische Handlungen befand. Vermutlich im 8. Jahrhundert entstand dann die erste kleine Kirche.
Nach den wirren Zeiten der Reformation, des dreißigjährigen und des Pfälzer Erbfolgekrieges, während deren die Kirche teilweise simultan benutzt wurde, wurde die ursprünglich katholische St. Wigbert-Kirche den Reformierten zugesprochen.
Gräber
Philipp von Ingelheim († 1431) Hans von Ingelheim († 1480) Wilhelm von Ochenheim († 1465) der Herren von Ingelheim des Ober-Ingelheimer Adels Martin Mohr, ehemaliger Präsident des hessischen Landtages und Mitglied des Paulskirchenparlaments
Die katholische Pfarrkirche St. Michael in Ingelheim-Süd ist ein nachreformatorischer Neubau und besteht seit dem Jahre 1721.
Architektur
Die Kirche ist ein einschiffiger Hallenbau. Auffallendstes Merkmal ist die Trennung von Kirchenhaus und Glockenturm.
Der Hochaltar aus dem Jahre 1747 ist ein Werk des Mainzer Schreiners Wolfgang Joseph Wieß.
Im Chorgenick befinden sich zwei Seitenaltäre:
Im Norden ein Mutter-Gottes-Altar Im Süden ein dem Kirchenpatron St. Michael geweihter Altar.
Sehenswert ist insbesondere das sogenannte Pestkreuz an der Nordwand des Langhauses. Auffallend ist der Querbalken, der in spitzem Winkel auf den Längsbalken zuläuft. An ihm der gekreuzigte Christus mit Pestbeulen übersäht. Das Original befindet sich heute im Diözesanmuseum in Mainz.
Geschichte
Durch die relativ späte Einführung der Reformation in der Kurpfalz gab es bis dahin nur katholische Kirchen im Gebiet des heutigen Ingelheims. Nach den Wirren der Reformation und des dreißigjährigen Krieges wurde die ehemals katholische St. Wigbert-Kirche, die heutige Burgkirche, der reformierten Gemeinde zugesprochen. Dadurch entstand für die katholische Gemeinde die Notwendigkeit ein eigenes Gotteshaus zu errichten. Am 8. Oktober 1767 wurde die Kirchen durch den Mainzer Weihbischof Christoph Nebel geweiht, der am selben Tag auch die Weihe der ebenfalls neu erstanden Kirche St. Remigius in Nieder-Ingelheim vornahm.
Glocken
Die Töne der Glocken sind auf das Geläut der benachbarten evangelischen Burgkirche abgestimmt.
Der Ingelheimer Oberhof war vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. ein weithin anerkanntes kaiserliches (Berufungs-)Gericht. Für die deutsche Justizgeschichte ist er von herausragender Bedeutung, da von ihm ein Teil seiner mittelalterlichen Gerichtsakten, die sog. Haderbücher erhalten sind.
Erler schreibt: Oberhöfe waren im Mittelalter Gerichte, bei denen die umliegenden kleinen Schöffenstühle, wenn sie in einer Rechtsfrage ratlos waren, zur Klärung ihrer Zweifel Auskunft einholten.
Geschichte
Der Oberhof lässt sich ab 1366 mit Sicherheit nachweisen. Mit Sitz in Ober-Ingelheim hatte die Gerichtsbarkeit über Nieder-Ingelheim, Ober-Ingelheim, Groß-Winternheim sowie alle Orte des Ingelheimer Grundes. Als Berufungsgericht war es für über 60 Orte in weitem Umkreis die nächste Instanz.
Besetzt war das Gericht ursprünglich mit 14 Adligen und Bauern des Ingelheimer Grundes. Im Laufe der Zeit nahm die Anzahl adliger Mitglieder jedoch stark zu.
1680 wird der Oberhof durch das kurpfälzische Hofgericht aufgelöst.
Sporkenheim ist der kleinste Stadtteil von Ingelheim am Rhein.
Geschichte
Der Sporkenheimer Hof wird bereits unter dem Namen Spurchenheim im 12. Jahrhundert genannt. Im Jahre 1128 schenkte der Mainzer Erzbischof Adalbert den Chorbrüdern des hl. Martin zu Mainz zur Verbesserung ihrer Präbende den Hof zu Spurchenheim, welchen er von der Gräfin Richarda, der Gemahlin des Markgrafen Rudolf, erkauft hatte. Zuletzt besaß ihn das gräfliche Geschlecht derer von Ingelheim als kurpfälzisches Lehen.
Sporkenheim war im Gegensatz zu den vier anderen Stadtteilen nie ein selbständiger Ort, sondern gehörte, sofern nicht als Lehen anderweitig vergeben, immer zu Nieder-Ingelheim.
Aktuell
Sporkenheim hat heute 290 Einwohner (per 30. Juni 2005) und feiert jedes Jahr am vierten Wochenende im Oktober die viertägige Kerb (Kirchweihe).
Frei-Weinheim war bis 1939 eine selbständige Gemeinde und gehört heute als Stadtteil Ingelheim-Nord zur Stadt Ingelheim am Rhein.
Frei-Weinheim liegt direkt am Rhein, Stromkilometer 519.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung Frei-Weinheims datiert aus dem Jahre 772. Ein gewisser Hrodolt schenkte in diesem Jahre sein Eigentum in Wihinheim dem Kloster Fulda.
Frei-Weinheim besaß einen Kran. Das Recht diesen Kran für die Schifffahrt und den Handel auf dem Rheinstrome zu unterhalten, war den Städten Mainz und Bingen, die ebenfalls das Kranrecht besaßen, ein Dorn im Auge. Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz setzte sich zwar für das Recht des Ortes auf einen Kran ein, jedoch konnte er sich auf Dauer nicht halten und wurde abgerissen.
Religion
Vor der Glaubensspaltung bestand in Frei-Weinheim eine Pfarrei. Im Jahre 1330 präsentiert Rudolf von Rotenstein, Propst im Kollegialstift Maria zu den Staffeln in Mainz, dem Propste zu Stift St. Viktor vor Mainz daselbst den Erpho(?), Sohn Wolframs von Löwenstein, zur Pfarrei Frei-Weinheim.
Die Pfarrkirche war dem Erzengel Michael geweiht. Sie lag im Erzbistum Mainz, stand unter dem Archidiakonat des Propstes von St. Maria im Felde außerhalb von Mainz und gehörte zum Dekanat Partenheim.
Im Zuge der Reformation ging die Pfarrei ein und die katholische Bevölkerung Frei-Weinheims wurde der Pfarrei Nieder-Ingelheim zugeteilt. In der pfälzischen Kirchenteilung 1705 fiel die Kirche den Katholiken zu, die Pfarrei wurde aber nicht wieder errichtet.
Verkehr
Die A 60 bildet heute die südliche Grenze des Stadtteils. Die Ausfahrt Ingelheim-West liegt direkt bei Frei-Weinheim.
Über den Rhein verkehrt vom Frei-Weinheimer Hafen eine Rheinfähre nach Oestrich-Winkel / Stadtteil Mittelheim.
Bis 1954 war Frei-Weinheim der Endpunkt der Zuckerlottche genannten Bahnstrecke Frei-Weinheim–Jugenheim-Partenheim.
Ausflugsziele
Naherholungsgebiet westlich des Fähranlegers mit Spielplatz, Bolzplatz, Rollschuhbahn, breiten Spazierwegen, Radwegen.
Unbewachtes Strandbad östlich des Fähranlegers vor dem Bereich des früheren Campingplatzes mit Gaststätte.