Andernach ist eine Große kreisangehörige Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz im nördlichen Rheinland-Pfalz.
Andernach gehört zu den ältesten Städten Deutschlands; im Jahr 1988 feierte sie ihr 2000-jähriges Bestehen. Sie hat über 30.000 Einwohner und ist industriell geprägt (Weißblech, Pharmazie, Chemie). Stadtteile sind Eich, Kell, Miesenheim, Namedy und Bad Tönnisstein.
Der ursprüngliche lateinische Name Antunnacum stammt wahrscheinlich aus dem Keltischen (Antunnacos). Das keltische Suffix -acos (latinisiert -acum) zusammen mit dem – nicht nachweisbaren – Namen Antunnus bedeutet in der Kombination soviel wie Dorf des Antunnus. Erstmals taucht der Name am Ende des 3. Jahrhunderts auf einem römischen Meilenstein im belgischen Tongeren, dem römischen Aduatuca Tongrorum, auf. In einem römischen Straßenverzeichnis erscheint dann später die Bezeichnung Antonnaco.
Der in Andernach gesprochene Dialekt, das so genannte Annenache Platt, gehört zum Moselfränkischen. Es gibt aber eine starke Beeinflussung durch die ripuarisch-fränkische Mundart, die weiter rheinabwärts gesprochen wird. So werden die Vokale noch stärker gedehnt, als dies beispielsweise in Mayen oder Neuwied der Fall ist. So wird:
ei zu äi (Rhein – Rhäin, sein – säin), auch zu ää (Bescheid – Beschääd, kein – kää); äu zu ää (Bäume – Bääm); g oft zu j (Morgen – Morje, Gasse – Jass, aber Glück – Glöck, gut – good) oder entfällt (Vogel – Vuuel, Vögel – Vüüel, Kugel – Kuuel, Augen – Aue); End-g oft erhalten (Berg, Schlag, aber Tag – Daach und Daag); i oft zu e (Winter – Weende, Wind – Weend, (m)ich – (m)ech, mit – met); w in wer, wie, was, wo, warum zu b (bär, bie, batt, bo, boröm, aber wenn – wenn); a zu o (da – do, nach – no, Nachbar – Noobe, war – wor); pf zu p; ü oft zu ö (Gewühl – Jewööhl, hören – hüüre, Hühner – Hööhner); u oft zu o (Waggon – Wajung, Huhn – Hoohn, kurz – kooz, um – om, so – su); enklitische Wörter (ist es – eset, gegen das – jänet; gibt es – jiwwet, haben sie – hawese, wer das – bäret) b und f (im Wortinnern) zu w oder ww (über – üwwer, sieben – siwwe, oben – ow(w)e, Ofen – Owe);
Die Stadt liegt am Rhein im Neuwieder Becken am linken Rheinufer zwischen Brohl-Lützing im Norden und der Nettemündung im Südosten. Im Norden von Andernach verjüngt sich das Rheintal wieder und bildet den nördlichen Teil des romantischen Mittelrheins. Der schmale Durchlass zwischen dem Andernacher Geiersberg, der seit der Zeit um 1650 nach dem damals 100 Jahre alten Krahnen bis heute Krahnenberg heißt, und dem gegenüberliegenden Engwetter vor Leutesdorf trägt schon seit der Römerzeit den Namen Andernacher Pforte (lat. Porta Antunnacensis). Im Nordwesten beginnt die Vor-Eifel, im Südwesten die Pellenz.
Andernach liegt am östlichen Rand der Vulkaneifel, die sich vom Rhein bis zur Wittlicher Senke erstreckt und naturräumlich in die Teilregionen Vulkanische Osteifel, Vulkanische Hocheifel und Vulkanische Westeifel gliedert.
Andernach liegt auf einer schon in der Antike versandeten Rheininsel, was im Profil der Stadt erkennbar ist. Die Flurbezeichnung In der Laach (= Im See, Teich) weist darauf hin. Im Anschluss an die Stadt gehen im Nordwesten die Hänge der Berge steil in die Höhe.
Durch die Stadt fließen die Antel, auch Antelbach genannt (In der Antel), der Deubach (Deubachsiedlung) und der Kennelbach (Kennelstraße, Bachstraße (heute Ubierstraße), Schafbachstraße), jedoch größtenteils kanalisiert und unterirdisch. Bis teilweise ins 20. Jahrhundert hinein wurden am Kennelbach vier Wassermühlen (Hacks- oder Hackenborn-, Klees-, Mohrs- (nahe Rennweg), Bauchmühle (Breitestraße LVA)) betrieben. Eine weitere Mühle, die Wickmühle (Pulvermühle), stand bis ins 17. Jahrhundert vor der Schafpforte (heute Ochsentor) ebenfalls am Kennelbach, dort Schafbach genannt. Namen wie Am Hackenborn, An der Mohrsmühle, Mohrsmühlenweg, Auf der Wick zeugen davon. Eine weitere, 26 m hohe Turmwindmühle gab es von 1816 bis 1900 im Wehrturm St. Thomas und hieß St.-Thomasmühle, eine Loh- und Schneidemühle.
Andernach liegt in der so genannten gemäßigten Zone mit gemäßigt kühlem Klima und vorherrschenden Westwinden. Innerhalb dieses Klimaraumes sind milde Winter und mäßig warme Sommer typisch. Bedingt durch die Lage im Neuwieder Becken liegen die durchschnittlichen Temperaturen etwa 1–1,5 Grad Celsius über denen des mittelrheinischen Raumes insgesamt.
Die Siedlungsgeschichte des Andernacher Raumes umfasst etwa 500.000 Jahre. Im Stadtteil Miesenheim fanden sich Tierknochen und Steinwerkzeuge aus der Zeit des Altpaläolithikum, die ein Alter von etwa 500.000 Jahren haben.
Am Ende der letzten Eiszeit, also vor etwa 15.000 Jahren, siedelten sich erneut Menschen an. Die wichtigsten Fundstücke aus dieser Zeit sind ein Vogel, der aus einer abgeworfenen Stange eines Rentiers geschnitzt wurde, Tier- und Menschendarstellungen auf Schieferplatten sowie Frauenstatuetten aus Elfenbein.
Aus der Jungsteinzeit, also der Zeit ab etwa 5000 v. Chr. finden sich Spuren der Bandkeramiker, der Michelsberger Kultur und der Rheinischen Becherkultur. Zur Zeit der Urnenfelderkultur ab etwa 1300 v. Chr. lässt sich für das gesamte Neuwieder Becken eine relativ dichte Besiedlung nachweisen.
Abgelöst wurde die Urnenfeldkultur durch die eisenzeitliche Hunsrück-Eifel-Kultur, die von 600 v. Chr. bis 250 v. Chr. dauerte. Deren jüngerer Abschnitt wird der La-Tène-Kultur zugerechnet, deren Träger die Kelten waren. Für die La Tène-Kultur kann in Andernach nachgewiesen werden, dass spätestens im 3. Jahrhundert vor Christus im Zentrum der Altstadt eine Siedlung existiert hat.
Andernach gilt als eine der ältesten römischen Siedlungen Deutschlands. Bereits im Gallischen Krieg ließ Gaius Iulius Caesar 55 v. Chr. in der Nähe von Andernach zwischen dem heutigen Weißenthurm und Neuwied in nur zehn Tagen eine Rheinbrücke bauen. 53 v. Chr. wiederholte er diese Leistung oberhalb von Urmitz. Die Siedlung Antunnacum ist eine vorrömische Gründung. In spätaugusteischer/tiberischer Zeit wurde hier ein römisches Kastell errichtet. Zeitweilig war eine Räterkohorte im Kastell stationiert (Kopie des Firmus Grabsteins im Stadtmuseum). Nach dem Bataveraufstand begann dann Kaiser Titus Flavius Domitianus mit dem Bau des Limes, der für zwei Jahrhunderte Frieden schuf. Es entstand eine offene Siedlung mit einem Hafen, in dem Mühlsteine aus Basalt und Tuffsteine aus den Steingruben bei Mayen und der Pellenz verladen wurden. Etwa um 260 brachen die Franken durch den Limes, was die Römer zur Preisgabe des rechten Rheinufers zwang. Es wurde nun notwendig, die bis dahin offenen Städte am Rhein zu befestigen. Es kam jedoch immer wieder zu Germaneneinfällen, bei denen auch Andernach zerstört wurde. 359 wurde die Stadt durch Julian Apostata ein letztes Mal neu befestigt. Zu dieser Zeit hatte das Kastell 16 Rundtürme (je vier an West-, Süd- und Südostseite und vier an den vier Ecken), dazu vier Tore. In der notitia dignitatum wird Andernach als Kastell bezeichnet in dem eine Abteilung der legio acincensis stationiert war. 395 konnte Stilicho noch einmal die Rheingrenze in voller Länge sichern, musste dann aber die Legionen zum Schutz Italiens abziehen. Die rheinischen Gebiete wurden den Franken überlassen, die dann spätestens mit dem Sieg des Frankenkönigs Chlodwig I. über den letzten römischen Heermeister Syagrius im Jahr 486 unbestritten die neuen Herren waren.
Zur Zeit der Merowinger gehörte Andernach zunächst zu Austrasien und wurde Königssitz. Venantius Fortunatus, der in Metz am Hofe von König Sigibert I. lebte, berichtet in seinem Gedicht De navigio suo („über seine Schiffsreise“) aus dem Jahre 588 von einer Fahrt über die Mosel nach Andernach und Leutesdorf mit dem jungen Merowingerkönig Childebert II. (570–595). Die Königsburg (lat. villa regia) dürfte an der Stelle der römischen Kommandantur (am Merowingerplatz zwischen römischem Nord- und Osttor) gelegen haben. König Dagobert I. hielt sich oft in der Andernacher Residenz auf. 859 trafen sich die Könige Karl II. der Kahle, Ludwig II. der Deutsche und Lothar II. auf der damals namenlosen Rheininsel – heute Halbinsel – Namedyer Werth, um über ein größeres Treffen zu beraten. Nachdem unter den Karolingern Austrasien und Neustrien vereinigt wurden, wurde Andernach eine der königlichen Pfalzen. Im Vertrag von Meersen fiel Andernach 870 dann an Ludwig II. dem Deutschen und wurde so Teil des entstehenden deutschen Reiches.
Nach dem Tode Ludwigs im Jahre 876 verlangte Karl II. der Kahle, der Herrscher des Westreiches, von Ludwig III. die Herausgabe der linksrheinischen Gebiete und begann mit der militärischen Eroberung. Zwischen Andernach und Kettig kam es im selben Jahr zu einer Schlacht (1. Schlacht bei Andernach), bei der Karl der Kahle vernichtend geschlagen wurde und die Zugehörigkeit Andernachs zum Ostreich sichergestellt wurde, aus dem sich das Heilige Römische Reich entwickelte.
Im Jahre 883 wurde die Stadt von den Normannen überfallen, die das Suburbium sowie die Klöster und Kirchen außerhalb der Stadt vernichteten – darunter auch die Vorläuferabtei von St. Thomas. Damit endete auch die seit 866 bestehende jahrelange Handelsbeziehung mit Haithabu.
Herzog Giselbert von Lothringen und Herzog Eberhard von Franken, die Führer des großen Aufstandes gegen König Otto I., verlieren gegen die konradinischen Gefolgsleute Ottos I. Konrad Kurzbold und Udo am 2. Oktober 939 bei Andernach Schlacht und Leben (2. Schlacht von Andernach).
In den folgenden Jahrhunderten geriet Andernach in den Gegensatz der beiden Erzbistümer Köln und Trier, die beide versuchten, die reichsunmittelbare Stadt unter ihre Herrschaft zu bekommen. Im Zuge der Auseinandersetzungen wurde 1114 unter anderem der alte Königshof vernichtet. Am 1. August 1167 konnte dann Köln sich durchsetzen. Aus Dankbarkeit für den Sieg bei Tusculum verschenkte Kaiser Friedrich Barbarossa den Königshof Andernach an den Erzbischof von Köln und Reichskanzler Rainald von Dassel. Damit geriet die Stadt unmittelbar in die Auseinandersetzung zwischen Otto IV. und Philipp dem Staufer, der 1198 die Stadt eroberte und in Brand stecken ließ. Dabei wurde auch die alte Stadtkirche bis auf den heutigen Glockenturm vernichtet. 1194 hatte Kaiser Heinrich VI. sie dem Trierer Erzbischof Johann I. geschenkt, was diesen zu einem größeren Neubau der Bischofskirche veranlasste. Andernach gehörte als weltlich zum Erzbistum Köln, unterlag aber der geistlichen Jurisdiktion durch den Erzbischof von Trier.
In den folgenden Jahren wuchs die Stadt beständig, so dass die römischen Stadtmauern zum Teil niedergelegt und die Stadt nach Osten erweitert wurde. An der Südostecke schloss sich die Burg des Kölner Landesherrn als separate Wehreinheit an die Stadtmauer an. Sie hatte ein eigenes Tor nach draußen (Südostecke, gegenüber der Salierstraße) und eines in die Stadt (Hochstraße). Die vollständige mittelalterliche Wehranlage sicherte die Stadt mit fünf Doppeltoren - Kölnpforte (Coellenporzen) im Westen, Kirchpforte (Kirchporzen) im Süden, Schafpforte (Schafporzen) im Süden, Burgpforte (Burgporzen, Koblenzer Tor, mit Zugbrücke) im Osten und Kornpforte (Korenporzen, Rheintor) im Norden) als Haupttore und fünf kleinere Pforten, von Ost nach West: Schreiberspforte, Moerspforte, Neupforte (östlich der Kornpforte), Fischpforte, Trierpforte (nahe dem Runden Turm) in der Rheinmauer mit benachbarten Wehrerkern - sowie mit 15 Türmen: Bergfried, Pulverturm – beide zur Burg gehörig, 10 Halbrundmauertürmen (vier an der Westmauer, sechs an der Südmauer), Zollturm (Nordostecke), Bürgerturm (rechteckiger Mauerturm an der Ostmauer), Runder Turm (Haupt- und Wartturm der Stadtmauer seit 1453 an der Nordwestecke), sowie mit einem 30 Meter breiten und 5 Meter tiefen Graben auf der Landseite vom Zollturm bis hinter das Kölner Tor. Die Kirchpforte besaß ein eigenes, zweischenkliges Vorwerk (Ravelin) und war als Doppeltor mit zwei Torhäusern errichtet, dem hinteren in der Mauerflucht, dem vorderen unmittelbar am Stadtgraben vor der Mauer mit Brücke - beide mit einer Doppelmauer verbunden. Die Kornpforte hatte ebenfalls zwei Torhäuser, einem hinter der Mauerflucht und ein zweites, als gewaltiges, angebautes Vorwerk mit Seitenvorwerken (Vorbauten) nach Osten parallel zur Mauer und nach Westen ausgeführt. Darüber lief auch der Zugang zur Stadt, wie auf einem Stich von Matthäus Merian von 1646 deutlich zu sehen ist. Das Vorwerk selbst endete unmittelbar am Rheinufer, das damals nahe der Stadtmauer verlief, so dass ein Zutritt von Norden so nicht möglich war. Das Ufer vor der Mauer diente bis zum Krahnen als Hafen. Besonders der Bereich am Rhein unterlag im Laufe der Zeit starken Veränderungen. In dieser Zeit beherbergte Andernach mehrere Klöster, neben dem Minoritenkloster nahe der Burg die Propstei des Benediktiner-Klosters Malmedy-Stablo mit Klosterkirche nahe der Schaarstraße, entstanden aus dem merowingischen Königshof, und später das Annunziatenkloster seit 1652 im Osten der Stadt nahe dem heutigen Museum. Außerhalb lagen St. Thomas und auf dem Martinsberg St. Martin.
Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts verschärften sich zunehmend die Gegensätze zwischen dem Landesherrn und den verbündeten Städten Andernach, Bonn, Koblenz und Köln. Als die Andernacher jedoch ohne Rücksprache mit den Verbündeten die Burg stürmten und niederrissen, hielten sich diese zurück und Andernach wurde 1367 von den Truppen des Landesherrn erobert. Zuvor war bereits 1365 der einträgliche Zoll von Andernach nach Linz verlegt worden. In dieser Zeit verschuldete sich die Stadt stark, was neben anderen der Familie der Geldhändlerin Reynette zu Vermögen verhalf. 1407 wurde erstmalig der Rat der Stadt Andernach urkundlich erwähnt.
Der Beginn des 16. Jahrhunderts war auch in Andernach in vielerlei Hinsicht eine unruhige Zeit. Spannungen gab es innerhalb der Verwaltung der Stadt. War hier zunächst der Adel vorherrschend, gelang es der Bürgerschaft, in den folgenden Jahrzehnten zunehmend Einfluss zu gewinnen, bis es 1522 den Zünften gelang, mit den Achtern eine Vertretung ihrer Interessen gegenüber dem Rat durchzusetzen.
Die Wiedertäufer aus den Niederlanden erregten in der Stadt soziale Unruhen, so dass der Rat strafend gegen sie einschritt. 1543 trat der Kölner Erzbischof Hermann V. von Wied zum Luthertum über, schickte Prediger nach Andernach und verlangte vom Rat deren Anstellung. Nach der Abdankung Hermann von Wieds im Jahre 1547 gingen dessen Nachfolger gegen die Lutheraner vor, die sich dennoch in der Stadt halten konnten. 1573 überwies Kurfürst Salentin von Isenburg dem Rat 1000 Gulden zur Erneuerung der bereits 1433 erwähnten Lateinschule. Der Rat hatte seine Bitte mit dem Wunsch begründet, die Kinder „in der waren rechten catholischen Religion“ zu erziehen. Als 1582 dann der Erzbischof von Köln Gebhard I. von Waldburg zum Protestantismus übertrat, kam es erneut zu einer Bedrohung der katholischen Religion. Der Rat ließ das Kölner Tor schließen. Es kam jedoch zunächst zu keinen Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof, der bereits im Jahr danach abgesetzt wurde und vor seinem Nachfolger, Ernst von Bayern, in die Niederlande fliehen musste. In der Folge kam es dann aber während des Kölner Kriegs (1583–1588), auch truchsessischer Krieg genannt, zu einem Überfall auf die Stadt durch niederländische Truppen des brabanter Feldherrn Olivier van den Tempel (Olivier van den Tympel, frz. Olivier de Temple) genannt. Der Angriff auf die Kornpforte (Rheintor), die dabei teilweise zerstört wurde, scheiterte am Widerstand der Andernacher Bürger. Dieser Überfall wurde zu einer der Quellen der Bäckerjungensage.
Während der ersten 14 Jahre des Dreißigjährigen Kriegs blieb Andernach von direkten Kriegseinwirkungen verschont. Dies änderte sich aber, als am 10. November 1632 der schwedische General Wolf Heinrich von Baudissin von der Stadt Unterhaltsleistungen für die schwedische Armee verlangte. Als die Stadt dies nicht sofort zusagte, wurde Andernach in der Nacht vom 16. auf den 17. November 1632 besetzt und ausgeplündert. Als im März 1633 der Graf von Isenburg die Stadt beschoss, zerstörten die Schweden die Befestigungsanlagen, steckten die Stadt in Brand und zogen sich zurück. Als sie am 15. Dezember des selben Jahres erneut versuchten, die Stadt zu besetzen, wurden sie jedoch von den Bürgern der Stadt daran gehindert. Ein letztes Mal geriet die Stadt in Gefahr, als 1646 der französische Marschall Turenne die Stadt 5 Tage lang beschießen ließ, die Belagerung dann aber aufgab, da er auf unerwarteten Widerstand stieß.
Der Pfälzer Erbfolgekrieg (1688–1697) führte erneut zu schweren Belastungen der Stadt. Im Kampf um das Erzbistum Köln hatte Ludwig XIV. Andernach besetzen lassen. Als Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg sich 1689 der Stadt nur langsam aus Richtung Bonn näherte, plünderten die französischen Truppen die Stadt, zerstörten das kurfürstliche Schloss und schleiften alle Befestigungen. Allein der Runde Turm widerstand einem Sprengversuch. Nur ein gewaltiges Loch erinnert heute noch an dieses Ereignis. In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 1689 wurde die Stadt dann in Brand gesteckt, nachdem alle Löschwerkzeuge vernichtet worden waren. Von 400 Häusern wurden nur 74 verschont.
Das folgende 18. Jahrhundert war zu Beginn geprägt vom langsamen Wiederaufbau der ruinierten Stadt, wobei neue Besatzungen und Truppendurchzüge während des Spanischen Erbfolgekrieges letztlich zu einer völligen Verschuldung und Verarmung der Stadt führten. Die Einwohnerzahl sank deutlich unter 2000 (1790: 1790 Einwohner). Am Ende des Jahrhunderts stand eine Stadt, in der die wirtschaftliche Entwicklung durch mittelalterliche Zünfte und hohe Zölle behindert wurde. Eine allgemeine Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen verbreitete sich unter den Bürgern der Stadt und bereitete den Nährboden für die kommenden Ereignisse – die Französische Revolution und ihre Folgen.
Im Frieden von Lunéville fiel Andernach am 9. Februar 1801 mit allen linksrheinischen Gebieten an Frankreich. Obwohl diese Periode nur bis 1814 dauerte, fand in dieser Zeit doch eine völlige Umwälzung der gesellschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse statt. Die Vorrechte des Adels und der Kirche wurden beseitigt, die noch weitgehend mittelalterliche Verwaltungsstruktur der Stadt aufgehoben.
Dieser Wandel vollzog sich aber nur allmählich. Am 22. Oktober 1794 wurde Andernach von französischen Truppen besetzt. Als aber am 4. Oktober 1797 Andernacher Patrioten einen Freiheitsbaum errichten wollten, wurde dies von der Bürgerschaft verhindert. Auch verweigerten viele alte Beamte der französischen Republik den Treueid. Der von den Franzosen eingesetzte Bürgermeister forderte sogar die Wiedereinsetzung von Adel und Kirche in ihre Besitztümer. Hinter einer revolutionären Fassade blieb also die alte Ordnung zunächst bestehen. Dies ändert sich grundlegend erst mit der Schaffung der Kantonsverwaltung. Zusammen mit 22 umliegenden Gemeinden wurde Andernach zu einem Kanton zusammengeschlossen, wobei die Stadt als Kantonshauptort keinerlei Sonderstatus hatte.
Mit dem Verwaltungsgesetz vom 17. Februar 1800 wurde dann die Mairie Andernach geschaffen, zu der neben Andernach die Gemeinden Brohl, Eich, Miesenheim, Namedy und Nickenich gehörten. Mit der Säkularisation der Klöster, Stifte und kirchlichen Körperschaften wurden auch die letzten Reste der alten Ständeordnung beseitigt. In Andernach blieb lediglich der Dom als Pfarrkirche übrig. Als dann aber in der Nacht zum 1. Januar 1814 russische Truppen Andernach besetzten, wurde dies keineswegs von allen Bürgern als Befreiung empfunden.
Mit dem Ende des Wiener Kongresses wurde die Stadt dann am 5. April 1815 ein Teil Preußens. Für die Verwaltung der Stadt hatte dies zunächst keine Folgen. 1816 lehnten die rheinischen Städte eine Übernahme der Steinschen Städteordnung ab, da sie hinter die mit der französischen Ordnung erreichten Fortschritte und Freiheiten zurückfiel. Bis zum Inkrafttreten der preußischen Gemeindeordnung für die Rheinprovinz 1845 blieb daher die französische Munizipalverwaltung im Wesentlichen unverändert bestehen. Am 2. März 1857 erhielt Andernach dann durch königliche Kabinettsordre als dritter Ort (mit 143 anderen Städten in den heutigen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland und im Nachbarland Belgien) mit der Rheinischen Städteordnung von 1856 – Aachen erhielt sie am 13. Juni 1856 als erste Stadt – wieder ein selbständiges Stadtrecht.
Bis zu den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte die wirtschaftliche Entwicklung weitgehend stagniert. Zwar hatte die Familie Remy 1797 die Fabrikation von Walzblech von Neuwied nach Andernach verlegt, um Zugang zum französischen Markt zu bekommen. Spätestens 1841 wurde die linksrheinische Produktion jedoch wieder eingestellt. Auch andere Industrien wanderten ab oder verschwanden, als die Vorteile der Anbindung an Frankreich endeten. Übrig blieb nur eine leistungsfähige Landwirtschaft.
Es begann aber schon eine Ausdehnung der Stadt. 1819 fiel die Stadtmauer zur Rheinseite. In den folgenden Jahren verschwanden die Tore Richtung Mayen und Köln. 1852 bis 1854 erfolgte der Bau der privatwirtschaftlich finanzierten Mayen-Andernach-Neuwieder Aktienstraße. 1858 erhält Andernach einen Bahnhof an der neu gebauten Rheintaleisenbahn. 1878 bis 1880 erfolgte der Bau der Eisenbahnlinie Andernach–Mayen. Dabei erfolgten weitere Mauerdurchbrüche wie die Niederlegung des Wollgassenturmes (einer der 11 Halbrundmauertürme, oft als Grabenturm oder fälschlich als Grabentor – dort gab es kein Tor – bezeichnet) oder der torartige Durchbruch des Ottenturms (Halbrundmauerturm nahe der Burg, eine Zeit lang als Gänsetor bezeichnet).
Langsam kam es zur Ansiedlung neuer Betriebe: 1861 die Trasswerke Meurin, 1864 die Mälzerei Weissheimer, 1865 die Leistenfabrik Wagner. Besonders die Mälzereien entwickelten sich mit 17 Betrieben zur wichtigsten Industriesparte am Ende des 19. Jahrhunderts. Es handelte sich jedoch grundsätzlich um arbeitsintensive Industrien mit geringen Produktivitätszuwächsen.
Diese Entwicklung wurde aber dann durch den Ersten Weltkrieg, die bis 1929 dauernde amerikanische und französische Besatzung, durch Inflation und Weltwirtschaftskrise abrupt gestoppt, auch wenn 1921 das Bandstahlwerk Remy, van der Zypen & Co. die Produktion aufnahm. Stärkste Partei ist in den Jahren zwischen 1919 und dem März 1933 das Zentrum. Aber auch die linken Parteien SPD und KPD hatten noch einen großen Wählerstamm. Erst bei den Wahlen im März 1933 wurden die Nationalsozialisten zur zweitstärksten Partei.
1933 kam es dann auch in Andernach zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Am 30. Mai 1933 wurde noch die neue Synagoge in der Güntherstraße geweiht, doch auch sie brannte in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 bis auf die Grundmauern ab. Soweit sie nicht fliehen konnten, wurden die Andernacher Juden verschleppt und bis auf wenige Ausnahmen ermordet. Neben der jüdischen Bevölkerung hatten besonders die Patienten der Heil- und Pflegeanstalt zu leiden. Diese war als Zwischenanstalt Sammelort für den südlichen Teil der Rheinprovinz. Von hier gingen die Transporte nach Hadamar bzw. nach 1941 in den Osten, wo die Patienten als „lebensunwertes Leben“ im Zuge der Euthanasie durch Vergasung ermordet wurden.
Während des Zweiten Weltkrieges verloren über 500 Männer, Frauen und Kinder aus Andernach ihr Leben. Die Stadt selbst wurde Ende 1944 und Anfang 1945 durch Luftangriffe in Teilbereichen zerstört – wobei der Altstadtkern aber weitgehend verschont wurde. Am 9. März 1945 rückten amerikanische Truppen in Andernach ein. Auf den Rheinwiesen entstanden große Gefangenenlager für bis zu 40.000 deutsche Soldaten.
Am 10. Juli 1945 übernahmen die Franzosen Andernach von den Amerikanern als Teil ihrer Besatzungszone. Ab dem 30. August 1946 gehörte die Stadt zu dem durch Verordnung der französischen Besatzungsmacht eingerichteten Land Rheinland-Pfalz. In der ersten Stadtratswahl am 25. Oktober 1946 wurde Egon Herfeldt als Kandidat der CDP – einer Vorläuferpartei der CDU – zum Bürgermeister gewählt.
Ab 1949 begann dann auch in Andernach, das was heute als Wirtschaftswunder bezeichnet wird. Neben dem Runden Turm wuchsen die Silotürme der Malzfabrik Weissheimer. Gleichzeitig blühte seit den 1950er Jahren die Bimsindustrie.
Gleichzeitig mussten die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten als Neubürger integriert werden. Neue Baugebiete wurden erschlossen, ganz neue Stadtbezirke entstanden. Neue Kirchen entstanden: 1954 St. Albert, 1956 St. Peter, 1964 Kreuzkirche und 1968 St. Stephan.
Im Dezember 1955 rückten dann im Zuge der Wiederbewaffnung und der Gründung der Bundeswehr die ersten 240 Soldaten in das ehemalige Luftwaffenlazarett ein, denen im Januar 1956 weiter 1000 folgten. Am 20. Januar 1956 fand die erste offizielle Besichtigung dieser ersten Einheit in der Krahnenberg-Kaserne durch den Bundeskanzler Konrad Adenauer statt. Der insbesondere bei Auslandseinsätzen sehr geschätzte deutsche Radiosender für Bundeswehrangehörige heißt noch heute Radio Andernach.
Zwischen 1965 und 1970 wurde im Osten der Stadt ein neues Hafenbecken gebaut. Im Zuge der Verwaltungsreform 1969/70 wuchs die Stadt durch die Eingemeindung der Orte Namedy, Eich, Kell und Miesenheim um 6500 Einwohner.
In Silber ein schwarzes Balkenkreuz, belegt mit zwei roten gekreuzten Schlüsseln.
Bedeutung
Das schwarze Kreuz symbolisiert dabei die politische Herrschaft des Erzstifts Köln, die roten Schlüssel verweisen zweifach auf Kurtrier, einmal auf St. Peter als Patron des Erzbistums Trier, dem Andernach kirchlich angehörte, zum anderen die rote Farbe auf das rote Kreuz (auf weißem Grund) des kurtrierischen Wappens. Das Wappen ist seit dem Jahre 1344 bekannt, die Farben seit 1483. Auf den ältesten beiden Stadtsiegeln wird Maria, auf einem Thron sitzend, in der rechten Hand eine Kirche, in der linken Hand eine Stadt haltend, dargestellt. Die Siegelumschrift: MATER DEI PATRONA CIVIUM ANDERNACENSIUM – Mutter Gottes, Patronin der Andernacher Bürger. Der älteste Siegelstempel (Typar) ist vor 1200 entstanden, der erste Abdruck aus dem Jahr 1250 erhalten.
Die CDU hieß 1946 in Andernach noch CDP. Die KPD war von 1946 bis 1952, die FDP von 1979 bis 1984 im Stadtrat.
Oberbürgermeister
(vor 1969 als „Bürgermeister“ bezeichnet)
1946–1948 Egon Herfeldt (CDP, später FWG) 1949–1964 Dr. Johann Füth (CDU) 1965–1974 Walter Steffens (CDU) 1974–1994 Dr. Gerold Küffmann (CDU) seit 1994 Achim Hütten (SPD)
Bürgermeister
(vor 1969 als „Erster hauptamtlicher Beigeordneter“ bezeichnet)
1965–1975 Werner Klein (SPD) 1975–1982 Helmuth Günter (CDU) 1983–1993 Rainer Krämer (SPD) 1993–1994 Achim Hütten (SPD) 1994–2002 Franz Breil (FWG) seit 2002 Josef Nonn (CDU)
Abgeordnete
Andernach gehört zum Bundestagswahlkreis „200 Ahrweiler“. Direkt gewählt wurde 2005 Wilhelm Josef Sebastian (CDU), über die Landesliste Andrea Nahles (SPD). Das Direktmandat im Landtagswahlkr