1620 waren in Pirmasens 59 Familien oder etwa 235 Einwohner ansässig, in Lemberg wurden noch 54 Familien (ungefähr 215 Einwohner) gezählt. Diese Zählung geht davon aus, dass zu dieser Zeit eine Familie aus 4–5 Personen bestand. 1622 zogen Spanier und Kroatische Reiter der kaiserlichen Truppen durch die Pfalz. Neben Einquartierungen litt die Bevölkerung unter Brandschatzung und sonstigen Kriegslasten. Nach dem Buchsweiler Kirchenbuch wurden am 4. Oktober 1622 vier Pirmasenser Bürger, Hans Seegmüller, Johannes Krämer, Hans Krämer und Jost Jakob hingerichtet(ursprünglich zu Rad und Feuer verurteilt wurden sie auf Flehen hin mit dem Schwert gerichtet) weil sie 4 kaiserliche Soldaten wehlos gemacht, erschossen und erschlagen hatten und daraufhin die kaiserliche Armada das Dorf teilweise in Brand gesteckt hatte. Die Rechte und die Verwaltung in den Dörfern nahm ein von den Landesherren eingesetzter Schultheiß wahr. 1626 gab es im Amt Lemberg 6 Schultheißereien, darunter diejenige in Pirmasens mit Winzeln, Gerspach, Fehrbach und Erlenbron. 1634 waren es wieder kaiserliche Truppen unter General Gallas, die die Pfalz durchzogen und das Land sehr stark verwüsteten. Sie legten auch die Lemberger Burg in Schutt und Asche. Nach dem Weggang des lutherischen Pfarrers Johann Georg Fiedler aus Lemberg baten die Bürger dieser Gemeinde die Herrschaft, „man möge ihnen keinen neuen Pfarrer schicken, da sie denselben nicht bezahlen könnten“. Darauf wurde der Hauptsitz der lutherischen Pfarrei von Lemberg nach Pirmasens verlegt. In den neuen lutherischen Kirchenbüchern, die ab 1640 geführt wurden, war auch der Schultheiß Ebert Faul genannt, der um 1635 Pirmasens verließ und sich erst 1640 wieder zurückwagte. Ein Amtsinventar von 1641 besagt, dass damals in Lemberg noch 3 Familien (etwa 15 Einwohner) wohnten.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg ergab sich eine gewisse Reform in der Dorfverwaltung. Der eigentliche Dorfvorsteher, der mit einem Bürgermeister zu vergleichen ist, war der sogenannte „Heimburger“. 1657 konnten in Pirmasens nach Beginn der neuen Kirchenrechnung nur noch 9 Familien mit etwa 40 Einwohner erfasst werden. Fast alle Höfe und Mühlen waren niedergebrannt und verfallen, die Felder verwildert. Die Bewohner waren entweder von der Soldateska ermordet, vor ihr geflohen oder durch Seuchen und Hunger gestorben.
Doch die Bevölkerung nahm durch Zuwanderung reformierter Schweizer, katholischer Tiroler, sowie Familien aus Mainfranken und Württemberg langsam wieder zu, so dass 1661 in Pirmasens 21 Familien (ungefähr 87 Einwohner) gezählt wurden. 1666 dezimierte die Pest wiederum die Bevölkerung und 1667 waren in Pirmasens dadurch nur noch 18 Familien mit etwa 74 Personen ansässig. Jedoch hemmten die französischen Raubzüge die Bevölkerung am Wiederaufbau des Landes. Um die französische Festung Landau zu entlasten oder gegen kaiserliche Truppen zu verstärken, schickte Ludwig XIV. in der Zeit nach 1672 vermehrt seinen Marschall Turenne in die Pfalz, wodurch natürlich auch das Gebiet um Pirmasens wiederum verwüstet und geplündert wurde. 1677 wurde Pirmasens niedergebrannt, vier Jahre später hatte Pirmasens noch 14 bewohnte Häuser (14 Familien mit ungefähr 56 Einwohnern). Durch die Reunion von 1679-81 hatte der französische König alle Gebiete, die einmal mit Frankreich verbunden waren, wieder zu französischem Hoheitsgebiet erklärt.
1685 trat Graf Johann Reinhard III. die Regentschaft der Grafschaft Hanau-Lichtenberg an, nachdem sein Onkel, Graf Friedrich Casimir, ohne Leibeserben verstorben war. Graf Reinhard III. konnte sein Land zu neuer Blüte führen. Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg zählte zu seiner Zeit mit zu den angesehensten Reichsständen.
Nach vielen Jahren des praktischen Ausprobierens wurden 1691 in dem Pirmasenser Weistum die Aufgaben, Rechte und Pflichten des Heimburgers und der Bürger des Dorfes der Gemeinde gegenüber festgelegt.
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg von 1688-1697, der trotz des Verzichts der Liselotte von der Pfalz auf ihre erblichen Rechte von dem landhungrigen König Ludwig XIV. begonnen wurde, verwüsteten französische Truppen unter General Ezéchiel de Mélac die Pfalz. Von der Lemberger Burg wurde in dieser Zeit der Teil, der nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg noch bewohnbar war, restlos zerstört. Da nun die Burg und das Dorf praktisch nicht mehr existierten und keine Bewohner mehr dort lebten, wurde 1697 der Amtssitz des Amtes Lemberg nach Pirmasens verlegt. Diese Jahreszahl ist für Pirmasens ein sehr wesentliches Datum, wird doch fortan die Verwaltung des Amtes Lemberg von Pirmasens wahrgenommen. Dadurch erhielt das Dorf Pirmasens eine bedeutende Aufwertung. Der Amtmann musste eine würdige Unterkunft erhalten, weshalb ein Amtshaus errichtet wurde. Dieses Gebäude stand in der Amtsstraße, der heutigen Bahnhofstraße, sehr wahrscheinlich in der Gegend des ehemaligen Geschäftshauses Hettlage.
Als Liebhaber der Jagd besuchte Graf Reinhard III. des öfteren das waldreiche Amt Lemberg, dessen Wälder schon seit langer Zeit sein bevorzugtes Jagdrevier waren. Um bei den Jagden einen angenehmen und bequemen Aufenthalt zu haben, ließ sich der Graf 1720 von dem Tiroler Baumeister Jennewein oberhalb des Dorfes Pirmasens ein geräumiges Jagdschloss bauen. Neben diesem Schloss wurden auch 2 große Höfe, Pavillons und ein Garten erbaut, unterhalb der heutigen Pirminiuskirche. Das Dorf Pirmasens lag wesentlich tiefer um den Wedebrunnen herum und bestand aus 21 einstöckigen und 22 zweistöckigen Häusern. 1722 hatte Pirmasens bereits ein Rathaus und es waren 56 Familien mit etwa 245 Einwohnern ansässig.
Die Schultheißerei Pirmasens bestand zu der Zeit aus den Dörfern
Pirmasens und Fehrbach dem Haseneckerhof dem Hungerpfühlhof oder Neuhof dem Lambsbacher Hof dem Nesselthaler Hof der neuen Blümelsmühle der Imsbachermühle der Gerberei in der Dankelsbach und der alten und neuen Ziegelhütte.
Gersbach war eine eigene Schultheißerei geworden und umfasste
Gersbach und Winzeln die Rehmühle und Schelermühle die Eichelsbacher- und Blümelsmühle die Littersbacher- oder Katzenmühle.
Neben der Landwirtschaft war auch die Fischzucht zu damaliger Zeit eine wesentliche Ernährungsgrundlage. Im Raum Pirmasens gab es insgesamt 13 Fischwöge, die alle in dem Tal an der heutigen Landauer Straße und in den Nebentälern lagen.
Die einzige Tochter Graf Reinhards, Charlotte, starb 1726 nach nur 9 Jahren Ehe mit Ludwig VIII.. Graf Reinhard bestimmte daraufhin ihren erstgeborenen Sohn Ludwig zu seinem Nachfolger in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Da die im Elsass gelegenen Ämter der Grafschaft seit 1681 durch die Reunion unter der Souveränität Frankreichs stand, musste der Graf von Hanau-Lichtenberg dem französischen König den Treueeid leisten. Reinhard III. ließ die Grafschaft auf die männlichen und weiblichen Nachkommen seiner Tochter Charlotte übertragen, so dass nach seinem Tode die Herrschaft nicht an seinen Schwiegersohn, Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt, sondern an dessen Sohn Ludwig IX. fällt. 1735 kam Ludwig zum ersten Mal nach Pirmasens. Als Graf Reinhard III. 1736 starb, war Ludwig noch minderjährig. Aus diesem Grund wurde am Sitz der Regierung in Buchsweiler ein Regentschaftsrat bestellt. Mit seiner Volljährigkeit 1741 übernahm er selbst die Regentschaft über die Grafschaft. Im gleichen Jahr vermählte er sich mit Prinzessin Henriette Karoline Christine von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.
Ludwig IX. wollte über eine eigene militärische Truppe verfügen und baute eine Garnison auf. Deshalb ließ er Soldaten vor allem in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt anwerben und zog sie zunächst in Bärental/Elsass zusammen. Wegen der französischen Oberhoheit über die elsässischen Ämter der Grafschaft Hessen-Darmstadt durfte Ludwig in Buchsweiler keine Soldaten halten, es sei denn, er hätte sie nur mit Holzgewehren ausrüsten und exerzieren lassen. Pirmasens war dagegen Reichsgebiet. Die ersten Grenadiere trafen am Fronleichnamstag, am 1. Juni 1741 in Bärental ein. Nachdem sie vom Erbprinz am 15. Juni besichtigt worden waren, gab er den zunächst nur 46 Mann den Befehl, sich in Richtung Pirmasens in Marsch zu setzen. Zu dieser Zeit gab es in Pirmasens 20 einstöckige und 18 doppelstöckige Häuser, in denen ungefähr 200–250 Einwohner lebten. Durch das Anwerben der Grenadiere stieg die Einwohnerzahl verhältnismäßig schnell. Jedoch hat Ludwig seine Grenadiere niemals zu kriegerischen Diensten eingesetzt, im Gegensatz zu seinen Vettern in Hessen-Kassel, die ihre Soldaten zum Einsatz im Ausland, wie etwa nach Amerika verkauften.
1742 bestand Pirmasens aus 6 Gassen:
Pfarrgasse, benannt nach der Pfarrkirche.
Kümmelgasse, deren Name von einer Branntweinbrennerei stammt, in der viel Kümmel verwendet wurde.
Allmendegässel, sie führte zum Gemeindebesitz, der Allmende.
Untergasse, die spätere Sandstraße, lag an tiefer Stelle. Bei starkem Regen wurde dort von der Höhe des Blocksbergs viel Sand angeschwemmt.
Alte Straße, die spätere Alleestraße, lag damals außerhalb des Dorfes.
Landstraße, die heutige Hauptstraße, war der Hauptdurchgangsweg aus Richtung Zweibrücken kommend, lag aber nicht in der Mitte des Dorfes, sondern etwas oberhalb davon. In dieser Straße wohnten auch der Schultheiß, der Pfarrer und die hanau-lichtenbergischen Beamten des Amtes Lemberg.
1758 wurde Pirmasens mit einem Schanzzaun aus Schanzpfählen, sogenannten „Palisaden“ umgeben, um das Desertieren der Grenadiere zu erschweren, was allgemein bekannt ist. Daran wurde 14 Tage in Tag- und Nachtarbeit gearbeitet, vom 22. August bis 4. September. Als der Zaun errichtet war, hieß die Straße innerhalb davon „An der Mauer“. Sie war die längste Straße von Pirmasens und wurde später in einzelne Straßenzüge unterteilt; ihr Verlauf kann immer noch rekonstruiert werden. Auf einer Karte ist das an einer Seite abgeflachte Oval klar erkennbar. Vom Zweibrücker Tor, das an der Wegespinne Zweibrücker-, Rodalber-, Dankelsbach-, Schloß- und Gärtnerstraße errichtet war, verlief der Zaun über Gärtnerstraße, Fröhnstraße, Bogenstraße, Höhstraße, Bergstaße und Dankelsbachstraße. Das Buchsweiler Tor stand am südlichen Teil des Ovals, an der Kreuzung Hauptstraße/Bergstraße. Weit vor den beiden Toren waren steinerne Wegweiser errichtet worden, wie sie heute noch an der Gabelung Lemberger Straße/Volksgartenstraße und an der Abzweigung Zweibrücker Straße/Hügelstraße vorhanden sind.
Für seine Grenadiere baute Ludwig Kasernen, die größte Exerzierhalle Europas (nach jener im russischen Sankt Petersburg), ein Zeughaus, Ställe, Lazarette und Wachhäuser. Er erlaubte seinen Grenadieren, die er wegen ihrer Körpergröße als „lange Kerls“ bezeichnete, zu heiraten um sie noch mehr an seine Garnison zu binden. Jeder Soldat konnte solange dienen wie es möglich war, mindestens aber 6 Jahre, und durfte in seiner Freizeit ein Handwerk ausüben. Für besonders verdiente Soldaten baute er ein „Grenadierhäuschen“. Ab 1758 bekam jeder Grenadier, der heiraten und bauen wollte, im Amt Lemberg kostenlos einen Bauplatz, Bauholz und 2 Morgen Ödland, das er roden konnte. Auf diese Weise entstanden in Pirmasens rasch ganze Straßenzüge mit Grenadierhäusern. In der Regel waren diese Grenadierhäuser einstöckig, es gab aber auch zweistöckige. 1759 war die Garnison bereits auf 5 Kompanien mit 755 Soldaten angewachsen.
Erbprinz Ludwig IX. erhob am 25. August 1763, seinem Namenstag, seine Residenz zur Stadt. Als äußeres Merkmal ließ er den Palisadenzaun durch eine 4 m hohe Steinmauer ersetzen. Hinter der Mauer wurden in regelmäßigen Abständen Wohn- und Diensthäuser für militärische Posten errichtet. Bei Tag und Nacht patrouillierten ungefähr 30 Husaren, um Ausbrechern habhaft zu werden. Im Bereich der beiden Stadttore wurde nach dem Errichten der Steinmauer die Straße gepflastert. Alle anderen Haupt- und Nebenstraßen waren damals noch unbefestigt. Deren Pflasterung wollte der Erbprinz unterstützen, wenn sie von der Stadt beantragt würde, denn die Unterhaltung der Straßen und der Mauer oblag dem Stadtrat. Lediglich die Unterhaltung der Tore hatte der Ludwig IX. übernommen.
Erst am 22. Juli 1769 erhielt Pirmasens die Stadtrechte. Sie bestehen aus 11 Artikeln, sind aber nicht allzu weitgreifend. Die Bürgerschaft wurde von der Leibeigenschaft befreit. Bei Wegzug eines Bürgers aus der Gemeinde, der nur mit der Erlaubnis der fürstlichen Rent-Cammer erfolgen durfte, war ein Abzugsschilling zu entrichten. Ferner blieb die Pflicht zu den Frondiensten bestehen. Die Ernennung des aus 8 Mitgliedern bestehenden Stadtrats hatte sich der Erbprinz selbst vorbehalten. Die Auswahl sollte nach amtlichem Vorschlag aus den „capabelsten Subjekten“ erfolgen. Da der Stadtrat die niederste Gerichtsinstanz wahrzunehmen hatte, sollten auch Gerichtspersonen darin vertreten sein.
Während der Zeit Ludwigs IX. sind in Pirmasens einige neue Straßen - wie die Hauptstraße, Schloßstraße und Alleestraße - entstanden. Sein besonderer Plan, zwischen Hauptstraße und Alleestraße eine breite Allee anzulegen, die schnurgerade vom Zweibrücker Tor bis zum anderen Ende der Stadt verlaufen sollte, scheiterte an Geldmangel. Neben der großen Liebe zu seinen Soldaten war Ludwig IX. eine tolerante Persönlichkeit und seinen Untertanen auf das engste verbunden. Er förderte den Straßenbau im ganzen Land, schaffte Erleichterung für die Bauern bei der Bewirtschaftung ihrer Äcker und war für jede allgemeine Verbesserung des Lebens zugänglich. Der Erbprinz schätzte die Würde des Menschen und dessen Rechte und widmete besondere Sorgfalt dem Schutz der Untertanen gegen Übergriffe seiner Beamten und Offiziere. Er förderte nicht nur Pirmasens, sondern ermöglichte auch auf den Dörfern die Schulen und den Bau von Kirchen.
Im Jahre 1768 verstarb sein Vater, Landgraf Ludwig VIII. Nun wurde Erbprinz Ludwig IX. selbst zum Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Entgegen den Erwartungen der Darmstädter Bürger blieb der neue Herrscher in seiner Garnisonsstadt Pirmasens. Seine Ehefrau Karoline, die große Landgräfin, residierte in Darmstadt und Buchsweiler und machte nur kurze Visiten in Pirmasens. 1784 gab es in Pirmasens 1576 Soldaten, davon 240 Offiziere und 1336 Grenadiere sowie Unteroffiziere. 1790 bestand die Garnison aus 2 Regimentern mit insgesamt 2400 Soldaten, und es gab 51 Gassen, Straßen und Wege. In dieser Zeit hatte die Stadt 9000 Einwohner. In Darmstadt, dem offiziellen Regierungssitz, waren in dem gleichen Jahr genau so viele Bürger registriert. Mit dem Tod des Landgrafen im Jahr 1790 wurde die Garnison aufgelöst und die kurze Blüte der Stadt war vorbei. 1793 schlugen Preußen und Braunschweig die französische Moselarmee in der Schlacht bei Pirmasens. Trotzdem konnte nicht verhindert werden, dass Pirmasens von 1793 bis 1815 zu Frankreich fiel. Danach kam die Stadt mit der übrigen Pfalz zu Bayern.
Die Bezeichnung Deutsche Schuhmetropole stammt aus der Blütezeit der Schuhindustrie. Obwohl jener Zusatz bisher offiziell nicht aberkannt wurde, erscheint er inzwischen überholt, da durch die Abwanderung der meisten Firmen der Arbeitsmarkt der Stadt nicht mehr nur von der Schuhindustrie dominiert wird. Existierten auf dem Höhepunkt der Schuhindustrie rund 300 Betriebe, ist heute noch ungefähr ein Zehntel davon in Pirmasens ansässig (darunter Peter Kaiser), ebenso das deutsche Schuhhandelszentrum. Ansonsten erinnern die Deutsche Schuhfachschule, das Schuhmuseum im städtischen Rathaus und das Dampfmaschinendenkmal an die Deutsche Schuhmetropole.
Ein Blick hinter die Kulissen liefert die Tatsache, dass die Arbeitsbedingungen in den Schuhbetrieben schlecht waren und die Entlohnung vieler Schuharbeiter im Niedriglohnsektor lag, da für die meisten Arbeitsplätze keine Berufsausbildung notwendig war. Um die Existenz der Familie zu sichern, mussten in den meisten Fällen auch die Ehefrauen in den Schuhfabriken arbeiten. In der Regel wurde im Akkord gearbeitet, was die dort beschäftigten Menschen teilweise sehr belastete. Wenn die vorgegebene Stückzahl nicht erreicht wurde, musste der Rest in Heimarbeit bewältigt werden. Wie in anderen ähnlichen Industriebereichen führte dies bei einem Teil der Beschäftigten zu Verkrüppelungen, Rundrücken oder niedriger Lebenserwartung. Im Gegensatz dazu gelang es den Besitzern vieler Schuhfirmen, zu Millionären zu werden.
Bis heute hat sich daran nur wenig geändert. Die gesundheitlichen Belastungen sind zwar nicht mehr so gravierend, aber immer noch existent. Nach wie vor ist die Bezahlung der einfachen, ungelernten Beschäftigten auf niedrigem Niveau; mittlerweile hat aber die zunehmende Technisierung der überlebenden Schuhfabriken dazu geführt, dass ein grösserer Anteil der Mitarbeiter eine Ausbildung absolviert, eine Fachschule besucht oder studiert hat und damit auch besser bezahlt wird.
Als im Jahre 1790, nach dem Tod des Landgrafen Ludwig IX., die Pirmasenser Garnison aufgelöst wurde, hatten 2400 in Pirmasens lebende Grenadiere und deren Familien keine Arbeit mehr. Aus der Not heraus fertigten sie aus Resten der Uniformen Schlabbe, einfache Schuhe. Die Familien zogen umher, um die gefertigten Schuhe zu verkaufen, während die Männer zuhause neue herstellten. Mit der Zeit erwarben sich die in Pirmasens hergestellten Schuhe einen guten Ruf und es entwickelte sich eine beachtliche Schuhindustrie. Da zur Herstellung der Schuhe Leder und Werkzeug, später Maschinen, Klebstoffe und Farben benötigt wurden, musste auch eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden, die diese Waren beschaffte. Durch die Konzentration in Pirmasens entstanden auch in der Nähe, wie z.B. in Waldfischbach-Burgalben Großbetriebe wie die Schuhfabrik Mattill. Im Jahr 1914 existierten in der Stadt Pirmasens 240 Schuhfabriken mit 14.000 Beschäftigten. Als nach dem zweiten Weltkrieg ein Großteil der Innenstadt nach zwei Luftangriffen zerstört war, wurden die Fabriken nach 1945 wieder aufgebaut und noch teilweise vergrößert. 1970 schließlich arbeiteten 22.000 Menschen in der Schuhindustrie
In den Jahren nach 1970 wurde die Produktion vieler Firmen ins Ausland verlagert, während die Modell-Entwicklung und Verwaltung in Pirmasens verblieb. Nach und nach jedoch mussten immer mehr der Betriebe schließen, da die Produktion zunächst am teuren Standort Deutschland und später auch in Ländern wie Spanien und Portugal oder in Osteuropa durch die große räumliche Trennung nicht mehr rentabel war.
Insgesamt arbeiten noch etwa 1.200 Menschen für Schuhfirmen, davon allein 500 bei Peter Kaiser. Auch der größte Arbeitgeber in der Stadt, die 1897 gegründete Firma Kömmerling (profine GmbH) entstand als Zulieferbetrieb für die Schuhindustrie. Eine der ehemaligen Schuhfabriken wurde in einen Gewerbepark Neuffer am Park umgewandelt; eine weitere (Bleiching) ist seit vielen Jahren Standort eines Teils des Finanzamts in Pirmasens. Beim 18.000 m2 großen Riesen Rheinberger, ehemals größte Schuhfabrik Europas, wird der Umbauprozesses 2008 abgeschlossen sein
Die Encyclopædia Britannica aus dem Jahr 1911 vermerkt unter dem Stichwort Pirmasens:
„Stadt in Deutschland, in der bayerischen Pfalz; 40 Meilen westlich von Speyer, 34.002 Einwohner (1905), an der Eisenbahnlinie von Biebermühle. Die einzig bemerkenswerten Gebäude sind das Rathaus und die evangelische Hauptkirche die ein schönes Denkmal von Ludwig IX (gest. 1790), Dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt enthält. Hauptindustrie ist die Produktion von Stiefeln und Schuhen, aber es werden auch Musikinstrumente, Leder und Maschinen hergestellt.“
Encyclopædia Britannica
1923/24 versuchten pfälzische Separatisten, in Pirmasens dauerhaft Fuß zu fassen, scheiterten aber am 12. Februar 1924: Es kam zur gewaltsamen Stürmung des Bezirksamts, des Sitzes der separatistischen Stadtregierung, durch Bürger und zu mehreren Todesopfern auf beiden Seiten. Die Gedenktafel (siehe Bild) ist in der Nazizeit entstanden, was sich in der Wortwahl niedergeschlagen hat. Gedacht wird nur der Opfer auf Seiten der Bürger. Sie wurde nach dem Krieg von der Besatzungsmacht entfernt und in den 1960er Jahren nach einem umstrittenen Stadtratsbeschluss wieder aufgehängt, nachdem das Hakenkreuz entfernt worden war.
In Pirmasens bestand bis 1940 eine jüdische Gemeinde, deren erste Mitglieder 1767 in die Stadt kamen. 1772 waren es fünf Familien, 1924 bestand sie aus 800 Personen bei 40.000 Einwohnern des gesamten Ortes. Zwischen 1933 und Januar 1936 verließen 67 jüdische Bewohner wegen des zunehmenden Drucks auf Juden in Deutschland Pirmasens, meist in Richtung USA oder Israel. 82 jüdische Männer wurden in ein Konzentrationslager verschleppt. 116 Juden kamen in der Zeit von 1933 bis 1945 ums Leben.
1813 wurde ein erster Friedhof an der Zeppelinstraße angelegt, 1876–1927 wurden Juden auf dem heute noch bestehenden Alten Friedhof beigesetzt. Dieser Teil der Friedhofsanlage wurde in der NS-Zeit fast völlig zerstört. Ab 1927 gab es dann einen jüdischen Teil des neuen Waldfriedhofs.
Nachdem zunächst ein Betsaal für den Gottesdienst ausreichte, wurde ab 1778 über den Bau einer Synagoge für die 100 Gemeindeglieder nachgedacht. 1780/1781 wurde diese im Judengässel fertiggestellt und erst ab 1880 durch einen Neubau ersetzt. Am 5. November 1938 fand der letzte Gottesdienst statt, vier Tage später wurden die Synagoge und viele jüdische Geschäfte und Wohnungen während der sogenannten „Novemberpogrome“ zerstört; heute erinnert eine Gedenktafel in der Synagogengasse an den ehemaligen Standort des Gebäudes.
Nach einem ersten alliierten Bombenangriff am 9. August 1944 gab es zahlreiche Todesopfer unter der Bevölkerung. Am 15. März 1945 folgte eine weitere Bombardierung, die zur vollständigen Zerstörung der Innenstadt führte; eine Woche später, am 22. März 1945, marschierten amerikanische Truppen in das Stadtgebiet ein, wodurch der Zweite Weltkrieg für die Bevölkerung zu Ende war.