Das Open Ohr Festival (OOF) auf der Zitadelle Mainz ist ein seit 1975 alljährlich über Pfingsten stattfindendes thematisch orientiertes Jugendkulturfestival mit Gesprächsforen und Workshops, Kabarett und Livekonzerten sowie Zeltlager.
Strukturen
Rechtlicher Träger ist das Jugendamt der Stadt Mainz, finanziell unterstützt vom rheinland-pfälzischen Kulturministerium und vom Förderverein Open Ohr. Tatsächlicher Veranstalter ist die Freie Projektgruppe, die einen sehr großen inhaltlichen Freiraum zugestanden bekommt, da sie auf letztlich ehrenamtlicher Basis mit wechselnder Personen seit vielen Jahren die Hauptlast der nicht organisatorischen Arbeit trägt. Die sich daraus manchmal ergebenden Konflikte etwa um spezielle Programmpunkte haben die Gesprächskultur über Jahre immer wieder herausgefordert, mobilisiert und lebendig gehalten.
Open Ohr Förderverein
Freunde und Freundinnen des Festivals haben sich im September 1995 zu dem gemeinnützigen Open-Ohr-Verein zusammengeschlossen, nachdem das Festival von den konservativen Parteien im Mainzer Stadtrat in Frage gestellt wurde. Ziel des Vereins ist es, das Open Ohr als politisches Kulturfestival zu erhalten, die Autonomie der Programm gestaltenden Projektgruppe zu verteidigen und die Zitadelle als Festivalort langfristig zu sichern. Der Verein setzt sich für eine bessere finanzielle Ausstattung des Festivals ein und fördert es mit Spenden. Darüber hinaus will sich der Verein in der kulturpolitischen Diskussion in Mainz zu Wort melden.
Inhalt
Als nichtkommerzielles, thematisches Jugendkulturfestival aufgestellt bietet das Open Ohr jeweils 5.000 - 7.000 zumeist jugendlichen Besuchern die Gelegenheit, sich an vier Tagen intensiv mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Open Ohr Festival den Ruf eines bundesweit einmaligen Beispiels gelungener Jugendkulturarbeit erworben. Der ehemalige Mainzer Jugend- und Sozialdezernent Michael Ebling nannte es „das einzige noch bestehende jugendpolitische Festival in der Bundesrepublik“.
Neben den Foren, den Theater- bzw. Kabarett-Produktionen und Livekonzerten gibt es seit vielen Jahren auch ein Kinderprogramm. Über vier Tage sind bis zu 300 Künstlerinnen und Künstler aus Musik, Theater, Kleinkunst, Kabarett und Aktionskunst erlebbar, wobei vieles parallel stattfindet.
Themen
Das Thema, zu dem jeweils Forumsangebote, passende Filme und Künstlerperformances eingeladen werden, hieß an Pfingsten 2005 „Aktenzeichen XX ungelöst - von kleinen und großen Unterschieden“, Klartext „Frauen - was ist alles (nicht) erreicht?“. Die Veranstalter sprechen davon, alljährlich ca. 100 Referentinnen und Referenten aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft aufzubieten.
Der Titel des 32. OPEN OHR Festival Pfingsten 2006, Zitadelle Mainz lautete „Privatsache!“
Der Titel des 33. OPEN OHR Festival Pfingsten 2007, Zitadelle Mainz lautete "angst haben ... macht angst"
Der Titel des 34. OPEN OHR Festival Pfingsten 2008, Zitadelle Mainz lautet "Von Konsum und anderen Notwendigkeiten
Sanitäter
Den Sanitätswachdienst auf dem Festival übernimmt seit vielen Jahren der Arbeiter-Samariter-Bund Mainz und trägt mit der medizinischen Versorgung von Helfern und Besuchern zu einem guten Gelingen bei.
Der Mainzer Rosenmontagszug ist ein jedes Jahr am Rosenmontag stattfindender Fastnachtsumzug in Mainz. Seit dem ersten Rosenmontagszug 1838 fand er insgesamt 107 Mal (Stand 2008) statt und gilt als der Höhepunkt der Mainzer Fastnacht. Mit rund 9.000 aktiven Teilnehmern und über 500.000 Zuschauern ist der Mainzer Rosenmontagszug zusammen mit dem Kölner und dem Düsseldorfer Rosenmontagszug einer der drei großen Rosenmontagsumzüge in Deutschland.
Der Mainzer Rosenmontagszug blickt mittlerweile auf eine über 170jährige Geschichte zurück. Die Anfänge gehen dabei bis in die Biedermeierzeit zurück. Mainz war als Bundesfestung zu diesem Zeitpunkt wechselweise von preußischen und österreichischen Truppen besetzt und die vor allem in Köln und Düsseldorf vollzogene Neuorganisation der Fastnacht begann sich auch in Mainz auszuwirken. Kriegsbedingte Unterbrechungen des Rosenmontagszuges gab es vor allem im 20. Jahrhundert durch die beiden Weltkriege.
Der Krähwinkler Landsturm - Vorläufer des Rosenmontagszuges
Bereits 1837 organisierte der Mainzer Handwerker Nikolaus Krieger erstmals einen so genannten Krähwinkler Landsturm, den ersten Fastnachtsumzug in Mainz. Literarische Vorlage für diese im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in Mode kommenden Veranstaltungen (so beispielsweise 1822 in Basel, 1831 in Speyer) war das Stück Die deutschen Kleinstädter des Dramatikers August von Kotzebue. Krähwinkel, eine dort beschriebene Kleinstadt, war zu damaliger Zeit der Inbegriff für Dummheit und Borniertheit. Der Krähwinkler Landsturm parodierte diese Eigenschaften ebenso wie das Spießertum der Biedermeierzeit und das Militär mit seinen Uniformen und seinem militärischen Drill. Er gilt heute allgemein als Geburtsstunde sowohl der organisierten Mainzer Fastnacht wie auch als direkter Vorläufer des im folgenden Jahres erstmals stattfindenden Rosenmontagszuges.
Der Krähwinkler Landsturm wies bereits typische Merkmale der Mainzer Straßenfastnacht auf. So beispielsweise eine 15köpfige närrische und uniformierte Bürgerwehr mit einem „Fähnrich Rummelbuff“ an der Spitze oder der im Mittelpunkt stehende „Held Carneval“ (in späteren Jahren nur noch als „Prinz Carneval“ tituliert). Bei der Mainzer Bevölkerung war der Zug ein großer Erfolg. Mehrere hundert Teilnehmer, zwei Motivwagen und nicht zuletzt die närrische Garde in ihren Uniformen sorgten für Aufsehen. Dank den Vollführern dieses schönen Zuges. Mehr hat man wohl nie gelacht, als über diese herrliche Composition der Laune und über die gelungene Durchführung derselben... wird von zeitgenössischen Chroniken vermerkt. Somit war der Grundstein für den 1838 erstmals stattfindenden Rosenmontagszug gelegt.
1838 - Das Geburtsjahr des Mainzer Rosenmontagszuges
Nach dem großen Erfolg 1837 organisierten engagierte Bürger um den Mainzer Großkaufmann, Stadtrats- und Landtagsmitglied Johann Kertell und dem neu gegründeten Mainzer Carnevals Verein einen am Fastnachtsmontag (26. Februar 1838) stattfindenden Maskenzug. Zuerst jedoch kam es jedoch zu einer Reihe von wichtigen und zukunftsweisenden Aktionen in der noch neuen Mainzer Fastnacht. Am 19. Januar 1838 wurden von einem Komitee Mainzer Bürger Statuten für einen Carnevalsverein niedergeschrieben. Der großherzoglich-hessische Provinzialkommissar von Lichtenberg wurde zeitgleich um die Genehmigung der Statuten und somit um Anerkennung gebeten; dieser Antrag wurde von über 100 Antragstellern unterschrieben. Eines der prinzipiellen Ziele des neuen Vereins wurde in der Antragsschrift so formuliert: ...auf Carneval in besserer Ordnung und edlerm Geschmack wie bisher in dieser Stadt geschehen, dem Gott Jocus zu huldigen... Bereits am 22. Januar wurde die Genehmigung erteilt was auf vorherige Absprachen zwischen den Antragstellern und den Behörden schließen lässt. Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) war geboren. Am 25. Januar fand die erste Generalversammlung statt, weitere Sitzungen folgten. Am 9. Februar beantragte der Präsident Carl Georg Michel die Genehmigung eines Fastnachtsmontagszuges, die von den Behörden prompt erfolgte.
Zwei Mainzer Chaisenfabrikanten, die Stadtverwaltung und auch die Militärbehörde stellten 100 Kutschen zur Verfügung. Aus der närrischen Bürgerwehr des Vorjahres war mittlerweile die Mainzer Ranzengarde mit 37 Mitgliedern und ihrem General Johann Kertell entstanden, die nun in kurfürstlichen Uniformen aus der Zeit des Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal auftrat. Sie und die „Zwergen-Compagnie“, die aus kostümierten Kindern bestand, sorgten für die „militärische“ Eskortierung des Zuges und galten als Leibgarde des Helden Carneval.
Herolde des Prinzen zu Pferd bildeten noch vor der Ranzengarde die Spitze des Zuges. Ihnen folgten die Fahnenträger und die Ranzengarde in ihren neuen Uniformen, viele davon mit ausgestopften Bäuchen und langen Zöpfen. Held Carneval residierte mit seinem Hofstaat auf den mitfahrenden Kutschen. Der Zug nahm seinen Weg von der Reitbahn über den Schloßplatz und die Große Bleiche zum Markt. Dort fand der Höhepunkt des Zuggeschehens statt: Held Carneval wurde feierlich inthronisiert und zum König gekrönt und nahm die Huldigung der Mainzer Bürgerschaft entgegen. Erstmals fand auch eine Fahnenweihe und eine Rekrutenvereidigung bei der Ranzengarde statt, bis heute typische Elemente der Mainzer Straßenfastnacht. Beendet wurde diese erste richtige Mainzer Fastnachtskampagne mit einer Kappenfahrt in die Neue Anlage.
Die folgenden Jahrzehnte bis zum Zweiten Weltkrieg
Die auf den ersten Rosenmontagszug 1838 folgenden nächsten beiden Rosenmontagszüge 1839 und 1840 waren noch thematisch miteinander verbunden. Wurde 1838 Held Carneval inthronisiert, war das Thema des Zuges im Jahr 1839 seine Hochzeit, im darauffolgenden Jahr wurde die Geburt des gemeinsamen Sohnes „Hanswurst“ zelebriert. Spätestens ab 1842 spiegelten sich allerdings in den Rosenmontagszügen eher aktuelle Themen der politisch unruhigen Vormärzzeit wider. Die gesamte, noch junge, Mainzer Fastnacht wurde politischer: War das Verhältnis der im Mainzer Carneval Verein organisierten Aktiven zu den Behörden bislang ausgesprochen gut, standen nun neue, politisch aktive Fastnachter wie Ludwig Kalisch, Franz Heinrich Zitz (er war ab 1843 Präsident des MCV) oder Eduard Reis in der Öffentlichkeit, die auch für die Entstehung der politisch-literarischen Mainzer Fastnacht verantwortlich waren.
So geriet auch der Mainzer Rosenmontagszug 1845 erstmals in das Visier der Behörden im fernen Darmstadt. Der Innenminister des Großherzogtums Hessen-Darmstadt sah sich veranlasst, dem Zug ...mehr amtliche Tätigkeit und Wachsamkeit zu widmen. 1846 kam es im Rahmen des Rosenmontagszuges zur symbolischen Verbrennung der Zensur auf dem Mainzer Marktplatz. Trotzdem war das Verhältnis des den Zug organisierenden MCV zu den Mainzer Lokalbehörden auch in diesen Zeiten nach wie vor gut. Der Provinzialkommissar von Lichtenberg sowie der amtierende Mainzer Bürgermeister Nikolaus Nack konnten immer wieder durch ihr Engagement und kluges Taktieren gegenüber dem Großherzoglich-Darmstädtischen Hof ein Verbot des MCV und damit auch des Rosenmontagszuges verhindern. Doch die allgemeinen politischen Verhältnisse 1848/49 und in den anschließenden Jahren in Südwestdeutschland sorgten für eine vorübergehende Zwangspause der Mainzer Fastnacht und des Rosenmontagszuges. Es wurden in diesen Jahren nur wenige Sitzungen durchgeführt, alle Rosenmontagszüge fielen bis 1855 vollständig aus.
1856 kam es zu einer Neubelebung der Mainzer Fastnacht und konsequenterweise auch des Mainzer Rosenmontagszuges. Ohne zentrales Thema, sich wieder auf die erfolgreichen frühen Jahre rückbesinnend, wurde der Mainzer Rosenmontagszug wieder reaktiviert. Mit dabei war erstmals die in diesem Jahr gegründete Mainzer Klepper-Garde als zweite Garde der Straßenfastnacht. 1863 sollte der Rosenmontagszug zum 25jährigen Jubiläum der organisierten Mainzer Fastnacht besonders prachtvoll ausfallen. Wegen als beleidigend empfundenen Äußerungen im Rahmen von Fastnachtsvorträgen zog der preußische Garnisonskommandant allerdings kurzfristig alle Musikkapellen und Pferde vom Zug ab und dieser drohte auszufallen. In dieser Notlage half der Großherzog von Hessen-Darmstadt mit Musikkapellen und auch Pferden aus und der Rosenmontagszug konnte doch noch stattfinden. Allerdings führte der drohende deutsch-dänische Krieg 1864 zum Ausfall des Zuges und die folgenden sowohl politischen Ereignisse wie den preußisch-österreichischen Krieg als auch ein allgemeiner Geldmangel bei den Mainzer Fastnachtsvereinen führte wiederum zu einer längeren Zugpause bis 1884.
Auch diese längere Zwangspause überstand der Mainzer Rosenmontagszug. Beginnend mit dem Jahr 1884 erlebte die Mainzer Fastnacht mitsamt dem Rosenmontagszug einen neuen Boom. Durch den Bau der neuen Stadthalle im gleichen Jahr (sie galt zu dieser Zeit als die größte Festhalle in Deutschland) und ihre Nutzung erlebte die Saalfastnacht einen Aufschwung sowohl im gesellschaftlichen Bereich wie auch bei den Besucherzahlen. Die Zugwagen wurden ab dieser Zeit immer größer und aufwändiger und von Architekten und Bildhauern geplante Aufbauten erreichten eine Höhe von bis zu 6 m. 1888 wurde aufgrund des 50jährigen Bestehens des MCV wieder eine Jubiläumskampagne durchgeführt. Für eine deutliche Professionalisierung der Durchführung des Rosenmontagszuges sorgte in diesem Jahr eine eigene Zugkommission. Die gestiegene gesellschaftliche Akzeptanz des Zuges und der Mainzer Fastnacht zeigte sich durch die Teilnahme von Mitgliedern der Großherzoglichen Familie. Diese schauten sich von dem Balkon ihrer Residenz in Mainz, dem Deutschhaus, aus den Zug an. Der nächste Jubiläumszug 1913 (diesmal feierte der MCV 75jähriges Jubiläum) war der bis dahin größte Zug mit dem längsten Zugweg. Es wird von 100.000 Besuchern berichtet wovon 40.000 Fremde und davon wiederum 18.000 Wiesbadener gezählt wurden.[8] Diesmal wohnte sogar der Großherzog Ernst Ludwig, Großherzogin Eleonore und ein 25-köpfiges Gefolge von Balkon des Erthaler Hofes aus als Zuschauer dem Zug bei. Der Rosenmontagszug 1913 war auch Inspiration und Kulisse für Carl Zuckmayers berühmtes Werk Die Fastnachtsbeichte, einer Kriminalgeschichte die während der Mainzer Fastnacht spielt.
„Der Zug entrollte sich mit einer gewissen gravitätischen Schwere und Langsamkeit, die nicht nur vom Tempo der breitarschigen Percherons bestimmt wurde. Es war kein Zweifel, daß er bei aller Lustigkeit und Narretei, sich selbst recht ernst und wichtig nahm und auch so genommen wurde. Da war nichts von Wildheit, Wüstheit, orgiastischer Maßlosigkeit, weder bei den Mitwirkenden noch bei den Beschauern, das Ganze war eine riesige, aber in den Grenzen des kindlichen Vergnügens gehaltene Volksbelustigung, deren Stimmung ohne Bösartigkeit oder Schadenfreude, überhaupt ohne das hämische Element, das populären Schaustellungen leicht anzuhaften pflegt, von harmloser Spottlust, ansteckender Lachbegier und milder Selbstironie getönt war.“
– Carl Zuckmayer
Wiederum sorgten die politischen Verhältnisse für eine längere Pause. Der Erste Weltkrieg, die Besetzung des Rheinlandes und auch Mainz durch französische Truppen ließen den Zug bis 1926 pausieren. 1927 endlich startete auch der Rosenmontagszug wieder mit großer Resonanz seitens der Bevölkerung. Erstmals wurde die Mainzer Fastnacht und der Rosenmontagszug auch von der regionalen und interegionalen Tourismusbranche beworben. Der am 27. Februar 1933 stattfindende Rosenmontagszug war politisch noch weitestgehend frei von Beeinflussung. Der am selben Tag abends stattfindende Reichstagsbrand änderte nachhaltig die gesamtpolitische Lage in Deutschland. Die gesamte Mainzer Fastnacht wurde ab Ende 1933 unter politische Kontrolle gestellt und gleichgeschaltet. Der Rosenmontagszug 1934 fand unter dem Motto Mir könne wider lache (Wir können wieder lachen) statt. Motivwagen zeigten den „bösen Nikolaus“, der böse Kinder (gemeint waren Sozialdemokraten und Mitglieder der Zentrumspartei) in ein braunes Tintenfass steckte. 1935 wurde das hintergründige Motto Alles unner ääner Kapp (Alles unter einer Kappe) gewählt. 1936 verwies ein Motivwagen auf das Konzentrationslager Dachau und mahnte die Bevölkerung Die Moral von der Geschicht’: Halt dein Maul und meckre nicht!1939 fand der vorerst letzte Rosenmontagszug statt, danach sollte es wieder eine längere Pause bis 1950 geben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Erst 1950 sollte es in Mainz wieder einen Neuanfang des Rosenmontagszuges geben, der auch diesmal wieder sehr erfolgreich war. Den Zug mit über 100 Zugnummern besuchten 300.000 Besucher. Die Finanzierung des Zuges, bis dahin immer problematisch, wurde durch einen Zuschuss der Stadt Mainz in Höhe von 10.000 DM, vor allem aber dem erstmaligen Verkauf der Zugplakettcher (Zugplaketten) zufriedenstellend abgedeckt. Von den Zugplakettchen wurden in diesem Jahr 100.000 Stück verkauft. Themen des ersten Rosenmontagszuges nach dem zweiten Weltkrieg waren unter anderem die politische Lage in Berlin und die in Folge des Zweiten Weltkrieges bedingte Abtrennung der rechtsrheinischen Mainzer Stadtteile.
Die Rosenmontagszüge der Nachkriegszeit fanden nun kontinuierlich jedes Jahr statt. Die einzige Ausnahme gab es im Jahr 1991, als der Ausbruch des Golfkrieges zeitlich nahe mit dem Rosenmontagszugtermin zusammenfiel von den Veranstaltern beschlossen wurde, den Zug deshalb ausfallen zu lassen. Ebenfalls fest etabliert war nun das jährlich wechselnde Zugmotto, welches erstmals in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts eingeführt wurde. 1963 war wieder ein Jubiläumsjahr des Zugveranstalters: Der MCV feierte sein 125jähriges Jubiläum. Beim nächsten Jubiläumszug 1988 (150jähriges Bestehen des MCV) kam es zum ersten tragischen Unfall im Rahmen der Nachkriegszüge: Ein Kind wurde von einem Motivwagen überrollt und tödlich verletzt. Nach diesem Vorfall wurden die Sicherheitsvorschriften für den Rosenmontagszug ausgebaut. 2001 fand schließlich der 100. Mainzer Rosenmontagszug statt. Mit weit über 500.000 Besuchern ist der Rosenmontagszug einer der drei größten Rosenmontagszüge in Deutschland und Höhepunkt der Mainzer Straßenfastnacht.
Die Organisation des Rosenmontagszuges
Seit 1838 ist der Mainzer Carneval-Verein (MCV) ununterbrochen für die Organisation, Finanzierung und Durchführung des Mainzer Rosenmontagszuges verantwortlich. Innerhalb des MCV gibt es ein Organisationskomitee, die Zugleitung. Nach außen hin wird sie von einem amtierenden Zugmarschall, der auch am Zug teilnimmt, repräsentiert.
Zugleitung, Zugmarschall und Zugdurchführung
Die vorbereitende Arbeit der 26-köpfigen Zugleitung für einen Rosenmontagszug beträgt in etwa ein halbes Jahr. Die Planungsmitglieder erstellen Termin- und Etatpläne, sichten eingegangene Bewerbungen für die Zugteilnahme, laden Vereine und Gruppen zur Teilnahme ein und schließen Verträge ab. Nach dem 11.11., dem traditionellen Beginn der Fastnachtskampagne in Mainz, beginnt die Planung der Motivwagen. Mögliche Motivthemen werden erörtert und schließlich für 15 große Motivwagen festgelegt. Diese werden in einer vereinseigenen Halle in Stadtteil Mombach gebaut. Nach Eingang der Bewerbungen für eine Zugteilnahme legt die Zugleitung die Reihenfolge der einzelnen Zugelemente fest, die Anfang Januar allen Teilnehmern bekannt gegeben wird. Für alle Teilnehmer werden Aufmarschplätze in der Mainzer Neustadt festgelegt, wobei Rettungs- und Feuerwehrwege eingeplant werden müssen.
Teilnehmende Fahrzeuge (Motivwagen, Zugfahrzeuge usw.) werden danach vom TÜV Rheinland geprüft und freigegeben. Die Zugleitung sorgt außerdem für die rechtliche Seite des Rosenmontagszuges: Haftpflichtversicherung für die MCV-Teilnehmer werden abgeschlossen, Termin- und Einsatzpläne erstellt, musikalische Beiträge werden bei der GEMA gemeldet. Letzte Tätigkeiten der Zugleitung vor dem Rosenmontagszug sind eine große Abschlussbesprechung mit allen an der Organisation Beteiligten inklusive der Mainzer Polizei und die abschließende Pressekonferenz.
Die Organisation des Rosenmontagzuges und die formale Zugleitung mit einem eigenen Zugleitungswagen übernimmt dann der Zugmarschall. Seit 1994 ist dies Ady M. Schmelz. Ihm zur Seite stehen 52 teils motorisierte Zughelfer, die den Zug eskortieren und ordnen. Unabhängig von den Mitarbeitern des MCV sind bei der Zugdurchführung zusätzlich ca. 1400 weitere Personen in den Rosenmontagszug involviert: Städtische Mitarbeiter (davon um die 100 Mitarbeiter der Städtischen Entsorgungsbetriebe) , Polizeibeamte (über 500 Beamte), Feuerwehrleute sowie Ärzte und Sanitätsdienste (über 500 Personen).
Wegstrecke
Seit 1838 gab es insgesamt 35 verschiedene Zugwege für den Mainzer Rosenmontagszug.Das letzte Mal musste die Zugstrecke 1995 geändert werden als die ansteigenden Besucherzahlen die Durchführung des Zuges in Teilen der Altstadt, dort speziell in der Augustinerstraße, aus sicherheitstechnischen Gründen unmöglich machte. Die aktuelle Zugstrecke ist über 7 km lang und führt in 4 Stunden von der Mainzer Neustadt in die Altstadt.
Ausgangspunkt des Mainzer Rosenmontagszuges sind die Straßen rund um die Josefs- und Boppstraße. Hier stellen sich die einzelnen Gruppierungen auf und werden von MCV-Zugordnern eingewiesen. Von der Boppstraße geht der Zug zur Kaiserstraße zuerst in Richtung Hauptbahnhof um dann kurz davor eine 180° Wendung zu machen und dann auf der anderen Straßenseite in Richtung Rhein. Er umrundet die Christuskirche und biegt dann in die Bauhofstraße ein. Von dort führt der Zugweg in die Große Bleiche, die Große Langgasse und dann über die Ludwigsstraße zum Gutenbergplatz, Theater und Höfchen. Weiter geht der Zug am Mainzer Dom entlang über die Domplätze zur Rheinstraße und biegt dort in südlicher Richtung auf die Rheinstraße ab. Über die Holzhofstraße, Weißliliengasse geht es zurück zur Ludwigsstraße und weiter zum Schillerplatz und an dem Fastnachtsbrunnen entlang. Über die Schillerstraße führt der Zugweg dann zur Münsterstraße und in Richtung Alicebrücke/Binger Schlag wo sich der Zug dann auflöst.
Der Rosenmontagszug muss gemäß § 29 StVO von der Straßenverkerkehrsbehörde der Stadt Mainz genehmigt werden. Es handelt sich demnach um eine Veranstaltung ...für die Straßen mehr als verkehrsüblich in Anspruch gebracht werden.
Finanzierung und Zugplakette
Der Durchführung des Mainzer Rosenmontagszug kostet aktuell ca. 300.000 Euro. Für die Aufbringung dieser Summe ist alleine der MCV verantwortlich, frühere Zuschüsse der Stadt Mainz gibt es seit einiger Zeit nicht mehr. Einen Teil dieser Summe wird über Sponsoren und Werbeeinnahmen eingebracht, auch Einnahmen des MCV aus eigenen Fastnachtssitzungen fließen ein.
Um die schon früher oft problematische Finanzierung zu sichern führte der MCV 1950 zum ersten Rosenmontagszug der Nachkriegszeit Zugplaketten (mainzerisch: Zuchplakettcher) ein. Dies sind kleine Plastikfiguren zum umhängen mit einem jährlich wechselnden Motiv. Der Verkaufserlös, der in der Kampagne 2007 mit 50.000 verkauften Zugplaketten bei ca. 200.000 Euro (ohne Produktionskosten) lag, fließt komplett in die Zugfinanzierung ein. Im Januar 2008 wurde die insgesamt dreimillionste Zugplakette seit 1950 verkauft.
Als Motiv für die Figuren dienen, bei entsprechenden Vereinsjubiläen, Vertreter der einzelnen Mainzer Fastnachtsgarden, typische Charaktere der Mainzer Fastnacht wie der Till, der Bajazz mit der Laterne oder die beliebten Mainzer Schwellköpp. Das Motiv 2008 ist der Schwellkopp Rickes, nach dem MCV-Chef Richard Wagner benannt.
Zusammensetzung und Teilnehmer des Zuges
Der Mainzer Rosenmontagszug besteht mittlerweile aus fast 9.500 aktiven Teilnehmern aus dem In- und Ausland die sich auf knapp 150 einzelne Zugnummern verteilen. Knapp 3.000 der 10.000 Zugteilnehmer sind als Musiker dabei. Traditionell sind bei dem Zug alle Mainzer Garden vertreten wobei die Mainzer Ranzengarde als älteste Mainzer Fastnachtsgarde den Zug seit 1838 anführt. Die großen Mainzer Garden setzen sich dabei in der Regel aus Fußtruppen, Kadettenkorps, Reiterkorps, Musik-, Fanfaren- oder Trommlerkorps und begleitenden Fahrzeugen zusammen. Hinzu kommen Fastnachtsgarden und Musikkapellen aus dem näheren Umland und allen Teilen Deutschlands wobei der geographische Schwerpunkt der beteiligten auswärtigen Zugteilnehmer im süddeutschen Raum liegt. Ein besonderer und seit längerem integrierter Bestandteil des Rosenmontagszuges sind die Guggenmusik-Gruppen aus dem süddeutschen Raum und aus der Schweiz, die relativ zahlreich an dem Rosenmontagszug teilnehmen. Oft sind diese Gruppen bereits seit Fastnachtssamstag an der Mainzer Straßenfastnacht mit beteiligt.
Weitere Teilnehmer sind die größeren Mainzer Fastnachtsvereine wie der MCV, der Mainzer Carneval Club (MCC), der Mainzer Narren Club (MNC), der Karneval Club Kastel (KCK) sowie weitere närrische Vereine, Stammtische und Kleingruppen. Eine der bekanntesten Fußgruppen dürften "Die Germanen" aus Oos (Baden-Baden) sein. Mit nacktem Oberkörper nehmen sie seit Jahrzehnten am Umzug teil. Der Kälterekord bei freiem Oberkörper liegt bei -13°C. Auch der SWR, das ZDF, die Mainzer Bäcker- und Metzgerinnung oder der 1. FSV Mainz 05 sind mehr oder weniger regelmäßige Teilnehmer des Rosenmontagszuges. Auch der Zugmarschall des Rosenmontagszuges als Organisator des Zuges nimmt mit einem eigenen Wagen teil.
Ein wesentlicher Aspekt des Zuges von Anbeginn an sind die großen, vom MCV gebauten Motivwagen. Diese glossieren sowohl innerstädtische oder regionale wie auch bundes- oder weltpolitische Themen. Mit der Planung und dem Bau der Motivwagen wird bereits im Herbst des jeweiligen Vorjahres angefangen. Alle Motivwagen werden am Fastnachtssonntag in der Innenstadt auf der Ludwigsstraße im rahmen der Veranstaltung Tanz auf der Lu aufgestellt und der Öffentlichkeit präsentiert. Insgsamt nahmen 2008 154 Motivwagen und Wagen der Garden und Korporationen teil.
Ebenfalls eine lange Tradition weisen die Fahnen- und Standartenträger, die vom MCV organisiert werden, auf. Diese tragen überdimensionierte Fahnen mit den traditionellen Fastnachtsfarben von Mainz, gelb, rot, blau und weiß. Als Standarten werden beispielsweise die typischen Mainzer Fastnachtssymbole Weck, Worscht und Woi vorangetragen. Gleiches gilt für die Mainzer Schwellköppe, die seit Anfang der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts an verschiedenen Stellen des Zuges mitlaufen. Es handelt sich hierbei um überdimensionierte Köpfe aus Pappmaché die typische Mainzer Charaktere und Physiognomien persiflieren. Ein eigener Fastnachtsverein ist für die Teilnahme an der Mainzer Straßenfastnacht zuständig.
Medienpräsenz
Seit seiner ersten Durchführung 1838 erfreut sich der Rosenmontagszug einer überdurchschnittlich hohen Medienpräsenz.Berichteten erst nur lokale Medien, so war der Rosenmontagszug von 1845 in Mainz bereits Gegenstand eines großen bebilderten Berichtes der Leipziger Illustrirten Zeitung. 1910 wurde der Zug erstmals kinematographisch aufgenommen und in städtischen Kinos vorgeführt. Ab den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es Liveübertragungen im Rundfunk. Seit 1955 überträgt der Südwestfunk (SWF, heute Südwestrundfunk, SWR) den Zug im Fernsehen. Mitte der 90er Jahre entschloss sich auch das ZDF zu einer Livebertragung aus Mainz, dem Hauptsitz des ZDF. Der Standort der Kameras beider Fernsehsender ist die Ludwigsstraße.
Besonders die Liveübertragungen im Fernsehen sorgen für eine hohe Medienpräsenz. So sah im Jahr 2000 jeder dritte Fernsehzuschauer die Liveübertragung in ARD oder ZDF; das waren 1,41 Mio. Zuschauer im ZDF und 1,72 Mio. in der ARD.
Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht, heißt die seit 1973 im jährlichen Wechsel von Südwestfunk (heute Südwestrundfunk) und dem ZDF ausgestrahlten Fernseh-Fastnachts-Gemeinschaftssitzung vom Mainzer Carneval Verein (MCV), Mainzer Carneval Club (MCC), dem Gonsenheimer Carneval Verein (GCV) und dem Karneval-Club Kastel (KCK). Die Livesitzung findet immer am Freitag vor dem Rosenmontag um 20:11 Uhr statt.
Geschichte
Bereits am 17. Januar 1955 hatte der Südwestfunk erstmals eine Gemeinschaftssitzung von MCV und MCC unter dem Motto: „Mainz wie es singt und lacht“ im Fernsehen übertragen. 1965 strahlte das ZDF eine Konkurrenzveranstaltung namens „Mainz bleibt Mainz“ aus. Sitzungsort wurde nach Jahren in der zu großen Rheingoldhalle wieder das Kurfürstliche Schloss.
Langjähriger Sitzungspräsident war Rolf Braun.
Bekannte Teilnehmer der Fernsehsitzung sind Joe Ludwig als Dom-Schweizer und Herbert Bonewitz als Prinz Bibi, "Bajazz" Willi Scheu, Otto Dürr und Georg "Schorsch" Berresheim als Frau Babbich und Frau Struwwelich und Jürgen Dietz als Bote vom Bundestag. Auch das "Meenzer Meedche" Margit Sponheimer, Ernst Neger, die Gonsbachlerchen oder die Mainzer Hofsänger.
Der Mainzer Weinmarkt ist neben der Mainzer Fastnacht und dem Mainzer Johannisfest eines der drei großen Volksfeste in Mainz. Er findet jedes Jahr am letzten August- und ersten Septemberwochenende im Mainzer Stadt- und Volkspark statt und zieht an den beiden Festwochenenden bis zu 150.000 Besucher an.
Geschichte
Die Geschichte des Mainzer Weinmarktes reicht bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Die Verwaltung unter Bürgermeister Wilhelm Ehrhard suchte damals nach neuen Möglichkeiten, den lukrativen Fremdenverkehr in Mainz mit neuen Attraktionen zu steigern. Der erste Weinmarkt fand dann aber doch erst am 3. September 1932 in der Mainzer Stadthalle statt. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs fand dieser dann jedes Jahr statt und wurde, nach kriegsbedingter Unterbrechung, 1946 als erstes Volksfest am Rhein wieder aufgenommen. Zu diesem ersten Mainzer Weinmarkt nach dem Krieg stellte die damalige französische Besatzungsmacht 100.000 Liter Wein zur Verfügung. Mit dem Überschuss von 60.000 Reichsmark aus den Erlösen des Weinmarktes 1946 wurde der Mainzer Verkehrsverein, ursprünglicher Initiator des Mainzer Weinmarktes, wieder neu gegründet.
1965 musste der bisherige Festplatz, der Halleplatz, wegen des Neubaus der Rheingoldhalle geräumt werden. Der Mainzer Weinmarkt fand in diesem Jahr erstmals im Mainzer Volkspark (dem ehemaligen Thingplatz) statt. Durch die räumliche Erweiterung des Festes, die Hinzunahme zahlreicher weiterer Attraktionen sowie der Einrichtung eines Pendelverkehrs zur Innenstadt kam es zu einer deutlichen Steigerung der Besucherzahlen.
1969 wurden die weinbautreibenden Gemeinden Ebersheim, Laubenheim sowie Hechtsheim nach Mainz eingemeindet. Im Zuge des Mainzer Weinmarktes fand nun dort auch die Wahl einer Mainzer Weinkönigin statt. 1982 konnte der Mainzer Weinmarkt sein 60-jähriges Bestehen feiern; seit 1984 wurde der Weinmarkt durch Hinzunahme des Geländes des Mainzer Stadtparks sowie weiterer künstlerischer Programmbestandteile nochmals deutlich erweitertet werden.
Mainzer Weinmarkt als Kulturfest
Schon früh wurden in das Volksfest Weinmarkt auch kulturelle Komponenten integriert. So wurde bereits 1953 während des Weinmarktes die Tanzpantomime „Die Geschichte von Weindoktor Faust” von Dr. Robert Schmidt mit 130 Mitwirkenden uraufgeführt. Die Darstellung der Bedeutung von Mainz als Weinstadt seit der Römerzeit und als eine der größten weinbautreibenden Städte überhaupt in Deutschland sind eng mit dem Mainzer Weinmarkt verbunden. Mit der Integration des Stadtparks wurde der Mainzer Weinmarkt, ähnlich dem Johannisfest, durch eine Künstlerausstellung mit ca. 100 beteiligten Künstlern und einen Bücherflohmarkt im Rosengarten sowie ein umfangreiches musikalisches Begleitprogramm ergänzt. Auch Kulturspaziergänge von der Mainzer Altstadt zum Festgelände mit speziellen stadthistorischen Themen (z.B. „Schinderhannes“, „Lustschloss Favorite“) sind Bestandteil des Mainzer Weinmarktes.
Mainzer Weinmarkt als Volksfest
Der Mainzer Weinmarkt ist von der Ausrichtung her prinzipiell zweigeteilt. Im Stadtpark stehen fast ausschließlich die Weinstände der Winzer aus Mainz und Umgebung. Ziel war es, hier ein angenehmes Ambiente für Weinfreunde zu schaffen und die Originalidee des Mainzer Weinmarktes umzusetzen. Im Mainzer Volkspark finden sich hingegen Fahrattraktionen aller Art. Beide Parkanlagen sind durch eine Fussgängerbrücke verbunden und liegen nicht weit auseinander. Abgeschlossen wird das Fest jedes Jahr durch ein großes Brilliantfeuerwerk am letzten Tag.
Die Mainzer Stange (auch Schoppeglas genannt) ist ein dünnwandiges, zylindrisches, leicht konisches Weinglas, ein Stangenglas. Es hat eine hohe (ca. 155 mm) und schlanke Form (ca. 60 mm Durchmesser, zur Öffnung hin etwas breiter). Vom Fuß hoch ist die Stange ca. 60 mm hoch polygonal abgeflacht. Grundsätzlich hat die Mainzer Stange ein Fassungsvermögen von 0,4 l. Der geringe Durchmesser und der damit verbundene geringere Sauerstoffkontakt hält den Wein etwas länger frisch und das Aroma im Glas.
Varianten
Es existieren Varianten mit konischer Form und sogar größerem Volumen (0,5 l) in ähnlichen Proportionen, welche die flachen Strukturen am Fuß jedoch nur durch Aufdruck imitiert und deren Glas wesentlich dicker ist. Eine besondere Variante der Mainzer Stange ist das so genannte Schoppenstecherglas, in das die Skulptur des Schoppenstecher-Standbilds eingeätzt ist. Schoppenstecher ist ein typisch Mainzer Begriff für einen Weintrinker, der in vielen Weinstuben seine Nase in möglichst viele Mainzer Stangen steckt und einen Schoppen nach dem anderen sticht.
Tradition
Aus der Mainzer Stange wird traditionell Schoppenwein bzw. gute Konsumqualität aus Rheinhessen getrunken. Die Die Ehrbare Mainzer Weinzunft von 1443 verpflichtet sich nach besten Kräften dafür einzusetzen, dass Rheinhessenwein in der Mainzer Gastronomie möglichst oft in der Mainzer Stange zum Ausschank kommt.
Mainzer Käse ist ein Sauermilchkäse, ähnlich dem Harzer oder Handkäse. Er wurde 1813 von einer Bäuerin namens Kaul in Groß-Gerau erfunden und auf dem Wochenmarkt in Mainz verkauft. Handkäse wurde beliebt und die Nachfrage stieg ständig. Um die Jahrhundertwende gab es in Groß-Gerau ca. 25 Käsereibetriebe und in den Nachbarorten hatten sich noch weitere etabliert. Die expandierende Käseproduktion brachte auch einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung in die Ortschaften des Gerauer Landes in denen es sonst kaum nennenswerte Verdienstmöglichkeiten gab. So gelang es Beispielsweise in Worfelden einer bäuerlichen Großfamilie ein wahres Käsemonopol zu errichten und sich dadurch die Vorzüge dieses Vorteils zu sichern. Die Betreiber der fünf im Dorf arbeitenden Käsereien waren allesamt miteinander verschwistert oder verschwägert.
Die Erfindung einer Käseformmaschine durch den Gastwirt Peter Traißer II. aus Groß-Gerau revolutionierte schließlich die Käseherstellung. Die kleinen Familienbetriebe waren den quantitativen Anforderungen der Märkte nicht mehr gewachsen und mussten nach und nach ihre Produktion einstellen. Einige der im Gerauer Land typischen in der Umgangssprache gebräuchlichen Hausnamen weisen heute noch auf die Produktionsstätten hin. So zum Beispiel „beim Kees-Fritz“ oder „ins Kees-Peerer's“.
Mainzer Käse wird aus Kuhmilch, genauer magerem Sauermilchquark der Matte hergestellt. Er ist sehr eiweißreich und fettarm. Der Sauermilchquark wird mit Kochsalz und Reifungssalzen vermischt und nach ein paar Stunden zu Laibchen geformt. Die Reifungszeit beträgt zwischen 24 und 26 Stunden. Die Konsistenz ist ein geschmeidiger und fester Teig mit unverkennbarem Aroma. Der Wassergehalt beträgt zwischen 60 und 73 %
In Mainz wird dieser Käse im Volksmund meist Handkees genannt. Er wird oft als Handkees mit Musik eingelegt in einer Marinade aus Essig, Wein, Öl, Zwiebeln serviert und mit oder ohne Kümmel angeboten.
Ebenfalls etabliert ist der Mainzer Käse in der Mainzer Fastnacht: Dort wird er in kleinen Tüten verpackt von der Fastnachtsgarde „Die Haubinger“ - anstelle von „Bomboo“ - geworfen.
Als eine der ersten deutschen Großbrauereien auf Aktien wurde diese Brauerei am 22. Oktober 1859 durch ein Konsortium Mainzer Großkaufleute gegründet. 1872 wurde aus der ursprünglichen Brey´schen die Mainzer Actien Bierbrauerei. Das Unternehmen war um diese Zeit bereits zur größten westdeutschen Brauerei herangewachsen.
Gebäude
Die Gebäude der Brauerei lagen auf dem Kästrich, jenem alten, hochgelegenen Stadtteil, auf dem sich das Castrum, befestigtes Lager der Römer, befand. Die Gebäude der Brauerei umfassten eine Fläche von 30.600 m² und waren meist in Naturbruchstein ausgeführt. Aufgrund der exponierten City-Lage wurde das Gelände Teil der großen Brauereikonversion der 1980er Jahre. Zwischen 1986 und 1990 wurden 454 Wohnungen und 15 Läden errichtet. Heute ist nur noch eines der Hauptkellertore am oberen Ende der Emmerich-Josef-Straße erhalten, vom Tor weg bewegen sich zwei gegenläufige Treppen auf die Kupferbergterrasse.
Technische Ausstattung - Fortschritt führt zur Großbrauerei
Die Erzeugung künstlicher Kälte hat die Braustätte als zweite deutsche Brauerei eingeführt. Der Kältebedarf wurde zeitweise durch sieben Linde’sche Ammoniak-Kompressoren mit den entsprechenden Verdampfern, Generatoren und Berieselungskondensatoren gedeckt. Diese stellten täglich ein Äquivalent von 400 t Eis in Form von Kälteleistung her, die wohl kaum herbeigeschafft hätten werden können. Und dies, obwohl die Würzekühlung noch mit einer Fläche von 700 m² natürlich in Kühlschiffen stattfand, bevor die Würze in den Gärkeller mit 10.000 hl Fassungsraum befördert wurde. Die Lagerkeller waren vierfach übereinander angeordnet und umfassten 28 Abteilungen für eine Reifung von 102.000hl Bier.
Die Aktie verfügte über eine eigene Mälzerei, die den gesamten Bedarf (8000t pro Jahr) der Brauerei deckte. Das Markenzeichen der Brauerei bildet das seit der Römerzeit als Symbol für das alte Mogontiacum gebräuchliche Mithras-Rad als Wort- und Bildmarke: Rad, Doppelrad, Doppelrad Gold und Mainzer Rad-Pils. (siehe auch: Mainzer Rad)
Historie innerhalb der Stadt
Der Gründung der Aktienbierbrauerei ging bereits im Sommer 1856 ein erster Versuch voran, eine Großbrauerei auf Aktienbasis in Mainz zu errichten. Die Aufgabe des Brauetablissements solle sein, durch ein nach bayrischer Art gebrautes Bier einerseits den Import dieses Artikels überflüssig zu machen, andererseits unserer Stadt die Vorteile eines sich bietenden Exports zukommen zu lassen.
Der zweite Versuch einer Gründung glückte dann Anfang des Jahres 1859. Die Gründer waren der Spezereiwarenhändler Johann Strigler, der Bankier Abraham Mayer jun. und der Kaufmann Wilhelm Boos. Innerhalb der Festungsmauern der Stadt konnte ein Teil der frühen Stadterweiterung für die Neuinvestition genutzt werden. (siehe auch: Geschichte der Stadt Mainz)
Infrastruktur
Einen weiteren Investitionsanreiz stellte der Bau einiger neuer Bahnlinien um Mainz (Hessische Ludwigsbahn, Mainbahn, Linke Rheinstrecke) und der Bau des Mainzer Hauptbahnhofs dar, die günstige Transportmöglichkeiten vermittelten.
Eng verbunden mit dieser Entwicklung war die Mainzer Familie Jung. Immer wieder waren es Familienangehörige, die die Geschicke der Brauerei über drei Gererationen leiteten, beginnend mit Dr. Otto Jung.
Eine christliche Gemeinde hat es in Mainz wohl schon im 2. Jahrhundert nach Christus gegeben. Wann Mainz genau Sitz eines Bischofs wurde, ist aber nicht genau bekannt, nach einigen Quellen begann die Reihe der Mainzer Bischöfe mit Mar(t)inus (um 350), ganz sicher ist mit Sidonius (um 589) ein Bischof bezeugt. Die Art der Beziehung zwischen dem Bischof und den Stadtgeistlichen ist aber bis zum 9. Jahrhundert weitgehend unbekannt. Man kann allerdings davon ausgehen, dass auch in Mainz wie anderswo der Bischof mit Klerikern umgeben war, die ihn berieten, unterstützten, notfalls vertraten, die Diözese nach dem Tod des Bischofs während der Sedisvakanz verwalteten und bei der Wahl des neuen Bischofs mitwirkten.
Entwicklung ab dem 9. Jahrhundert
Auf der Mainzer Synode von 813 wurde den Geistlichen die kanonische Lebensführung geboten, also das Zusammenleben in der Gemeinschaft. Im 9. Jahrhundert begann so die Ausbildung eines Gremiums, das gemeinsamen Dienst an der Domkirche tat und aus dem sich so das Domkapitel entwickelte. Entscheidend für diese Entwicklung war, dass die Domkleriker alsbald nicht mehr aus dem Bistumsvermögen unterhalten wurden, sondern selbst Eigentum erwarben, das sie gemeinsam nutzten und verwalteten. Seit 961 ist die Trennung zwischen Bistumsvermögen und Kapitelsgut festgeschrieben, das Kapitel dadurch selbstständige Körperschaft geworden. Neben der materiellen Eigenständigkeit markierten Erwerb von Befugnissen, Einrichtungen und Rechtsformen diese Entwicklung. Um ihr Zusammenleben zu regeln, gaben sich die Kleriker eine Satzung, ein Siegel (spätestens 1170) und regelten die Aufnahme neuer Mitglieder ins Kapitel. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung und der Pflichterfüllung musste eine Disziplinargewalt eingesetzt werden, die vielen Aufgaben der Gemeinschaft führte zur Ausbildung von Ämtern.
Das Domkapitel entwickelte sich somit ab dem 9. Jahrhundert zu einer Gemeinschaft von Klerikern, die gemeinsames Vermögen sowie eine innere Struktur und Verwaltung hatten. Nach Abschluss dieser Entwicklung besaß das Kapitel die Befugnis, seine inneren Angelegenheiten selbstständig zu regeln. Die lose Gemeinschaft von Klerikern um den Ortsbischof hatte sich somit zu einer juristischen Person entwickelt.
Auflösung des gemeinsamen Lebens seit dem 12. Jahrhundert
Das gemeinsame Leben der Domkapitulare löste sich indes schon bald auf. Diese Entwicklung begann mit dem Beziehen eigener Wohnungen und endete damit, dass das gemeinsame Vermögen in Anteile für jeden Kanoniker aufgeteilt wurde. Dazu kam die Ämterhäufung. Viele Domkapitulare hatten gleichzeitig die Propstei in einem der vielen Stifte der Stadt Mainz inne. Die Pröpste jener Stifte waren oftmals gleichzeitig Archidiakone, also mit der Verwaltung eines größeren Teils der Erzdiözese betraut. Die sich hieraus ergebenden Verpflichtungen machten ein gemeinsames Leben praktisch unmöglich, die Bemühungen der Mainzer Erzbischöfe und sogar einiger Päpste (Urban II. und Paschalis II.), dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die Kapitulare zur Residenz zu verpflichten, waren letztendlich erfolglos. Im Jahr 1254 kann so bereits nicht mehr von einem gemeinsamen Leben der Domherren gesprochen werden.
Die Ausweitung der Pflichten und Aufgaben der Domkapitulare in der Verwaltung ihrer Stifte und Archidiakonate ging mit einer Vernachlässigung ihrer Pflichten im Chordienst und der Konventsmessen einher. Um diese Gottesdienste dennoch aufrechtzuerhalten, wurden schon im 12. Jahrhunderte Vikare (Vicarius = Stellvertreter) bestellt, auf die die Domkapitulare ihre gottesdienstlichen Verpflichtungen abwälzen konnten.
Ausweitung der Befugnisse ab dem 13. Jahrhundert
Ab der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Mitwirkung an den Aufgaben des Erzbischofs allein eine Sache des Domkapitels, während zuvor auch der übrige Klerus der Stadt sowie die Vertreter von Gemeinschaften daran teilhatten. Die Art der Teilnahme und wann das Kapitel Rechtsakten des Erzbischofs zustimmen musste, war vor allem gewohnheitsrechtlich festgelegt. Die Dignitäre spielten hierbei als Vertreter des Kapitels eine gewichtige Rolle. Die diesbezüglichen Rechte des Domkapitels weiteten sich mit der Zeit aus. Dies führte auch dazu, dass das Domkapitel Anteil an der Regierung der erzbischöflichen Territorien erhielt.
Um seinen Einfluss auszudehnen, nutzte das Domkapitel vor allem sein Recht, den neuen Bischof zu wählen. Dieses Recht, das in der Frühzeit noch vom Stadtklerus und von vornehmen Bürgern ausgeübt worden war, stand seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts endgültig nur mehr dem Domkapitel zu, dem es im 14. und 15. Jahrhundert jedoch durch päpstliche Provisionen wiederholt bestritten wurde. Das Domkapitel ließ sich vom neuen Erzbischof ab 1328 regelmäßig Versprechungen, so genannte Wahlkapitulationen geben, mit denen es sich möglichst weit von der Herrschaft des Erzbischofs freistellen und diesen zur Anerkennung der Privilegien des Kapitels anhalten wollte. So sicherte sich das Domkapitel durch die Wahlkapitulationen Mitspracherechte hinsichtlich der Besetzung verschiedener weltlicher Ämter, vor allem dem Amt des Statthalters bei Abwesenheit des Erzbischofs und bei der Beziehung zu auswärtigen Mächten. Den Höhepunkt dieser Entwicklung stellt die Wahlkapitulation Diethers von Isenburg dar, die dieser dem Domkapitel anlässlich seiner zweiten Wahl zum Erzbischof 1475 hatte geben müssen. Die Wahlkapitulation verpflichtete den neuen Erzbischof, die Stadtherrschaft an das Domkapitel zu übertragen. Diese Regelung hatte wegen eines bürgerlichen Aufstandes jedoch nur ein Jahr Bestand.
Beschränkung der Unabhängigkeitsbestrebungen und Reformbeschlüsse des Konzils von Trient
Trotz der Wahlkapitulationen und des nicht geringen Einflusses des Domkapitels unterstanden die Kapitulare wie der gesamte Diözesanklerus der Jurisdiktion durch den Erzbischof, der somit ihnen gegenüber auch das Visitationsrecht ausüben konnte. Ab 1555 versuchten die Domkapitulare hiervon befreit zu werden. Das gerade tagende Konzil von Trient verbot jedoch solche Bestrebungen und ordnete außerdem an, dass wenigstens die Hälfte der Kanoniker Priester sein sollten und ebenfalls die Hälfte einen akademischen Grad in Theologie oder dem kanonischen Recht haben sollte. Zudem ordnete das Konzil die Bestellung eines Domtheologen und eines Bußkanonikers an. Außerdem beschnitt das Konzil die Stellung der Domkapitel während der Sedisvakanz, indem es ihnen auferlegte, innerhalb von acht Tagen einen Kapitelsvikar zu bestellen, der die Diözese anschließend unabhängig vom Domkapitel zu verwalten hatte. An der Praxis der Wahlkapitulationen änderten die Beschlüsse des Trienter Konzils allerdings nichts.
Das 17. Jahrhundert war durch den Absolutismus geprägt, folglich standen an der Spitze der Fürstentümer oftmals Regenten, die ein absolutistisches Herrschaftsverständnis vertraten. Die geistlichen Fürstentümer, also auch der Mainzer Kurstaat mit dem Erzbischof und Kurfürsten an der Spitze, machten hierbei keine Ausnahme. Den Bestrebungen des Domkapitels nach mehr Macht und dem Status einer zweiten Kraft auch im Kurstaat lief diese Entwicklung zuwider. Dazu kam, dass die Praxis der Wahlkapitulationen von den machtbewussten Erzbischöfen, vor allem aber auch von der römischen Kurie und der Reichsgewalt immer kritischer gesehen wurde. Papst Innozenz XII. untersagte 1695 in der Bulle Ecclesiae Catholicae alle vor der Wahl eingegangenen Vereinbarungen und unterwarf nach der Wahl getroffene Abmachungen der Prüfung der römischen Kurie. Dies und Verdikte der Reichsgewalt, die durch die Wahlkapitulationen ihren Einfluss auf die Reichsbistümer schwinden sah, führte dazu, dass Wahlkapitulationen bedeutend vorsichtiger formuliert wurden. Spektakuläre Forderungen wie noch 1475 wurden so nicht mehr erhoben.
Neubeginn nach dem Ende des Erzbistums
Der Untergang des Erzbistums stellt auch eine Zäsur in der Geschichte des Mainzer Domkapitels dar. Zu beachten ist dabei, dass Mainz schon 1801 französisches Bistum wurde, also noch bevor Kurstaat und altes Erzbistum endgültig abgewickelt waren (1803). Insoweit bestanden also für kurze Zeit Doppelstrukturen.
In den Wirren der Revolutionskriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam die Stadt Mainz wie gesagt unter französische Herrschaft. Die Franzosen nahmen auch eine Neugliederung des Bistums vor. Das alte Erzbistum und sein Domkapitel bestanden rechtsrheinisch noch bis 1803 weiter, ehe sie endgültig untergingen. Die Franzosen schlossen mit der Kirche schon 1801 ein Konkordat, das die Errichtung von Kathedralkapiteln an jeder Bischofskirche vorsah. Das neue Mainzer Domkapitel erhielt 1809 durch Bischof Joseph Ludwig Colmar eine Satzung. Es sah zehn wirkliche und fünf Ehrendomkapitulare vor. Die Dignitäten und Domizellaren waren abgeschafft. Das Mainzer Domkapitel besaß nun keine staatliche Funktion mehr und übte nur noch innere Aufgaben aus. Die Beratungsfunktion bei der Leitung der Diözese musste es sich mit anderen Klerikern teilen, die zusammen den Geistlichen Rat bildeten.
Nach dem Abzug der Franzosen und den Beschlüssen des Wiener Kongresses von 1815 kam Mainz ans Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Seine in der Bulle Provida solersque vom 16. August 1821 festgelegten Grenzen stimmen daher auch weitgehend mit denen des Großherzogtums überein. Die Bulle errichtete in Mainz ein Kathedralkapitel, das aus der Dignität des Dekans und sechs Domkapitularen bestand. Ihnen waren zur Unterstützung vier Dompräbendaten (Vikare) beigestellt. Dem Landesherren, also dem Großherzog, waren bei der Besetzung der Stellen gewisse Mitbestimmungsrechte zugesprochen. Ihm war die Liste der geeigneten Kandidaten vorzulegen, aus der er ihm nicht genehme Namen streichen konnte. Die endgültige Einsetzung erfolgte schließlich alternierend durch Wahl des Kapitels bzw. Ernennung durch den Bischof. Am 5. November 1829 wurden die ersten Domkapitulare ernannt. Das Domkapitel hatte gemäß der Bulle das Recht, den Bischof zu wählen.
In einem Edikt vom 30. Januar 1830 bestimmte der hessische Staat das Weitere: Danach mussten die Domkapitulare die Priesterweihe empfangen haben, älter als 30 Jahre und der Diözese zugehörig sein. Außerdem erklärte es das Domkapitel zur obersten Verwaltungsbehörde unter dem Bischof (Bischöfliches Ordinariat), das kollegial zu arbeiten habe.
Das neu erlassene kirchliche Gesetzbuch (CIC) von 1917 und die Weimarer Reichsverfassung machten Änderungen an den Statuten des Mainzer Domkapitels notwendig. Bei der Wahl des Domdekans 1920 blieb jedoch unter Vorbehalt alles beim alten. 1923 wurde der Domdekan durch den Bischof bestimmt, ehe Rom darauf bestand, sich in Zukunft nach dem CIC von 1917 zu richten.
Durch das Reichskonkordat von 1933 wurde die Gültigkeit des Badischen Konkordats auch auf das Bistum Mainz ausgedehnt. Danach wurde die Dignität des Domdekans vom Heiligen Stuhl abwechselnd auf Ansuchen des Bischof in Einvernehmen mit dem Domkapitel oder auf Ansuchen des Domkapitels in Einvernehmen mit dem Bischof verliehen. Die Kanoniker wurden abwechselnd nach Anhörung und mit Zustimmung des Domkapitels ernannt. Die Praxis der Ernennung von Ehrendomkapitularen blieb bestehen, diese haben jedoch nicht die im Badischen Konkordat festgelegten Rechte.
Das Domkapitel heute
Die Rechtsgrundlage des heutigen Mainzer Domkapitels ist weiterhin das Reichskonkordat von 1933, das die Gültigkeit des Badischen Konkordates auch auf die Diözese Mainz erstreckt. Vornehmstes Recht ist danach die Wahl des neuen Bischofs. Dazu reicht das Domkapitel eine Liste geeigneter Kandidaten an den Heiligen Stuhl, der hieraus dem Kapitel einen Dreiervorschlag (Terna) unterbreitet. Aus diesem wählt das Kapitel den neuen Bischof. Auf das Recht, die Dignität des Domdekans selbst zu verleihen verzichtete der Vatikan 1966. Nach den Statuten, die zuletzt am 29. Februar 2000 neu gefasst wurden, sind die Kapitulare gebeten, mit Vollendung des 70. Lebensjahres ihren Verzicht zu erklären, mit Vollendung des 75. Lebensjahres sind sie hierzu verpflichtet.
Mitglieder und Organisation
Allgemeines
Der Oberbegriff für die Mitglieder des Domkapitels war Kanoniker. Sie unterteilten sich in Kapitulare und Domizellare. Erstere waren vollberechtigte Domherren (capitularis), hatten also Stimmrecht in der Versammlung, einen festen Platz im Chorgestühl und bezogen ein Einkommen aus dem Kapitelsvermögen. Die Domizellare (canonici non capitulares) hatten dagegen keine Rechte. Sie unterteilten sich abermals in non emancipati und emancipati. Dies hing davon ab, ob sie bereits der Aufsicht des Domscholasters entwachsen waren oder nicht. Domizellare mussten vor der Emanzipation, also vor der Aufnahme als Vollmitglieder, ein Residenzjahr an der Domkirche absolviert haben und ein zweijähriges Studium an einer anerkannten Universität nachweisen. Domizellare mussten zudem die Subdiakonatsweihe empfangen haben, Domkapitulare waren gehalten, zumindest die Diakonatsweihe zu empfangen, kamen jedoch oft nicht über den Subdiakon hinaus. Die Aufnahme (Admission) eines Domizellars als Kapitular in Kapitel erfolgte regelmäßig in einem Generalkapitel.
Weil die Domkapitulare wie bereits beschrieben, oftmals nicht über die Subdiakonatsweihe hinauskamen, wurden ab 1277 vier Priesterpfründe errichtet, deren Inhaber, die so genannten Priesterkanoniker, als überzählige Kapitulare (Supernumerare) ins Domkapitel aufgenommen wurden. Sie waren zur Residenz verpflichtet.
Der Unterhalt eines Domkapitulars setzte sich aus seiner Pfründe und den Präsenzgeldern (für die Teilnahme an Konventsmesse und Chorgebet) zusammen. Allerdings gab es keine einzelnen Pfründen für jeden Kapitular. Der Unterhalt erfolgte stets aus dem gemeinsamen Besitz des Kapitels.
Ergänzung
Um in das Domkapitel zu gelangen, bestanden sechs Möglichkeiten der Ergänzung: Nomination (oder Kooptation = Selbstergänzung), erzbischöfliche Provision, päpstliche Provision, so genannte kaiserliche Erste Bitten, Resignation des Vorgängers oder Wahl zum Priesterkanoniker. Dem Erzbischof oblag die Bestätigung des neuen Kapitulars. Ab 1328 konnte nur noch Kanoniker werden, wer mindestens dem niederen Adel angehörte. Später mussten vier, schließlich sogar 16 adelige Vorfahren nachgewiesen werden. Die Aufnahme neuer Mitglieder erfolgte regelmäßig im Generalkapitel.
Sitzungen
Die Willensbildung des Domkapitels fand immer auf den Sitzungen statt. Sitzungen fanden in der Regel einmal die Woche statt, viermal im Jahr tagte das Generalkapitel. Die Termine des Generalkapitels waren festgelegt, bei Bedarf konnten zusätzliche Kapitel abgehalten werden. Nach der gegenwärtigen Satzung finden Sitzungen aus gegebenem Anlass, wenigstens aber einmal im Jahr statt. Bei Bedarf können auch die Dompräbendaten zu Sitzungen eingeladen werden.
Die Dignitäre
Die Dignitäre (oder Prälaten) waren Mitglieder des Kapitels, die durch Rang und Funktion hervorragten. Es waren dies der Propst, der Dekan, der Kustos, der Scholaster und der Kantor. Sie wurden ursprünglich vom Kapitel gewählt und besaßen mehr Rechte und höhere Einkünfte als die übrigen Kapitulare. Die neue Satzung des Domkapitels von 1809, die aufgrund des französischen Konkordats von 1801 erlassen worden war, sah keine Dignität mehr vor. Nach der Neuumschreibung des Bistums durch die Bulle Provida solersque 1821 war schließlich lediglich die Dignität des Domdekans vorgesehen.
Propst
Die höchste Dignität war die des Dompropsts, der ursprünglich an der Spitze des Domkapitels stand. Ihm oblag vor allem die Verwaltung des Kapitelvermögens und die Verteilung der Einkünfte auf die Mitglieder und die Bediensteten. Dabei unterstützten ihn Gehilfen, so dass er selbst alsbald nicht mehr unmittelbar an diesen Geschäften beteiligt war, eine Entwicklung, die sich ähnlich auch bei den meisten anderen Dignitäten einstellte. Des Weiteren war der Dompropst immer auch Archidiakon des Sprengels der Domkirche, also der Stadt Mainz und ihrer Umgebung. Diese Arbeit entfremdete ihn langsam vom inneren Leben das Domkapitels. Ab dem späten Mittelalter war der Dompropst nicht mehr zwingend Mitglied des Domkapitels und stand so gewissermaßen neben demselben. Er residierte häufig nicht in der Stadt, sondern bisweilen am päpstlichen Hof. Der Heilige Stuhl behielt sich seit dem späten 13. Jahrhundert folgerichtig auch häufig die Besetzung des Amts vor. Dies änderte sich erst im Jahre 1562, als das Kapitel das Recht der freien Wahl zurückerhielt. 1574 wurde dem Dompropst eine halbjährige Residenzpflicht vorgeschrieben. Ab 1675 war er wieder regelmäßig Mitglied des Domkapitels als erster Prälat, während der Dekan Haupt des Kapitels blieb.
Dekan
Vorsteher des Domkapitels war der Dekan, der auch als Haupt des Klerus der ganzen Diözese galt. Er war zum Empfang der Priesterweihe verpflichtet und musste an der Domkirche residieren. Zuständig war er für die Leitung der inneren Angelegenheiten der Kooperation, für die Einhaltung der Disziplin und der gottesdienstlichen Verpflichtungen, die Einberufungen der Kapitelsitzungen, die Aufstellung der Tagesordnung und den Vorsitz bei den Sitzungen, sowie die Jurisdiktion über die Mainzer Stifte. Der Dekan wurde vom Domkapitel gewählt. Nach der Abschaffung der Dignitäten nach der Entstehung des neuen Bistums Mainz (ab 1801) wurde allein das Amt des Dekans durch die Neuumschreibungsbulle von 1821 wiedereingerichtet. Es besteht bis heute fort.
Kustos
Der Kustos war ursprünglich für die Instandhaltung von Kathedrale und Geläut sowie für die Pflege des Domschatzes, der Reliquien und der liturgischen Geräte und Gewänder verantwortlich. Schon im 11. Jahrhundert stand ihm der Subkustos als Helfer zur Seite. Wie auch der Dompropst war der Kustos im Laufe der Zeit immer weniger unmittelbar mit seinen Zuständigkeiten beschäftigt. Ab dem Ende des 12. Jahrhunderts war er gleichzeitig Propst des St.-Johannesstiftes und somit Archidiakon eines in der Nähe des Fuldaer Raums gelegenen Archidiakonats.
Scholaster
Dem Scholaster oblag ursprünglich die Leitung der Domschule. Außerdem war er für die Ausbildung der Domizellare verantwortlich. Wie der Domdekan musste er die Priesterweihe empfangen haben und Residenz halten. Im Laufe der Zeit stieg er zu dessen Stellvertreter auf. Auch hier kam es bald zu einer Entwicklung, die den Scholaster von seinen ureigenen Aufgaben entfernte. Die Aufgaben bei der Leitung der Domschule übernahm ein vom ihm angestellter Magister scholarum. Auch an der Ausbildung der Domizellare war er immer weniger beteiligt.
Kantor
Der Domkantor war für Vorbereitung und Durchführung der Liturgie verantwortlich. Für ihn galt deshalb eine strengere Residenzpflicht als bei den übrigen Domkapitularen. Auch er hatte bald einen Stellvertreter, der seine Aufgaben übernahm.
Anzahl der Kanoniker
Die Anzahl der Kapitulare war in der Frühzeit wohl nicht festgelegt. So legte die Mainzer Synode von 813 zwar das kanonische Zusammenleben der Kleriker fest, nicht aber ihre Zahl. Sie bemaß sich wohl an der Möglichkeit des Unterhalts aus dem Kapitelsvermögen. 1405 legte Erzbischof Johann II. von Nassau ihre Zahl auf 24 fest. Dazu kamen normalerweise 16 Domizellare. Ausgenommen von der Begrenzung auf 24 aber waren weiterhin die Priesterkanoniker, die überzählige Domkapitulare blieben.
Das französische Bistum (ab 1801) sah aufgrund seiner Satzung von 1809 zehn wirkliche und fünf Ehrenkanoniker vor. Domizellare gab es keine mehr. Nach der Neuumschreibung des Bistums 1821 waren durch die Neuumschreibungsbulle sieben Domkapitulare (inklusive des Dekans) und vier Dompräbendaten vorgesehen. Diese Zusammensetzung weist das Domkapitel noch heute auf. Obwohl weder durch die Bulle noch durch ein später gesetztes Recht bestimmt, blieb auch die Praxis der Ernennung von Ehrendomkapitularen bis heute bestehen.
Das Domkapitel besteht heute aus dem Dekan und sechs Domkapitularen. Hinzu kommen vier Ehrendomkapitulare und vier Dompräbendaten.
Der Mainzer Schinken war eine Bezeichnung der Metzger in und um Mainz für einen nach einem bestimmten Rezept hergestellten Schinken. Noch bis zum Ersten Weltkrieg exportierte Mainz ihn, unter dem französischen Namen Jambon de Mayence, als Delikatesse in die Markthallen von Paris. Es darf jedoch angenommen werden, dass die Bezeichnung Mainzer, ähnlich wie Bayonner, lediglich als Herkunftsbezeichnung für Schinken der Region um Mainz, also Rheinhessen oder auch der rechtsrheinischen Teile des Kurstaats - Rheingau - diente, wobei die zentrale Logistik zur Vermarktung jeweils über den Hauptort organisiert wurde.
Von François Rabelais wird diese Spezialität in seinem mehrbändigen humoristischen Romanzyklus um die beiden Riesen Gargantua und Pantagruel, mit dem Bayonner Schinken qualitativ gleich gestellt.
„À côté des revenus du prince-électeur, ne nous laissez pas oublier les jambons de Mayence, car nous sommes à la source. Neben den Besitztümern des Kurfürsten laßt uns nicht die Mainzer Schinken vergessen, denn wir sind an der Quelle“
– Les Sansculottes bei der Einnahme von Mainz 1792
Die Bezeichnung Mainzer Schinken taucht auch in einem Werk von Erckmann-Chatrian auf: La Taverne du jambon de Mayence.
Zeitweise erreichte der Mainzer Schinken eine solche Beliebtheit, dass er als generische Bezeichnung (jambon de Mayence) für alle deutschen Schinkensorten in Frankreich verwendet wurde.
In Frankreich wird der Jambon de Mayence nach wie vor als Kinder- bzw. Marschlied besungen vergleichbar dem deutschen Lied Ein belegtes Brot mit Schinken.
Un jambon de Mayen-ce, V'là qu'ça commen-ce déjà bien ! Nous allons fair-re boban-ce, A ce festin il ne manquera rien car j'aperçois... Deux jambons de Mayence etc...
Ein Rezept zur Herstellung des Mainzer Schinkens wurde vor einiger Zeit in einem Archiv in Metz wiederentdeckt und wird jetzt von einem Mainzer Metzger, Mitglied der Bruderschaft der Ritter der Blutwurst, als traditionelle Spezialität vermarktet. Der Schinken reift 9 Monate.
Laut der Oeconomischen Encyclopädie von Johann Georg Krünitz war die Rezeptur für den Mainzer Schinken allgemein im süddeutschen Raum verbreitet. Die Schinken wurden danach zunächst mit Salpeter (gemeint ist wohl Pökelsalz) eingerieben. Nach einer Woche Pökelzeit wurden sie in Weingeist gelegt und dann in Wacholderrauch geräuchert. „Durch diese Zubereitung bekommt das Fleisch nicht nur im Innern eine sehr schöne Röthe, sondern auch einen vortrefflichen Geschmack, auch werden sie beinahe oder fast so hart wie Holz
Vilzbach war ein ehemaliges Dorf im Süden von Mainz. Das Dorf wurde 1635 während des 30-jährigen Krieges von den Schweden bei Anrücken der kaiserlichen Belagerungstruppen zerstört. Es lag zwischen dem heutigen Bahnhof Mainz Römisches Theater (Südbahnhof) und dem heutigen Winterhafen.
Nach der Zerstörung des Dorfes und der Umsiedlung der Bewohner nach Mainz in den benachbarten Mainzer Stadtteil Selenhofen übernahm man ab Mitte des 17. Jahrhunderts für diesen Teil der Mainzer Altstadt ebenfalls die Bezeichnung Vilzbach.
Vorgeschichte
Der Name Vilzbach kommt von dem gleichnamigen Bach Vilz dessen Name von dem Wort Fels abgeleitet sein soll. Von dem Quellort in der Nähe der späteren Zitadelle floss er in Höhe der Einmündung Holzhofstraße/Rheinstraße in den Rhein. Am Unterlauf des Baches entstand im frühen Mittelalter das außerhalb der Stadtgrenze von Mainz gelegene Vilzbach.
Eingemeindung
Das Dorf war im Mittelalter ursprünglich ein Teil der Herrschaft Weisenau-Hechtsheim. Das Lehen wurde aber seit 1215 unter verschiedene Personen aufgeteilt. Im Jahre 1294 genehmigte der Erzbischof Gerhard II. von Eppstein den Verkauf dieses Lehens an die Stadt Mainz. Die Einwohner von Vilzbach wurden rechtlich den Mainzern gleichgestellt, so dass man von einer frühen „Eingemeindung“ nach Mainz sprechen kann (der zweiten nach Selenhofen). Anders als Selenhofen wurde Vilzbach aber vorerst nicht in den Stadtmauerring einbezogen. Dies änderte sich Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts. Der Vorort Vilzbach wurde nun als Vorwerk der ausgebauten Stadtbefestigung mit Mauern und zwei Türmen (dem so genannten Gitz- und Liedenturm) ausgebaut und in die Befestigungsanlage mit einbezogen.
Vilzbach besaß damals einen Hafen. An diesem Ort mussten die von Süden kommende Schiffe im Rahmen des Stapelrechtes ihre Waren abladen und in Mainz zum Verkauf anbieten. Auch die Mainzer Schiffswerft befand sich hier. Viele der Bewohner Vilzbachs waren deshalb auch in der Zunft der Schiffer vertreten, auch ein Teil des Holzhandels fand hier vor den Toren von Mainz statt.
Vernichtung und Umsiedlung im dreißigjährigen Krieg
Im dreißigjährigen Krieg befand sich Mainz zwischen 1631 und 1635 unter schwedischer Herrschaft. Kurz vor der Belagerung von Mainz durch kaiserliche Truppen im Jahre 1635 wurde Vilzbach von den Schweden aus strategischen Gründen niedergebrannt. Die Bewohner wurden angehalten, in das benachbarte Gebiet des alten Mainzer Stadtteils Selenhofen im heutigen Ignazviertel umzuziehen. Wohnraum war genug vorhanden, da die Mainzer Bevölkerung durch Krieg und Pest auf etwa die Hälfte zurückgegangen war. Nach dieser Umsiedlung übernahm man für das Stadtgebiet Selenhofen die neuere Bezeichnung Vilzbach, die danach bis in das 20. Jahrhundert gebräuchlich war.
Die Vilzbach in der Neuzeit
Das Stadtviertel war an der südwestlichen Stadtecke begrenzt durch die Befestigung rund um den Holzturm. Es zog sich östlich die heutige Holzstraße hinauf bis zum Graben und umfasste nach Süden hin das Gebiete rund um die heutige Kapuziner- und Neutorstraße. Als Synonym für den Stadtteil Vilzbach ist manchmal auch der Begriff Ignazviertel, benannt nach der dort befindlichen Kirche St. Ignaz, zu finden.
Vilzbach war Sitz der Schifferzunft, die in der mit ihren 50 Mitgliedern (zweite Hälfte 16. Jhd.) eine herausgehobene Rolle unter den Mainzer Zünften hatte. Seither und noch bis nach dem 2. Weltkrieg war „die Vilzbach“ das sprichwörtliche „Altmainzer Stadtviertel“. Im Zuge der Sanierung der Mainzer Altstadt südlich des Doms in den 1970-er Jahren kam es allerdings zu umfangreichen Abriss- und Baumaßnahmen und damit einhergehend zu größeren Bevölkerungsverschiebungen, so dass heute kaum mehr alteingesessene Mainzer in diesem Viertel leben.
In der Mainzer Lokalgeschichte sind allerdings bis heute viele Überlieferungen und Traditionen des Viertels überliefert. Traditionsgemäß hielten sich die „Vilzbächer“ für die „wahren Mainzer“. Abweichungen des Vilzbacher Dialekts zum allgemeinen Mainzer Dialekt sind ebenfalls überliefert. An älteren Dorftraditionen festhaltend, wurde bis in die Zeit vor dem 2. Weltkrieg eine „Vilzbächer Kerb“ gefeiert wie dies sonst nur in ländlichen Gemeinden üblich ist. Diese fand im Hochsommer statt, Mittelpunkt des Festes war das Hotels „Zum Schwarzen Bären“ in der Holzstraße, in dessen Hof ein Kerbebaum aufgestellt und geschmückt wurde.
Auch grenzte sich die Vilzbacher Bevölkerung klar von den sozial höhergestellten Bewohnern des Nachbarviertels, des so genannten „Schwarzen Viertels“ ab. Dies waren die Häuser in Domnähe und deren Bewohner gehörten teils zum Klerus, teils zu Bediensteten der Kirche in Mainz. Bezeichnend für die Vilzbach und ihre Bewohner ist das so genannte Vilzbach-Lied, das der bekannte Mainzer Bürger Karl Joseph Weiser (1811-1865) Mitte des 19. Jahrhunderts in Mainz-Vilzbacher Dialekt reimte:
Die Vilzbach is des allerscheenste Verdel, dort wohne starke Leit. Des sin so kää, wie die vum Schwarze Verdel, mer kennt se weit un breit.''
Der 1. Fußball- und Sportverein Mainz 05 e.V. (kurz 1. FSV Mainz 05) ist ein 1905 gegründeter Sportverein aus Mainz. Neben der Fußballabteilung besitzt der 1. FSV Mainz 05 noch eine Handball- und Tischtennisabteilung, die nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Geschichte
Entstehung
* 16. oder 27. März 1905 – Gründung des Vereins 1. Mainzer Fußballclub „Hassia“ 1905 * 16. August 1912 – Fusion mit dem FC Hermania 07 Mainz, der ehemaligen Fußballabteilung des Mainzer TV 1817, zum 1. Mainzer Fußballclub Hassia-Hermania 05 * Oktober 1912 – Namensänderung in 1. Mainzer Fußballverein 05 * 1919 – Fusion mit Sportverein 1908 Mainz, zum 1. Mainzer Fußball- und Sportverein 05 * 1938 – Zwangsfusion mit dem Reichsbahn SV Mainz zum Reichsbahn SV Mainz 05 * 1945 – Zwangsauflösung, Neugründung als 1. FSV Mainz 05
1905–1919: Frühe Jahre
Der früheste Vorgängerklub des heutigen 1. FSV Mainz 05 entstand im März 1905 im Mainzer Café Neuf. Das genaue Gründungsdatum ist umstritten; während Nachkriegsquellen den 16. März nennen, ist in den Festschriften zum 20. und 25. Vereinsjubiläum vom 27. März die Rede. Im Sommer 1905 - der exakte Termin ist nicht überliefert - trat der noch namenlose Verein zu seinem ersten Spiel an. Gegen den im gleichen Jahr gegründeten FC Germania Gustavsburg gab es ein 5:3 (100 Jahre später war ein erneutes Aufeinandertreffen der beiden Vereine Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten, die 05er, mittlerweile Bundesligist, gewannen 14:0). Wenig später bekam das „wilde Gebilde“, wie die Gründer ihren Verein anfangs nannten, einen Namen: 1. Mainzer Fußballclub „Hassia“ 05. Unter diesem Namen bestritt der Verein seine ersten datierten Spiele: Am 13. August verloren die Mainzer gegen eine Mannschaft aus Biebrich, wahrscheinlich mangels exakter Regelkenntnisse 1:2 durch eine frühe Form des Golden Goal , 14 Tage später 0:1 gegen den Mainzer Fußball-Club 1904. Die 04er waren der älteste Verein der Stadt und hinter dem heute noch bestehenden Mainzer Vorortklub FVgg. Mombach 03 der zweitälteste Verein Rheinhessens, lösten sich aber schon nach wenigen Jahren wieder auf.
Zum Ersten Vorsitzenden wurde im Oktober 1905 auf einer „außerordentlichen Generalversammlung“ der 15-jährige Eugen Salomon gewählt, der zum 24. Juni 1906 den Eintritt in den Süddeutschen Fußballverband erwirkte. Zuvor konnten die Fußballer nur unregelmäßig gegen andere unorganisierte Vereine antreten. Am 7. Oktober 1906 bestritten die 05er ihr erstes Pflichtspiel. In der Klasse B blieben Hassia in der Hinrunde ohne Punktverlust, fiel aber zur Fastnachtszeit ins Mittelfeld zurück – ein Phänomen, das sich in den folgenden Jahren oft wiederholte.
Fußball spielten die aktiven Sportler derweil in den ersten Jahren nur im Frühjahr und Herbst. Der Sommer war der Leichtathletik vorbehalten.
Ein Meilenstein für den Verein war das Gastspiel des fünfmaligen Westkreismeisters FC Pfalz 03 Ludwigshafen am zweiten Weihnachtstag 1909, mittlerweile nicht mehr auf dem provisorischen Platz am Gautor, sondern auf der Mainzer Radrennbahn am heutigen Fichteplatz. Zum ersten Mal trat eine Spitzenmannschaft in Mainz an. Trotz früher Führung verloren die Mainzer 2:5. Der Mainzer Anzeiger druckte anlässlich dieser Partie im Verlauf mehrerer Wochen nicht nur das Fußball-Regelwerk, sondern auch eine Beschreibung der verschiedenen Mannschaftspositionen und erstmals die Namen der Spieler ab.
Erstmals eine vierstellige Zuschauerzahl hatte der FC Hassia am Ostersonntag 1910, als rund 1.200 Zuschauer den 6:2-Sieg gegen die im Militärfußball sehr erfolgreiche Besatzung des Kreuzers SMS Gneisenau sahen. Finanziell hatte der Verein nichts davon – die Einnahmen wurden vom Kassierer veruntreut.
Später im gleichen Jahr bekamen die 05er auf einem von der Reichsbahn gepachteten Grundstück an der Hardenbergstraße ihren ersten eigenen Platz mit Tribüne und Umkleidekabinen. Die Anlage wurde mit einer 1:5-Niederlage gegen die Stuttgarter Kickers eingeweiht.
Seit 1907 hatten die 05er einen lokalen Konkurrenten, den Mainzer Fußballclub „Hermania“ 1907, zuvor die Fußballabteilung des heute noch existierenden Mainzer TV 1817. Bei einer gemeinsamen Generalversammlung, ebenfalls im Café Neuf, fusionierten „Hassia“ und „Hermania“ am 16. August 1912 zum 1. FC Hassia-Hermania 05, der kurz später zum 1. Fußballverein Mainz 05 umbenannt wurde.
Das letzte Spiel vor dem Ersten Weltkrieg war ein 3:1 am Ostersonntag 1914 gegen die Auswahl des Kreuzers SMS Mainz, der knapp einen Monat nach Kriegsbeginn sank. Etwa ein Sechstel der Vereinsmitglieder kam nicht aus dem Krieg zurück, schon am zweiten Kriegstag fiel mit Jean Haußt der erste 05er. Gegen Kriegsende bildete der FV eine Kriegsspielgemeinschaft mit dem Sportverein 08 Mainz, die nach Kriegsende nicht mehr gelöst wurde – der 1. Mainzer Fußball- und Sportverein 05 entstand.
1919–1933: Bezirksliga Hessen
Erster Höhepunkt im Vereinsleben des jungen Fußball- und Sportvereins waren die beiden Freundschaftsspiele gegen die große Mannschaft von Vasas Budapest im Juni 1920. Die 05er gewannen das von einer beispiellosen Werbekampagne begleitete erste Duell 1:0 (die einzige Niederlage der Ungarn bei ihrer Deutschland-Tournee) und schafften drei Tage später in der Revanchebegegnung ein 0:0.
Diese Spiele markieren den Beginn der ersten großen Ära von Mainz 05, die durch die Gründung eines einheitlichen Ligasystems nach dem Ersten Weltkrieg ermöglicht wurde. Nachdem sie sich im ersten Jahr nur knapp in der neuen Bezirksliga halten konnten, bildeten die unter anderem mit den Gebrüdern Freitag und dem Ex-Nationalverteidiger Kurt Diemer aus Berlin sowie dem Rückkehrer Hugo Ries verstärkten Mainzer in dieser Phase bald eine regionale Spitzenmannschaft, die überregional allerdings stets chancenlos war. 1920, 1931 und 1932 gewannen die Mainzer die Hessenmeisterschaft, 1926 (aufgrund einer vorübergehenden Staffel-Neuordnung) den Titel im Bezirk Rheinhessen-Saar, was jeweils zur Teilnahme an der Süddeutschen Meisterrunde berechtigte.
„Größter Tag der Mainzer Sportgeschichte“ nannte der Mainzer Anzeiger den 22. November 1925, an dem die eben erst von einem zweijährigen Absturz in die Zweitklassigkeit zurückgekehrten 05er beim späteren Rheinhessen-Saar-Meister FV 03 Saarbrücken, den sie bereits im Hinspiel geschlagen hatten, 1:0 siegten. Am Ende jener Saison verpasste der Aufsteiger die Meisterschaft um nur einen Punkt. Legendär wurde das Spiel gegen den großen 1. FC Nürnberg am 20. März 1927, bei dem die Mainzer vor 12.000 Zuschauern dem späteren Deutschen Meister, der mit den Idolen Hans Kalb und Heiner Stuhlfauth sowie acht weiteren Nationalspielern antrat, in der Süddeutschen Meisterrunde ein 3:3 abtrotzten, zur Halbzeit sogar durch Tore von Georg Kaiser (2) und Paul Lipponer 3:1 führten.
In diese Phase fällt auch der Bau des Sportplatzes am Fort Bingen (rund 500 Meter südlich des Stadions am Bruchweg auf dem heutigen Universitätsgelände). Der Platz wurde 1920 als erste vereinseigene Kampfbahn eröffnet, aber nur 17 Jahre später enteignet und abgerissen.
Elf der Ära Kriterien
Hans Lautner – Draisbach, Otto Freitag – Clemens Weilbächer, Willi Freitag, Karl Kast – Heinrich Decker, Jakob Schneider, Paul Lipponer, Karl Scherm, Georg Kaiser. Trainer: Paul Oßwald
1933–1945: Mainz 05 während des Dritten Reichs
Aufgrund der Erfolge in den frühen 1930ern waren die Mainzer für die erste Saison in der 1933 gegründeten Gauliga Südwest qualifiziert. Wie bereits in den Meisterrunden der Vorjahre war die Mannschaft auch in dieser sportlich anspruchsvollen Liga überfordert und stieg bereits im ersten Jahr als Tabellenvorletzter ab. Dabei beendeten sie die Saison mehrere Wochen vor dem Rest der Liga und mussten die direkten Konkurrenten, die in ihren verbleibenden Spielen punkteten, ohne Gegenwehr vorbeiziehen lassen. Ein zusätzliches Handicap bedeuteten die Ausfälle der Torhüter Lautner und Ewald Hahndorf zu Saisonbeginn, durch die die 05er die ersten fünf Spiele mit Feldspieler Schildge im Tor bestreiten mussten. 1935 verpassten die lange auf dem ersten Tabellenplatz stehenden 05er den Wiederaufstieg erst im direkten Duell beim späteren Aufsteiger SC Opel Rüsselsheim am vorletzten Spieltag, bei dem der Torjäger Heinrich Decker verletzt fehlte. Der Ex-Waldhöfer hatte zuvor in 20 Spielen 28 Mal getroffen.
1935/36 verloren die Mainzer durch zu viele Unentschieden und den langen Ausfall Deckers den Anschluss an die Spitzengruppe. Nach der besonders in den Auswärtsspielen enttäuschenden Saison 1936/37 wurde eine Aufbruchstimmung im Verein massiv herbeigeredet, die aber durch den Verlust des Stadions, das 1937 einer Flak-Kaserne weichen musste, verpuffte. Im ersten Jahr ohne eigenen Sportplatz stiegen die so enteigneten 05er als Vorletzter sportlich aus der Bezirksklasse ab, durften aber durch die Aufstockung der Liga von 10 auf 13 Vereine weiter zweitklassig bleiben.
Im Dritten Reich war Mainz 05 seitens der Machthaber nicht wohlgelitten. Die 05er galten als „Judenverein“, da etliche Vereinsmitglieder, darunter der Gründer Eugen Salomon und das Vorstandsmitglied Carl Lahnstein jüdischen Glaubens waren. Salomon hatte bereits 1933 Deutschland verlassen. Am 10. August 1933 wurde der Verein in einer außerordentlichen Generalversammlung „gleichgeschaltet“. Aufgrund der schlechten Quellenlage – überliefert sind nur unzuverlässige Berichte aus der damaligen Presse – lässt sich der Verlauf dieser Gleichschaltung nicht klären.
Im Zuge einer vom nationalsozialistischen Fachamt Fußball verordneten reichsweiten Fusionswelle, die den Zweck hatte, in den Städten zentrale Großvereine zu schaffen, wurde der FSV 1938 mit einem kleinen Nachbarverein zusammengeschlossen – der Reichsbahn SV Mainz 05 entstand. Vorausgegangen war ein gescheiterter Fusionsversuch, nach dem den 05ern die Spielerlaubnis vorübergehend entzogen wurde.
Während des Zweiten Weltkriegs, der ständige Neuorganisierungen des Ligasystems mit sich brachte, wurde das Kunstprodukt 1943 Meister der zweitklassigen Kreisklasse Mainz. Im Herbst 1944 wurde der Spielbetrieb eingestellt, nach Kriegsende der Verein aufgelöst.
1945–1963: Neubeginn und Oberliga Südwest
Bereits kurz nach Kriegsende wurde in der Vereinsgaststätte Martinsburg die Wiederbelebung des 1. FSV Mainz 05 beschlossen. Am 11. November 1945 genehmigte schließlich das französische Militärgouvernement die im Oktober noch abgelehnte Wiederaufnahme des organisierten Sports in Mainz. Wenig später wurde der Verein im Wirtshaus Roter Kopf unter der Leitung von Konrad Weil, dem Vorsitzenden des Sportausschusses der letzten Vorkriegsjahre, neu gegründet. Bereits an Allerheiligen hatte es das erste Nachkriegsspiel gegeben: 1:1 beim MTV 1817. Im zweiten Spiel siegte die Spitzenmannschaft TuS Neuendorf 6:1 an der Zahlbacher Straße, wo die 05er bis Februar 1946 spielten.
Noch im Winter 1945/46 nahm die Oberliga Saarpfalz, der früheste Vorgänger der Oberliga Südwest, den Spielbetrieb auf. Die 05er waren Gründungsmitglied, was angesichts einer 0:15-Niederlage beim 1. FC Kaiserslautern kurz vor Saisonbeginn nicht unumstritten war. „Unter solchen Umständen verdient Mainz 05 als der Verein, der in der Vergangenheit am meisten für den Mainzer Fußballsport getan hat, den Vorrang. Wir erwarten jetzt nur, dass die 05er alles aufbieten, was zu einer anständigen Haltung in der Oberliga notwendig ist“, forderte der Mainzer Anzeiger wenige Tage nach dem Spiel.
Im ersten Ligaspiel nach dem Krieg verloren die Mainzer am 6. Januar 1946 2:4 gegen den späteren Südwestmeister 1. FC Saarbrücken. Mit nur zwei Siegen beendeten sie die Saison auf dem letzten Tabellenplatz.
Bereits 1946 wurde der südwestdeutsche Fußball reformiert. Die Saarpfalz-Liga wurde wieder eingestellt und durch die 1. Liga Südwestdeutschland, Gruppe Nord ersetzt. In einer einmonatigen Pokalrunde wurden jeweils zwei Teilnehmer aus den Bezirken Rheinland, Rheinhessen, Pfalz und Saargebiet ermittelt. Die 05er qualifizierten sich mit einem knappen Sieg nach Verlängerung gegen den SV Gonsenheim. Am Ende belegten sie den dritten Platz, auch dank eines 3:1-Siegs über den FCK an Fastnacht.
Die Mainzer etablierten sich in der Oberliga, wo sie jedoch nie eine Hauptrolle spielten. Der Verein verpasste zwar keine einzige Oberligasaison, stand aber auch nur vier Mal (1953, 1954, 1958 und 1961) in der oberen Tabellenhälfte und musste mehrfach lange gegen den Abstieg spielen.
Entscheidend für die weitere Entwicklung des Vereins war die Saison 1951/52. Unter der Führung von Walter Strutz, der als Nachfolger des tödlich verunglückten Charly Armbruster den Vereinsvorsitz übernommen hatte, konnte sich der Verein finanziell konsolidieren. Gleichzeitig wurde der im Krieg beschädigte Sportplatz am Bruchweg modernisiert und auf ein Fassungsvermögen von 20.000 Zuschauern ausgebaut – eine Zuschauerzahl, die gegen den 1. FC Kaiserslautern fünf Mal erreicht wurde, unter anderem beim größten sportlichen Erfolg in der Oberliga, als die 05er am 15. November 1953 vor ausverkauftem Haus den FCK 5:2 schlugen. Werner Sommer, Walter Sonnenberger und dreimal Karl-Heinz Wettig trafen gegen den Pfälzer Serienmeister, der mit vier der fünf späteren Weltmeister angetreten war.
Dennoch wären die 05er im Jubiläumsjahr 1955 beinahe abgestiegen: Am Saisonende mussten sie beim Vorjahresdritten TuS Neuendorf und gegen den späteren Südwest-Vizemeister Wormatia Worms punkten. Trotz des frühen 0:2-Rückstands holten die Mainzer die entscheidenden Punkte durch ein 3:2 in Neuendorf.
Kurz nach Saisonende trat der englische Pokalfinalist Manchester City mit dem deutschen Torhüter Bert Trautmann am Bruchweg zum Jubiläumsspiel an. Vor 10.000 Zuschauern gewannen die Mainzer 2:1. Sogar rund 30.000 Zuschauer sahen am 6. November 1955 den 2:1-Sieg beim SV Saar 05 Saarbrücken. Dieser Rekordbesuch hatte allerdings wenig mit dem Spiel der 05er zu tun – es war nur das Vorspiel zum Spitzenspiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem FCK.
Die folgenden Jahre verliefen für die 05er meist unspektakulär. Lediglich 1962 qualifizierten sie sich erstmals für den DFB-Pokal, wo sie in der ersten Runde dem 1. FC Köln 0:5 unterlagen.
Elf der Ära Kriterien
Otto Schedler – Josef Amadori, Alfred Höfer – Hermann Ronde, Erich Reith, Norbert Liebeck – Bernhard Christ, Lothar Buchmann, Horst Lebefromm, Josef Meinhardt, Karl-Heinz Wettig. Trainer: Heinz Baas.
1963–1976: Regionalliga Südwest, 2. Bundesliga Süd
Als 1963 die Bundesliga eingeführt wurde, war der 1. FSV Mainz 05 nicht qualifiziert. In der neu gegründeten Regionalliga Südwest gehörte der Verein zunächst meist zur Spitzengruppe: In den ersten fünf Jahren wurden die Mainzer ein Mal Dritter und drei Mal Vierter. 1966 fehlten nur drei Punkte zur Südwestmeisterschaft. Ein Jahr später mussten die 05er das am schlechtesten besuchte Ligaspiel der Nachkriegszeit hinnehmen. Beim unter der Woche ausgetragenen und für den Ausgang der Meisterschaft bedeutungslosen Nachholspiel gegen den FC Homburg, das sich mit der Live-Übertragung des Länderspiels zwischen Deutschland und Jugoslawien konkurrierte, wurden am Bruchweg nur 79 Zuschauer gezählt.
Überregionalen Eindruck hinterließ der Verein in der DFB-Pokalsaison 1964/65, als er den späteren Deutschen Meister Werder Bremen (1:0 in Mainz) und den Titelverteidiger TSV 1860 München (2:2 n.V. in Mainz, 2:1 in München) aus dem Wettbewerb warf. Erst im Viertelfinale schieden die Mainzer gegen den 1. FC Nürnberg (0:3) aus.
In den späten 60ern verloren die 05er den Anschluss an die Spitzengruppe. Nachdem sie bereits in der Schlussphase der Saison 1968/69 den Abstiegsplätzen gefährlich nahe gekommen waren, musste die überalterte Mannschaft im folgenden Jahr als Drittletzter überwintern. Der Verein dachte über eine Fusion mit dem noch schlechter stehenden Nachbarn SpVgg. Weisenau Mainz nach, die von den SVW-Mitgliedern jedoch mit so deutlicher Mehrheit abgelehnt wurde, dass das Votum der 05-Mitglieder gar nicht mehr stattfand. Der FSV schaffte am Saisonende den Klassenverbleib, die Weisenauer stiegen ab.
1970 begann der Umbruch, der drei Jahre später zur Südwestmeisterschaft führte. Mit dem langjährigen Stammtorwart Kurt Planitzer, Verteidiger Heinz Wassermann, der zuvor in sechs Jahren nur vier Spiele verpasst hatte, den Läufern Carlo Storck und Richard Klauss, und den Angreifern Gerhard Bopp (der fünfeinhalb Jahre später zurückkam), Georg Tripp und Horst Klinkhammer waren in jener Sommerpause sieben Stammspieler unter den 15 Abgängen des damaligen Tabellenzwölften. Die deutlich verjüngte Mannschaft wurde 1970/71 nach starkem Start (am zweiten Spieltag ein 6:0-Sieg gegen den amtierenden Südwestmeister SV Alsenborn) Tabellensiebter und weckte das Interesse der Mainzer Fußballfreunde wieder: Nach dem 4:0-Heimsieg gegen Eintracht Trier wurden laut der lokalen Presse „in der Stadt erstmals seit den Pokalspielen von 1965 wieder Jugendliche mit Fahnen in den Vereinsfarben gesehen“ .
Schon 1971 musste sich die Mannschaft von ihrem Trainer verabschieden. Der vielversprechende Erich Gebauer, mit dem mittelfristig der Aufstieg in die Bundesliga angegangen werden sollte, stand aber als Beamter bei der Frankfurter Bundesbahndirektion nicht als hauptamtlicher Trainer zur Verfügung. Mit Gebauers Nachfolger Bernd Hoss setzten die 05er den Umbruch fort. Vorstopper Helmut Müllges, der letzte verbliebene Spieler aus Oberligazeiten, beendete seine Karriere, und unterstützt durch den Mainzer Konzern Werner und Mertz, der mit seiner Marke Blendax erster Großsponsor der Vereinsgeschichte wurde, waren die Mainzer in der Lage, etliche prominente Neuzugänge zu verpflichten, darunter den bundesligaerfahrenen Torjäger Gerd Klier vom Hamburger SV, der insgesamt vier Mal Torschützenkönig der Regionalliga Süd bzw. Südwest wurde, und 1972 den dänischen Nationalspieler Torben Nielsen von B 03 Kopenhagen. Das Konzept ging auf: Am 6. Mai 1973 wurde der Verein durch ein 1:1 gegen den direkten Konkurrenten Röchling Völklingen vor 18.000 Zuschauern zum einzigen Mal Meister der Regionalliga Südwest. In der folgenden Aufstiegsrunde zur Bundesliga belegten die 05er hinter dem späteren Aufsteiger Fortuna Köln, mit dem sie sich lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hatten, und dem FC St. Pauli, der erst am für den Aufstieg bedeutungslosen letzten Spieltag vorbei zog, den dritten Platz.
Durch die Erfolge in der Regionalliga waren die Mainzer 1974 für die neu gegründete zweigleisige Zweite Bundesliga qualifiziert. Zwei Jahre lang hielt der 1. FSV Mainz 05 sehr ordentlich mit und belegte die Plätze 11 und 12 (von 20). Nach dem zweiten Jahr, das die Mainzer mit den meisten Toren und den zweitmeisten Gegentoren der Liga abgeschlossen hatten, sorgten sie für ein Novum im deutschen Profifußball, indem sie als erster Verein aus finanziellen Gründen freiwillig auf die Zweitligalizenz verzichteten und sich in die Amateurliga Südwest zurückzogen. Diesem Beispiel folgten in den anschließenden Jahren mehrere Zweitligisten. Der sportlich abgestiegene SSV Jahn Regensburg blieb an der Stelle der Mainzer in der Zweiten Bundesliga.
Elf der Ära Kriterien
Kurt Planitzer – Carlo Storck – Herbert Scheller, Helmut Müllges, Heinz Wassermann – Horst Schuch, Jürgen Richter, Kurt Sauer – Herbert Renner, Gerd Klier, Charly Tripp. Trainer: Bernd Hoss.
1976–1988: Amateurfußball
In der Drittklassigkeit zählten die Mainzer meist zu den Spitzenmannschaften, erlebten aber auch eine der schwersten Krisen der Vereinsgeschichte, als im August 1982 die Staatsanwaltschaft wegen finanzieller Ungereimtheiten gegen den Verein ermittelte und gleichzeitig der Vereinspräsident Jürgen Jughard bei einem Autounfall nahe Koblenz verstarb. Später stellte sich heraus, dass Jughard in großem Stil Gelder der Deutschen Anlagen Leasing, deren Generalbevollmächtigter er war, in den Verein gesteckt hatte. Die 05er wurden so in den bis dato größten bundesdeutschen Wirtschaftsskandal verwickelt. Die genauen Umstände von Jughards Tod – Unfall oder Suizid – konnten nicht vollständig geklärt werden. [5]
Nachdem die völlig neu zusammengestellte Mannschaft die erste Saison nach dem Rückzug nur auf dem sechsten Platz der sportlich schwachen Amateurliga Südwest (mit der heutigen Verbandsliga vergleichbar) beendete, gelang 1978 die erste Südwestmeisterschaft. Die Mainzer eroberten kurz vor der Winterpause die Tabellenführung und gaben sie bis zum Saisonende nicht mehr her. In der kurz nach dem letzten Spieltag beginnenden Aufstiegsrunde gegen die Meister der Amateurligen Saarland (Borussia Neunkirchen) und Rheinland (TuS Neuendorf), die eine längere Regenerationszeit hatten, waren die Mainzer chancenlos.
In der 1978 eingeführten Amateur-Oberliga, die die drei Südwest-Amateurligen vereinte, brauchten die 05er drei Jahre, um erstmals Meister zu werden. Trotzdem stiegen sie erneut nicht auf, weil ausgerechnet in jener Saison die Zweite Bundesliga auf eine Staffel reduziert wurde und der Aufstieg in die Zweitklassigkeit deshalb ausgesetzt war.
1982 scheiterten die Mainzer knapp am FC Homburg. Gleichzeitig mussten sie die Jughard-Affäre überstehen. In den beiden folgenden Jahren wurden die Mainzer nur Achter, ihre schlechteste Platzierung in der Oberliga.
Nach der dritten Meisterschaft gelang 1988 die Rückkehr in die Zweitklassigkeit.
In die Amateur-Ära fallen die meisten Titel des 1. FSV Mainz 05, nämlich vier Südwestpokal-Siege, drei Südwest-Meisterschaften und die Amateur-Meisterschaft 1982 (3:0 im Endspiel gegen die Amateure von Werder Bremen), sowie die höchsten dokumentierten Ligaspiel-Siege der Vereinsgeschichte: 10:0 gegen den SV Speicher (31. März 1979) und gegen die SG Ellingen-Bonefeld (18. Mai 1980).
Elf der Ära Kriterien
Manfred Petz – Herward Koppenhöfer – Michael Wocker, Werner Orf, Hans Keller – André Häuser, Gerhard Bopp, Michael Schuhmacher, Bernd Münch – Charly Mähn, Armin Maier. Trainer: Horst-Dieter Strich.
1988–2001: Abstiegskampf in der Zweiten Bundesliga
Eine einschneidende Bedeutung für die weitere Entwicklung des Vereins hatte die Jahreshauptversammlung am 19. September 1988, bei der eine Oppositionsgruppe gegen den Vorsitzenden Bodo Hertlein putschte. Zum neuen Vereinspräsidenten wurde der damals 37-jährige Anwalt Harald Strutz gewählt, dessen Vater Walter bereits von 1951 bis 1956 dieses Amt inne gehabt hatte. Der damals so entstandene Vereinsvorstand rund um Strutz ist heute noch fast unverändert im Amt.
In der Zweiten Bundesliga scheiterten die Mainzer zunächst: Als 18. der Tabelle stiegen der Verein direkt wieder ab. Aber bereits im folgenden Jahr kamen sie mit einem „Husarenritt“ (so Trainer Robert Jung) zurück in den Profifußball. Die Mannschaft blieb mit aggressivem Offensivfußball 33 Spiele lang ungeschlagen, erst am letzten Spieltag mussten sie ihre einzige Saison-Niederlage gegen den Vizemeister FSV Salmrohr hinnehmen. Die Meisterschaft war zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden. Mit vier Siegen in den ersten vier Spielen stand der 1. FSV Mainz 05 schnell als Sieger der Aufstiegsrunde fest. Die beiden Niederlagen in den verbleibenden Spielen konnten den Aufstieg nicht mehr gefährden.
Im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg wurden die Mainzer als Tabellenachter bester Aufsteiger der Saison 1990/91. Eine gewisse Naivität hätte sie dennoch beinahe zurück ins Amateurlager gebracht: Da nicht alle Sponsorenvereinbarungen schriftlich fixiert waren, verweigerte der DFB den 05ern zunächst die Zweitligalizenz für die Saison 91/92, wogegen die Mainzer erfolgreich protestierten. In den folgenden Jahren spielte die Mannschaft in der Zweiten Bundesliga meist gegen den Abstieg.
Besonders der Abstiegskampf 1996 ist hervorzuheben: Nachdem das 2:2 gegen Hannover 96 am ersten Spieltag für die Niedersachsen gewertet wurde, weil der Verein versäumt hatte, Thomas Ziemer, den zuvor nur ausgeliehenen Torschützen zum 1:0, fristgerecht als Neuzugang zu melden, starteten die Mainzer mit einem Punkt und 0:14 Toren aus acht Spielen in die Saison. Erst am neunten Spieltag gab es die ersten Tore und den ersten Sieg für die 05er – der Wattenscheider Sven Backhaus traf erst ins eigene Netz und verschuldete später den Foulelfmeter zum 2:0-Endstand. Der kurz zuvor vorgenommene Trainerwechsel (Wolfgang Frank für Horst Franz) brachte den erhofften Erfolg. Unter Frank spielten die 05er als einer der ersten Profiklubs in Deutschland mit Viererkette und Raumdeckung, zwei Neuerungen, die sich im deutschen Profifußball erst deutlich später allgemein durchsetzten.
In der Rückrunde holte kein Verein mehr Punkte als der 1. FSV Mainz 05. Am vorletzten Spieltag standen die Mainzer erstmals auf einem Nichtabstiegsplatz, am Ende waren sie Elfter. Die entscheidenden Punkte brachte ein 1:0 gegen den VfL Bochum, bei dem zum ersten Mal seit 23 Jahren mehr als 10.000 Mainzer am Bruchweg waren. Kurios war wenige Wochen zuvor das Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg. Nach zwei Platzverweisen beim Stand von 1:1 spielten die Mainzer ab der 81. Minute nur noch zu neunt und mit einem Feldspieler im Tor. Dennoch gelang dem 05-Torjäger Sven Demandt gegen die ebenfalls durch einen Platzverweis dezimierten Nürnberger der Siegtreffer.
In der folgenden Saison hatten die Mainzer erstmals seit 1973 die Chance, in die Erstklassigkeit zurückzufinden. Erst am letzten Spieltag der Saison 96/97 mussten sie ihre Aufstiegshoffnungen begraben: Beim direkten Konkurrenten VfL Wolfsburg unterlagen sie in einem dramatischen Endspiel mit 4:5. Mit einem Sieg wären sie aufgestiegen.
Es folgten mehrere Jahre als Abstiegskandidat, deren Höhepunkt der 15. Mai 2000 war, als der Interimstrainer Dirk Karkuth mit einer konsequenten Defensivtaktik am viertletzten Spieltag drei Punkte beim Tabellenzweiten VfL Bochum eroberte. Schlüsselfigur war Torsten Lieberknecht, der als Manndecker gegen den Bochumer Spielmacher Y1ld1ray Ba_türk wohl sein bestes Spiel für Mainz 05 machte.
Elf der Ära Kriterien
Stephan Kuhnert – Jürgen Klopp, Michael Müller, Peter Neustädter, Steffen Herzberger – Guido Schäfer, Jürgen Kramny, Fabrizio Hayer, Christian Hock – Abderrahim Ouakili, Sven Demandt. Trainer: Wolfgang Frank.
2001–2008: Die Ära Klopp
An Fastnacht 2001 wurde die wohl wichtigste Entscheidung der jüngeren Vereinsgeschichte getroffen. Wieder war der Verein in akuter Abstiegsgefahr und entließ ausgerechnet am Rosenmontag den Trainer Eckhard Krautzun. Nachfolger wurde der gerade verletzte Spieler Jürgen Klopp, der aus den ersten sieben Spielen 19 Punkte holte und den Verein zum Klassenerhalt führte.
Die Saison 2001/02 ist gemessen an den erreichten Punkten die erfolgreichste Saison des FSV im Profifußball. Die Mainzer stellten mehrere neue Startrekorde der Zweiten Bundesliga auf, wurden Herbstmeister und hatten noch vor dem letzten Spieltag zwei Punkte Vorsprung auf den vierten Rang. Dennoch scheiterten sie. Mit 64 Punkten sind sie bis heute punktbester Zweitliga-Nichtaufsteiger aller Zeiten.
2002/03 verpasste der 1. FSV Mainz 05 den Aufstieg unter noch dramatischeren Umständen. Zwar hatte die Mannschaft die Liga nicht mehr so dominiert wie im Vorjahr, dennoch stand sie Sekunden vor Saisonende auf einem Aufstiegsplatz. Erst in der Nachspielzeit des letzten Spiels mussten die Mainzer den Nachbarn Eintracht Frankfurt aufgrund des um ein einziges Tor besseren Torverhältnisses vorbeiziehen lassen. Mit 20 Treffern wurde Andrey Voronin erster Zweitliga-Torschützenkönig von Mainz 05.
In der Saison 2003/04 standen die Mainzer fast nie in der Spitzengruppe der Liga. Durch einen kaum noch für möglich gehaltenen Endspurt in den letzten fünf Saisonspielen blieben die 05er jedoch bis zum letzten Spieltag in Reichweite des dritten Platzes. Durch das 3:0 gegen Eintracht Trier am letzten Spieltag und die gleichzeitige 0:1-Niederlage von Alemannia Aachen beim Karlsruher SC reichte es tatsächlich noch zum Aufstieg. Zwei der Tore gegen Trier schoss Michael Thurk, der zuvor einen Vertrag beim direkten Konkurrenten Energie Cottbus unterschrieben hatte und sich so selbst aus der Bundesliga schoss.
Der 1. FSV Mainz 05 ist seit Bestehen der 2. Bundesliga der Verein, der mit den wenigsten Punkten den Aufstieg in die Bundesliga schaffte – 54 Punkte hatten zuvor nie gereicht. Mit dem Aufstieg von Mainz 05 spielte zudem in der nachfolgenden Bundesliga-Saison erstmals ein Team aus dem Rhein-Main-Gebiet höherklassig als Eintracht Frankfurt, die am Vortag des Mainzer Aufstiegs ihren dritten Abstieg in die Zweitklassigkeit hinnehmen mussten.
Nach dem Aufstieg galten die unerfahrenen Mainzer als sicherer Abstiegskandidat. Diese Voraussage trat nicht ein. Zwar unterlagen sie gleich im ersten Spiel dem hoch überlegenen VfB Stuttgart mit 2:4, passten sich aber sehr schnell dem Bundesliga-Niveau an. Bereits am zweiten Spieltag gewannen die 05er gegen den Hamburger SV nach 0:1-Rückstand 2:1 und blieben sieben Spiele lang ungeschlagen. Unter anderem gewannen die Mainzer gegen den Deutschen Meister Werder Bremen mit 2:1, gegen den Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen mit 2:0 und wenige Tage nach dem 100. Geburtstag des Vereins gegen den Tabellenführer Schalke 04 mit 2:1. Beim Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg am 11. Spieltag standen die Mainzer sogar kurzzeitig an der Tabellenspitze. Bereits am 32. Spieltag schafften die Mainzer als bester der drei Aufsteiger den Klassenverbleib und beendeten die Saison auf dem 11. Tabellenplatz.
Als Gewinner der deutschen Fair-Play-Wertung wurde Mainz 05 im Sommer 2005 der dem DFB zugeloste Startplatz in der UEFA-Pokal-Qualifikation zugesprochen. Damit nahmen die Mainzer erstmals in der Vereinsgeschichte an einem internationalen Wettbewerb teil. Nach Siegen über die Pokalsieger Armeniens (FK MIKA Aschtarak; 4:0, 0:0) und Islands (ÍB Keflavík; 2:0, 2:0) erreichten die Mainzer die erste Hauptrunde des UEFA-Cups, wo sie auf den späteren Sieger Sevilla FC trafen. Nach einem beachtlichen 0:0 in Sevilla entschieden die Spanier das Rückspiel, das ebenso wie die beiden Heimspiele in den Qualifikationsrunden in der Frankfurter Commerzbank-Arena ausgetragen wurde, mit 2:0. Damit schieden die Mainzer aus dem Wettbewerb aus. In der Liga schafften die 05er in der Saison 2005/06 trotz schwachem Start mit fünf Niederlagen zu Saisonbeginn bereits am vorletzten Spieltag den Klassenverbleib und wurden am Ende erneut Elfter.
Die Vorbereitung zur dritten Bundesligasaison, vor der die Mainzer etliche Leistungsträger verloren, wurde empfindlich gestört, als der Torjäger Michael Thurk die 05er im Streit zu Eintracht Frankfurt verließ. Dennoch schlugen die 05er in einem Vorbereitungsspiel den mit etlichen seiner Spitzenspieler angetretenen FC Liverpool mit 5:0. Die Saison, die für sie erstmals mit einem Heimspiel begann, eröffneten die 05er im Gegensatz zu den vorherigen Bundesligajahren mit einem Sieg. Trotz der beiden Erfolge wurden in den ersten Saisonspielen deutlich, dass die Abgänge der Offensivspieler Thurk, Benjamin Auer, Mohamed Zidan und Antonio da Silva sowie der in letzter Sekunde geplatzte Rück-Transfer von Voronin nicht adäquat kompensiert werden konnten. Das Team wurde in den folgenden Wochen ans Tabellenende durchgereicht.
In der darauffolgenden Transferperiode wurde die Mannschaft unter anderem durch die Bremer Leon Andreasen und Zidan verstärkt, die sich schnell ins Team integrieren konnten. Schon nach einigen Spielen in der Rückrunde schafften die 05er bereits den Anschluss ans untere Tabellenmittelfeld. Nachdem das Team die Siegesserie nicht fortsetzen konnte, rutschte der Verein nach 29 Spieltagen jedoch wieder in die Abstiegszone ab. Bereits nach dem vorletzten Spieltag war der Abstieg in die zweite Bundesliga de facto sicher. Als Tabellensechzehnter mussten die Mainzer die Liga nach drei Jahren verlassen.
Mit Innenverteidiger Manuel Friedrich spielte kurz nach der Weltmeisterschaft 2006 erstmals ein Mainzer Spieler in der deutschen Nationalmannschaft.
Legendäre Spiele
Das in seiner Gesamtchoreografie wohl großartigste Spiel der Mainzer Vereinsgeschichte ist der 2:1-Sieg über den FC Schalke 04 am 20. März 2005. Vier Tage nach den offiziellen Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum trat der Tabellenführer der Bundesliga unter außergewöhnlichen Umständen am Bruchweg an: Schalke-Manager Rudi Assauer hatte am Vorabend im ZDF-Sportstudio den Ablösestreit um Mimoun Azaouagh, der drei Monate zuvor von Mainz zu Schalke gewechselt war, eskalieren lassen. Noch inmitten der Jubiläums-Choreografie der 05-Fans, an der sämtliche Tribünen beteiligt waren, erzielte Fabian Gerber nach 20 Sekunden die Mainzer Führung. Lincoln glich in der 70. Minute per Foulelfmeter aus, ehe Michael Thurk in der 79. Minute der Siegtreffer gelang. Schalke verlor durch diese Niederlage die erst eine Woche zuvor erreichte Tabellenführung.
Eine ähnlich dramatische Vorgeschichte hat der 6:2-Sieg beim VfL Bochum im viertletzten Spiel der Saison 2004/05. Der Bochumer Trainer Peter Neururer hatte diese Partie bereits Wochen vorher zum entscheidenden Spiel im Abstiegskampf erklärt und in den Tagen vor dem Spiel in etlichen Interviews die Chancenlosigkeit der Mainzer betont. Angeführt vom überragenden Antonio da Silva, der zum 4:1 traf, das 2:1 und 3:1 direkt vorbereitete und an den anderen drei Mainzer Toren beteiligt war, holten die 05er im Ruhrstadion die entscheidenden Punkte zum Klassenverbleib. Bochum stieg ab. Pikant: Im Stadionheft zu diesem Spiel veröffentlichten die Bochumer einen Comic, der tatsächlich ein 6:2 vorhersagte - allerdings für die Bochumer.
Wenig spektakulär, aber umso bedeutsamer war der 2:0-Sieg der Mainzer beim langjährigen Rivalen 1. FC Kaiserslautern am 21. September 2005. In der Mainzer Vereinsgeschichte war es nach drei Unentschieden und 20 Niederlagen der erste Pflichtspielsieg auf dem Betzenberg.
Elf der Ära Kriterien
Dimo Wache – Robert Nikolic, Manuel Friedrich, Nikolce Noveski, Marco Rose – Fabian Gerber, Christof Babatz, Antonio da Silva – Michael Thurk, Benjamin Auer, Andrey Voronin. Trainer: Jürgen Klopp.
Ligazugehörigkeit
Bis 1914: diverse regionale Ligen 1914-19: kein Spielbetrieb 1919-23: Kreisliga Rhein / Hessen / Wiesbaden (jeweils erstklassig) 1923-25: Kreisliga Rhein/Nahe (zweitklassig) 1925-33: Bezirksliga Hessen bzw. Rheinhessen-Saar (erstklassig) 1933/34: Gauliga Südwest (erstklassig) 1934-44: diverse unterklassige Ligen 1944/45: kein Spielbetrieb
1945-63: Oberliga Südwest (erstklassig) 1963-74: Regionalliga Südwest (zweitklassig) 1974-76: Zweite Bundesliga Süd (zweitklassig) 1976-78: Amateurliga Südwest (drittklassig) 1978-88: Oberliga Südwest (drittklassig) 1988/89: Zweite Bundesliga (zweitklassig) 1989/90: Oberliga Südwest (drittklassig) 1990-04: Zweite Bundesliga (zweitklassig) 2004-07: Bundesliga (erstklassig) seit 2007: Zweite Bundesliga (zweitklassig)
Mainz 05 im DFB-Pokal
Große Erfolge im DFB-Pokal blieben den 05ern bislang verwehrt. Weiter als ins 1964/65, 1999/00 und 2005/06 erreichte Viertelfinale kam die Mannschaft nie. 1999 und 2006 schieden die 05er jeweils auswärts beim hochfavorisierten FC Bayern München aus, den sie beim zweiten Mal immerhin in die Verlängerung zwangen.
Bei der zweiten Teilnahme unterlagen die Mainzer 1965 zuhause dem 1. FC Nürnberg 0:3, stellten aber immerhin einen bis heute gültigen Zuschauerrekord im Stadion am Bruchweg auf: 24.000 Zuschauer sahen teilweise auf kurzfristig errichteten Zusatztribünen das Spiel gegen die Franken. In den vorherigen Runden hatten sich die 05er gegen den späteren Deutschen Meister Werder Bremen (1:0 in Mainz) und den Titelverteidiger TSV 1860 München (2:2 n.V. in Mainz, 2:1 in München) durchgesetzt. Auf die nächste Teilnahme mussten die Mainzer acht Jahre warten. 1973 unterlagen sie ebenfalls den Nürnbergern 1:4.
Von 1973 an bis zum Aufstieg in die 2. Bundesliga, der für die Mainzer ab 1991 die Teilnahme am DFB-Pokal garantierte, spielten die 05er regelmäßig im Pokal mit, überstanden aber nie die zweite Runde. Die besten Ergebnisse des damaligen Drittligisten waren 1983 ein knappes 0:1 gegen den späteren Deutschen Meister VfB Stuttgart, im Jahr zuvor ein 3:6 n.V. gegen den Bundesligisten FC Schalke 04, gegen den die 05er einen 0:2-Rückstand ausgeglichen und bis in die 106. Minute noch 3:2 geführt hatten, und schließlich die Revanche gegen Schalke, ein 1:0 in der Saison 1986/87.
Seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga scheiden die 05er regelmäßig gegen Amateurvereine aus. Die erste einigermaßen erfolgreiche Pokalsaison seit 1965 begann 1994 mit einem knappen Sieg bei den Amateuren von Werder Bremen. Anschließend setzten sich die 05er beim Bundesligisten MSV Duisburg 2:0 durch und lieferten im Achtelfinale nach 1:0-Führung und 2:5-Rückstand Borussia Mönchengladbach einen heißen Kampf: Christian Hock und „Schorsch“ Müller brachten den Zweitligisten innerhalb von 120 Sekunden auf 4:5 heran. Nach mehreren vergebenen Ausgleichschancen gelang Stefan Effenberg gegen die mit elf Mann stürmenden 05er erst in der Nachspielzeit das 6:4 für den späteren Pokalsieger.
Ähnlich spektakulär wie ihre Vorgänger in den 60ern traten die 05er in der Saison 1999/00 auf. Nach einem Freilos in der ersten Runde und einem 2:1 gegen den VfL Halle 96 in der zweiten Runde schalteten die Mainzer erst den Bundesliga-Dritten Hamburger SV (2:0) und dann in Unterzahl den Champions-League-Teilnehmer Hertha BSC (2:1 n.V.) aus: Kurz nach der Berliner Führung wurde Jürgen Klopp mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen, in der 99. Minute direkt nach seinem Tor zum 2:1 auch der brasilianische Stürmer Marcio Rodrigues. Dennoch brachten neun Mainzer die Führung gegen elf Berliner über die Zeit. Im Viertelfinale hatten die 05er bei Bayern München keine Chance. Immerhin waren die 8000 Mainzer unter den 11.200 Zuschauern, die im Olympiastadion zwei Tage vor Heiligabend bei -15° das Spiel sahen, deutlich in der Überzahl.
Zwei Jahre später gelang den 05ern in der zweiten Runde der bis heute letzte Sieg gegen den Angstgegner SpVgg Greuther Fürth (3:2), ehe sie dem 1. FC Kaiserslautern im Achtelfinale 2:3 unterlagen, dabei in Unterzahl mehrere Möglichkeiten hatten, ein 0:3 auszugleichen.
2005 schafften die 05er es zum dritten Mal ins Viertelfinale. Dabei setzten sie sich jeweils im Elfmeterschießen – jahrelang die große Schwäche der 05er – beim VfL Osnabrück und beim 1. FC Kaiserslautern durch. Dem Sieg in Kaiserslautern folgte ein wochenlanger Streit. Der FCK versuchte, in zwei Instanzen beim DFB die Spielwertung anzufechten, da der Schuss des FCK-Spielers Ferydoon Zandi im Elfmeterschießen, der von der Querlatte hinter die Torlinie gesprungen war, als Tor hätte gewertet werden müssen. Umstritten blieb, ob der Ball dies mit vollem Umfang getan hatte. Der Einspruch wurde zweimal abgewiesen, da es sich laut Urteilsbegründung um eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters handelte. Im Viertelfinale reisten die 05er erneut zu den Bayern. Diesmal gingen sie früh in Führung und mussten erst in der Schlussphase den Ausgleich hinnehmen. In der Verlängerung glichen die Mainzer die Bayern-Führung aus, verloren aber dennoch 2:3.
Ungewöhnlich ist die für die 05-Fans unangenehme Auswärtsserie im Pokal: Nur fünf der 29 Pokalspiele seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga fanden am Bruchweg statt, alle anderen auswärts.
Erfolge
Meisterschaften
Amateurmeister: 1982 Hessenmeister und Teilnehmer an der süddeutschen Meisterschafts-Endrunde: 1920, 1926, 1932, 1933. Südwestmeister und Teilnehmer an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga: 1973 Südwestmeister und Teilnehmer an der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga: 1978, 1988, 1990 Südwestmeister: 1981
Aufstiege
Aufstieg in die Bundesliga: 2004 Aufstieg in die Zweite Bundesliga: 1988, 1990 Aufstieg in die Bezirksliga (damals erstklassig): 1925
Pokal-Wettbewerbe
Erreichen des UEFA-Cups: 2005 Erreichen des DFB-Pokal-Viertelfinales: 1964/65, 1999/00, 2005/06 Südwestpokalsieg: 1962, 1965, 1974, 1979, 1980, 1982 und 1986
Rivalitäten und Freundschaften
Die ersten großen Rivalen der 05er waren die lokalen Konkurrenten. In der Vorkriegszeit gilt das vor allem für den SV Weisenau, aber auch den großen Nachbarn SV Wiesbaden, der in Mainz von 1925 bis 1934 jedes Jahr verlor, zuhause aber auch nur vier Punkte abgab.
Die Rivalität mit Wormatia Worms entwickelte sich aus dem Kopf-an-Kopf-Rennen um die rheinhessische Bezirksligameisterschaft in der Saison 1926/27, das von einem Stellvertreterkampf in den Zeitungen (auf Wormser Seite: Richard Kirn, später hochrangiger Journalist im kicker-Vorgänger „Sportmagazin“) begleitet wurde. Die 05er gewannen den Titel 1926, die Wormser anschließend viermal hintereinander. Eine Anekdote aus dem Frühjahr 1932 verdeutlicht die Schärfe dieser Rivalität: Nachdem die Hessenmeisterschaft 1931/32 wieder nach Mainz gegangen war, die 05er aber im Gegensatz zu den Wormsern in der Süddeutschen Endrunde chancenlos waren, veröffentlichte der Mainzer Anzeiger den Leserbrief zweier Wormatia-Spieler, die herausarbeiten wollten, dass die Mainzer Meisterschaft Zufall sei und die Wormatia wahrer Hessenmeister. Wochen später verpasste die Wormatia die gesamtdeutsche Meisterschaftsendrunde durch eine Niederlage bei den 05ern, die so in den vier Saisonspielen gegen Worms ungeschlagen blieben. „Hessenmeister zu Recht!“ triumphierte darauf der Mainzer Anzeiger. Die Rivalität zur Wormatia setzt sich in den Oberligaspielen der Wormser gegen die zweite Mannschaft der Mainzer fort. Eine eher freundschaftliche Rivalität entwickelte sich in den 80ern zwischen dem Südwestverein Mainz 05 und der hessischen FVgg. Kastel 06. Die jährlichen Vergleichsspiele zwischen dem links- und dem rechtsrheinischen Mainzer Oberligisten, die im Ligaspielbetrieb nicht aufeinandertreffen konnten, zogen regelmäßig viele Zuschauer an.
Zu Zweitligazeiten etablierten sich Rivalitäten mit dem SV Darmstadt 98, Waldhof Mannheim und dem 1. FC Saarbrücken, die aber mangels Berührungspunkten ebenfalls kaum noch wahrgenommen werden. Die aktuellen Rivalitäten zu Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Kaiserslautern sind vergleichsweise jüngeren Datums.
Seit dem 4:6 im DFB-Pokalspiel bei Borussia Mönchengladbach am 25. Oktober 1994 entwickelte sich eine Fanfreundschaft zwischen 05ern und Borussen, die aber schon nach wenigen Jahren brüchig wurde und heute nur noch von wenigen Fans gepflegt wird. Nie besonders verbreitet, dafür umso dauerhafter ist die Freundschaft zur TuS Koblenz, die noch aus gemeinsamen Oberligazeiten stammt.
Vorstand
Vereinspräsident ist seit 1988 Harald Strutz. Seine Vizepräsidenten sind Peter Arens, Jürgen Doetz und Karl-Heinz Elsäßer, die weiteren Vorstandsmitglieder Schatzmeister Friedhelm Andres, Jugendleiter Hubert Friedrich, Bernhard Geitel, Manfred Thöne und Manager Christian Heidel.
Nationalspieler
Der einzige Spieler, der für den FSV in der deutschen A-Nationalmannschaft auflief, ist Manuel Friedrich, der am 16. August 2006 debütierte. Deutsche Ex-Nationalspieler im 05-Trikot waren Kurt Diemer, Karl Scherm, Helmut Schneider, Erich Bäumler und Hanno Balitsch. Franco Foda, der zwei Mal für das DFB-Team spielte, wurde bei den Mainzer Junioren ausgebildet. Aktuelle ausländische Nationalspieler im Kader der Mainzer sind derzeit Félix Borja (Ecuador), Elkin Soto (Kolumbien), Chadli Amri (Algerien), Milorad Pekovi (Montenegro) und Nikolce Noveski (Mazedonien). Vorher spielten bereits die Nationalspieler Spasoje Bulaji (Slowenien), Igoris Morinas (Litauen), Blaise Nkufo (Schweiz), Tamás Bódog (Ungarn), Conor Casey (USA), Andrey Voronin (Ukraine), Cha Du-Ri (Südkorea), Otto Addo (Ghana), Imre Szabics (Ungarn), Mohamed Zidan (Ägypten) und Leon Andreasen (Dänemark) für die 05er. In deutschen Juniorennationalmannschaften spielten zuletzt Mario Vran i (U19) und Roman Neustädter (U20).
Zweite Mannschaft
In der Geschichte des 1. FSV Mainz 05 gab es zwei Zweite Mannschaften.
Die erste dieser beiden Abteilungen stieg 1956 aus der rheinhessischen A-Klasse, Gruppe Nord, in die II. Amateurliga (damals die dritthöchste Spielklasse) auf. Ein Jahr darauf gelang der erneute Aufstieg in die I. Amateurliga. Der Höhenflug hielt nicht lange an – zwei Jahre nach dem zweiten Aufstieg spielte das Team wieder in der A-Klasse, ab 1964 sogar in der B-Klasse, der fünfthöchsten Liga. Einige Jahre später wurde die Mannschaft aufgelöst.
Wieder ins Leben gerufen wurde der 1. FSV Mainz 05 (A) vom späteren Manager Christian Heidel. Die Mannschaft startete 1992 in der untersten Liga. Nach vier Meisterschaften in Folge (die erste ohne Punktverlust) erreichten die Amateure 1997 die Verbandsliga Südwest. Nach dem dritten Platz 1998 stiegen sie 1999 sogar in die Oberliga Südwest auf.
Auch hier gehörten die Mainzer zu den Spitzenmannschaften. Nach dem vierten, siebten und zweiten Platz stiegen sie im vierten Jahr (2003) in die Regionalliga auf, in der sie im ersten Jahr den Ligaverbleib schafften. Durch den Aufstieg der Profimannschaft hatte der 1. FSV Mainz 05 in der Jubiläumssaison 2004/05 erstmals alle Mannschaften von den Profis bis in die unteren Jugendmannschaften in der höchsten möglichen Liga, musste aber am Saisonende den Abstieg der Amateure und der A-Junioren hinnehmen.
Der derzeit von Ex-Profi Peter Neustädter trainierte und in der Saison 2007/08 in die Regionalliga West aufgestiegene 1. FSV Mainz 05 II wurde zudem von 2001 bis 2005 fünf Mal in Folge SWFV-Pokalsieger. In den daraus resultierenden DFB-Pokalspielen erreichte die zweite Mannschaft zwei Mal das Elfmeterschießen (2001 2:4 gegen Borussia Mönchengladbach, 2003 3:4 gegen den Karlsruher SC), kam aber nie in die zweite Runde.
Erfolge
* Südwestmeisterschaft und Aufstieg in die Regionalliga: 2003 * Südwestpokalsieg: 2001, 2002, 2003, 2004 und 2005 * Aufstieg in die Regionalliga West: 2008
Junioren
Die Juniorenabteilung der 05er zählt im Südwesten zu den „großen Drei“ mit dem meist dominierenden 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FC Saarbrücken. Die B-Junioren wurden unter den Trainern Willi Löhr und ab März 2005 Stefan Hofmann 2004 und 2005 Südwestmeister vor dem FCK. Im Viertelfinale der Deutschen Jugendmeisterschaft schieden sie 2004 gegen den späteren Meister VfB Stuttgart (u.a. mit Sami Khedira) durch zwei Niederlagen aus. 2005 erreichten sie gegen Borussia Dortmund (u.a. mit Nuri ^ahin) trotz einer 0:3-Hinspielniederlage im Rückspiel das Elfmeterschießen, unterlagen aber mit 7:8.
Die A-Junioren wurden 1997/98 zum einzigen Mal Südwestmeister. 2003 waren sie Gründungsmitglied der U19-Bundesliga, aus der sie nach zwei Jahren abstiegen. 2006 wurden sie Südwestmeister und stiegen im Playoff gegen den Hessenmeister Kickers Offenbach (5:0, 2:1) wieder in die Bundesliga auf, wo sie der Spitzengruppe angehörten und erst am letzten Spieltag die Qualifikation zur Deutschen U19-Meisterschaft verpassten. Trainer der A-Junioren ist Jürgen Kramny, der nach dem Aufstieg den langjährigen Mainzer Nachwuchstrainer Willi Löhr ablöste.
Die B-Junioren qualifizierten sich 2007 für die neu gegründete U17-Bundesliga.
Die Bundesligaspieler Mimoun Azaouagh, Axel Brummer, Christian Demirtas, Franco Foda, Manuel Friedrich, Fabrizio Hayer und Markus Kreuz, Damir Vran i und Mario Vran i wurden bei den 05-Junioren ausgebildet.
Da der Verein neben dem Hauptspielfeld im Stadion, das von den beiden Seniorenmannschaften beansprucht wird, über keine tauglichen Rasenplätze verfügt und die Stadt Mainz keinen Ausweichplatz zur Verfügung stellen kann, spielen ab 2007 die A-Junioren am Nieder-Olmer Engelborn und die B-Junioren im Alzeyer Wartberg-Stadion
05er-KidsClub
Seit Juni 2006 führt der 1. FSV Mainz 05 das bundesweit einzigartige soziale Projekt „05er-KidsClub – Lernen und Erleben wie die Profis“ durch. Es handelt sich um eine Plattform für Kinder und Jugendliche unabhängig von sozialer Herkunft oder sportlichen Talenten, bei der soziale Werte altersgerecht und erlebnispädagogisch vermittelt werden. Die Schirmherrschaft hat die Kinderbuchautorin Ulla Klopp übernommen.
Stadion
Seit Oktober 1938 trägt der FSV seine Heimspiele im Stadion am Bruchweg aus. Das reine Fußballstadion am Dr.-Martin-Luther-King-Weg (früher Bretzenheimer Bruchweg) nahe der Mainzer Universität hat derzeit nach mehreren Umbauten 20.300 größtenteils überdachte Plätze, darunter ca. 10.400 Sitzplätze. Zum Stadiongelände gehören ein neu angelegter Kunstrasenplatz, ein weiterer Rasenplatz, der seit Jahren in ziemlich schlechtem Zustand ist, ein Rasen-Kleinfeld und ein Hartplatz.
Da der Verein aus wirtschaftlichen Gründen auf ein größeres Stadion angewiesen ist und ein Ausbau des jetzigen Stadions nicht möglich ist, wird derzeit ein Stadionneubau konzipiert, der südlich des Europakreisels rund zwei Kilometer westlich des jetzigen Standorts entstehen wird.[6] Das neue Stadion soll rund 35.000 Zuschauer fassen und ab der Saison 2009/10 die Spielstätte der 05er sein. Auch die Finanzierung der etwa 45 Millionen Euro teuren Arena ist mittlerweile geregelt. Das neue Fußballstadion, soll nach einer Vereinbarung mit Coface Deutschland den Namen „Coface Arena“ tragen.
Vor dem Umzug spielten die 05er 500 Meter südlich des heutigen Stadions auf dem in Eigenarbeit angelegten Sportplatz am Fort Bingen, der 1920 mit einem Freundschaftsspiel gegen Vasas Budapest vor 5.000 Zuschauern eingeweiht wurde. Nach der Erweiterung zur Saison 1926/27 bot die moderne Kampfbahn mit Tribüne und ausgebauten Stehtraversen Platz für mehr als 10.000 Zuschauer. 1937 musste dieses erste vereinseigene Stadion einer Flak-Kaserne weichen, die heute den Haupteingang der Universität bildet. Als Entschädigung für den Verlust der Anlage mit drei Spielfeldern, Tribünen und Umkleidekabinen, in die mehrere hunderttausend Mark investiert worden waren, erhielt der Verein lediglich 3.000 Mark. Die 05er spielten zunächst an der Pariser Straße auf dem Platz des MTV 1817, ab 1938 in der Herbert-Norkus-Kampfbahn, wie das städtische Stadion am Bruchweg im Dritten Reich hieß.
Vor der Errichtung des Sportplatzes am Fort Bingen musste der Verein unterschiedliche Sportplätze nutzen. Zu Hassia-Zeiten spielte man auf freien Flächen der Befestigung am Gautor, große Spiele wurden auf der 1897 errichteten Radrennbahn am nahegelegenen Fichteplatz ausgetragen. 1910 zog der Verein auf den Platz des Mainzer SV 08 an der Hattenbergstraße um. Nach dem Krieg und der Fusion mit den 08ern musste der Klub zunächst auf den ungeeigneten Schützenfestplatz oberhalb des Stadtparks ausweichen, bis die Kampfbahn am Fort Bingen fertiggestellt war.
Handballabteilung
Die Handballabteilung der 05er entstand erst 1926, als unter anderem die Juniorenabteilung des Wartburgverein Mainz geschlossen zum FSV wechselte und sich zwei Herren-, ein Damen- und ein Junioren-Feldhandballteam formierten. Bereits 1927 wurde die Mainzer Herrenmannschaft Bezirks- und Rhein-Saar-Meister. Bis 1930 folgten zwei weitere Bezirksmeisterschaften. Überregional scheiterten die Mainzer regelmäßig am SV Darmstadt 98. Wie die Fußballabteilung brachen auch die Handballer nach dem Verlust des Vereinsgeländes ab 1938 zusammen.
Nach dem Krieg konnten die neuformierten Handballer nicht an die alten Erfolge anknüpfen. Erst 1972 gelang mit der Rheinhessenmeisterschaft der Junioren und dem anschließenden zweiten Platz bei der Südwestmeisterschaft wieder ein Titel.
Die Herrenmannschaft erreichte 1977 die Oberliga, aus der sie 1983 wieder abstieg. Bis 1985 und von 1988 bis 1993 spielte das Team in der Verbandsliga.
Eine Damenmannschaft gibt es erst seit 1978 wieder. Von 1992 bis 1996 traten die 05-Spielerinnen in der Regionalliga an. Die Erweiterung der Regionalliga Südwest um Hessen und Thüringen schmälerte die Wiederaufstiegschancen. Trotz mehrerer Meisterschaften in der Oberliga scheiterte das Team regelmäßig im Aufstiegs-Play-off.
Derzeit spielen die bis Oktober 2006 vom „Magier“ Vlado Stenzel trainierten Damen in der Oberliga Rheinhessen-Pfalz-Saar, die Herren nur noch in der B-Klasse, zuletzt in einer Spielgemeinschaft mit dem Mombacher Turnverein.
Tischtennisabteilung
Die Tischtennisabteilung des 1. FSV Mainz 05 entstand 1949, als acht Jugendliche des Mainzer Rudervereins, für die nach der Währungsreform die Mitgliedsbeiträge zu hoch wurden, zu den 05ern wechselten. Bereits im ersten Jahr nahmen drei Spieler an den Deutschen Einzelmeisterschaften teil.
Der erste Star des 05-Tischtennis war der mehrfache indische Meister Cudhir Kakhar, der sich in den frühen 50ern dem FSV anschloss und den Topspin in Deutschland einführte.
1954 waren die Mainzer Gründungsmitglied der Oberliga Südwest, der sie bis 1972 und erneut von 1976 bis 1978 angehörten. 1956 spielten sie um die Deutsche Meisterschaft mit. 1968 verpasste Mainz 05 als Oberligazweiter hinter der TGS Rödelheim nur knapp die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Tischtennis-Bundesliga.
Mit Dieter Köhler stellten die 05er 1956 den deutschen Jugendmeister im Einzel und Doppel sowie den internationalen Jugendmeister. Bei der Weltmeisterschaft 1959 bezwang Köhler den chinesischen Asienmeister Wang Chuan-Yao. Bis heute ist Köhler der erfolgreichste Tischtennisspieler des 1. FSV Mainz 05. Bis 1965 stellten die 05er jedes Jahr den Verbandsmeister Rheinhessens.
Nach dem Wiederaufstieg 1980 waren die 05er auch Gründungsmitglied der 2. Bundesliga, aus der sie im Zuge der Staffelreduzierung 1988 wieder abstiegen. 1991 spielten die Mainzer nur noch viertklassig. Wayne Estwick, Nationalspieler von Trinidad und Tobago, sollte ein Schlüsselspieler beim Wiederaufstieg werden, kam aber noch vor seinem ersten Einsatz bei einem Raubüberfall auf den Mainzer Tischtennis-Abteilungsleiter ums Leben.
Der bekannteste Mainzer Tischtennisspieler der letzten Jahre ist der Chinese Li Bing, der von 1994 bis 2004 acht Mal bester Einzelspieler der Liga wurde und den Verein wieder in die Regionalliga brachte. Seit seinem Wechsel nach Mainz verpasste er kein einziges Meisterschaftsspiel (Stand: 2005). 2001 brachten die 05er einen weiteren Spitzenspieler heraus. Der damals 15-jährige Patrick Baum wurde in seiner Altersklasse Deutscher und Europameister. Nach der Regionalligameisterschaft 2002 scheiterten die Mainzer in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga.
Die Saison 2005/06 schlossen die Mainzer als Zweitplatzierter der drittklassigen Regionalliga Südwest ab.
Das Bruchwegstadion ist ein Fußballstadion in Mainz. In dem Stadion spielen die Bundesliga- und die Oberligamannschaft des Mainzer Fußballvereins 1. FSV Mainz 05.
Geschichte
Das ursprünglich städtische Bruchwegstadion wurde 1929 am Bretzenheimer Bruchweg (heute Dr.-Martin-Luther-King-Weg und Albert-Schweitzer-Straße) eröffnet. Von der damaligen Bausubstanz, bestehend aus einer 80 Meter breiten unüberdachten Tribüne, einem Hartplatz und einer Aschenbahn, existiert nichts mehr.
Nach dem Verlust des vereinseigenen Stadions Fort Bingen wechselte der mit dem Reichsbahn-SV Mainz zum Reichsbahn-SV 05 fusionierte 1. Mainzer FSV 05 ins 500 Meter nördlich gelegene und zwischenzeitlich zu Herbert-Norkus-Stadion umbenannte Bruchwegstadion. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Stadion zwei Jahre nicht bespielbar. Im Februar 1947 kehrte der wiedergegründete Verein an den Bruchweg zurück.
1951 wurde aus Trümmerschutt, darunter Fragmenten römischer Grabsteine, die in Teilen bis ins 21. Jahrhundert bestehende siebenstufige Stehterrasse errichtet. Das Fassungsvermögen des Stadions stieg dadurch auf 20.000 Plätze. Bei der 1:4-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern am 12. April 1953 war das ausgebaute Stadion erstmals ausverkauft. 1953 bekam das Bruchwegstadion erstmals einen Rasenplatz.
Die nächsten beiden Umbaumaßnahmen waren die Überdachungen der Haupttribüne (1965) und der Gegengeraden (1981).
Beim Freundschaftsspiel gegen Borussia Mönchengladbach im Sommer 1995 wurde die Flutlichtanlage eingeweiht. Wenig später bekam das Stadion erstmals eine elektronische Anzeigetafel.
Anlässlich der großen Aufstiegschancen 1997 wurden anstelle der alten Kurven zwei Stahlrohrtribünen hinter den Toren errichtet. Aus dem gleichen Grund wurden 2002 die Haupttribüne und die Gegengerade abgerissen. Eine moderne Tribüne, die u. a. Mannschaftskabinen und den VIP-Raum beherbergt, sowie eine weitere Stahlrohrtribüne mit Sitz- und Stehplätzen wurden errichtet.
Nach dem Bundesligaaufstieg 2004 wurden neben der Haupttribüne zwei weitere unüberdachte provisorische Zusatztribünen mit jeweils 800 Plätzen erbaut. Darüber hinaus wurden die Stadionecken neben der Gegengeraden mit Lärmschutzwänden geschlossen. Sowohl der Ausbau der kurzen Hintertortribünen im Jahr 1997 als auch die Erweiterung der Haupt- und Gegengerade erfolgt nach Plänen der Fiebiger GmbH Architekten + Ingenieure unter der Leitung des Architekten Folker Fiebiger (Kaiserslautern).
Die größte dokumentierte Zuschauerzahl beträgt 24.000 (DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1.FC Nürnberg am 27. Februar 1965). Für diese Partie wurde eigens eine Zusatztribüne errichtet. Da das Stadion seither nie mehr als 20.300 Zuschauer fasste, ist dieser Rekord derzeit unangreiflich.
Bausubstanz
Das Stadion am Bruchweg setzt sich derzeit aus sechs Tribünen zusammen:
* DBV-Winterthur-Tribüne (Haupttribüne) * Orgentec-Tribüne (Gegengerade) * Lotto-Rheinland-Pfalz-Tribüne (Südtribüne) * DBV-Winterthur-Tribüne (Nordtribüne) * Molitor-Tribünen (in den Ecken neben der Haupttribüne)
DBV-Winterthur-Tribüne
Die DBV-Winterthur-Tribüne ist die einzige feste Tribüne am Bruchweg. Der Rohbau der Betonkonstruktion wurde nach dem Abriss der alten Haupttribüne von 1929 von Mai bis August 2002 nach Plänen der Fiebiger GmbH Architekten + Ingenieure unter der Leitung des Architekten Folker Fiebiger (Kaiserslautern) errichtet und im Herbst des Jahres überdacht. Seitdem werden die Räumlichkeiten in der Tribüne ausgebaut. Der ursprünglich 100 Meter breit geplante, aber aus finanziellen Gründen nur 80 Meter breit konstruierte Bau beherbergt im Erdgeschoss mehrere Mannschaftskabinen, eine Sporthalle sowie den Presseraum und darüber den zweigeschossigen VIP-Raum, Toiletten, Einsatzräume der Polizei und mehrere Logen. Unter dem freitragenden Dach befinden sich 3.500 Sitzschalen.
Seit Mai 2005 trägt die Tribüne den Namen des Mainzer Hauptsponsors DBV Winterthur.
Orgentec-Tribüne
Ebenfalls in der Sommerpause 2002 wurde die alte Gegengerade durch eine moderne überdachte Stahlrohrkonstruktion ersetzt, welche bis zum Rückzug des langjährigen Kooperationspartners des FSV Mainz 05 den Namen "Oddset-Tribüne" trug. Mit Beginn der Saison 2006/2007 hat der rheinland-pfälzische Erstligist das Unternehmen Orgentec diagnostica als Namenspatron für die Tribüne gefunden. Über festen Catering-Räumen und Toilettenanlagen finden auf der ersten Tribüne an der Ostseite des Stadions insgesamt 5.100 Zuschauer Platz. Im oberen Bereich der Tribüne befinden sich 1.800 Sitzschalen, darunter 3.300 Stehplätze. Im rechten Bereich der Orgentec-Tribüne befindet sich der Gästeblock mit 600 Sitzplätzen und 1.300 Stehplätzen.
Lotto-Rheinland-Pfalz-Tribüne
Die Lotto-Rheinland-Pfalz-Tribüne ist zusammen mit der gegenüberliegenden DBV-Winterthur-Nordtribüne der älteste Bereich des derzeitigen Stadions. Die überdachte Stahlrohrkonstruktion wurde in der Sommerpause 1997 anstelle der Südkurve errichtet. Zuvor stand bereits eine provisorische Tribüne wenige Monate lang am gleichen Ort. Die Lotto-Rheinland-Pfalz-Tribüne bietet 6.600 überdachte Stehplätze und beherbergt unter anderem die beiden Hauptfanblöcke der Mainzer. Durch den Stadionausbau im Sommer 2002 steht die Tribüne nicht mehr mittig an der Stirnseite des Spielfelds.
Ab Juli 2008 wird die Tribüne den Namen der rheinland-pfälzischen Lottogesellschaft tragen
DBV-Winterthur Nordtribüne
Die DBV-Winterthur Nordtribüne wurde gleichzeitig mit der gegenüberliegenden Lotto-Rheinland-Pfalz-Tribüne im Sommer 1997 anstelle der Nordkurve errichtet. 3.400 Fans finden auf dieser überdachten Stahlrohrkonstruktion ihre Sitzplätze.
Von Januar 2005 bis August 2007 trug die Tribüne den Namen des Logistikunternehmens DPD und war als DPD-Tribüne bekannt.
Molitor-Tribünen
Die beiden Molitor-Tribünen sind die jüngste Erweiterung des Bruchwegstadion. Die beiden unüberdachten Behelfskonstruktionen wurden nach dem Aufstieg in die Bundesliga 2004 errichtet und zum zweiten (Süd) und dritten (Nord) Heimspiel der Mainzer freigegeben. Jede Tribüne bietet 800 Sitzplätze.
Seit Juli 2005 tragen die Tribünen den Namen der Immobilienfirma Molitor.
Eintrittskartensituation
Auch in der Saison 2008/2009 rechnet der 1. FSV Mainz 05 damit, dass alle 15.500 Dauerkarten verkauft werden. Mitglieder und Dauerkarteninhaber besitzen ein Reservierungsrecht.
Vor der Spielzeit 08/09 wurde ein neuer Nachfragenreord für die Dauerkarten aufgestellt. 23.500 Fans hatten einen Dauerkartenantrag an den Verein gesendet.
Weitere Veranstaltungen
Zusätzlich zu den Spielen des FSV Mainz 05 fanden im Bruchwegstadion mehrere Juniorenländerspiele statt, darunter drei Partien der U21-Europameisterschaft im Sommer 2004. 2003 und 2004 wurden die Ligapokal-Endspiele im Bruchwegstadion ausgetragen. In den 90er Jahren fanden darüber hinaus die Freundschaftsspiele FC Bayern München - AC Mailand und 1. FC Kaiserslautern - Inter Mailand am Bruchweg statt.
Stadionneubau
Um wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben, plant der 1. FSV Mainz 05 ab 2008 ein neues Stadion zu bauen. Die vom Verein favorisierte Lösung, ein Neubau direkt hinter dem jetzigen Stadion, inmitten des Stadtteils Hartenberg-Münchfeld, ist aufgrund der Auflagen zum Lärmschutz der Anwohner finanziell nicht realisierbar. Dies gilt auch für den Ausbau des derzeitigen Stadions hin zu einem circa 35.000 Zuschauer fassenden Fußballstadion.
Deshalb wurde 2007 beschlossen, ein neues Mehrzweckstadion am Europakreisel, rund zwei Kilometer westlich im Stadtteil Gonsenheim, zu bauen. Das Stadion soll Platz für rund 35.000 Zuschauer bieten und ab der Saison 2009/10 das neue Heimstadion der 05er sein. Aufgrund der anhaltenden Probleme bei der Schaffung baulicher Voraussetzungen am Wunschstandort Europakreisel prüfte die Stadt Mainz zwischenzeitlich weitere Baustandorte, so zum Beispiel auf dem ehemaligen Gelände der Heidelberger Cement in Weisenau. Am 19. Februar 2008 wurde nun die endgültige Festlegung für das neue Stadion in der Nähe des Europakreisels gewählt. Der Standort des Stadions wurde dabei um rund 800 m nach Süden verschoben um die notwendige zusammenhängende Fläche zu bekommen. Die Kosten des Stadionbaus werden auf 45 Millionen Euro veranschlagt, dazu kommen noch maximal 15 Millionen Euro für zusätzliche Bau- und Erschließungskosten sowie für den Erwerb der Baufläche
Ein Name für das neue Stadion wurde auch schon gefunden. Es wird „Coface-Arena“ heissen. Das Mainzer Kreditunternehmen Coface erkaufte sich die Namensrechte bis 2015 und wurde gleichzeitig auch Co-Sponsor des Vereins. Das Stadion am Bruchweg wird auf jeden Fall als Spielstätte des 1. FSV Mainz 05 II und der Junioren sowie als Standort der derzeit gegenüber dem Stadion beheimateten Geschäftsstelle bestehen bleiben.
Der Baseball- und Softball-Club Mainz Athletics 1988 e.V. ist ein deutscher Baseball- und Softball-Verein. Gemeinsam mit den Regensburg Legionären bilden die A’s die Spitze der Baseball-Bundesliga Süd. Mit mehreren hundert Mitgliedern zählen die A’s zu den größten Baseballvereinen Deutschlands.
Geschichte
Die Wurzeln des BSC Mainz Athletics liegen in der „German-American League”. 1988 beschlossen die deutschen Spieler der Mainz Rangers, einen eigenen Verein zu gründen, um im Folgejahr in der Landesliga Hessen anzutreten.
Der Mannschaft gelang als BC Mainz/Wiesbaden Athletics der Durchmarsch von der Landesliga über die Verbandsliga Hessen in die 2. Bundesliga Mitte. Es folgte der Anschluss an den Baseballverband Rheinland-Pfalz BVR, dem heutigen Südwestdeutschen Baseball- und Softballverband SWBSV. Als Mainz Athletics nahm man 1991 an der Qualifikation zur 1. Bundesliga Süd erfolgreich teil und gehört seit 1992 ununterbrochen dem Baseball-Oberhaus an. Trotz der seit 1993 unterbrechungslosen Teilnahme an den Playoffs um die Deutsche Meisterschaft konnten die Athletics das Finale erstmals 2007 erreichen.
2007
Die Saison 2007 war der bisherige Höhepunkt in der Geschichte der A's. Dabei sah es kurz vor Ende der Hinrunde alles andere als rosig aus, nach der Heimniederlage gegen den Aufsteiger Haar Disciples am 12. Mai 2007 fand man sich mit einem ausgeglichenen Sieg-Niederlagen-Verhältnis (6:6) nur auf Platz vier der Tabelle wieder und musste, nach 14 Jahren in Folge, sogar um den Einzug in die Playoffs bangen. Der Knoten platze am letzten Rückrundenspieltag in Saarlouis. Die Athletics drehten in den letzten Spielabschnitten einen 12:5-Rückstand noch in einen 13:12-Sieg und gaben in der Folge nur noch drei Spiele verloren - eines gegen die Mannheim Tornados und zwei gegen die Regensburg Legionäre. Regensburg sicherte sich damit die Südmeisterschaft, Mainz katapultierte sich mit dieser Aufholjagd (Sieg-Niederlagen-Verhältnis 13:3) mit 19 Siegen bei 9 Niederlagen auf den zweiten Platz in der 1. Bundesliga Süd.
In der Viertelfinalserie traf man, wie schon in den beiden Jahren zuvor, auf die Bonn Capitals. Nach einem Split in Bonn (4:2, 1:13) deklassierte man den Nord-Dritten auf heimischem Boden mit 21:2 und profitierte im vierten Spiel von der missglückten Taktik des Bonner Trainers Mathias Winterrath, Pitcher für ein mögliches fünftes Spiel zu schonen, um mit einem 13:10-Sieg die Serie am Ende mit 3:1 für sich zu entscheiden und ins Halbfinale einzuziehen.
Mit den Solingen Alligators wartete dort nicht nur der amtierende Meister, der zuvor die Mannheim Tornados ebenfalls mit 3:1 aus dem Rennen warf, sondern auch der Mainzer Ex-Trainer Zeke Mitchem. Doch mit 7:0 im ersten und einem überraschenden 3:2 im zweiten Spiel nahm man dem Titelverteidiger auf heimischem Boden beide Spiele ab, benötigte folglich nur noch einen Sieg in Solingen, um den ersten Finaleinzug der Vereinsgeschichte perfekt zu machen. Die erste Partie am Weyersberg ging zwar mit 13:3 an die Gastgeber, ein 3:0 in Spiel 4 sicherte aber den bis dato größten Erfolg für die Athletics.
Im Finale wartete kein Geringerer als die Regensburg Legionäre, die Heidenheim mit 3:1 Siegen bezwangen, also jene Mannschaft, gegen welche die Mainz Athletics in der regulären Saison kein Spiel gewinnen konnten. Auch in den ersten beiden Finalspielen sollte diese Serie bestand haben, einem klaren 10:0 im ersten Spiel folgte eine 6:5-Niederlage in Spiel 2, wobei die Athletics in dieser Partie eine Führung nicht über die Zeit retten konnten. Regensburg war nur noch einen Sieg vom Titel entfernt und gab sich aufgrund des bisherigen Saisonverlaufs entsprechend siegessicher , zumal noch keine Mannschaft jemals einen solchen Rückstand noch drehen konnte . Und die Athletics zeigten Nerven. Manuel Möller hatte als Starting Pitcher die Legionäre dominiert, doch als er mit einer 9:1-Führung vom Feld ging und das letzte Inning in die Hände seiner Relief Pitcher legte, nahm das Unheil seinen Lauf. Nils Hartkopf fand ebensowenig wie Florian Arnold in sein Spiel, erst Youngster Max Boldt konnte die Walk-Aufholjagd der Regensburger stoppen - da stand es aber bereits 9:9. Schließlich war es Flavio Rinaldi, der Boldt in der Verlängerung zum 10:9-Siegpunkt nach Hause schlug, eine 3:0-Schlappe abwandte und die Athletics weiter im Rennen um die Meisterschaft hielt. Dieses Spiel ging darüber hinaus als erste live im Internet übertragene Bundesliga-Begegnung in die Geschichte des deutschen Baseballs ein , wofür sich stadeo.tv verantwortlich zeigte.
Mit einem nie gefährdeten 3:1-Sieg in Spiel 4 am Folgetag erzwang Mainz die entscheidende Partie am Tag der Deutschen Einheit. Der zum MVP der Finalserie und der Saison gekürte Manuel Möller führte sein über die ganze Partie dominierendes Team schließlich zu einem 6:3-Sieg und holte nach unzähligen Titeln im Nachwuchsbereich den Deutschen Meistertitel in der Baseball-Bundesliga erstmals in der Vereinsgeschichte an den Rhein.
Jugend
Mit der Schülermannschaft, der Jugendmannschaft und dem Juniorenteam standen auch alle Nachwuchsteams in ihren jeweiligen Endrunden um die Deutsche Meisterschaft.
Die Jugend erreichte am 8./9. September 2007 auf dem Turnier in Haar/Baldham den vierten Platz, Schüler (Mannheim) und Junioren (Bonn) belegten am 29./30. September 2007 jeweils den dritten Platz.
Jugendbereich
Die A’s gehören zu den Top-Adressen im deutschen Baseballsport, als Belohnung wurden einige wichtige Veranstaltungen auf der Sandflora ausgetragen: Deutsche Schüler-Meisterschaften, mehrmals das Bundesliga-All-Star-Game sowie 1999 die Europameisterschaft der Junioren.
Im Bereich des SWBSV sind die A’s Jugendteams seit Jahren Meister der jeweiligen Klassen.
Deutsche Meisterschaften der Jugend
Junioren
1996 / 1997 / 2000 / 2001 / 2002
Vize:
1994 / 1998 / 1999 / 2006
Jugend
1996 / 2003
Vize:
1992 / 1998 / 1999
Schüler
1993 / 1994 / 1995 / 1996 / 1999 / 2002
Vize:
2000
Auszeichnungen für Spieler der A's
2004
Best Pitcher der Liga Süd: Manuel Möller MVP: Ryan Balan
2005
Best Pitcher der Liga Süd: Ryan Balan MVP: Ryan Balan
2006
Best Pitcher der Liga Süd: Manuel Möller
Nationalspieler: Manuel Möller, Sascha Lutz, J. Rodriguez
2007
MVP: Manuel Möller Best Pitcher der Finalserie: Keigo Miyagi MVP der Finalserie: Manuel Möller
Nationalspieler EM 2007: Sascha Lutz, Manuel Möller (u.a. No-Hitter gegen Österreich /nur Walk gegen Leadoff) Nationalspieler WM 2007: Sascha Lutz, Nils Hartkopf
Erfolge
Deutscher Meister 2007
DBV-Pokal-Sieger 1993
Ebenso wie die Softball-Mannschaft gewannen die A’s mehrfach den Pokal des Südwestverbandes. Hinzu kommen etliche Deutsche Meisterschaften der Nachwuchsmannschaften.
Retired Numbers
18 Toni Ciminiera Italy 26 Marc Wiedmaier Germany 66 Stephan Kaus Germany
Coachesearbeiten
Headcoach: Cae Santos USA Manager: Janusz Radicke Germany
Weitere Mannschaften
Neben der Bundesligamannschaft stellen die A’s zwei Baseballteams in der Regional- und der Verbandsliga. Die Damen-Softballteams spielen in der Verbands- und der Landesliga. Darüber hinaus unterhält der Verein zwei Freizeitteams, die AAA’s (Fastpitch-Softball) und das Fan Team (Slowpitch-Softball) in der Rhein-Main-Liga sowie mit Junioren, Jugend und Schülern Teams in allen Nachwuchswettbewerben des Südwestdeutschen Baseball- und Softballverbandes (SWBSV)
Ballpark
Die Heimspiele der Mainz Athletics werden an der Sandflora im Grenzgebiet der Mainzer Stadtteile Mombach und Gonsenheim ausgetragen. Der Platz war zuvor Teil einer US-amerikanischen Militäreinrichtung. An der Sandflora besitzen die A’s einen Baseball- und einen Softballplatz. Da die Plätze sich überlappen, können nicht beide gleichzeitig bespielt werden.
Da der Platz an der Sandflora in Kürze aufgegeben werden muss, plant der Verein, ab 2007 am Hartmühlenweg (rund 500 Meter östlich der derzeitigen Anlage) einen neuen Ballpark zu errichten.
An der Sandflora wurde bereits mehrfach das All-Star-Game der Baseball-Bundesliga ausgetragen, ebenso ein Europapokal-Turnier und 1999 die Junioren-Europameisterschaft und 2002 das erste All-Star-Game im Softball.
Der Rugby-Club Mainz ist ein Rugby-Verein aus Mainz.
Geschichte
1997 wurde eine Rugby-Abteilung beim 1. FC Vorwärts Orient Mainz unter Trainer Gérard Scappini gegründet. 1999 entstand aus dieser Abteilung der Rugby-Club Mainz. Zunächst nahm er mit einer Herrenmannschaft am Spielbetrieb in den Regionalligen Rheinland-Pfalz bzw. Hessen teil. Im Sommer 2002 gelang mit dem Aufstieg in die zweite Rugby-Bundesliga Süd der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Der Verein stieg am Ende der Saison wieder ab. Seit 2002 gibt es auch eine Jugendmannschaft und 2003 wurde eine Damenmannschaft gegründet.
Am Ende der Saison 2006/2007 erreichte die Herrenmannschaft in der Rheinland-Pfalz Liga mit acht Siegen in acht Spielen die Meisterschaft. Sie blieb auch in der Hessenliga, wo sie außer Konkurrenz mitspielte, ungeschlagen. Beim Aufstiegsturnier gelang der Aufstieg in die zweite Rugby Bundesliga Süd.
Am Samstag, 14. Juni 2008 feierte die Jugendmannschaft des RCMainz ihren 1. Sieg in Bad Soden. Das Spiel endete 40-45.
Der USC Mainz (Universitäts-Sportclub Mainz) ist ein deutscher Sportverein mit Sitz in Mainz. Er wurde am 9. September 1959 von Berno Wischmann vorrangig für die Studenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gegründet. Er gilt als einer der leistungsfähigsten Leichtathletiksportclubs Deutschlands, und Sportler des USCs finden sich regelmäßig auf den vorderen Plätzen bei internationalen Wettbewerben.
Bekannte Mitglieder
Speerwurf:
Hermann Salomon, Ameli Koloska
Laufen:
Dieter Bogatzki, Michael Karst, Gert Metz, Ingo Röper, Manfred Steinbach, Annegret Kroniger, Florence Ekpo-Umoh, Marion Wagner
Zehnkampf:
Jörg Mattheis, Hans-Joachim Walde, Siegfried Wentz, Christian Schenk, Guido Kratschmer