Das Landesmuseum Mainz ist eines der ältesten Museen in Deutschland. Eine seiner Vorgängerinstitutionen, die Städtische Gemäldesammlung, wurde bereits 1803 von Jean-Antoine Chaptal auf Veranlassung Napoléon Bonapartes durch eine Schenkung von 36 Gemälden gegründet. Das Museum, welches sich heute im ehemaligen kurfürstlichen Marstall befindet, gehört zusammen mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum und dem Gutenbergmuseum zu den bedeutenden Museen in Mainz. Seine kunst- und kulturgeschichtliche Sammlung erstreckt sich von der Vorgeschichte über die römische Zeit, dem Mittelalter und Barock bis hin zur Jugendstilzeit und der Kunst des 20. Jahrhunderts.
Geschichte
1803 schenkte Napoléon der „bonne ville de l’Empire“ und Hauptstadt des Départements Donnersberg Mayence 36 Gemälde zur Gründung einer Gemäldegalerie. Diese Gemäldesammlung wurde zusammen mit der Sammlung römischer Funde, vor allem Steindenkmäler, in einer so genannten Antiquitätenhalle ausgestellt. Im gesamten 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert wurde die Gemäldesammlung fortlaufend erweitert. Dies geschah z. B. durch die Zusammenlegung der Gemäldegalerie mit dem städtischen Kupferstichkabinett oder der 1903 erfolgten Schenkung von ca. 13.000 Graphiken durch den Mainzer Justizrat Adolf Laské. Die Sammlung der vor allem römischen Funde wurde im Altertumsmuseum zusammengefasst und ebenfalls ausgebaut. Die bedeutende Sammlung der römischen Steindenkmäler erfuhr durch die intensiven Baumaßnahmen in dieser Zeit großen Zuwachs: z. B. durch das Original des Dativius-Victor-Bogens oder die Große Mainzer Jupitersäule.
1937 erfolgte der Umzug des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie in den ehemaligen kurfürstlichen Marstall. Das wegen der überlebensgroßen goldenen Pferdefigur auf dem Dach im Volksmund als „Golden-Ross-Kaserne“ bezeichnete Gebäude steht an der Großen Bleiche und damit in direkter Nachbarschaft zum Römisch-Germanischen Zentralmuseum im Kurfürstlichen Schloss. Trotz Zerstörung des Gebäudes bei Fliegerangriffen überstanden die Sammlungsbestände fast unbeschadet den Zweiten Weltkrieg. 1962 konnte nach umfangreichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen die Wiedereröffnung am alten Standort gefeiert werden. 1967 übernahm das Land Rheinland-Pfalz die Finanzierung und es kam zu einem Zusammenschluss von Altertumsmuseum und Gemäldegalerie zum „Mittelrheinischen Landesmuseum Mainz“.
1978 wurde der Museumskomplex mit dem Wiederaufbau des Seitenflügels und der Errichtung eines Ausstellungspavillons im Innenhof des Marstalls erweitert. 1986 wurde im Zuge neuer kulturpolitischer Schwerpunktbildungen des Landes eine Umbenennung in „Landesmuseum Mainz“ vorgenommen. 2006 begannen am Landesmuseum Mainz umfangreiche Umbauarbeiten, die zu einer mehrmonatigen Schließung führten. Seit Mai 2007 sind erste Teile der Sammlungen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden, einige Abteilungen und Sammlungen sind noch bis 2010 geschlossen.
Die Sammlung
Das Landesmuseum Mainz weist einen thematisch breit gefächerten Sammlungsbestand auf. Die Kunstsammlung ist die größte und bedeutendste in Rheinland-Pfalz. Mit über 2000 Einzelexemplaren zählt die Sammlung römischer Steindenkmäler zu den größten nördlich der Alpen und weist zudem Exponate mit hohem Bekanntheitsgrad wie z. B. die Große Mainzer Jupitersäule auf. Die Graphische Sammlung ist mit einem Bestand von über 45.000 Aquarellen, Zeichnungen und Druckgraphiken sowie mittelalterlicher Miniaturen des 14. bis 16. Jahrhunderts und Ansichten von Mainz die größte und bedeutendste in Rheinland-Pfalz.
Erwähnenswert sind außerdem noch die Sammlungen von Jugendstilglas sowie die von Höchster Porzellan aus der ehemaligen kurfürstlichen Porzellanmanufaktur und die in die Abteilung 20. Jahrhundert integrierte größte Sammlung von Werken Antoni Tàpies in Deutschland.
Vorgeschichtliche und Römische Abteilung
Diese Abteilung der Sammlung des Landesmuseums umfasst Exponate aus der Zeit von ca. 300.000 bis um Christi Geburt, welche im Raum Mainz gefunden wurden. Bei den älter datierten Sammlungsstücken ist die „Venus vom Linsenberg“, eine Frauenstatuette aus der Altsteinzeit (datiert ca. 23.000 v. Chr.) erwähnenswert. Eine weitere, ähnliche Figur ist nur fragmentarisch erhalten: Diese beiden Skulpturen können als die ältesten im Mainzer Raum erhaltenen Kunstwerke angesehen werden. Auch der ausgestellte Depotfund von fünf Prunkbeilen aus Mainz-Gonsenheim hat eine überregionale Bedeutung. Es handelt sich um polierte flache Jadeitbeile aus der späten Jungsteinzeit (2800 v. Chr. bis 2200 v. Chr.), die aus den Seealpen nach Mainz importiert wurden.
Aus jüngerer Zeit, nämlich dem 2. Jahrhundert v. Chr., datiert der so genannte „Glashund von Wallertheim“. Die nur 2,1 cm lange und 1,6 cm hohe Figur aus blauem, mit weißen und gelben Glasfäden verziertem Glas fand sich in einem keltischen Doppelgrab in der rheinhessischen Gemeinde Wallertheim. Ebenfalls aus keltischer Zeit sind die Beigaben des „Fürsten- oder Wagengrabes aus Armsheim“.
In dieser Abteilung sind weiterhin römische Funde aus Glas, Keramik und Bronze, Kunst- und Alltagsgegenstände und Wandmalereien zu sehen. Eine umfangreiche römische Glassammlung, die eine der bedeutendsten nördlich der Alpen ist, gehört zum besonderen Bestand dieses Hauses.
Römische Abteilung (Steindenkmäler)
Die Sammlung der römischen Steindenkmäler umfasst über 2000 einzelne Stücke. Davon sind ca. 1050 vollständig oder fast vollständig erhalten.[2] Die in der Sammlung enthaltenen Denkmäler umfassen (vorwiegend) militärische und zivile Grabsteine, Altäre und Weihungen, Legionsinschriften, Viergöttersteine, Reliefs, Sarkophage, Plastiken, Kaiserinschriften, Architekturteile und Meilensteine. Die Sammlung wird in der so genannten „Steinhalle“, der ehemaligen Reithalle des Marstalls präsentiert.
Die ältesten Stücke der heutigen Sammlung wurden bereits im 18. Jahrhundert von Pater Joseph Fuchs in seinem bedeutenden Werk „Alte Geschichte von Mainz“ beschrieben und als Kupferstiche abgebildet. Nach Fuchs’ richtungsweisender Arbeit rückte die Erweiterung, Untersuchung und publizistische Auswertung der Sammlung in den Vordergrund. Friedrich Lehne erweiterte Anfang des 19. Jahrhunderts die Sammlung durch Grabungen im ehemaligen römischen Militärfriedhof im Zahlbachtal, nachhaltig unterstützt durch den damaligen französischen Präfekten Jeanbon St. André. Goethe besuchte 1815 eigens Mainz, „um die Altertumssammlung und eine Anzahl schätzbarer Gemälde“ anzuschauen. Goethe wies später in einem eigenen Aufsatz und mehreren Briefen auf die Bedeutung der Mainzer Sammlung hin.
Zu den besonders hervorzuhebenden Ausstellungsstücken gehören:
Kopf einer Göttin (auch: „Kopf der Rosmerta“)
1844 wurden im heutigen Mainzer Vorort Finthen die Überreste eines dem Merkur geweihten Heiligtums entdeckt. Neben mehreren ihm geweihten Altären fand sich dort auch der lebensgroße Kopf einer Göttin aus Bronze (Inv. Nr. R 631), der als Bildnis der keltischen Göttin Rosmerta angesprochen wird. Diese wurde häufig in Kultgemeinschaft mit dem römischen Gott Merkur bzw. seinem keltischen Pedant verehrt. Die qualitativ hochwertig gearbeitete Bronze zeigt deutliche Einflüsse römischen Stils, wurde aber wahrscheinlich vor Ort in Mainz hergestellt.
Kopf eines Angehörigen des Julisch-Claudischen Kaiserhauses (auch: „Mainzer Marmorkopf“) [Bearbeiten]
Gefunden wurde der lebensgroße Marmorkopf eines jungen Mannes am 12. Mai 1961 bei Ausschachtungsarbeiten in der Josefstraße in der Mainzer Neustadt. Von Experten wurde der Kopf sehr schnell als „Jugendlicher Augustus“ angesprochen. Neuere Deutungen gehen allerdings von dem Portrait eines frühkaiserzeitlichen Prinzen des julisch-claudischen Kaiserhaus, des Gaius Caesar aus. Die hohe Qualität der Arbeit sowie die Tatsache, dass es sich um einen Marmorkopf handelt lassen darauf schließen, dass es sich um eine Arbeit aus den kaiserlichen Werkstätten in Rom handelt.[3] Aufgrund der unklaren Fundumstände – ein eher zufälliger Baggerfund ohne weiteren Fundkontext – wurde der Kopf von einigen Wissenschaftlern als neuzeitliches Werk des 19. Jahrhunderts oder sogar als Fälschung bezeichnet. Mehrere Untersuchungen, zuletzt durch Petrikovits, sowie Materialanalysen konnten diesen Verdacht allerdings schlüssig entkräften. Die Qualität des Marmorkopfes und sein Fund an dieser Stelle stehen sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der in der Nähe gefundenen Großen Mainzer Jupitersäule und dem Dimesser Ort, einem der Siedlungskerne des antiken Mogontiacum.
Große Mainzer Jupitersäule
Die Große Mainzer Jupitersäule (Inv. Nr. S 137) ist ein in der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. in Mogontiacum errichtetes Denkmal zu Ehren des römischen Gottes Jupiter. Sie gilt als die größte und aufwändigste Jupitersäule im deutschsprachigen Raum und war Vorbild für nachfolgende, vor allem im 2. und 3. Jahrhundert errichtete Jupiter- und Jupitergigantensäulen. Sie wurde in der Spätzeit des römischen Reiches zerstört und 1904/1905 entdeckt und ausgegraben.
Dativius-Victor-Bogen
Die baulichen Überreste des Dativius-Victor-Bogens (Inv. Nr. S 685) wurden zwischen 1898 und 1911 bei Abbrucharbeiten der römisch-mittelalterlichen Stadtmauer im Bereich des Gautores gefunden. Der Dativius-Victor-Bogen in Mainz gehört zu den eindrucksvollsten Monumenten der römischen Epoche nördlich der Alpen. Das Bauwerk stammt vermutlich aus der Mitte des 3. Jahrhunderts und überspannte einst den Mitteldurchgang einer Säulenhalle eines öffentlichen Gebäudes in Mogontiacum. Vollständig erhalten ist die Stifterinschrift, wonach die Söhne des verstorbenen decurios (Ratsherrn) Dativius Victor den Bogen und eine Portikus (Säulenhalle) in dessen Vermächtnis, zu Ehren des Kaiserhauses und des Gottes Jupiter errichten ließen.
Eine Nachbildung des Bogens wurde bereits 1962 anlässlich der Mainzer 2000-Jahr-Feier auf dem Ernst-Ludwig-Platz in der Nähe des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums aufgestellt.
Grabstein des Blussus
Der „Grabstein des Blussus“ (Inv. Nr. S 146) wurde bereits 1848 im heutigen Mainz-Weisenau gefunden. Der Grabstein, der zu den interessantesten kulturgeschichtlichen Zeugnissen der frühen römischen Geschichte von Mainz gehört, zeigt den keltischen nauta (Schiffer oder Schiffsbesitzer) Blussus, seine jüngere Frau Menimane und seinen Sohn Primus. Er entstand um die Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. und gilt als deutlicher Beleg für die schnelle Romanisierung der keltischen Bevölkerung des vorrömischen Vicus in Weisenau. Der auf beiden Seiten reich skulpierte Grabstein zeigt die drei genannten Personen sehr detailliert in teils keltischer, teils römischer Tracht. Vorder- und Rückseite tragen fast gleichlautende Inschriften, die den Dargestellten als „Blussus, des Atusirius Sohn, Schiffer, 75 Jahre alt …“ ausweisen; die Inschrift der Vorderseite ist allerdings nur zu einem Teil erhalten.
Prinz Johann Georg-Sammlung
Namensgeber dieser Sammlung ist Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen und Bruder Friedrich Augusts, des letzten regierenden Königs von Sachsen. Johann Georg bereiste zu Beginn des 20. Jahrhundert mehrfach den Vorderen Orient und erwarb dort zahlreiche Gegenstände: Die Sammlung umfasst schwerpunktmäßig mittelalterliche Ikonen, Aegyptiaca sowie byzantinische und koptische Kunst. Das Land Rheinland-Pfalz erwarb die Sammlung 1949/50 und überließ sie dem Kunstgeschichtlichen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 1981 befindet sich die Sammlung als Dauerleihgabe im Landesmuseum Mainz.
Mittelalter-Abteilung
Die Mittelalter-Abteilung umfasst den Zeitraum von 500 bis 1500 und weist einen frühmittelalterlichen (5. bis 10. Jahrhundert) und einen hoch- und spätmittelalterlichen Teil (10. bis 16. Jahrhundert) auf. Somit fällt die zeitliche Einordnung eines Großteils der dort gezeigten Exponate in die Glanzzeit des mittelalterlichen Mainz. Ausstellungsstücke der Abteilung sind im frühmittelalterlichen Bereich Einzelfunde aus archäologischen Ausgrabungen sowie im Hoch- und Spätmittelalter vor allem Kunstwerke aus Mainz und seiner näheren Umgebung. Dazu zählen Bauplastiken von nicht mehr existierenden Mainzer Gebäuden wie z. B. der bedeutende „Mainzer Kurfürstenzyklus“ vom Kaufhaus am Brand aus dem frühen 14. Jahrhundert oder der gerettete gotische Figurenschmuck des Portals der bei der Beschießung von Mainz durch die Preußen 1793 stark beschädigten und durch die französischen Revolutionstruppen 1803 bis 1807 abgerissenen Liebfrauenkirche. Auch Tafelgemälde vor allem aus der Zeit des Hochmittelalters sind hier zu sehen.
Zu den besonders hervorzuhebenden Ausstellungsstücken gehören:
Byzantinischer Spangenhelm aus dem Fürstengrab von Planig
Aus einem 1939 bei Planig in der Nähe von Bad Kreuznach gefundenen fränkischen Grab stammt der ausgestellte Spangenhelm byzantinischen Typs (Inv. Nr. 39/9). Aufgrund der reichen Ausstattung des Grabes wird es als Fürstengrab angesprochen; neben dem Helm fand man noch eine reichhaltige Waffenausstattung mit Schild, Lanze, Streitaxt, Wurfspeer und einem kostbar verzierten Schwert. Der reich ornamentierte und gut erhaltene Helm mit Goldverzierung dokumentierte als Würdezeichen den hohen Rang des Trägers.
Große Adlerfibel
Die so genannte Große Adlerfibel (Inv. Nr. 0/1518) stammt aus einem 1880 in Mainz bei Kanalarbeiten entdeckten Schatzfund, der aus 27 Einzelstücken bestand und auch unter dem Namen „Schmuck der Kaiserinnen“ bekannt ist. Der größte Teil des Fundes gelangte über Kaisers Wilhelm II. in das Kunstgewerbemuseum in Berlin.
Die Vogelfibel wird um 980–1000 datiert und stammt somit aus ottonischer Zeit. Stilistische Ähnlichkeiten bestehen zur deutschen Kaiserkrone. Wegen der verwendeten Materialien (Gold, Email und Edelsteine) sowie der Formen und Motive kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass es sich hier um den Staatsschmuck einer Kaiserin handelt. Wurde die Fibel früher der deutschen Kaiserin Gisela zugeschrieben, geht die moderne Forschung mittlerweile eher von Agnes von Poitou als Besitzerin aus. Ausgestellt wird die Große Adlerfibel zusammen mit kleineren Goldschmuckexponaten aus dem Schatzfund, die ebenfalls in Mainz verblieben.
Elfenbeinmadonna
Die aus einem vollständigen Elfenbeinzahn geschnitzte thronende Madonna mit Christuskind (Inv. Nr. 0/1517) entstand ebenfalls um das Jahr 1000. Die Figur ist fast vollplastisch als Hochrelief aus dem Zahn herausgeschnitzt und lässt sich stilistisch mit den Großplastiken ottonischer und frühsalischer Zeit vergleichen, wobei byzantinische Einflüsse deutlich erkennbar sind. Wahrscheinlich diente die Figur als Frontverkleidung (Antependium) eines Altares oder schmückte einen Buchdeckel eines liturgischen Werkes.
Mainzer Kurfürstenzyklus
Es handelt sich um Reliefzinnen vom ehemaligen Kaufhaus am Brand. Diese zeigen den Schutzpatron von Mainz, St. Martin zu Pferd, den römischen König Ludwig der Bayer und die sieben Kurfürsten (die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, den König von Böhmen, den Pfalzgrafen bei Rhein, den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg). Die Sandsteinreliefs gehören zum ältesten Bestand des Landesmuseums Mainz. Nachdem das frühgotische Kaufhaus am Brand bei der Belagerung von Mainz (1793) stark beschädigt wurde, wurden die Ruinen zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissen, wobei die Reliefbilder vor der Zerstörung bewahrt wurden. Bemerkenswert ist neben dem guten Erhaltungszustand die detailgenaue zeitgenössische Darstellung von Rüstung und Bewaffnung der Personen.
Gemäldezyklus „Mainzer Marienleben“
Der neunteiligen Bilderzyklus „Mainzer Marienleben“ gehört zu den Werken des Landesmuseums mit großer internationaler Bedeutung. Der Zyklus wird dem so genannten „Hausbuchmeister“ zugeschrieben und ist um das Jahr 1500 entstanden.
Der neunteilige Bilderzyklus zeigt Darstellungen aus dem Leben der Gottesmutter Maria. Da einige wichtige Abschnitte (wie z. B. Geburt, Himmelfahrt oder Krönung) fehlen geht man davon aus, dass der Zyklus nicht vollständig erhalten ist. Die Gemälde stehen in der Formensprache der Zeit um 1500 und zeigen modische Kleidungsstücke und Gebrauchsgeräte dieser Zeit.
Darstellungen der Heiligen Andreas und Columba
Das Tafelgemälde mit den Darstellungen der Heiligen Andreas und Columba datiert ebenfalls in die Zeit des Hochmittelalters. Es handelt sich um den rechten Seitenflügel eines Triptychons; der linke Seitenflügel befindet sich heute in der National Gallery in London. Die Tafel wird dem Kölner „Meister des Bartholomäus-Altars“ zugeschrieben und gilt als Vertreter der Hochblüte des spätmittelalterlichen Kunstschaffens am Übergang zur Renaissance.
Renaissance-Abteilung und Niederländische Malerei
Mittelpunkt der Renaissance-Abteilung bilden die für den damaligen Kunststil als typisch anzusehenden Gemälde „Madonna mit Christuskind“ von Lorenzo di Credi und „Elternpaar der Menschheit“ (auch bekannt als „Adam und Eva“), eine vermutlich von Hans Baldung Grien ausgeführte Kopie des berühmten Werkes von Albrecht Dürer, welches sich heute im Prado in Madrid befindet.
Beide Werke gehören zur „Französischen Schenkung“: Sie waren von Kunstkommissaren der französischen Revolutionsarmee an verschiedenen Orten beschlagnahmt und nach Paris gebracht worden; zusammen mit 34 weiteren Bildern wurden sie aufgrund eines Dekrets des Innenministers Chaptal 1803 nach Mainz überwiesen und gehören somit zum Grundstock der heutigen Gemäldesammlung des Mainzer Landesmuseums.
Die Sammlung Niederländischer Malerei im Landesmuseum Mainz besteht aus Gemälden verschiedener Malerei-Schulen der Niederlande und Flandern.
Beispiele besonders nennenswerter Gemälde der Sammlung sind ein Peter Binoit (*?, †1632) zugeschriebenes Gemälde „Blumenstück“ (Inv. Nr. 83). Das um 1620 wahrscheinlich in Hanau – einer 1597 vom Grafen von Münzenberg-Hanau gegründeten Siedlung für Glaubensflüchtlinge aus den südlichen Niederlanden und der Wallonie – entstandene Bild bedient sich des zu damaliger Zeit beliebten Sujets der Malerei von Blumensträußen aus nicht gleichzeitig blühenden Blumen, welches neben der korrekten Wiedergabe botanischer und zoologischer Details auch eine ausgeklügelte künstlerische Symbolsprache – in toto für die Vergänglichkeit des Lebens – bot. Paul de Vos (*um 1591, †1678) großformatiges Bild „Allegorie der ehelichen Treue“ (Inv. Nr. 73) entstand um 1650. Auch dieses Gemälde gehörte zu der 1803 von den Franzosen nach Mainz geschickten Bildersammlung. Es trug damals den Titel „Frau im Geflügelhof“; da dem Bild aber eine deutliche Bildsymbolik vor allem bei der Wahl der Tiere und deren moralischen Bedeutung(en) innewohnt, wurde es in der Mainzer Gemäldesammlung neu betitelt. Ein um 1640 entstandenes „Stillleben“ (Inv. Nr. 598) von Willem Claesz. Heda (*1593/94?, †1680/82) vertritt ebenfalls diese Stilrichtung. Heda gilt als einer der wichtigsten Vertreter der holländischen Stilllebenmalerei. Auch dieses Bild bedient sich einer tiefgehenden Symbolsprache, wie sie zur Zeit des Barock beliebt war.
Französische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts
Philippe de Champaigne, (1602–1674), Landschaft mit der Heiligen Pélagie, die sich in die Einsamkeit zurückzieht, Jacques-François Amand, (1730–1769), Samson und Delila . Jean Bardin, (1732–1809), Tullia fährt über die Leiche ihres Vaters .
Gemäldesammlung 19. und 20. Jahrhundert
Die Gemäldesammlung des 19. Jahrhunderts entstand hauptsächlich durch das Wirken des bereits 1823 in Mainz gegründeten „Vereins für Literatur und Kunst“. Der Verein erwarb von 1831 bis 1885 zahlreiche Bilder, die der Städtischen Gemäldegalerie übereignet wurden. Man berücksichtigte hauptsächlich regionale Maler, so z. B. die Brüder Johann Caspar und Georg Schneider mit ihren idealen Rheinlandschaften, Stadtansichten von Mainz und Porträts. In der Sammlung des 19. Jahrhunderts finden sich auch Werke von Mainzer Malern. Gezeigt werden Werke von Philipp Veit, der im Alter ehrenamtlicher Direktor der Mainzer Gemäldegalerie wurde und ihr auch seinen künstlerischen Nachlass vermachte. Benjamin Orth, von dem eine Reihe von Porträts gezeigt wird, gilt als der führende Bildnismaler des Mainzer Bürgertums zwischen Biedermeier und Gründerzeit. Zuletzt weist die Sammlung auch Werke seines Zeitgenossen, des Historienmalers Wilhelm Lindenschmit der Ältere auf.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts stifteten und vermachten häufig wohlhabende Mainzer Bürger Gemälde oder Gemäldesammlungen der damaligen Städtischen Gemäldegalerie. Dadurch wurde die zuerst regionale Ausprägung der Sammlung aufgehoben, und auch Arbeiten der „Düsseldorfer Schule“ und der „Münchner Schule“ kamen zur Sammlung hinzu.
Die Gemäldegalerie des 20. Jahrhunderts weist sowohl Werke regionaler wie auch international bekannter Maler auf. Eine umfangreiche Gemäldesammlung gibt es von dem Pfälzer Maler Max Slevogt, einem der bekannten Vertreter des deutschen Impressionismus. Der größte Teil seines Nachlasses wird in der zum Landesmuseum Mainz gehörenden Slevogt-Galerie in Schloss „Villa Ludwigshöhe“ bei Edenkoben gezeigt. Die auch aus der Pfalz stammenden Maler Friedrich Ferdinand Koch und Heinrich von Zügel sind ebenfalls mit eigenen Werken vertreten. Die Werke des in Speyer geborenen und in Paris von Henri Matisse beeinflussten Malers Hans Purrman bilden einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung.
Zu den ausgestellten Werken international bekannter Künstler gehören Werke von Max Liebermann und Lovis Corinth. Corinths 1907 gemaltes Werk „Gefangennahme Simsons“ kam 1920 durch Schenkung in die Sammlung. Pablo Picassos Werk „Frauenkopf“ aus der Anfangsphase des Kubismus gehörte neben anderen Werken französischer Künstler zu einer Schenkung der französischen Regierung zu Beginn der 50er Jahre. Schwerpunkt der Sammlung der Gemälde des 20. Jahrhunderts bilden die „Material-Bilder“ des spanischen Malers Antoni Tàpies. Diese befinden sich als Dauerleihgaben aus Privatbesitz im Museum.
Graphische Sammlung
Die Graphische Sammlung besteht aus ca. 45.000 Blättern und ist die umfangreichste in Rheinland-Pfalz. Sie setzt sich zusammen aus Aquarellen, Handzeichnungen, Druckgraphiken, Künstlerautographen und alten Fotografien. Die Sammlungsstücke stammen aus einem Zeitraum, der fünf Jahrhunderte umschließt, und beginnt mit dem 15. Jahrhundert. Schwerpunkt der Sammlung ist der Zeitraum der deutschen Romantik im 19. Jahrhundert.
Der Grundstock für die Graphische Sammlung in ihrer heutigen Form wurde 1895 gelegt. In diesem Jahr wurden entsprechenden Einzelsammlungen der Stadtbibliothek und der Gemäldegalerie zu einem Kupferstichkabinett im Kurfürstlichen Schloss vereint. Die Graphische Sammlung wurde immer wieder mit Schenkungen bedacht, so z. B. durch das Vermächtnis des Mainzer Oberbürgermeisters Dr. Konrad Alexis Dumont 1885, dessen Sammlung den Grundstock der Abteilung der Druckgraphiken bilden sollte. Die ca. 13.400 Blätter umfassende Sammlung des Mainzer Justizrates Adolf Laské von 1903 war ebenfalls ein Vermächtnis an das Museum. Sie bedeutete eine Erweiterung der druckgraphischen Sammlung um Exponate des 16. bis späten 19. Jahrhunderts.
Erst nach 1900 wurde die Sammlung professionell betreut und es fand eine systematische Ankaufspolitik statt. Es folgte der Ankauf von Blättern bedeutender zeitgenössischer deutscher Graphiker wie Max Klinger, Käthe Kollwitz und Max Liebermann. In den 20er und frühen 30er Jahren wurde die Sammlung um bedeutende Druckgraphiken des deutschen Expressionismus erweitert. Diese Werke fielen allerdings 1937 der Aktion „Entartete Kunst“ des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer. Während des 2. Weltkrieges wurde die Graphische Sammlung nach Thüringen ausgelagert. In dieser Zeit gingen wichtige Werke wie z. B. Graphiken von Albrecht Dürer verloren.
1950 schenkte der französische Hohe Kommissar André François-Poncet dem Museum Blätter von Edgar Degas, Paul Signac, Alfred Sisley und Pablo Picasso, um der Arbeit des Museum in der Nachkriegszeit neue Impulse zu verleihen. Die folgenden Jahre waren allerdings von Stagnation und nur wenigen Zukäufen geprägt. Erst ab Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden wieder geeignete Rahmenbedingungen für den Ausbau der Sammlung und eine adäquate wissenschaftliche Betreuung und Bearbeitung der Sammlungsstücke hergestellt.
Zu den besonders hervorzuhebenden Ausstellungsstücken gehören:
Blätter aus dem „Missale Hallense“ (Miniaturenwerk)
Die Blätter aus dem „Missale Hallense“ (Inv. Nr. GS 1919/75) sind Teile des liturgischen Miniaturenwerks Missale Hallense. Es entstand 1524 und wurde von Nikolaus Glockendon (*?, †1534) im Auftrag des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Albrecht von Brandenburg angefertigt. In der Graphischen Sammlung befinden sich vier vollständige Seiten und mehrere herausgeschnittene Initialen.
„Mainz von Süden“ (Aquarell)
Das Aquarell „Mainz von Süden“ (Inv. Nr. GS 1994/62) wurde 1817 von dem bekannten englischen Maler William Turner (*1775, †1851) gemalt. Turner besuchte im August 1817 im Rahmen einer Rheinreise auch Mainz, das er in diesem Aquarell von seiner Südansicht her zeigt. Wahrscheinlich entstand das Bild aber erst später in London, wobei sich Turner aber wohl an vor Ort angefertigten Handskizzen orientierte.
„Das Chorgestühl des Mainzer Domes“ (Gouache)
„Das Chorgestühl des Mainzer Domes“ (Inv. Nr. GS 1959/18) ist eine 1869 entstandene Gouache von Adolph von Menzel (*1815, †1905). Zeitgleich malte Menzel noch eine Ölskizze und eine weitere Gouache zu diesem Thema. Das Landesmuseum Mainz erwarb die Gouache 1959: Es handelt sich um eine der wenigen über die Region hinaus bekannten Neuerwerbungen der Nachkriegszeit.
„Die Frau im Bade“ (Pastell)
Eines der 1950 von dem französischen Hohen Kommissar dem Museum geschenkten Werke war das Pastell „Die „Frau im Bade“ (Inv. Nr. GS 1950/3) von Edgar Degas (*1834, †1917). Das Werk wird um 1900 und damit in Degas späte Schaffensphase datiert.
„Hilf! Schlange ist da/ kann nicht!“ (Zeichnung)
Das 1932 entstandene expressionistische Werk „Hilf! Schlange ist da/ kann nicht!“ (Inv. Nr. GS 1993/121) von Paul Klee (*1879, †1940) ist eines der wenigen Werke dieses Kunststils in der Graphischen Sammlung. Es entstand in der nur zwei Jahre andauernden Tätigkeit Klees an der Düsseldorfer Akademie bis zu seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten 1933. Die Zeichnung gehört zu den dort entstandenen, von Klee selbst als „psychische Improvisationen“ bezeichnete Reihe von Zeichnungen.
Sammlung Mainzer Barock
Entsprechend der Bedeutung von Mainz in der Barockzeit, aber auch dem Museumsgebäude selbst besitzt das Landesmuseum Mainz eine eigene Sammlung zur Mainzer Barockzeit. Nachdem die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges und des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1689 überstanden waren, begann für Mainz unter dem Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn eine über 100jährige Blütezeit.
Ausgestellte Exponate sind Skulpturen, Möbel und Porzellane des 17. und 18. Jahrhunderts aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Neben einer Gemäldesammlung aus dieser Zeit mit vielen Werken der 1803 erfolgten „Französischen Schenkung“, aber auch der kurfürstlichen Hofmaler dieser Zeit finden sich hier auch Möbelstücke bekannter Möbelmacher der Mainzer Schreinerzunft wie z. B. der von Peter Schuß (*um 1730, †1773) 1762–63 als Meisterstück gefertigte Schreibschrank (sog. „Cantourgen“).
Einer der Schwerpunkte der Sammlung Mainzer Barock sind die Porzellane aus der kurfürstlichen Porzellanmanufaktur in Höchst. In der Sammlung befinden sich sowohl Einzelfiguren wie auch thematisch zueinander passende Gruppen, so z. B. der ganze Hofstaat des Kaisers von China.
Teil der Sammlung sind auch Ausstellungsstücke zur Mainzer Stadtgeschichte. Hier werden die bereits erwähnten Portraits der Mainzer Kurfürsten oder die Kupferstiche von Salomon Kleiner mit der Darstellung des Lustschlosses Favorite ausgestellt. Werke des kurfürstlichen Hofbildhauers Franz Matthias Hiernle und seiner ihm nachfolgenden Söhne finden sich hier ebenso wie zwei großmaßstäbliche Holzmodelle des Lustschlosses Favorite (im Bauzustand ca. 1725) und der Liebfrauenkirche. Von dem bekannten Mainzer Architekten und Militär Maximilian von Welsch wird der so genannte Welsch-Koffer ausgestellt. Es handelt sich dabei um einen vollständig erhaltenen Messbesteck- und Reißzeugkoffer des Architekten, gefertigt vor 1714 wahrscheinlich in Paris. Umfang und Qualität der kostbaren Ausstattung dokumentieren den hohen gesellschaftlichen Rang Welschs im kurfürstlichen Mainz.
Judaica
Die Sammlung Judaica repräsentiert die 1000jährige Geschichte des jüdischen Magenza. Ältestes Exponat der Sammlung ist der Grabstein des Jehuda, Sohn des Schneor. Das Todesjahr ist in der Inschrift mit 1049 angegeben, womit der Grabstein des alten Jüdischen Friedhofs in Mainz der älteste noch lesbare jüdische Grabstein Mitteleuropas ist.
Die überwiegende Anzahl der Exponate sind allerdings jüdische Kultgegenstände des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Gold- und Silberschmiedearbeiten stammen aus der Sammlung des 1925 gegründeten „Vereins zur Pflege jüdischer Altertümer in Mainz“. Sie wurden von 1926 an in einem „Museum jüdischer Altertümer“ in einem Seitentrakt der 1912 eingeweihten Hauptsynagoge in der Mainzer Neustadt ausgestellt. Das Museum wurde 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen. Der wegen seiner jüdischen Abstammung des Amtes enthobene Konservator der Gemäldegalerie, Dr. Rudolf Busch, versteckte die wertvollsten Gegenstände der Sammlung in einer mit einem Hakenkreuz gekennzeichneten Holzkiste im Depot der Gemäldegalerie und rettete damit die wertvolle Sammlung: 1958 wurde sie wieder aufgefunden. Als Sammlung „Judaica“ wurden die Kultgegenstände 1983 als Dauerleihgabe der Jüdischen Gemeinde Mainz im Museum der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Im Rahmen der Umbauarbeiten wird die Sammlung ab 2010 wieder zu sehen sein.
Museumspädagogik, Veranstaltungen und Förderung
Das Interesse von jüngeren Museumsbesuchern an dem Museum und seinen Exponaten wird durch verschiedene Aktionen unter dem Aspekt der modernen Museumspädagogik gefördert. Ein eigener Erlebnisraum im Museum vermittelt Kindern und Jugendlichen in spielerischer Weise Wissen zu den verschiedenen Epochen der ausgestellten Funde und Werke. Auf der Internetpräsenz gibt es eigene Bereiche für Kinder mit einem eigens dafür kreierten Maskottchen, Kelti dem Keltenhund (der ausgestellten keltischen Tierfigur nachgebildet). Weitere museumspädagogische Aktionen finden z. B. im Rahmen des offiziellen Ferienprogrammes der Stadt Mainz statt. Im regulären Programm der Museumspädagogik sind wöchentliche Kursangebote für 5- bis 8-jährige und für Kinder ab 8 Jahren. Für Kindergärten und Schulklassen aller Schularten bietet die Museumspädagogik ein eigenes Programm mit wechselnden Themenschwerpunkten an.
Neben dem regulären Vortrags- und Führungsprogramm gibt es weitere spezielle Veranstaltungen: Einmal monatlich findet beispielsweise eine so genannte Publikumsberatung statt, bei der Wissenschaftler eine Begutachtung von Kunst und Kulturgütern aus den Bereichen Archäologie, Malerei, Graphik, Plastik und Kunsthandwerk anbieten. Zweimal wöchentlich gibt es die „Kunst in der Mittagspause“: In einer halben Stunde referieren Wissenschaftler des Museums vor kunstinteressiertem Publikum jeweils über ein ausgewähltes Einzelstück bzw. ein dazu ausgewähltes Thema.
Seit 1965 gibt es einen Förderverein für das Landesmuseum Mainz, den Verein der Freunde des Landesmuseums Mainz e. V. (damals noch als „Freunde des Altertumsmuseum und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz“ gegründet). Mit seinen über 400 Mitgliedern unterstützt er das Museum ideell und materiell beim Ankauf von Kunstwerken, bei Publikationen und in der Öffentlichkeitsarbeit wie z. B. bei Vorträgen, Führungen und sonstigen Veranstaltungen.
Umbauarbeiten
Das Landesmuseum Mainz war zwei Jahre lang trotz bereits stattfindender Umbauarbeiten für das Publikum geöffnet und wurde im Dezember 2006 für vier Monate komplett geschlossen. Im Mai 2007 aber wurde bereits eine erste Teileröffnung vorgenommen. Ziel der Umbauarbeiten ist die Modernisierung der Ausstellungsräume, die Integration moderner Präsentations- und Multimediatechniken sowie die komplette Barrierefreiheit der Museumsräumlichkeiten für behinderte Besucher.
Neben der ganz neu gestalteten Eingangshalle mit einladendem Museumsshop und der neu entstandenen Glasarkade zum Innenhof gibt es auch den neuen Zeitraum, einen Aktionsraum für Jung und Alt, in dem auf spielerische Weise Zugang zu den Epochen der Kunstgeschichte erfahrbar wird. Aber vor allem wurden auch erste Abteilungen der Kunstsammlung wieder eröffnet: Zu besichtigen sind derzeit die Abteilungen Spätes Mittelalter, Renaissance, Niederländische Malerei, Mainzer Barock, Goethezeit und Biedermeier, Kunst um 1900 und Jugendstil. Die noch im Umbau befindlichen Abteilungen – vor allem die gesamte Archäologie, das frühe und hohe Mittelalter und die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts – werden ab spätestens 2010 wieder zu besuchen sein.
Das Museum für Antike Schifffahrt in Mainz wurde 1994 in der ehemaligen Großmarkthalle (davor Eisenbahnreparaturwerkstatt der Hessischen Ludwigsbahn) am Südbahnhof als Außenstelle des Römisch-Germanischen Zentralmuseums eröffnet, nachdem 1981/82 bei Bauarbeiten in Rheinnähe die guterhaltenen Überreste mehrerer Schiffe aus spätrömischer Zeit, die so genannten Mainzer Römerschiffe, gefunden wurden. Es handelte sich um zwei unterschiedliche Kriegsschifftypen der spätrömischen Rheinflotte sowie um weitere Schiffsarten.
Zu den Exponaten zählen Überreste von fünf römischen Kriegsschiffen aus dem 4. Jahrhundert, Nachbauten in Originalgröße, das Fragment eines Lastkahnes, viele Schiffsreliefs und Steindenkmale sowie Modelle und Schautafeln, die zusätzlich über den antiken Schiffbau generell, Bautechnik und römisches Flottenwesen in den germanischen Provinzen und im gesamten Imperium informiert.
Dem Museum ist eine Werkstatt angeschlossen, bei der die Besucher die Möglichkeit haben, den Mitarbeitern bei der Herstellung antiker Schiffsmodelle zuzuschauen.
Das Museum ist ganzjährig jeweils Dienstags bis Sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Das Gutenberg-Museum ist ein deutsches Museum in Mainz und eines der ältesten Druck- und Schriftmuseen der Welt.
Es liegt gegenüber dem Dom in der Mainzer Altstadt. Bürger der Stadt gründeten das Museum im Jahre 1900, anlässlich des 500. Geburtstags Johannes Gutenbergs, um dessen Erfindungen und Kunstwerke einem breiten Publikum bekannt zu machen. Des Weiteren sollten Schrift- und Druckstücke aus möglichst vielen verschiedenen Kulturen ausgestellt werden. Die Eröffnung des Museums fand am 23. Juni 1901 statt.
Verleger, Hersteller von Druckerpressen und Druckereien spendeten Bücher und Maschinen, die die Basis der Sammlung bilden. In seinen ersten Jahren war das Museum Teil der Stadtbibliothek, das heißt, dass die schönsten und bedeutendsten Stücke der großen Bibliothek im Museum ausgestellt werden konnten. Besucher konnten nun einen Überblick über 500 Jahre Buchdruck erlangen. Mit der Zeit gelang es dem Museum auch Exponate in den Bereichen Drucktechnik, Kunstdruck, Papier, Geschichte der Schrift in verschiedenen Kulturen, usw. zu sammeln.
Das Gutenberg-Museum befand sich ursprünglich in zwei Räumen im Kurfürstlichen Schloß Mainz, das auch die Stadtbibliothek beherbergte. Das Museum zog 1912 in das neue Bibliotheksgebäude in der Rheinallee. Im Jahre 1925 dachte man über eine räumliche Trennung des Museums und der Stadtbibliothek nach.
Im selben Jahr wurde eine der größten Attraktionen des Museums installiert: eine Rekonstruktion der Werkstatt Johannes Gutenbergs. Im Jahre 1926 wurde ein Exemplar der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel erworben. Im Jahr darauf zog das Museum in Räumlichkeiten des Hauses Zum Römischen Kaiser, eines der schönsten Gebäude der Stadt. Fünf Jahre später, 1932, übernahm das Museum das ganze Haus. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bei Bombenangriffen der Alliierten zerstört, die Exponate konnten jedoch zum Großteil gerettet werden.
Im Jahre 1962 wurde die Restaurierung des Baus beendet und der unter dem Architekten Rainer Schell errichtete Neubau eröffnet, ebenfalls wurde die Sammlung Blanckertz erworben. Das Museumsensemble beherbergt nun die Sammlung, die Museumsverwaltung, die Gutenberg-Gesellschaft, eine Restaurierabteilung und eine Fachbibliothek.
16 Jahre später wurde ein weiteres wertvolles Exponat erworben: eine zweibändige Gutenberg-Bibel, die in New York gekauft wurde. 1999 begannen die letzten Sanierungs- und Bauarbeiten. Es wurde ein Erweiterungsbau errichtet und das Museum wurde saniert. Im Jahr 2000 waren die Arbeiten beendet und das Gutenberg-Museum erreichte seinen heutigen Zustand.
Das bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum in Mainz ist in Deutschland das zweitgrößte Museum seiner Art: es zeigt auf über 3000 m² Ausstellungsfläche Kunstwerke aus zwei Jahrtausenden. Es handelt sich dabei um Objekte aus sakralem Zusammenhang (Steinfragmente, Skulpturen, Gemälde, liturgische Geräte, Textilien...), die ihre ursprüngliche, liturgische Funktion im Laufe der Zeit verloren haben, oder um solche, die vor Vandalismus, Diebstahl oder schädlichen Witterungseinflüssen geschützt werden müssen. Diese aus der Zeit von 500 bis 1500 stammenden Kunstwerke werden in zeitlich entsprechenden Räumen des Früh-, Hoch- und Spätmittelalters gezeigt: Im Untergeschoss des Museums sind die steinernen Zeugnisse der römischen Mainzer Geschichte, der Romanik und der Gotik zu sehen und eine Sammlung frühgotischer Skulptur. Im Obergeschoss des spätgotischen Kreuzgangs werden Meisterwerke aus dem Spätmittelalter und der Neuzeit gezeigt. In der Nikolauskapelle und ihrer Sakristei wird der Mainzer Domschatz präsentiert. Das Erdgeschoss des Museums mit den ehemaligen Versammlungsräumen des Mainzer Domkapitels, wird bei Sonderausstellungen als Ausstellungsfläche genutzt.
Hervorgegangen ist das Museum aus dem im 19. Jahrhundert eingerichteten Lapidarium im Erdgeschoss des Domkreuzgangs.
Räume
Gewölbehallen / Untergeschoss
Die Gewölbehallen unterhalb der ehemaligen Kapitelsäle zeigen die Sammlung des Früh- und Hochmittelalters.
Die vordere Halle, die eine Breite von 8,50 m überspannt, ist in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstanden und beherbergt heute Skulpturen des 1. bis zum 11. Jahrhundert. Die hintere kreuzgratgewölbte Halle stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Hier werden Steinskulpturen der selben Zeit ausgestellt. Neben der sogenannten Madonna aus der Fuststraße befinden sich darunter auch Fragmente der 1239 errichteten Westchorschranke (Lettner) des Mainzer Doms, die vom sogenannten "Naumburger Meister“ geschaffen wurde. Bei diesen Skulpturen handelt es sich u.a. um den „Zug der Seligen“, die „Verdammten“ und den „Kopf mit der Binde“.
Domkreuzgang / Obergeschoss
Das Obergeschoss des Domkreuzganges zeigt Werke aus dem Spätmittelalter und der Neuzeit. Die dreiflügelige Anlage wurde um 1400 erbaut und beherbergte bis zu ihrer Zerstörung um 1800 die Dombibliothek, die als (regionales) achtes Weltwunder galt. Unter den Exponaten befinden sich Gemälde aus der Cranach-Werkstatt, die spätgotische Kreuzigungsgruppe aus St. Ignaz, Möbel wie das Drehtabernakel aus dem Altmünsterkloster von Abraham Roentgen und Skulpturen von Ludwig Michael Schwanthaler.
Schatzkammer / Nikolauskapelle
Die heutige Domschatzkammer befindet sich in der ehemaligen Nikolauskapelle aus dem frühen 15. Jahrhundert an der Westseite des Domkreuzganges. Sie beherbergt liturgische Gefäße aus dem 10. bis zum 20. Jahrhundert. Objekte mittelalterlicher Zeit sind zum Beispiel die hochgotischen Buchdeckel aus St. Stefan und der ehemaligen Liebfrauenkirche sowie die bischöflichen Insignien des Erzbischofs Siegfried III. von Eppstein (1230-1249). Aus Renaissance und Barock stammen unter anderem ein Meßkelch aus dem portugiesischen Königshaus und zahlreiche Strahlenmonstranzen, die von namhaften Augsburger Goldschmieden gearbeitet wurden. In der Abteilung des 19. Jahrhunderts sind neben den Insignien (Mitra, Stab und Pontifikalschuhe) von Bischof Joseph Ludwig Colmar (1802-1818) liturgische Gegenstände aus dem Besitz von Bischof von Ketteler (1850-1877), darunter auch die Krümme seines Bischofsstabes, ausgestellt.
Weiteres
Das Dommuseum besitzt eine der größten Sammlungen mittelrheinischer Bildteppiche aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert, die jedoch nur zeitweise gezeigt werden können.
Sonderausstellungen
Im Dom- und Diozösanmuseum finden in unregelmäßigen Abständen Sonderausstellungen zu kirchenhistorischen und gesellschaftlichen Themen statt.
1993 Hochgotischer Dialog. Die Skulpturen der Hochaltäre in Oberwesel und Marienstatt im Vergleich 1993 Die Orgel als sakrales Kunstwerk 1995 Mainz, 27. Februar 1945. Zeitzeugen berichten 1998 Hildegard von Bingen 1098–1179 1999 Johannes Gutenberg 2000 Mainzer Bildteppiche aus Gutenbergs Zeit 2002 Der Nahe Osten – Ansichten aus 6 Jahrhunderten 2004 Kein Krieg ist heilig. Die Kreuzzüge 2006 Rabanus Maurus – auf den Spuren eines karolingischen Gelehrten
Kunsthistorische Kirchliche Denkmalpflege in Mainz
Mit dem bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum räumlich und organisatorisch verbunden ist die Abteilung der Kunsthistorischen Kirchlichen Denkmalpflege der Diözese Mainz
Das Naturhistorische Museum Mainz stellt einen Teil seiner Schaustücke im ehemaligen Klarissenkloster St. Klara (auch Reichklara genannt) aus, zu dem am Allerheiligentag 1272 der Grundstein gelegt worden war. Aufgrund des umfangreichen Vermächtnisses an Grundbesitz, das seine Stifter, der Frankfurter Patrizier Humbert zum Widder und seine Frau Elisabeth dem Kloster hinterließen, verfügte das Kloster bald über Wohlstand. Besonderen königlichen Schutz erhielt das spätere Kloster der Reichen Klarissen (Reichklarakloster) durch Privilegien König Adolfs 1294, die in der Folgezeit späteren Königen immer wieder zur Bestätigung vorgelegt wurden. Der Wohlstand des Klosters nahm während des gesamten späten Mittelalters und der frühen Neuzeit noch zu: Adel und Mainzer Patrizierfamilien, später auch kurfürstliche Beamte, vermachten ihm große Ländereien und Geldmittel.
Auflösung des Klosters
1781 beantragte der letzte Mainzer Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal, ein „Beförderer der Wissenschaften“, die Auflösung der drei reichsten Mainzer Klöster Karthause, Altmünster und Reichklara, um deren Besitztümer der Universität zu übertragen. Die Auflösung wurde durch eine Bulle des Papstes Pius VI. und durch ein kaiserliches Dekret genehmigt. Der Umbau des Klosters in ein Hospital wurde in Angriff genommen, jedoch nie vollendet. Man hat die Gebäude in der Folgezeit sehr unterschiedlich genutzt. Sie dienten Hochwassergeschädigten als Unterkunft, dann als Militärhospital, Stall, Salzlager und Kaufmannslager. Während der französischen Besatzungen Ende des 18. Jahrhunderts wurde einmal eine Bäckerei eingerichtet, ein anderes Mal ein Proviantamt.
Rheinische Naturforschende Gesellschaft
Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums Mainz gehen auf das Jahr 1834 zurück. Damals wurde die Rheinische Naturforschende Gesellschaft gegründet und gleichzeitig eine Sammlung naturhistorischer Objekte begonnen - zur Bildung und Erbauung der Mainzer Bürger. 1835 wurde die Kirche des Reichklaraklosters durch einen Umbau in fünf Stockwerke unterteilt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verfielen die Gebäude zusehends. 1904 stand von dem ehemaligen Kloster lediglich noch die Kirche. In jenem Jahr plante die Stadt Mainz, die umfangreichen naturkundlichen Sammlungen der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft zu übernehmen und ein Museum einzurichten. Die Reichklarakirche schien dazu der geeignete Ort.
Eröffnung 1910
Am 16. Oktober 1910 eröffnete das Naturhistorische Museum Mainz in der Kirche des ehemaligen Reichklaraklosters für Besucher seine Pforten. Als erster Direktor fungierte Wilhelm von Reichenau (1847-1925). Er war Offizier gewesen, hatte diesen Beruf aber wegen einer Kriegsverletzung aufgegeben. Reichenau hatte ab 1879 als Präparator der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft und ab 1888 als Konservator an deren naturkundlichem Museum gewirkt.
Bedeutende Fossilfunde
Bekannt wurde das Naturhistorische Museum Mainz in den 1920er Jahren durch bedeutende Fossilfunde bei Nierstein am Rhein (etwa 290 Millionen Jahre alte Fährtenplatten mit Fußabdrücken von Insekten und Sauriern) und aus Wallertheim (Funde an einer eiszeitlichen Jägerraststelle von Neandertalern). Neben den Sammlungen von Objekten aus der Urzeit bestand auch damals schon eine zoologische Abteilung.
Zerstörung und Neuaufbau
Am 27. Februar 1945 wurde die Reichklarakirche durch Fliegerbomben zerstört. Dabei ging der Großteil der Bestände des Naturhistorischen Museums verloren. Der Neuaufbau der Sammlungen fand nach dem Krieg unter schwierigen Bedingungen statt; nur so ist es verständlich, dass das Museum erst 17 Jahre nach den Kriegsschäden 1962 wieder eröffnet werden konnte. Aufgrund von immer kritischer werdenden Gebäude- und Fundamentschäden an dem mittelalterlichen Gebäudekomplex wird das Naturhistorische Museum ab dem Sommer 2007 mit 3,6 Mio. Euro vorläufig saniert.
Einzigartige Sammlung
Kaum ein naturwissenschaftliches Museum in der Welt besitzt mehr Fährten prähistorischer Saurier und Insekten aus der Rotliegend-Zeit (Perm) von Nierstein am Rhein als das Naturhistorische Museum in Mainz. Mit mehr als 25.000 Funden aus den Mosbacher Sanden bei Mainz-Amöneburg verfügt es vermutlich auch über die größte Sammlung eiszeitlicher Tiere wie Flusspferd, Steppenelefant, Elch, Wolf, Riesenlöwe, Jaguar und Säbelzahnkatze, die vor etwa 500.000 Jahren im Rhein-Main-Gebiet lebten. Nirgendwo in Rheinland-Pfalz kann man in einer Ausstellung ausgedehntere Ausflüge in die Urzeit unternehmen als in den Schauräumen dieses Museums, das 1984 das 150-jährige Bestehen seiner Sammlungen feiern konnte.
Weitere Attraktionen
Attraktionen in der Schausammlung sind die Präparate von drei südafrikanischen Steppenzebras (Quaggas). Weltweit existieren nur noch 21 Exemplare dieser um 1900 ausgestorbenen Tiere. Die Quaggas werden zusammen mit anderen Zebraarten und weiteren Pferdeartigen präsentiert: von rund 45 Millionen Jahre alten Pferden aus dem Eozän von Eckfeld bei Manderscheid über eiszeitliche Pferde bis zu den heutigen Pferden, Eseln und Halbeseln. Die reiche Mineraliensammlung informiert über die Bodenschätze von Rheinland-Pfalz. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Präsentation der heimischen Vogelwelt.
Landessammlung für Naturkunde
Als Meilenstein in der Geschichte des Naturhistorischen Museums Mainz gilt die Gründung der Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz im Jahre 1988. Damit wurde der systematische Aufbau von wissenschaftlichen Belegsammlungen der Bereiche Biologie und Geowissenschaften für Rheinland-Pfalz ermöglicht.
Die Stadtbibliothek Mainz zählt mit knapp 600.000 Bänden zu den traditionsreichsten und bedeutendsten kommunalen wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands. Ihre Anfänge reichen in das Jahr 1477 zurück.
Die wissenschaftliche Stadtbibliothek geht auf die Bibliotheca Universitatis Moguntinae, die Bibliothek der 1477 gegründeten Kurfürstlichen Universität zurück, die im Zuge der Revolutionskriege 1798 durch die französische Regierung aufgehoben wurde. Den größten Teil ihrer älteren Bücher verdankt die Stadtbibliothek den Bibliotheken der 1773 aufgelösten Mainzer Niederlassung der Jesuiten sowie der 1781 aufgehobenen drei reichsten Klöster der Stadt, Kartause, Reichklara und Altmünster. Aufgrund dieser Quellen liegt der deutliche Themenschwerpunkt der Altbestände auf den Fächern Theologie, Philosophie, Geschichte, Jura und Philologie.
Durch Verfügung des französischen Innenministers Champagny, die am 5. Oktober 1805 in Mainz eintraf, ging die komplette Bibliothek der aufgehobenen Klöster und der Bestand der alten Universitätsbibliothek in den Besitz der Stadt Mainz über, unter der Bedingung, dass die Stadt die Kosten der Unterhaltung derselben und die Gehalte der Beamten bestreitet.
La Bibliothèque de Mayence est mise à la disposition de la commune. (Die Bibliothek von Mainz wird der Gemeinde zur Verfügung gestellt).
In der nachfolgenden Zeit war die Bibliothek in verschiedenen Gebäuden untergebracht. Der Standort der Bibliothek zu kurfürstlicher Zeit seit 1744 bis in die Jahre 1842/45 war die Burse am Neubrunnenplatz. Anschließend wurde die Bibliothek bis zum Jahr 1912 in das Kurfürstliche Schloss verlegt.
Karl Göttelmann verhalf 1912 mit dem Bau eines eigenen Bibliotheksgebäudes in der Rheinallee dem Jugendstil in Mainz zum Durchbruch, die Finanzierung beruhte auf Überschüssen der Sparkasse.
Sammlungen
Aus Schenkungen und Nachlässen stammen Sondersammlungen wie die Produktion des Kinderbuch-Verlages Joseph Scholz, Mainz - Kinder- und Jugendbüchern, Brett- und Kartenspielen, die von bedeutenden Illustratoren der Zeit gestaltet wurden -, die ornithologische Büchersammlung des Mainzer Kaufmanns Jakob Moyat (1861 - 1933) - eine umfassende Büchersammlung mit ca. 1200 Titeln aus allen Bereichen der Ornithologie- oder das Peter-Cornelius-Archiv mit verschiedenen Materialien aus dem musikalischen und literarischen Werk des Mainzer Dichters und Komponisten.
Eine Sammlung von Mainzer Zeitungen, deren Erscheinen bis ins 18. Jahrhundert zurückgeht, kann auf Filmen eingesehen werden.
Herausragende Kostbarkeiten
Die Wissenschaftliche Stadtbibliothek besitzt einen umfangreichen Bestand an alten Drucken und mittelalterlichen Handschriften. Die Altbestände der Bibliothek spiegeln die Entwicklung der Druckgeschichte in der Gutenbergstadt seit der Inkunabelzeit wider und sind Ausdruck der spätmittelalterlichen klösterlichen und universitären Geistigkeit und Bildung.
Rarasammlung
Künstlerisch oder druckgeschichtlich besonders wertvolle und seltene Druckwerke, Erstausgaben und Widmungsexemplare sowie schützenswerte Einbände, Drucke mit Einbandmakulatur und bibliophile Drucke, sind die Kleinodien der Bibliothek. Sie werden daher als Rarasammlung besonders aufbewahrt. Im historischen Lesesaal können Exemplare aus der Rarasammlung ebenso wie die Handschriften unter Aufsicht benutzt werden.
Handschriften
Die Stadtbibliothek besitzt etwa 1300 Handschriften, von denen zwei Drittel aus dem Mittelalter stammen. Diese überwiegend spätmittelalterlichen Gebrauchshandschriften stammen schwerpunktmäßig aus der Bibliothek der 1781 aufgehobenen Mainzer Kartause. 356 theologische Handschriften aus der Kartause (Hs I 1 - Hs I 350) wurden in gedruckten Bänden per Tiefenerschließung von Gerhard List und Gerhardt Powitz beschrieben. Seit 2005 werden alle weiteren Handschriften in Form der Bestandsliste kurz erschlossen. Der Inhalt der ersten beiden Bände ist über das Handschriftenforum Manuscripta Mediaevalia recherchierbar.
Inkunabeln
Die Inkunabeln (darunter auch Frühdrucke bis 1520) befinden sich seit 1962 als Dauerleihgabe im Gutenberg-Museum und werden dort verwaltet und erschlossen.
Gebäude
Die Stadtbibliothek ist ein Jugendstil Gebäude in Mainz. Der viergeschossige Bau wurde bis 1912 an der Rheinallee errichtet, am Ufer des Rheins westlich der Theodor-Heuss-Brücke. Das Protektorat übernahm der kunstsinnige Großherzog Ernst Ludwig von Hessen. Die kupferbeschlagene Eichentür ist das erste Glanzlicht des Gebäudes. Über der Türe ist eine Halbplastik Johannes Gutenbergs, da das Gebäude bis zum Bau des Gutenberg-Museums auch dessen Exponate beherbergte. Der Giebel wird von vier Säulen getragen.
Seit 1912 bietet die Stadtbibliothek einer Sammlung von rund 680.000 Medien in der Rheinallee 3B und zusätzlichen Ausweichmagazinen Platz.
Heute
Die Mainzer Stadtbibliothek gliedert sich heute in die Wissenschaftliche Stadtbibliothek am alten Standort und die Öffentliche Bücherei Anna Seghers mit ihrer Zentrale in den Bonifatiustürmen, sowie fünf Stadtteilbüchereien. Beide Zweige verfügen über moderne Datenbankrecherchesysteme.
Die Wissenschaftliche Stadtbibliothek hält derzeit etwa 2000 Periodika, Zeitungen und Zeitschriften, wovon ca. 400 im Auskunftsbereich systematisch geordnet in Fächern ausliegen.
Die Stadtbibliothek sammelt Regionalliteratur über Mainz und Rheinhessen - alles, was an Gedrucktem zu Mainz und der Region Rheinhessen erschienen ist und erscheint, so auch Schriften über die rechtsrheinisch gelegenen ehemaligen Stadtteile von Mainz oder über die Territorien des Mainzer Kurfürstentums. Unterstützt wird diese regionale Sammeltätigkeit durch das Pflichtexemplargesetz, das die Ablieferung von Veröffentlichungen aus der Region Rheinhessen vorschreibt.
Förderer
1994 wurde die Mainzer Bibliotheksgesellschaft e.V. von engagierten Mainzer Bürgerinnen und Bürgern gegründet. Diese hat sich zur Aufgabe gemacht, Stadtbibliothek und Öffentliche Bücherei - Anna Seghers - zu fördern, deren Literaturangebot zu verbessern, Veröffentlichungen und Veranstaltungen zu unterstützen.
Die Martinus-Bibliothek im Arnsburger Hof in der Mainzer Altstadt ist die Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar des Bistums Mainz. Sie ist mit etwa 300.000 Bänden und 200 dauernd gehaltenen Zeitschriften ausgestattet. Dazu kommen 900 Inkunabeln und 120 Handschriften, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen. Sie ist eine der größten öffentlichen Spezialbibliotheken für Philosophie und Theologie, wie auch Fundort in Bezug auf die Historie der Diözese Mainz, Quelleneditionen und Kirchengeschichte, besonders der des Mainzer Raumes. Sie ist die älteste Bibliothek in Mainz.
Geschichte
Die Geschichte der Bibliothek und somit auch der Sammlung geht bereits auf das Jahr 1662 zurück, als Kurfürst Johann Philipp von Schönborn eine eigene Bibliothek für das von ihm errichtete Mainzer Priesterseminar einrichtete. Dies ist somit die älteste Bibliothek der Stadt Mainz. Im Jahr 1804 wurde die Sammlung von den Franzosen aufgelöst. Die heutige Bibliothek existiert seit 1805 wieder.
Im Jahre 1968 erfolgte eine Ausgliederung aus dem Priesterseminar als eigenständige Diözesanbibliothek und gleichzeitig der Umzug in ein eigenes Gebäude in unmittelbarer Nähe: Dem Arnsburger Hof in der Grebenstraße. Seit 1. Januar 2000 trägt die bisherige "Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars" den Namen des Bistumspatrons St. Martin.
Sondersammlungen
Der Bestand an Büchern konnte über alle Kriege hinweg gerettet werden. Er kam auch durch eine Reihe besonders wertvoller Nachlässe zustande. Eine deutliche Erweiterung der Sammlung erfuhr die Bibliothek 1862, als die Witwe des Frankfurter Patriziers Johann Friedrich Schlosser (1780 - 1851), einem Verwandten von Johann Georg Schlosser, dem Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler die etwa 35.000 Bände umfassende Bibliothek Schlossers vermachte. Diese stammte ursprünglich zum einen Teil aus der Abtei Neuburg bei Heidelberg, ein anderer Teil besteht aus einer Sammlung der gesamten Literatur der Goethezeit. Schlosser war ein ferner Verwandter Goethes, und wurde durch Klemens Maria Hofbauer (1751-1820) für den katholischen Glauben gewonnen. Weitere Originalausgaben vor allem der deutschen Literatur des 16. bis 19. Jahrhunderts runden die Sammlung ab.
In ihren Anfangsjahren kam die Bibliothek durch die Seminaristen an einen beachtlichen Teil ihres Bestandes. Das Studium der Theologie war kostenlos – zum Ausgleich mussten sich die aus begüterten Familien stammenden Studenten sich verpflichten, ihre Bücher in der Bibliothek des Priesterseminars zurückzulassen.
Rara
Ein aus dem 9.Jahrhundert stammendes Sakramentar aus der so genannten Mainzer Schreibstube des Stift St. Alban vor Mainz, gehört zu den Rara der Martinus-Bibliothek. Es ist damit 100 Jahre älter als der Mainzer Dom. Das Buch lag etwa 500 Jahre auf dem Dachboden der Gotthard-Kapelle. Etwa 120 Kälber mussten für das Pergament des Buches ihre Haut lassen. Die Farben für die Ausmalung der Bildinitialen und Zeilen farbiger Großbuchstaben wurden aus gemahlenen Edelsteinen gemischt. Allein eine Seite, das "Purpurblatt", hatte schon bei der Herstellung einen relativen Wert "von drei Bauernhöfen".
Daneben gibt es eine umfangreiche Judaica-Sammlung, Peter Schöffers "Chronecken der Sassen", diverse Erstausgaben von Johann Wolfgang von Goethe, die erste Koranübersetzung von 1746, einen Reiseführer von 1519 und eine vor Luther entstandene Bibelübersetzung von 1483.
Auch eines der wenigen Exemplare der illustrierten Reisebeschreibung, die Bernhard von Breidenbach über seine Pilgerfahrt ins Heilige Land herausgegeben hat und die 1486 bei Erhard Reuwich in Mainz erschien, ist im Bestand der Bibliothek. In dieser Inkunabel wurde zum ersten Mal in der Druckgeschichte die Form des Leporellos angewandt. Sie gehört neben der Gutenberg-Bibel zu den schönsten Mainzer Inkunabeln
Zurzeit wird im Gutenberg-Museum eine Karolingische Handschrift, die als Makulatur zur Verstärkung eines Buchdeckels benutzt worden ist, von dem Deckel abgelöst. Vier Seiten einer Augustinus-Schrift werden erwartet. Damit wäre der Bestand der Handschriften in der Martinus-Bibliothek um eine Rarität reicher. Denn geschrieben wurden sie im 8. oder sogar 7. Jahrhundert. Ob es sich hierbei um Karolingische Minuskeln handelt ist noch nicht geklärt.
2007 wurde im Archiv eine gut erhaltene Handschrift eines jüdischen Purim-Spiels aus dem Jahr 1751 wiederentdeckt. Purim-Spiele wurde übleicherweise nur mündlich tradiert und sehr selten aufgeschrieben, daher gilt die Handschrift als ein Beispiel für das lebendige ashkenasische Leben im 18. Jahrhundert und für die Vielfalt der Theaterformen, in dieser Zeit. Außerdem für die beginnendejüdische Aufklärung in der Zeit von 1770 bis 1880.
Arnsburger Hof
Der Arnsburger Hof in der Grebenstraße diente in erster Linie als Stadthof des Klosters Arnsburg in der Stadt zu wirtschaftlichen und kirchenpolitischen Zwecken. Seit der Auflösung des Klosters 1803 wurde das Gebäude wechselnd verwendet.
Das Magazin der Martinus-Bibliothek erstreckt sich über fünf Stockwerke. Es findet sich auch eine Schatzkammer darunter, welche die Rara bei konstant 18 Grad Raumtemperatur und 60 Prozent Luftfeuchtigkeit bewahrt. Der Lesesaal der Martinus-Bibliothek bietet 20 Arbeitsplätze. Ein markantes Eichentor bildet den Eingang zum Hof bzw. der Bücherei.
Die Mainzer Johannisnacht wurde 1967 erstmals durchgeführt und ist neben der Mainzer Fastnacht und dem Weinmarkt eines der drei großen Mainzer Volksfeste. Thematisch ist das Fest eng mit der Person Johannes Gutenbergs und der Außendarstellung von Mainz als Literatur- und Druckkunststadt verbunden. Die Mainzer Johannisnacht findet jedes Jahr jeweils an vier Tagen in zeitlicher Nähe zum Johannistag (24. Juni) statt und zieht weit über 500.000 Besucher jährlich an.
Geschichte
Die Mainzer Johannisnacht wurde 1967 erstmals von der Stadt Mainz veranstaltet. Als Volksfest sollte sie an die bis dahin im Bewusstsein der Mainzer Bevölkerung eher vernachlässigte Person Johannes Gutenbergs, den Mainzer Erfinder der Buchdruckkunst, erinnern.
Damit gehört die Mainzer Johannisnacht, genauso wie der Mainzer Weinmarkt, zu den Mainzer Volksfesten ohne größere historische Tradition. Trotzdem sind beide Veranstaltungen in Mainz mittlerweile genauso populär wie die Mainzer Fastnacht, wenn auch vielleicht nach außen hin nicht so bekannt wie diese.
Mainzer Johannisnacht, Gutenberg und die Druckkunst
Die Festveranstaltungen rund um die Mainzer Johannisnacht waren von Anfang an eng mit der Person Gutenbergs und der Druckkunst verknüpft. Eine der publikumswirksamsten Teilveranstaltungen ist dabei das so genannte „Gautschen“ vor dem Gutenberg-Museum. Diese traditionelle Zeremonie im Buchdruckerhandwerk wird oft auch als Buchdruckertaufe bezeichnet. Ehemalige Auszubildende der Drucker- und Setzerbranche werden in der Öffentlichkeit als neu ausgebildete Gesellen ihrer Zunft in einen großen Wasserbottich (bei mehr oder weniger heftiger Gegenwehr) eingetaucht. Damit sollen die Sünden der Lehrzeit und der Bleistaub abgewaschen und die Drucker und Setzer gleichzeitig quasi als Nachfolger Gutenbergs in die Berufsgilde der „Schwarzkünstler“ aufgenommen werden.
Am Ballplatz, rund um das Gutenbergmuseum und im Druckladen des Gutenbergmuseums finden am Festwochende verschiedene themenbezogene Aktionen statt. Angeboten werden meist praktische Vorführungen von Kalligraphen und Papierschöpfern und es werden Drucktechniken demonstriert. Besucher können eigene Druckerzeugnisse wie beispielsweise Ablassbriefe oder Flugblätter unter fachkundiger Anleitung herstellen. Der Johannis-Büchermarkt, mittlerweile einer der größten antiquarischen Buch- und Grafikmärkte Deutschlands, findet zusätzlich am Wochenende (von Samstag bis Montag) rund um den Schiller- und Ballplatz statt.
Mainzer Johannisnacht als Kulturfest
Den kulturellen Teil der Mainzer Johannisnacht bestreiten zum einen die sechs Musikbühnen in der Innenstadt. Hier wird den Besuchern ein breites Musikspektrum von Fastnachtsmusik über Folkmusik bis Hard Rock dargeboten. Dazu kommen noch zahlreiche weitere Straßenmusikanten und -künstler sowie Musikgruppen, welche durch die Innenstadt ziehen. Auf der Bühne am Ballplatz wird zusätzlich Kabarett angeboten.
Ein großer Künstlermarkt findet sich längs des Rheinufers vom Kaisertor bis zum Fischtorplatz. In den Grünanlagen dort schließt sich dann das „Mainzer Culinarium“ der Mainzer Spitzenköche an. Die Mainzer Winzerschaft schenkt im Schatten des Domes auf dem Leichhof, sowie ab 2007 auch auf dem Markt, ihre Weine aus.
Mainzer Johannisnacht als Volksfest
Eine traditionelle Komponente der Mainzer Johannisnacht war bis 2005 das „Schifferstechen“, seitdem wurde es aus dem Programm gestrichen. Schifferstechen ist ein Kampf zweier Personen mit langen Stangen, die jeweils auf zwei Booten auf dem Rhein stehen. Es gilt dabei, den Gegner mit der Stange in den Rhein zu stoßen.
Zusätzlich finden sich bei der Mainzer Johannisnacht umfangreiche Fahrgelegenheiten (Riesenrad, Achterbahn...), Imbissstände und Winzer aus der gesamten Umgebung. Für die Mainzer Vereine gibt es am Jockel-Fuchs-Platz auf dem Rathausplateau einen eigenen Platz der Vereine, wo sich diese mit Bewirtung und Informationen präsentieren.
Ausklang der Johannisnacht ist stets ein Rheinfeuerwerk am Montagabend.
Der Mainzer Stadtschreiber ist ein Literaturpreis der Fernsehsender ZDF, 3sat und der Stadt Mainz. Er wurde 1984 gestiftet und wird seitdem jährlich vergeben. Neben einer Dotierung von (mittlerweile) 12.500 Euro erhält der Preisträger das Wohnrecht im Stadtschreiberdomizil im Gutenberg-Museum in Mainz für ein Jahr. Hauptzweck der Auszeichnung ist es, Schriftsteller
„zu ehren, welche die deutschsprachige Literatur mit ihren Werken beeinflussen oder prägen und die sich darüber hinaus um das Zusammenwirken von Literatur und Fernsehen bemühen.“
– zitiert nach der Preisbegründung auf Mainz online
Mit der Stadt Mainz ist ein weiterer Literaturpreis verbunden: Der Literaturförderpreis der Stadt Mainz wendet sich an junge Autoren und Autorinnen und setzt voraus, dass von ihnen noch keine umfangreichen Veröffentlichungen vorliegen.
Bisherige Mainzer Stadtschreiber
1. 1985: Gabriele Wohmann 2. 1986: H. C. Artmann 3. 1987: Ludwig Harig 4. 1988: Sarah Kirsch 5. 1989: Horst Bienek 6. 1990: Günter Kunert 7. 1991: Helga Schütz 8. 1992: Katja Behrens 9. 1993: Dieter Kühn 10. 1994: Libuse Monikova 11. 1995: Peter Härtling 12. 1996: Peter Bichsel 13. 1997: Friedrich Christian Delius 14. 1998: Erich Loest 15. 1999: Tilman Spengler 16. 2000/2001: Hanns-Josef Ortheil 17. 2002: Katja Lange-Müller 18. 2003: Urs Widmer 19. 2004: Raoul Schrott 20. 2005: Sten Nadolny 21. 2006: Patrick Roth 22. 2007: Ilija Trojanow 23. 2008: Michael Kleeberg
Die Mainzer Minipressen-Messe (MMPM) bietet alle zwei Jahre in der Gutenberg-Stadt Mainz für vier Tage einen Treffpunkt der Minipressen, Kleinverlage, der Handpressendrucker, Buchkünstler und Autoren. Veranstaltet wird sie von der Stadt Mainz und ausgerichtet vom Mainzer Minipressen-Archiv "MMPA" des Gutenberg-Museums. In ihrer heutigen Form wurde sie 1970 von Norbert Kubatzki, einem Mainzer Kleinverleger, aus der Taufe gehoben. 90 Aussteller zeigten im Mainzer Schloss ihre Bücher, Drucke und Zeitschriften, rund 9.000 Besucher kamen. Inzwischen wurde sie mit etwa 360 ausstellenden Kleinverlagen und durchschnittlich 10.000 Besuchern zur größten Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen in Europa. Sie findet alle zwei Jahre statt - jeweils im ungeraden Jahr - öffnet an Christi Himmelfahrt und dauert bis zu dem darauf folgenden Sonntag. Eingebunden ist sie auch in den Kultursommer Rheinland-Pfalz.
Die Idee zu einer derartigen Messe hatte allerdings bereits 1953 Victor Otto Stomps, der selbst Inhaber der Verlage Rabenpresse, Eremitenpresse und Neue Rabenpresse war. Über die Idee zur Messe kam Stomps jedoch nicht hinaus. Es dauerte weitere zehn Jahre, bis der Herausgeber der Kyklos-Presse sich des Projektes annahm. 1963 griff er es auf und veranstaltete in Frankfurt am Main die 1. Literarische Pfingstmesse. Vorgestellt wurden erstmals Publikationen der Underdogs und Selberdrucker. 1964 folgte die zweite literarische Pfingstmesse, 1968 die dritte. Die Messe sollte die "aktuellen, literarischen, künstlerischen und politischen Tendenzen der Gegenwart dokumentieren". Obgleich die Messe im Jahre 1968 sehr erfolgreich war, gab es keine weitere Veranstaltung in Frankfurt.
Ein Prinzip der Mainzer Minipressen-Messe ist heute: "Eine Messe ohne Zensur...". Jeder Kleinverleger kann mitmachen, gerade dann, wenn nicht unbedingt der geschäftliche Erfolg im Vordergrund steht, sondern Leidenschaft, Lust und Überzeugung sowie Spaß am Experiment.
Anlässlich der MMPM vergibt die Stadt Mainz seit 1979 zu Ehren von Victor Otto Stomps den Victor Otto Stomps-Preis "für herausragende kleinverlegerische Leistungen". Seit 1987 wird der Preis doppelt in den Sparten: Handpresse / Buchverlag und Zeitschrift vergeben. Er ist der einzige Kleinverlagsförderpreis in Deutschland.
Die Mainzer Fastnacht („Määnzer Fassenacht“ oder „Meenzer Fassenacht“) gehört zu den traditionsreichsten und größten Veranstaltungen dieser Art. Mainz gehört zusammen mit Köln und Düsseldorf zu den Hochburgen der rheinischen Fastnacht. Neben den Ursprüngen, die allen Karnevals-, Fastnachts- und Faschingsfesten gemein sind, pflegt die Mainzer Fastnacht dabei auch eine besondere politisch-literarische Komponente.
Geschichte
Die Anfänge
Der Brauch der Fastnacht geht auf den christlichen Kalender zurück, bei dem in der Nacht zum Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt. Die ersten Überlieferungen stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert - es handelt sich um Verordnungen, die sich gegen übermäßige Völlerei und Ausschweifung an den Tagen vor der Fastenzeit richten. Auch das Wort „Fastnacht“ taucht zuerst im 13. Jahrhundert auf.
Über die alte Mainzer Fastnacht ist nicht viel überliefert. Eine Schrift des Mainzer Gelehrten und Humanisten Dietrich Gresemund vom Ende des 15. Jahrhunderts beschreibt die Fastnacht als ein unorganisiertes Volksfest mit Maskerade, Essen, Trinken, Tanzen an Tag und Nacht. Immer wieder kam es durch derbe Späße oder unter dem Schutz der Maske ausgetragene Händel zu Auswüchsen.
Gleichzeitig wurde am Hofe des Kurfürsten die Fastnacht durch große Hoffeste begangen, wobei es üblich war, die Rollen am Hof durch das Los neu zu verteilen. 1664 zog der Kurfürst das Los des Hofschreiners, 1668 war er Mundschenk und musste die Gäste bedienen. Dieser Brauch wurde „Mainzer Königreich“ genannt. Erst der letzte Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal machte diesem Rollentausch 1775 ein Ende.
Nach dem Ende der Kurfürstenzeit ging die Volksfastnacht weiter, soll aber nach alten Berichten in eine ziemliche Degeneration geraten sein. Die damalige Oberschicht dagegen feierte eine für die kleine Stadt auffällig große Zahl an Maskenbällen.
Die Tradition der Maskenbälle hatte es schon vorher gegeben. Ausgangspunkt der modernen Fastnacht in Mainz waren das Erstarken des Bürgertums nach dem Untergang des Alten Reiches zum Beginn des 19. Jahrhunderts und die starken Wirtschaftsbeziehungen zu Köln, wo 1823 eine Reform der Fastnacht stattgefunden hatte, die erstmals Sitzungen und einen großen Umzug an Rosenmontag vorsah. Auch das Bürgertum in Mainz suchte nach neuen Formen gesellschaftlicher Zusammenkunft und nahm sich der Kölner Reform an, freilich nicht ohne Gegensätze zu betonen und in Konkurrenz zu treten. Als in Köln Gegenströmungen zur Fastnacht auftraten, sahen die Mainzer Fastnachter der ersten Stunde ihre Chance gekommen und organisierten 1837 einen Umzug (damals unter dem Namen "Krähwinkler Landsturm"), an dem die älteste Korporation der Mainzer Fastnacht, die spätere Mainzer Ranzengarde erstmals auftrat.
Die Initiative geht auf den Kaufmann Nicolaus Krieger zurück, dem es vor allem darum ging, die als eher abstoßend-vulgär empfundene Volksfastnacht durch Organisation der Aktivitäten zu einem geordneten, den Wirtsleuten Umsatz bringenden, und Touristen anziehenden Ereignis zu machen.
Am 19. Januar 1838 gründete sich mit dem Mainzer Carneval-Verein, kurz MCV, der erste Karnevalsverein der Stadt, der bis heute die Aufgaben einer (nicht existierenden) „Dachorganisation“ der Mainzer Fastnacht übernimmt und z.B. den Mainzer Rosenmontagszug organisiert. Getragen wurde er vor allem von der Mittelschicht. Im Februar konstituierte sich der Verein und beantragte am 9. Februar 1838 einen „Fastnachtmontagszug“, der am 26. Februar 1838 erstmals stattfand. An den Grundzügen der Mainzer Fastnacht hat sich dabei seit 1838 nicht viel verändert.
Der Aufstieg der Fastnacht zum gesellschaftlichen Ereignis
Die Mainzer Fastnacht war in der Anfangszeit durchaus unpolitisch. Daher wurden die Aktivitäten fastnachtlicher Organisation (MCV, Ranzengarde, Rosenmontagszug, Sitzungen) von der großherzoglichen Obrigkeit zwar kritisch beäugt, gleichzeitig aber wohlwollend gefördert. Bezeichnend hierfür ist zum Beispiel, dass die Fastnachtsvereinigungen immer nur für eine Saison gegründet werden durften, und sich an jedem 11. November neugründeten, was auch immer genehmigt wurde. Dies entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einer eigenen Tradition, die aber wegen der damit verbundenen Unannehmlichkeiten (Jährliche Auflösung des Vereinsvermögens, Neugründung nur bei entsprechender Initiative und ohne vereinseigenes Startkapital) schließlich aufgegeben wurde.
Ein zweites Beispiel für diese Situation ist das Schicksal der „Duttinger“, einer in den 40er Jahren gegründeten neuen Karnevalsgesellschaft neben dem MCV. Sie wurde polizeilich verboten, „da die Existenz eines zweiten Vereins nicht im Interesse der Mainzer Verhältnisse liege“, und „nur neue Unordnung" befürchtet wurde.
Die Politisierung der Mainzer Fastnacht begann erst im Vorfeld der Revolution von 1848, als Franz Heinrich Zitz, einer ihrer Protagonisten, 1843 Präsident des MCV wurde und der Demokrat Philipp Wittmann ins Komitee einzog. Auf diese wird auch die ins Närrische verkehrte jakobinische Symbolik zurückgeführt: Die Deutung der Narrenkappe als erweiterte Jakobinermütze, die närrischen Farben Blau Weiß Rot + Gelb aus der Trikolore, das Komitee als „revolutionären Elferrat“. Im Revolutionsjahr 1848 selbst fiel die Fastnacht aus, und die damals vertriebene Fastnachtszeitung „Narhalla“ wurde kurzerhand zu einem revolutionären Flugblatt umfunktioniert.
In den Jahren nach der Revolution kam die Fastnachtertätigkeit zwar kurzzeitig fast zum Erliegen, doch ab 1855 wurden wieder große Kampagnen abgehalten, was zu einem sprunghaften Anstieg der Mitgliederzahlen und zur Gründung neuer Korporationen (Kleppergarde, 1856) führte. 1857 fielen wegen der Explosion des Pulverturms und 1866 wegen des preußisch-österreichischen Krieges die Kampagnen aus. Auch die Rosenmontagszüge fielen in den Folgejahren aufgrund einiger Umstände (u.a. Brände, die das Inventar des MCV vernichteten) öfter aus. 1884 hielt der MCV die Sitzungen zum ersten Mal in der gerade fertiggestellten Stadthalle ab, wo man für die nächsten 50 Jahre blieb. In den Folgejahren entstanden viele neue Vereine: der Mombacher Carneval-Verein (1886), der Gonsenheimer Carneval Verein (1892) und der Carnevalverein „Eiskalte Brüder“ (1893). An Garden kam die Mainzer Prinzengarde (1884), die Prinzessgarde (1886), die 1933 in Garde der Prinzessin umbenannt wurde, die Mombacher Prinzengarde (1886) und die Jocus-Garde (1889) hinzu.
Fastnacht zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Jede dieser Korporationen veranstaltete Sitzungen und Bälle, was das gesellschaftliche Leben der Stadt in jeder Karnevalssaison prägte. Trotz hoher Preise waren die Veranstaltungen meist ausverkauft, die die Vereine für „Einheimische“ und „Auswärtige“ ( „Prunkfremdensitzung“) veranstalteten. Zum Fastnacht kamen nun auch Gesangselemente und eine Verstärkung des politischen Aspekts, bei dem nun auch die Weltpolitik aufs Korn genommen wurde. 1898 wurde mit dem Mainzer Carneval Club (MCC) der zweite Mainzer Fastnachtsverein gegründet. 1913 wurde das 75-jährige Jubiläum des MCV mit einem großen Fest begangen, das von außerordentlicher gesellschaftlicher Bedeutung war. Zum Rosenmontagszug kamen 100.000 Menschen. Auch Politiker gaben sich nun häufiger die Ehre und erschienen auf Sitzungen und auf den Zügen. Während des Ersten Weltkriegs und in den Jahren danach lag das närrische Treiben abermals danieder; erst nach dem Abklingen der Inflation 1924 war wieder an Fastnacht zu denken. Erst 1925 fand nach 11 Jahren die erste Generalversammlung des MCV statt. 1926 betraten die „Mainzer Hofsänger“ die Bühne, 1927 fand erstmal wieder ein Fastnachtszug statt. Im Jahr 1929 gab Martin Mundo erstmals sein Heile, heile Gänsje zum besten, welches sich mit Besatzung und Krieg befasste und dementsprechend nach dem Zweiten Weltkrieg mit Ernst Neger neu aufgelegt wurde.
Fastnacht im Nationalsozialismus
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden nach und nach auch die Karnevalvereine gleichgeschaltet. Unliebsame Kleingruppierungen wurden aufgelöst. Veranstalter von Narrenabenden mussten Programm und Texte von der Kreisleitung der NSDAP absegnen lassen. Einzig der MCC konnte sich erfolgreich gegen diese Zensur wehren. Allerdings war der Grund eher unpolitisch, wie der langjährige MCC-Präsident Jakob Wucher berichtet: Die Zensoren waren beim MCV, und man wollte die Büttenreden nicht vorzeitig der Konkurrenz zukommen lassen. Es wurden viele im Zeitgeist gehaltene Beiträge gehalten, aber nicht selten auch verschlüsselte Kritik (Motto 1935: „Alles unner ääner Kapp'“). 1938 fand zum 100-jährigen Jubiläum des MCV wieder eine glanzvolle Kampagne statt, mit Prinzenpaar, das es in der Mainzer Fastnacht nur zu besonderen Anlässen gibt. Im Krieg fanden keine Kampagnen statt. Lediglich närrisches Fronttheater wurde ab und an geboten.
Neubeginn nach dem Krieg
Im Oktober 1945 wurde die Fastnacht durch den französischen Stadtkommandanten Kleinmann wiederbelebt. Obwohl sich der MCV ursprünglich zu einer Neubelebung der Mainzer Fastnacht außerstande sah (Karl Moerlé vom MCV erinnert sich: „Der Gedanke daran erschien uns absurd, dass ich mich des Hinweises auf den trostlosen Zustand unserer Stadt, unter deren Trümmern noch Tote lagen, ..., nicht enthalten konnte“), wurden dennoch auf Kleinmanns Druck hin für die Kampagne 1946 einige Veranstaltungen geplant. Unter dem Schirm des MCV fanden einige sehr erfolgreiche „Mainzer Abende“ statt. Das Motto war: „Lache unter Tränen“. Im Sommer 1946 nahm der MCC seine Arbeit wieder auf, und ab 1947 gründeten sich weitere neue Vereine. Trotz des Erfolges war die Fastnacht in Mainz in den ersten Nachkriegsjahren umstritten. So gab es eine Initiative der CDU-Stadtratsfraktion 1948, auf Fastnachtsaktivitäten vorerst zu verzichten, „weil dies dem gesunden Sinn der Mehrheit unseres Volkes widerspricht und von dem Ausland nicht verstanden wird“. Oberbürgermeister Emil Kraus bewirkte durch eine Gegenrede, dass dieser Antrag nicht zur Abstimmung kam. Es gab aber noch keine Umzüge und Maskenbälle - den Kern der Fastnacht bildeten die Sitzungen.
Erst 1950 fand der erste Rosenmontagszug nach dem Krieg statt. 1955 übertrug der Südwestfunk erstmals eine Gemeinschaftssitzung von MCV und MCC unter dem Motto: „Mainz wie es singt und lacht“ im Fernsehen. 1965 strahlte das ZDF eine Konkurrenzveranstaltung namens „Mainz bleibt Mainz“ aus, ab 1973 produzierten die Sender dann nur eine Sendung im jährlichen Wechsel. Sitzungsort wurde nach Jahren in der zu großen Rheingoldhalle (dem Nachfolgebau der im Krieg zerstörten Stadthalle) wieder das Kurfürstliche Schloss. Die Sendung nannte sich nun „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ und wurde vom MCV, MCC, dem Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV) und dem Karneval-Club Kastel (KCK) gestaltet. Berühmter langjähriger Sitzungspräsident war Rolf Braun. Die Fernsehsitzungen waren es, die Mainz und seine Fastnacht weit über die deutschen Landesgrenzen hinaus berühmt machten. Bis in die Gegenwart haben die Sendungen höchste Einschaltquoten. Alle Versuche, die Sitzungen vom Ablauf her grundlegend zu reformieren, scheitern am Traditionsbewusstsein der Mainzer Fastnachter und auch der Zuschauer. Gleichwohl kommen die Fernsehsitzungen in zeitgemäßem Gewand daher. In den 70er Jahren versuchte der Südwestfunk einmal mit Otto Höpfner eine Modernisierung der Sitzung durch Showelemente, gestrafften Ablauf und verkürzte Sendezeit. Das Experiment scheiterte.
In Mainz gibt es heute 23 Fastnachtsvereine und 25 Garden. Diese luden 1996 zu 220 Abenden ein an denen 140.546 zahlende Gäste erschienen. Zum Rosenmontagszug erscheinen im Schnitt ca. 500.000 Menschen. Die Mainzer Fastnacht stellt damit einen nicht unbedeutenden Wirtschaftsfaktor in der Landeshauptstadt dar.
Inhalt und Wesen
Vor allem das Militär wurde im 19. Jahrhundert in der Festungsstadt Mainz gerne auf die Schippe genommen: die Uniformen der Garden sind bis zum heutigen Tage teilweise den prachtvollen Uniformen der Österreicher, Preußen und Franzosen nachempfunden, deren Truppen zwischen 1792 und 1866 in der Stadt stark präsent waren. Andere Gardeuniformen gehen auf Motive bis zum Mittelalter zurück wie z.B. die Landsknechtuniformen der Weisenauer Burggrafengarde. Auch Uniformelemente der kurfürstlichen Armee finden Verwendung. Die Garden mit ihren Militärparodien haben einen großen Anteil an der Straßenfastnacht und ihren Umzügen, unter denen der Mainzer Rosenmontagszug zu den bekanntesten zählt. Die Rekrutenvereidigung gehört ebenfalls zu der Militärparodie in der Mainzer Fastnacht.
Der 'Schlachtruf' der Mainzer Fastnacht, Helau stammt aus Düsseldorf und wurde erst 1938 in Mainz eingeführt.
Das Mainzer Staatstheater (bis 1989: "Stadttheater") öffnet seine Bühne in der Fastnachtszeit für Laien, die im Rahmen der Fastnachtsvereine die Fastnachtsposse, meist ein bekanntes Lustspiel, aufführen. 2004 wurde das 1889 entstandene Stück Pension Schöller von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs aufgeführt; der Trainer des Mainzer Fußballvereins 1. FSV Mainz 05, Jürgen Klopp, gab hierbei eine Gastrolle.
Die Fans von Mainz 05 haben aus dem Spottlied „Ihr seid nur ein Karnevalsverein“ eine eigene Philosophie gemacht: „Wir sind nur ein Karnevalsverein“. Die Finther Schoppesänger leisteten mit den Liedern: Mainz 05 haut auf die Pauke und Ja wenn die Tore fallen ihren Beitrag dazu.
Die Kunst des politischen Büttenvortrags wird in Mainz traditionell gepflegt („Protokoller“, „Bote aus dem Bundestag“ u.v.m.). Zwar finden sich auch in der Mainzer Fastnacht (analog zu Köln) reine „Kokolores“-Vortragsredner (wie etwa früher Rudi Zörns oder heute Hildegard Bachmann, die kunstvoll Pointen des Alltags zuspitzen), dennoch verbanden und verbinden sich mit den hochkarätigsten Mainzer Büttenreden hauptsächlich Figuren wie „Till“ oder „Bajazz mit der Laterne“, die mit geschliffenem Wort-Florett und oft erkennbar politischer Grundausrichtung ihre rhetorischen Pfeile abschießen.
Wichtiger musikalischer Bestandteil der Mainzer Fastnachtssitzungen ist der 1844 eingeführte Narhallamarsch, der als Einzugs- und Auszugsmarsch der Büttenredner erklingt.
Die Mainzer Fassenacht hat sich immer wieder der Zeit angepasst und dabei gern Fremdes importiert. Oben wurde die Herkunft des „Helau“ aus Düsseldorf genannt. In den 1960er Jahren sah man die ersten Guggemusig-Kapellen aus der Schweiz; heute gibt es auch lokale Guggemusik. In den letzten Jahren hat die Samba-Musik aus dem Brasilianischen Karneval ihren Siegeszug gehalten. Die rheinische, in Mainz nicht traditionelle Einrichtung der Weiberfastnacht wird seit 2006 „offiziell" begangen. Und sogar „Viva Colonia“ - natürlich als „Viva Moguntia“ vereinnahmt - ist auf dem Zug ab und zu zu hören, ohne größeres Missfallen zu erregen.
Farben und Symbole
Die Mainzer Fastnacht besitzt eine eigene Flagge, die wie die meisten Symbole der Fastnacht ursprünglich als politische Karikatur entstand. Mainz war in der Vergangenheit regelmäßig französisch besetzt und so wurden die Fastnachtsfarben aus der französischen Trikolore abgeleitet. Um das Verspotten der Besatzungsmacht zu verschleiern, wurden die französischen Farben rot-weiß-blau gedreht und das goldgelb der katholischen Kirchenfahne hinzugefügt. Katholiken stellten zur Entstehungszeit die Mehrheit der Bevölkerung.
Die Fastnachtsfarben rot-weiß-blau-gelb wurden zusätzlich mit einer Bedeutung belegt, die nach Günter Schenks Buch „Fastnacht in Mainz“ von einem Büttenredner im Jahr 1840 so besungen wurde: „Weiß ist die Reinheit unserer Absicht, dein gelb ist das Sonnengold unserer Herzen, dein rot ist die Feuerfarbe unserer Gedankenbilder, dein blau ist der Azurhimmel unserer Freudigkeit.“
Die Fastnachtszahl Elf entstand zur selben Zeit. Die französischen Besatzer trugen die Initialen des Leitspruchs der französischen Revolution auf ihren Uniformmützen. Aus Egalité, Liberté, Fraternité, (E. L. F.) machten die Mainzer Narren die närrische 11, die heute noch einige Garden als Zahl auf den Mützen tragen.
Eine lange Tradition in der Mainzer Straßenfastnacht haben die so genannten "Schwellköpp". Sie zeigen, satirisch überspitzt, typische Physiognomien von Mainzer Charakteren beiderlei Geschlechtes. Die überdimensional großen Pappmachéköpfe werden von Trägern bei Straßenumzügen zur Auflockerung des Zuges zwischen den einzelnen Zugnummern getragen und präsentiert.
Bauwerkliches
Der Fastnachtsbrunnen steht am Schillerplatz (Ecke Ludwigsstraße) und schmückt Mainz mit einem Denkmal, das die närrische Jahreszeit widerspiegelt. Enthüllt wurde er am 14. Januar 1967 unter den Augen zahlreicher Mainzer und karnevalistischer Musik, die sich zur Feierlichkeit eingefunden hatten.
Es handelt sich um einen fast neun Meter hohen, bronzenen Turm, der von mehr als 200 ebenfalls bronzenen Figuren bevölkert ist. Vater Rhein, der Mönch und der Mann mit dem Brett vor dem Kopf, die Katze, Till Eulenspiegel und die Stadtgöttin Moguntia, der Geldbeutelwäscher oder der Paragraphenreiter sind nur einige der Motive.
Außerdem finden sich an vielen Orten in Mainz Skulpturen, Plastiken und Erinnerungstafeln sowie Straßennamen mit unmittelbarem Bezug zur Fastnacht.
Personen
Bekannte Personen der Mainzer Fastnacht waren und sind:
Hildegard Bachmann, Vortragsrednerin Becker Horst, Der singende Brezelmann von Määnz Hans-Peter Betz Sitzungspräsident und Guddi Gutenberg Herbert Bonewitz („Gonsbachlerche“, Vortragsredner z. B. „Prinz Bibi“, Dieter Brandt, (Rednerfigur des „Till“) Rolf Braun (†) Jürgen Dietz, (Vortragsredner „Der Bote vom Bundestag“) Otto Dürr und Georg Berresheim (†) (Die Putzfrauen "Frau Babbisch" und "Frau Struwwelich") Jeremy D. Frei Sänger, Präsident und Vortragsredner der LSG - DIE CHAOTE - Bekanntes Lied "Die Vögelein, die Vögelein" Ellen Friese Sängerin: „Kinder, wir leben nur einmal“ Seppel Glückert Adolf Gottron (†) Toni Hämmerle (†) Komponist Dieter Hummel Heinz Koch (†) en alte Meenzer Klaus Koop (Musiker: „Geigerfränzje“) Jochen Kunz Vortragsredner z. B. „Rentner“ Patricia Lowin Vortragsrednerin, "Emanze","Politesse", "Loreley" Joe Ludwig ehem. Chef der Gonsbachlerchen, Vortragsredner Tobias Mann Kabarettist, Entertainer, Vortragsredner und Sänger ("Sibbe Schobbe") Heinz Meller Guido Meudt und die Mainzer Worschtathlete Karl Müller Martin Mundo (†) Ernst Neger (†) (Der singende Dachdeckermeister „Heile, heile Gänsje“, „Humba Täterä“, „Rucki Zucki“) Wolfgang Ross (†), Pierrot Norbert Roth Willi Scheu (Rednerfigur des „Bajazz mit der Laterne“) Rüdiger Schlesinger] ( Redner "Advokat des Volkes") Franz Josef Schneider,(†),(Original Geigerfränzje) „Büttenschieber“ und viele mehr, später Solokabarettist) Margit Sponheimer („Am Rosenmontag bin ich geboren“) Rudi Zörns Vortragsredner, z. B. „Margret von de Palz" "Alleweil sein ich do“
Gruppen
Bekannte Gruppen der Mainzer Fastnacht:
Aca & Pella A Cappella-Band - "Denn wo könnt's schöner sein ..." Die Altrheinstromer Die Bänkelsänger (Lied „Ui-Jui-Jui-Au-Au-Au...“) Die Maledos Die Schnorreswackler Die singenden Kellermeister Finther Schoppesänger Mainzer Hofsänger („So ein Tag, so wunderschön wie heute“) Se Bummtschacks Rock-Comedy
Bekannte aufgelöste Gruppen der Mainzer Fastnacht:
Onkel Hermann und die Batschkapp Die Gonsbachlerchen Die drei Startenöre "3-Tenöre-Parodie der Spitzenklasse"
Mainzer Vereine und Korporationen
„Bretzenummer Böbbcher“ Die Meenzer Hutsimpel C. C. „Rote Husaren" Kostheim 1952 e. V.“ Carneval Club Mombach 1981 eV „Die Eulenspiegel„ Carneval Club Weisenau 1948 e. V. - Burggrafengarde - Carneval Verein Kleppergarde Gonsenheim 1877 e. V. Carnevalverein „Eiskalte Brüder“ Mainz-Gonsenheim Carnevalverein Schwarze Gesellen Laubenheim e. V. Comité Katholischer Vereine Mainz-Bretzenheim 1946 e.V. Die Altrheinstromer Die Gaadefelder e. V. Mainz Die Schlawiner ECV Ebersheimer Carneval Verein "Die Römer" e.V Fanfarenzug Die Lerchen 1974 e. V. Finther Carneval Verein Finther Schoppesänger Füsilier-Garde 1953 e. V. Garde der Prinzessin Mainz e.V. -gegr. 1886- Gonsenheimer Carneval Verein "Schnorreswackler" 1892 e.V. Hechtsheimer Dragoner Garde 1958 e. V. 1. Österreichisches Corps der Meenzer Fassenacht Haubinger Fastnachtsgesellschaft "Die Haubinger von 1857"e.V Hörnerzug Mainz-Neustadt „Rote Herolde“ Jocus-Garde 1889 Mainz-Kastel e.V. Karneval-Gesellschaft ULK 1930 Mainz-Laubenheim e.V. Karnevalverein "Die Brunnebutzer" 1975 e.V. Mainz-Marienborn Kasteler-Ratschenbande 1993 e.V. Mainz-Kastel KCC Kilianer Carneval Club Mainz-Kostheim KCK Karneval Club Kastel e. V. Mainz-Kastel Kostheimer Carneval-Verein 1923 e. V. Kostheimer Gecken Lerchenberger Carneval Club 1972 e.V.Die Euleköpp Mainzer Bänkelsänger Mainzer Carneval Gesellschaft 1957 e. V. Mainzer Carneval Verein 1838 e. V. Mainzer Carneval Club e. V. Mainzer Freischützen Garde e. V. gegründet 1901 Mainzer Husaren Garde Mainzer Klepper-Garde 1856 e. V. Mainzer Klinik-Athleten Mainzer Narren-Club 1949 e. V. Mainzer Prinzengarde 1884 e. V. Mainzer Ranzengarde von 1837 e.V. Meenzer Haubengarde 1976 e. V. Meenzer Herzjer Meenzer Sockequalmer e. V. Mombacher Carneval Gesellschaft „Maletengarde“ 1953 e. V. Mombacher Prinzengarde 1886 e. V. Mombacher Carneval Verein „Die Bohnebeitel“ 1886 e. V. Musik Show Corps Mainzer Rittergilde Musikcorps „Die Jakobiner“ 1973 e. V. Musik-Show-Band Mainz-Altstadt „Die Bauern“ 1961 e. V. Musikzug Rheingold Mainz e. V. Pfarreien aus Mainz-Gonsenheim Schwarze Husaren Mainz e. V. Schwellkopp-Träscher-Club Singende Kellermeister
Motto
Jedes Jahr wird von den Bürgern ein Motto zur Fastnacht vorgeschlagen. Eine 29-köpfige Jury, bestehend aus Vertretern der Fastnacht, Politik, Wirtschaft und Medien sichtet die nach Beendigung der jeweiligen Kampagne eingehenden Vorschläge und wählt aus diesen dann im Juni des Jahres ein Motto für die Kampagne des nächsten Jahres aus. Aus knapp 200 Vorschlägen wurde für die Kampagne 2008 folgendes Motto ausgewählt: „Fassenacht im Sauseschritt, Kommt nach Mainz, macht alle mit.“
Zugplakette
Zu jeder Kampagne gibt es in jedem Jahr auch das sogenannte Zugplakettche, welches verkaufsfördernd mit dem Satz: "Kaaaft Zuchplakettcher" angepriesen wird. Die Verkaufserlöse fließen der Finanzierung des Rosenmontagszuges zu. Seit 2006 blinken die Zugplakettchen, was mit einer Preiserhöhung verbunden war.
2001: 75 Jahre Mainzer Hofsänger 2002: Drei goldische Määnzer Mädcher 2003: 2004: 2005: 05er 2006: Zugent(d)e 2007: Schwellkopp Knollenas 2008: Schwellkopp mit de blinkend Fliesch (Fliege)
Die Mainzer Fastnacht in der Literatur
1959 veröffentlichte der aus Nackenheim stammende Dichter Carl Zuckmayer seine Erzählung Die Fastnachtsbeichte, die vor dem Hintergrund der Mainzer Fastnacht 1913 spielt. Sie gilt als eines seiner bedeutendsten Werke und wurde 1960 von William Dieterle verfilmt. Die Kriminalgeschichte um Schicksal, Schuld, Liebe und Sühne beginnt und endet in einem Beichtstuhl des Mainzer Doms. Am Anfang steht der Mord an einem jungen Mann in Husarenuniform am Fastnachtssamstag, am Ende steht die Fastnachtsbeichte am Aschermittwoch morgen, mit der sich die Menschen von den Ausschweifungen während der Fastnacht befreien und in ihre geordneten Lebensverhältnisse zurückkehren. Im Oktober 2007 erscheint der Roman "Fastnacht in Meenz". Darin erzählt der Mainzer Journalist und Autor Ralph Keim die Lebensgeschichte eines fiktiven Vortragsredners. Aus dessen Sicht erlebt der Leser mehr als ein halbes Jahrhundert Mainzer Fastnachtshistorie, beginnend im Jahr 1948. Eingebunden in die erfundene Handlung sind reale Fastnachtsgrößen wie Herbert Bonewitz oder auch Rolf Braun.
Die Maledos ist ein 1958 gegründetes Gesangs- und Musikterzett des Mombacher Carneval Vereins die Bohnebeitel. Der Name Maledos leitet sich von den Maleten ab, der Mombacher Bezeichnung für die Aprikose.
Bandgeschichte
Die Maledos gibt es seit 1958 in der Mainzer Fastnacht. Sie traten damals noch im Kurfürstlichen Schloss auf, da nach dem Krieg noch keine geeignete Halle in Mombach existierte. Die Ur-Besetzung der drei Maledos war: Gusti Becht, Jupp Mentges und Horst Hörsken. 1959 ersetzte Lothar Mohr Horst Hörsken. 1965 trat die Gruppe in der ersten Fernsehsitzung Mainz bleibt Mainz auf. Das ZDF erreichte mit der Sendung 10,5 Millionen deutsche Bildschirme. 1970 persiflierte das Terzett die Krimisucht der Deutschen bei Emma Peel und Solo für O.N.K.E.L.
Das 25-jährige Jubiläum wurde 1984 in der renovierten Halle des Mombacher Turnvereins gefeiert. Diesmal waren es vier Maledos: Gusti Becht (Gitarre), Lothar Mohr (Akkordeon I), Klaus-Dieter Becht (Akkordeon II) und Robert Bartsch (Kontrabass + Text). Die doppelte Akkordeonbesetzung rührte von einem saisonalen Ausfall Lothar Mohrs her, währenddessen Becht einsprang.
Im Jahr 2005 stand der 65-jährige Mitbegründer der Maledos, Gusti Becht, seit dem Gründungsjahr 1959 ununterbrochen und damit 46 Jahre auf der Bohnebeitel-Bühne. Im Auftrag des Oberbürgermeisters Jens Beutel wurde er durch Ortsvorsteherin Eleonore Lossen-Geißler mit dem Leporello der Mainzer Fastnacht ausgezeichnet, der auch den Saal des MTV schmückt.
Die Besetzung weit 2007 besteht aus Klaus Dieter Becht, Uwe Ferger und Dieter Scheffler. Robert Bartsch zog sich aus gesundheitlichen Gründen bereits in den Jahren vorher zurück und verstarb 2007.
Neben den Bühnenauftritten bei KCK, den Ulkern, Prinzengarde etc. traten die Maledos auch bei der ZDF-Sendung Schlagerkonfetti, die in den 1970er Jahren von der Mainzer Ranzengarde veranstaltet wurde und der Sendung Narren nach Noten auf.
Singles
Junge Meedcher un en Sack voll Flee Mein lieber Herr Gesangverein/Haste was, 1972 Remmi Demmi/Alles aus Liebe, 1973 Wutze-Tango, Ohne Worscht und ohne Woi, 1982 Loss en trinke, sunst verderrt er der Oi, oi, oi, oi, jetzt trink ich erst emol en Woi, 2006
Die Mainzer Hofsänger sind ein semiprofessioneller Laienchor aus Mainz am Rhein. Der Chor gründete sich 1926 unter dem Namen Musik-Hochschul-Sänger als Fastnachtschor, der sich aus Mitgliedern des Extra-Chors des Mainzer Konservatoriums zusammensetzte. Das seriöse Institut für klassische Musik wollte aber nicht mit Fastnacht und Persiflage in Verbindung gebracht werden, so entschied man sich - unter Beibehaltung der Initialen „MHS“ - für den bis heute bekannten Namen.
Werdegang
Es folgten erste Auftritte bei kleineren Fastnachtsvereinen in und um Mainz; den ersten Auftritt beim Mainzer Carneval-Verein hatte der Chor 1934.
Nach dem Zweiten Weltkrieg interpretierte der Chor 1947 den Titel „Sassa“ aus der Fred-Raymond-Operette „Maske in Blau“.. Es folgte 1955 die Interpretation des Lotar-Olias-Schlagers „So ein Tag, so wunderschön wie heute...“ Im gleichen Jahr erfolgte der erste Fernsehauftritt bei einer Kölner Karnevalsveranstaltung, im Jahr darauf bei der Fernsehsitzung „Mainz, wie es singt und lacht“.
Ab den 1960er Jahren fanden Konzertreisen nach Amerika und nahezu alle Nachbarländer der Bundesrepublik Deutschland. Da der Chor mittlerweile vorwiegend auf Kreuzfahrtschiffen auftritt, wird gerne mit der Aussage, der Chor habe bereits auf allen Kontinenten gesungen, geworben.
Gehörten früher hauptsächlich Titel aus den Bereichen Oper und Operette zum Repertoire des Chores, versucht man seit einigen Jahren sich auch die Marktsegmente „kirchliche Musik“ und „Schlager“ zu erschließen. Für jede Fastnachtskampagne wird ein musikalisch-politisches Potpourri einstudiert, in welchem die Titel, die während des Jahres gesungen werden, mit neuen persiflierten Texten versehen werden. Hatte man über Jahrzehnte hinweg hierbei ausschließlich auf Opern- und Operettentitel zurückgegriffen, werden in letzter Zeit immer häufiger auch Titel aus den Genres Pop und Schlager verwendet.
Fernsehauftritte
Seit 1956 gehörte der Chor zum festen Bestandteil der Sendungen „Mainz, wie es singt und lacht“ und der Nachfolgesendung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“. In den Jahren 1981 und 2008 wurden die politischen Einlagen seitens des produzierenden Senders und der Verantwortlichen der beteiligten Fastnachtsvereine gestrichen und dem Chor ausschließlich Sendezeit für Stimmungslieder zur Verfügung gestellt. Beide Male wurden die Auftritte seitens der Mainzer Hofsänger komplett abgesagt.
Neben der Berichterstattung der örtlichen Presse, in welcher die Nichtteilnahme des Chores an der Fernsehsitzung bedauert wurde, wurden auch wiederholt kritische Stimmen laut, in welchen sich vor allem Zeitungsleser zu dem „Vorfall“ äußerten. Hierin spiegelt sich auch die auf der Homepage des Chores getroffene Aussage wider, dass der Chor in Mainz nicht unumstritten ist.
Im Zusammenhang mit dem Verzicht auf den Auftritt bei Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht ist darauf hinzuweisen, dass es in der Zusammenarbeit zwischen den ausführenden Vereinen und den Fernsehsendern ein "ungeschriebenes Gesetz" gibt, nachdem Redner oder Sänger bei einer unbefriedigenden Leistung im Vorfeld der Sendung niemals seitens der Sender ausgeladen werden, sondern man den betroffenen Aktiven nahelegt, selbst auf ihre Auftritte zu verzichten, damit niemand das Gesicht verliert.
Diskografie
2007 So ein Tag ... so wunderschön wie heute 2002 ... nur vom feinsten 1995 Singen, Schunkeln, Lachen 1994 Ein musikalischer Bilderbogen ? Weihnachtszauber ? 50 Jahre so ein Tag ? Klänge der Freude ? Mit Musik durchs ganze Leben ? Singt dem Herrn ein neues Lied
Auszeichnungen und Ehrungen
1959 „Goldene Plakette der Stadt Mainz“, überreicht von Oberbürgermeister Jockel Fuchs 1976 „Rheingold-Plakette in Silber“ der Stadt Mainz, OB bockel Fuchs 1976 „Dom Plakette“ der Stadt Mainz, OB Jockel Fuchs 1977 „Gutenberg-Plakette“ der Stadt Mainz, OB Jockel Fuchs 1982 „Peter-Cornelius-Plakette“ des Landes Rheinland Pfalz, überreicht von Kultusminister Dr. Georg Gölter 1996 „Rheingold Plakette in Gold“ der Stadt Mainz, überreicht von Oberbürgermeister Herman-Hartmut Weyel.
Trivia
Der Chor, welcher als GbR geschäftlich tätig ist, ist mit diversen Programmen ganzjährig tätig und als mittelständisches Wirtschaftsunternehmen anzusehen.
Dies führte dazu, dass es wiederholt zu arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen zwischen Sängern, die den Chor verließen bzw. ausgeschlossen wurden und dem Restchor kam. Diese wurden gerne durch die Boulevardpresse aufgegriffen. So war der Chor im Jahre 1998 über Wochen hinweg in den Schlagzeilen, als man den Vorsitzenden Hans-Albert Dehmer ausschloss und dieser sich per einstweiliger Verfügung das Recht sicherte, weiter an Proben und Konzerten teilnehmen zu können und Verdienstausfall geltend machte. Der Rechtstreit wurde durch Zahlung einer nicht näher bezifferten Ausgleichssumme im „oberen fünfstelligen Bereich“ beigelegt. Im Laufe der Streitigkeiten kamen immer merkwürdigere Ausschlusspraktiken zu Tage. So wurde zum Beispiel ein Sänger wegen seiner Homosexualität aus dem Chor ausgeschlossen, ein anderer weil er an Hyperhidrosis pedis litt.Ähnliche Aufmerksamkeit in der Boulevardpresse fand der Wechsel an der Spitze des Chores im Jahr 2001
Se Bummtschacks sind eine Mainzer Regionalband, die Comedy und Gesang miteinander verbinden. Sie traten u.a. auf Veranstaltungen wie den Meenzer Drecksäck (alternative Fassenacht) sowie den bekannten Festivals Rock am Ring und Rock im Park auf. Nach Konflikten mit den örtlichen Fastnachtsgrössen, bzw. Vereinen (MCV) entwickelten Se Bummtschacks eine eigene Fastnachtsveranstaltung Se Bummtschacks fersuchen Fassenacht die im grössten Mainzer Kino (Residenz) 2005 zur Ausführung kam und als anarchisch (Allgemeine Zeitung Mainz) gefeiert wurde. Im Herbst 2006 kam ihr 2 1/2-stündiges Satirical: Auf Hartz und Nieren, ebenfalls im Residenz-Kino auf die Bühne. In die Rahmenhandlung um die Bummtschagentur für Arbeit wurden eigene Musik-Videos, Multimedia-Präsentationen, Filme, sowie Kabarett-, Comedy-Beiträge und Live-Musik eingebunden. Im Satirical lösten Se Bummtschacks überraschend das Problem der Massenarbeitslosigkeit: Schlussendlich blieb nur noch Agenturchef (Frank Jürgen Wiese) übrig. Comedy-Trailer für RPR Radio (Brocko Becker) um die Jahrtausendwende und viele Benefizaktionen (Konzerte, Sammlungen) zeigen das vielfältige Spektrum der "Bänt", die nach eigenen Angaben Nix kann - dess abber gut. Zudem haben Se Bummtschacks mehrere Hymnen des Fußballvereins 1. FSV Mainz 05 aufgenommen.
Mitglieder
Jürgen Girtler (Gebabbel, E-Triangel, Gehirn) Christoph Steigner (Gebasse, Getaste, Gesang) Sven Hieronymus (Gesang, Gebabbel, Generve) Oly Wahner (Getrommel, Gesang, genervt) Frank Wallmüller (Getarre, Gesang, Gespreche)
Diskographie
WER PROBT HAT ANGST MaxiCD 1997 (Eigenproduktion) Halldeimaul CD 1998 (Eigenproduktion) Gassehauer Live CD 1998 (Eigenproduktion) Schunkel Schong Maxi CD 01/2000 EMI Electrola Halldeimaul CD 02/2000 EMI Electrola Karnevalsverein Maxi CD 02/2000 (Eigenproduktion mit dem 1. FSV Mainz 05) Dobb! Bolidei Maxi CD 12/2000 (Eigenproduktion) Andollogy CD 08/2001 (Eigenproduktion) Wir alle sind Mainzer Maxi CD 05/2002(Eigenproduktion mit dem 1. FSV Mainz 05) [pissemisse] CD 08/2003 Kreakustik Records Hier kommt Mainz CD 08/2004 Kreakustik Records Heimspiel CD 12/2004 Kreakustik Records Heimspiel DVD 06/2005 Kreakustik Records
Der Gutenberg-Marathon ist ein Marathon in Mainz, der seit 2000 im Mai stattfindet. Der Lauf wurde zum 600. Geburtstag von Johannes Gutenberg vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Mainz ins Leben gerufen. Ab 2001 wurde die Organisation an das Sportdezernat übergeben. Sportlicher Ausrichter ist der USC Mainz. Auch ein Halbmarathon und ein Zwei-Drittel-Marathon (28,130 km) werden angeboten. Wegen der großen Nachfrage und begrenzten Aufnahmekapazität der Veranstaltung sind die Startplätze regelmäßig schon Monate vor dem Veranstaltungstermin ausgebucht.
Bislang wurden zweimal die Deutschen Marathon-Meisterschaften im Rahmen des Gutenberg-Marathons ausgetragen. 2007 wurden Ilona Pfeiffer als Gesamtsiegerin und Philipp Büttner als Gesamtfünfter Deutsche Meister, 2008 Susanne Hahn als Gesamtsiegerin und Martin Beckmann als Gesamtdritter.
Streckenverlauf
Die nach den Richtlinien des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) vermessene Strecke besteht aus zwei teilweise identischen Runden.
Start und Ziel ist auf der Rheinstraße zwischen dem Rathaus und der Rheingoldhalle. Zunächst geht es rheinabwärts am Kurfürstliches Schloss vorbei auf die Rheinallee und von dort über das Betriebsgelände der Schott AG nach Mombach, wo der nördlichste Punkt der Strecke erreicht wird. In einer Schleife läuft man nun durch die Neustadt zur Kaiserstraße. Nach einer Umrundung der Christuskirche geht es in die Altstadt. Am Dom vorbei führt die Strecke zur Rheinstraße und auf einer Pendelstrecke nach Weisenau. Kurz vor Ende der ersten Runde wird der Holzturm passiert.
In der zweiten Runde wird zunächst der Rhein auf der Theodor-Heuss-Brücke überquert, und es schließt sich eine Schleife durch Mainz-Kastel und -Kostheim an. Über die Heuss-Brücke geht es zurück aufs linke Rheinufer, wo km 28 und das Ziel des 2/3-Marathons erreicht werden. Der Rest der Marathonstrecke verläuft genau wie die erste Runde, nur dass diesmal die Pendelstrecke nach Weisenau ausgelassen wird.
Der Kurs ist flach (mit der Rheinbrücke als einzigem nennenswertem Anstieg) und bis auf einige Kopfsteinpflaster-Passagen durchgängig asphaltiert. Zahlreiche Zuschauer säumen die Strecke und sorgen für die stadttypische Karnevalsstimmung.
Berichterstattung
Der Gutenberg-Marathon wird live vom SWR Fernsehen übertragen. 2004 nahmen die Teilnehmer der Sendereihe Von Null auf 42 am Halbmarathon in Mainz teil.
Marathon: 1963 (1628 Männer und 335 Frauen), 65 weniger als im Vorjahr 2/3-Marathon: 695 (520 Männer und 175 Frauen), 165 weniger als im Vorjahr Halbmarathon: 5682 (3887 Männer und 1795 Frauen), 31 weniger als im Vorjahr