Mainz-Lerchenberg ist der jüngste und neu entstandene Stadtteil von Mainz. Lerchenberg gilt als die so genannte „Jubiläumssiedlung“, da es zur 2000-Jahr-Feier im Jahr 1962 gegründet wurde. Dadurch konnte das seit Kriegsende drückende Wohnraumproblem von Mainz gerade für junge Familien deutlich gemildert werden.
Weit über die Stadtgrenze von Mainz hinaus ist der Lerchenberg durch das ZDF-Sendezentrum bekannt geworden.
Geografische Lage
Der Stadtteil Mainz-Lerchenberg liegt auf einer Anhöhe oberhalb der „Draiser Senke“ und westlich der Mainzer Innenstadt und dem Rhein. Zu Rheinhessen hin wird der Stadtteil von dem Ober-Olmer-Wald begrenzt. Die naheliegenden rheinhessischen Ortschaften sind Essenheim, Ober-Olm und Klein-Winternheim. Die nächstgelegenen Mainzer Stadtteile sind Drais und Marienborn.
Geschichte
Am 25. Mai 1961 beschloss der Mainzer Stadtrat, anlässlich der (verfrühten) 2000-Jahr Feier der Stadt Mainz eine „Jubiläumssiedlung“ zu gründen. Nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieg bestand in Mainz nach wie vor Wohungsknappheit, welche durch diesen neuen Stadtteil mit gelindert werden sollte. Im Jubiläumsjahr 1962 schenkte das Land Rheinland-Pfalz unter Ministerpräsident Peter Altmeier der Stadt Mainz mit 62 Hektar Land einen Teil des dazu erforderlichen Geländes, den die Stadt Mainz auf 154 Hektar erweitern konnte.
Am 16. April 1964 beschloss der Stadtrat, die Jubiläumssiedlung, welche nach einem Ideen-Wettbewerb unter der Mainzer Bevölkerung zuvor auf den Namen „Mainz-Lerchenberg“ getauft worden war, offiziell einzugemeinden. Durch die relativ hohen Erschließungskosten von rund 25 Mio. D-Mark verzögerten sich die Arbeiten am neuen Mainzer Stadtteil Im September 1967 bezogen die ersten Bewohner ihre Eigenheime, 2 Jahre später bewohnten bereits 2900 Menschen den Lerchenberg. Knapp 20 Jahre später liegt die Einwohnerzahl bei etwas über 6000 Personen.
Bereits 1963 wurden Pläne diskutiert, das gerade entstandene Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) in Mainz anzusiedeln. 1976 wurde das Hochhaus für Verwaltung und Redaktionen des ZDF auf dem Lerchenberg eingeweiht.
Im September 1977 begannen die Erdarbeiten für den 3. Bauabschnitt des eigentlichen Sendebetriebsgebäudes, einem von der Planungsgruppe Stieldorf entworfenen Rundbau,- mit einem größten Durchmesser von 166 Metern - der 1984 bezogen wurde.
Wappen
Das Wappen von Mainz-Lerchenberg ist auf der Grundlage eines von der CDU-Ortsbeiratsfraktion 1978 für die Lerchenberger Bevölkerung ausgeschriebenen Wettbewerbs eingeführt worden. Das Wappen ist viergeteilt. In der rechten oberen Ecke befindet sich ein silbernes Rad auf rotem Grund (Anlehnung an das Mainzer Stadtwappen), links oben und rechts unten jeweils ein skizzierter schwarzer Vogel (Lerche) im Flug von vorne auf silbernem Grund sowie links unten das erste ZDF-Senderlogo (zwei Sendeantennen mit Funkwellen) in Silber auf blauem Grund. Dies soll die außerordentliche Verbundenheit des Stadtteils zum ZDF symbolisieren.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Deutschlandsitz der Novo Nordisk A/S
Verkehr
Mainzer Autobahnring (A 60) A 63
Medien
Der Lerchenberg wird auch „Medienberg“ genannt, da sich hier nicht nur das ZDF-Sendezentrum befindet, sondern auch 3sat und die Deutschlandzentrale von ARTE hier ihren Sitz haben. Von September 1991 bis zum Umzug nach Berlin lag auch das Sendezentrum von Sat.1 auf dem Mainzer Lerchenberg. Auch die Verlagsgruppe Rhein Main hat dort ihren Hauptsitz.
Die Ludwigsstraße (oder kurz Lu genannt) in Mainz ist neben der Kaiserstraße und der Großen Bleiche, eine der drei zum Rhein führenden Hauptachsen der Stadt. Durch die Fernsehübertragung des Mainzer Rosenmontagszuges ist sie über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Sie wurde durch ein Dekret von Napoléon I. durch seinen Departementbaudirektor J. F. Eustache de St. Far ab 1804 geplant. 1809 als Paradestraße mit dem Namen Grand Rue Napoléon angelegt.
Artikel 1: sesera construit une nouvelle place dans la ville de Mayence, sur l'emplacement atimes ruines, dans le quartier de la prevote. Cette place aura de dix a douze mille metres de superficie.
(Es wird ein neuer Platz gebaut werden in der Stadt Mainz, auf der Stelle der verfallenen/zerstörten Gebäude, im Viertel der Feldgendarmerie. Dieser Platz wird 10 bis 12 tausend Meter Flächeninhalt haben.)
Artikel IV: La place Neuve portera le nom de Guttenberg, inventeur de l'impimerie.
(Der neue Platz wird den Namen Gutenberg tragen, Erfinder der Buchdruckerkunst.)
1817 wurde sie als Neue Straße eröffnet und erst im Jahre 1864 völlig ausgebaut. Der Hessische Großherzog Ludwig I. gab ihr den heutigen Namen.
In den 1990er Jahren wurde die Ludwigsstraße – mit Ausnahme einer kreuzenden Straße – in eine Fußgängerzone verwandelt, in der nur noch Linienbusse, Taxen, Fahrräder und Lieferverkehr fahren dürfen.
Straßenverlauf
Die „Lu“ beginnt am Schillerplatz (damals Thiermarkt bzw. place verte) in der Nähe des Fastnachtsbrunnens und wird nach etwa 250 Metern Teil des heutigen Gutenberg-Platzes. Dort befindet sich das Gutenberg-Denkmal von 1837 und auf der gegenüberliegenden Seite das Staatstheater Mainz. Dazwischen ist der „50. Grad nördlicher Breite“ in die Straßenoberfläche eingelassen - allerdings ist das ein wenig gemogelt: der wirkliche 50.Breitengrad verläuft nördlich des Staatstheaters und schneidet die Ludwigstraße nicht.
Geschichte
Lu als Grenze
In der Zeit als Mainz Bundesfestung war, diente die Lu auch als Grenze zwischen den beiden Besatzungen, um Streitereien zu vermeiden. Die Österreichischen Soldaten durften nur Kneipen in der nördlichen Stadthälfte besuchen und die Preußen nur in Lokale der südlichen Stadt gehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Große Teile der historischen Altstadt, vor allem nördlich der Ludwigsstraße, wurden im 2. Weltkrieg beschädigt, nachher abgerissen und im typischen 1950er Jahre-Stil modern überbaut.
Die Umwandlung der Ludwigsstraße in eine Fußgängerzone stand offenbar unter keinem guten Stern. Zunächst wählte man einen Belag, der den Belastungen des Linienverkehrs (fast alle Mainzer Buslinien verkehren hier) nicht gewachsen war. Später entschied man sich für einen erneuten Umbau, dessen Belastbarkeit durch den Verkehr zwar besser, aber nicht vollkommen ausreichend war. Zudem war dieser Belag extrem anfällig für ausgespuckte Kaugummis, die sich de facto nicht mehr entfernen lassen. Den Fahrtbereich der Busse, in dem es nach der ursprünglichen Umgestaltung immer wieder zu kritischen Begegnungen zwischen unachtsamen Fußgängern und Bussen gekommen war, hat man inzwischen optisch abgesetzt.
Fastnacht
Bereits am 1. Januar findet der traditionelle Neujahrsumzug durch die Lu statt und die heiße Phase der Mainzer Fastnacht beginnt. Am Fastnachtssamstag finden der Jugendmaskenzug und die „Vereidigung“ der Karnevalistischen „Rekruten“ auf Weck, Worscht un Woi statt. Am Fastnachtssonntag ist der traditionelle Tanz auf der Lu - an diesem Tag werden auch die Motivwagen des Mainzer Rosenmontagszuges vorgestellt. Dieser verläuft am Rosenmontag auch zweimal durch die Ludwigsstraße zuerst in der einen Hälfte Richtung Dom und später in die entgegengesetzte Richtung Schillerplatz. Die Ludwigsstraße ist auch seit einigen Jahren Standort für die Fernsehkameras des SWR Fernsehen und des ZDF für die Übertragung des Rosenmontagsumzuges im Fernsehen.
Der Schillerplatz ist einer der zentralen Plätze in der Mainzer Innenstadt. Dieser lag bereits im römischen Mogontiacum im innerstädtischen Bereich und wurde ab dem Mittelalter als Marktplatz genutzt. Er ist umgeben von mehreren Adelshöfen aus der Barock- und Rokokozeit und Standort verschiedener Denkmäler, so auch des berühmten Mainzer Fastnachtsbrunnens. Heute ist der Schillerplatz einer der größeren begrünten Plätze mit angrenzenden Geschäften des Einzelhandels in der Mainzer Innenstadt.
Namensgebung
Aufgrund der bis ins 19. Jahrhundert hinein uneinheitlichen oder noch nicht existierenden Benennung von Straßen und Plätzen, wurde auch das Gelände des Schillerplatzes mehrfach umbenannt. Im ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert wird der Platz als forum gentile und forum gentilium bezeichnet. Der Name Dietmarkt (abgeleitet von Diet=Volk) für den Schillerplatz taucht vorwiegend im Mittelalter auf. Der Geograph Gottfried Mascop verwendet in seinem Plan von 1575 diesen Namen in der Variante Titzet Marck. Als Diets Marckt findet der Platz sich auf dem Stadtplan von Matthäus Merian, der die Stadt um 1633 wiedergibt, als Dietsmarckt auf einem weiteren Plan von 1655.
Im „Grundriss der Kurfürstlichen Haupt- und Residenzstadt Mainz“ von 1784 führt der Platz nun die Bezeichnung Thiermarkt (abgeleitet von der Nutzung des Marktes für den Viehhandel). Die Thiermarkt Straße führt entlang des Schönborner und des Erthaler Hofes zum Münster Tor. Im zweisprachigen „Plan de la Ville de Mayence“ von 1800/1801 trägt der Thiermarkt nun die neue französische Bezeichnung Place verte und die deutsche Bezeichnung Thiermark. Als 1862 das Schillerdenkmal auf diesem Platz aufgestellt wurde, erhielt er den bis heute gültigen Namen Schillerplatz.
Geschichte
Der Schillerplatz liegt unweit des nördlichen Fußes des Kästrichs. Dort wurde 13/12 v. Chr. von Drusus ein Zweilegionenlager gegründet. Das Gebiet des heutigen Schillerplatzes lag somit in der Nähe des Lagers und im Bereich der um die Zeitwende entstehenden römischen Zivilsiedlungen. Die von der Porta Praetoria des Legionslagers kommende römische Straße zur Rheinbrücke durchschnitt den heutigen Schillerplatz genau in der Mitte. Obwohl es keine eindeutigen archäologischen Funde gibt, wurde früher die Hypothese aufgestellt, dass im Bereich des heutigen Schillerplatzes das Forum und weitere zentrale administrative Bauten des römischen Mogontiacum zu lokalisieren sind, was zu der oben erwähnten späteren Bezeichnung als forum gentile beziehungsweise forum gentilium geführt haben könnte. Archäologisch fassbar sind allerdings Reste von Wohnhäusern beziehungsweise villenähnlichen Gebäudeanlagen des 1. und 3. Jahrhunderts entlang der heutigen Schillerstraße.
Ab dem Mittelalter ist die Nutzung des Platzes als einziger hochwasserfreier Marktplatz in Mainz nachgewiesen. Hier fand einer der insgesamt drei Frucht- und Kornmärkte sowie der Viehmarkt der mittelalterlichen Stadt statt. Durch das Gautor, eines der Stadttore von Mainz, gelangten Bauern aus dem östlich der Stadt liegenden Umland, Händler und Besucher der Stadt schnell zum naheliegenden Schillerplatz. Der Platz grenzte nun an seinem östlichen Ende an die ausgedehnten Weinbergslagen des unbebauten Kästrichs. Nachweisbar ab dem 13. Jahrhundert kam es rund um den Schillerplatz zu Kloster- und Kirchengründungen, so dass der Schillerplatz im Mittelalter als Zentrum der klösterlichen Ansiedlung in Mainz gelten kann.
Bei der Eroberung von Mainz 1462 durch Adolf von Nassau fanden auf dem Dietmarkt die letzten Kämpfe gegen die über die benachbarte Gaugasse eingedrungenen Feinde statt. Während der Kampfhandlungen gingen zahlreiche Gebäude vor allem im Bereich Dietmarkt, Emmeranstraße und Schusterstraße in Flammen auf. Insgesamt sollen dabei 150 Häuser zerstört worden sein. Nach Abschluss der Kampfhandlungen, am 30. Oktober 1462, fand auf dem Dietmarkt eine große öffentliche Gerichtssitzung durch Adolf von Nassau statt, nach deren Ende 800 Mainzer Bürger als Parteigänger Diether von Isenburgs ausgewiesen wurden. Für das Jahr 1480 ist auf dem Dietmarkt ein Ritterturnier belegt, ein Zeichen der sich langsam wieder einstellenden Konsolidierung der Verhältnisse in der Stadt sowie der deutlich zunehmenden Präsenz adeliger Familien in Mainz. Insgesamt sollen 350 Teilnehmer aus Schwaben, Franken, Bayern und dem Rheinland dem Turnier ein festliches Gepränge verliehen haben.
Auch bei einem anderen politisch bedeutsamen Anlass stand der Dietmarkt wieder im Mittelpunkt städtischen Geschehens. Nach einer Kirchenprozession kam es am 26. April 1525 zu einer Versammlung von Bürgern der zünftischen Unter- und Mittelschicht auf dem Dietmarkt. Hintergrund war das Übergreifen des Bauernkrieges Anfang 1525 auf den benachbarten Rheingau. Auch ein Teil der Mainzer Bürger solidarisierte sich mit den Aufständischen. Ihre Anführer, an deren Stelle ein Mainzer Bürger namens Heinz Fladenbäcker stand, erstellten über Nacht einen Forderungskatalog mit 31 Artikeln, dem am nächsten Tag von der versammelten Bürgerschaft sowie den Ratsherren zugestimmt wurde. Kloster St. Agnes. Die Klosterkirche fiel der Grand Rue Bei der Rückeroberung des seit 1792 französisch besetzten Mainz im Rahmen der Koalitionskriege 1793 kam es auch im Bereich des Dietmarktes wieder zu größeren Zerstörungen. Im Rahmen der Nationalgüterversteigerung des seit 1798 wieder französisch besetzten Mainz wurde auch das ganze Viertel rund um den Schillerplatz versteigert. In den groß angelegten Planungen des Départmement-Baudirektor Eustache de St. Far Anfang des 19. Jahrhunderts spielte der Place verte eine bedeutende Rolle. Er sollte als Endpunkt einer neu angelegten Prachtstraße, der Grand Rue Napoleon (der heutigen Ludwigsstraße), dienen. Im Zuge der teilweisen Realisierung dieser Pläne wurde 1809 die frühbarocke Klosterkirche St. Agnes abgerissen um den Durchbruch zwischen Platz und Straße herzustellen. In der Biedermeierzeit war der Thiermarkt, wie er nun genannt wurde, einer der wenigen Orte in Mainz mit einer innerstädtischen Begrünung durch Bäume. In einem größeren Musikpavillon spielten sonntags die Musikkapellen der preußischen und österreichischen Bundestruppen und rund um den Platz hatten sich Warengeschäfte und Confiserien der gehobenen Klasse angesiedelt. Der Osteiner Hof fungierte nun bis 1866 als Gouvernement und somit als Sitz des Militärgouverneurs und der davor liegende Thiermarkt war eine der Sammelstellen der Festungssoldaten bei Alarm.
Vom Balkon des Osteiner Hof aus verlas der Militärgouverneur der Festung Mainz, Hugo von Kathen, in den frühen Abendstunden des 1. August 1914 die Mobilmachung, der Auftakt des Ersten Weltkrieges. Im Anschluss hielt er eine Ansprache an die auf dem Schillerplatz in großer Zahl versammelte Mainzer Bevölkerung. In der Spätzeit der Weimarer Republik wurde auf dem Schillerplatz das Befreiungsdenkmal des bekannten jüdischen Künstlers Benno Elkan aufgestellt. Das Denkmal, gestaltet in Form einer halbnackten Frau, sorgte bei seiner Enthüllung im Juli 1930 für moralisches aber auch bereits politisches Aufsehen. Es wurde bereits Ende März 1933 aufgrund einer Anweisung des kommissarischen Mainzer Oberbürgermeisters Philipp Wilhelm Jung entfernt und später aufgrund seiner politischen Aussage und der jüdischen Herkunft des Künstlers zerstört.
In der Neuzeit spielt der Schillerplatz einmal im Jahr eine eher friedlichere Rolle: Seit 1982 wird am 11. November jeden Jahres um 11:11 Uhr vom Balkon des Osteiner Hofes aus die kommende Fastnachtskampagne mit der Verkündung des närrischen Grundgesetzes ausgerufen. Durch den Fastnachtsbrunnen sowie weiteren Kleindenkmälern mit Fastnachtsbezug ist der Schillerplatz eng mit der Mainzer Fastnacht verbunden. In der heutigen Zeit gehört der Schillerplatz mit seiner Peripherie zu den beliebtesten Einkaufsplätzen in Mainz; der Platz selbst ist mit Grünanlagen und Blumenrabatten geschmückt. Eingebunden ist der Schillerplatz auch bei zwei großen Mainzer Volksfesten: Im Rahmen der Mainzer Fastnacht führt der Mainzer Rosenmontagszug am Schillerplatz vorbei und biegt dort auf die Ludwigstraße ein. Am Beginn des Schillerplatzes, gegenüber des Proviant-Magazin und dem Schoppenstecher-Standbild, befindet sich während des Rosenmontagsumzuges der einzige reservierte Platz für eine Vereinigung von Fassenachtern.
Auch während der Mainzer Johannisnacht ist der Schillerplatz einer der zentralen Festplätze.
Zentrum der Mainzer Klöster
Im Mittelalter entstanden ab dem späten 13. Jahrhundert rund um den heutigen Schillerplatz mehrere Klöster und die dazugehörenden Klosterkirchen und weitere repräsentative Gebäude. Bis auf das zu einem Kloster gehörenden Gästehaus sind alle Gebäude spätestens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgebrochen worden.
Altmünsterkloster
Etwas entfernt, am heutigen Münsterplatz, stand das Altmünsterkloster, die älteste Klostergründung in Mainz. Es wurde um 693 von der heiligen Bilhildis gegründet und 817 erstmals urkundlich als Benediktinerinnenkloster erwähnt. Später, im Jahr 1243, lebten die Nonnen nach den Regeln der Zisterzienserinnen. Die ursprüngliche Klosteranlage wurde 1656 im Rahmen der Erweiterung der Stadtbefestigung niedergelegt und bis 1662 weiter südlich neu errichtet. Am 15. November 1781 fiel dieses „zweite“ Altmünsterkloster der ersten Mainzer Klosteraufhebung zum Opfer. Der große Klostergarten zog sich bis zum nördlichen Ende des Schillerplatzes beziehungsweise der Schillerstraße hin und wurde nach und nach in Bauland umgewandelt.
Agnesenkloster und St. Agnes
Am heutigen Ballplatz (nördlich am Schillerplatz angrenzend) entstand zwischen 1275 und 1295 das Agnesenkloster, dessen Bewohnerinnen sich 1259 aus der Spitalbruderschaft des Heilig-Geist-Spitals abspalteten. Die Nonnen nahmen die Regeln der Zisterzienserinnen an. Zum Agnesenkloster gehörte die St. Agnes Kirche, die in der Höhe der heutigen Ludwigsstraße/Einmündung Schillerplatz beziehungsweise stand. Im 13. Jahrhundert gab es noch keine Straße, welche den damaligen freien Platz mit dem Dom, dem zum Dom gehörenden Domhof (das heutige Höfchen) sowie dem Marktplatz verband. Die St. Agnes Kirche war baulich mit dem Rheinberger Hof, Eigentum des Rittergeschlechtes von Rheinberg, verbunden. Im 16. Jahrhundert standen Kloster und Kirche eine Zeitlang leer bis dann das Kloster 1582 von Nonnen des Augustinerinnen-Ordens übernommen wurde. Nach der völligen Zerstörung durch einen Brand wurde das Kloster 1706 bis 1717 neu erbaut, die nicht zerstörte St. Agnes Kirche wurde anschließend neu ausgestaltet. Durch ein Dekret vom 9. Juni 1802 wurde im nun französischen Mayence das Kloster säkularisiert und in den 1860er Jahren endgültig abgerissen. Die St.-Agnes-Kirche fiel der Realisierung der Grand Rue Napoléon (der heutigen Ludwigsstraße) zum Opfer.
Neumünster- oder Weißfrauenkloster
Am heutigen Schillerplatz Nr. 5 bis 7 stand im Mittelalter das so genannte Neumünsterkloster, auch Weißfrauenkloster genannt. Das Kloster wurde 1247 erstmals erwähnt. Die Nonnen gehörten damals zum Maria-Magdalenen-Orden der auch als „Reuerinnen“ bekannt war. Bereits 1291 wechselten die Nonnen zum Orden der Zisterzienserinnen und wurden im Volksmund wegen ihres vormals weißen Habits immer noch als „Weißfrauen“ bezeichnet. Das Kloster fand sein Ende ebenfalls im Rahmen der französischen Säkularisation 1802 und wurde verkauft, die Gebäude später abgerissen. Lediglich das Gästehaus des Klosters, erbaut 1718 unter der Äbtissin Anna Elisabeth, blieb erhalten. Das Gebäude wurde 1863 aufgestockt und kurze Zeit als Offiziersmesse der Österreichischen Bundestruppen benutzt. Seit 1931 hat die Industrie- und Handelskammer Rheinhessen ihren Sitz in dem Gebäude.
Gebäude
Den großen Klosterbauten am Schillerplatz ab dem späten 13. Jahrhundert folgten im Mittelalter die Höfe verschiedener Adelsgeschlechter oder Mainzer Bürger. So beispielsweise der Rheinberger Hof der gleichnamigen Adelsfamilie. Mit dem Bau des Schönborner Hofes in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann eine weitere Phase reger Bautätigkeit der kurfürstlichen Familien und der am Hofe wirkenden Adelsgeschlechter. Der Thiermarkt galt ab dieser Zeit als vornehmstes Wohngebiet des Adels. Ein weiterer Vorteil war das vom Thiermarkt zum Kästrich ansteigende unbebaute Gelände, welches die Errichtung von großzügigen Garten- und Parkanlagen in unmittelbarer Nähe der Bauten zuließ.
Osteiner Hof
Das den südlichen Teil des Schillerplatz dominierende Gebäude ist der Osteiner Hof. Er wurde zwischen 1747 und 1752 von Johann Valentin Thomann für den Kurmainzer Oberamtmann Franz Wolfgang Damian von Ostein als Familienhof errichtet. Er war der Bruder des regierenden Mainzer Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein (1689-1763). Der dreiflügelige Osteiner Hof gilt als der schönste Adelshof seiner Zeit und ist in seiner reichen Ornamentik bereits der Stilrichtung des Rokoko verhaftet.
Die Geschichte des Osteiner Hofs ist eng mit der des Militärs in Mainz verbunden: Während der französischen Besetzung von 1797 bis 1814 diente der Osteiner Hof als Sitz der Verwaltung des 1800 neu gegründeten Département du Mont-Tonnerre (Donnersberg). Von 1814 bis 1918 war der Osteiner Hof der Sitz des jeweiligen Militärgouverneurs von Mainz, von 1918 bis 1930 hatte hier die Administration der französischen Besatzungstruppen ihren Sitz. Ihr folgte der Stadtkommandant der Wehrmacht in Mainz, ihm wiederum französische und amerikanische Militärdienststellen. Seit 1958 hat der Wehrbereichsbefehlshaber der Bundeswehr seinen Sitz im Osteiner Hof.
Bassenheimer Hof
Am nordwestlichen Ende des Schillerplatzes steht in unmittelbarer Nähe zum Osteiner Hof der Bassenheimer Hof. Er wurde im Jahre 1750 nach Plänen des kurfürstlichen Oberbaudirektors Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn im Auftrag des Kurfürsten als Witwensitz für die Schwester des Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein, Gräfin von Waldbott-Bassenheim, gebaut. Der Adelshof ist bereits, ganz im Gegensatz zum Osteiner Hof, in der zurückhaltenden klassizistischen Formensprache der französischen Barockarchitektur gebaut. Umfangreiche Gärten und Stallungen zogen sich an den Hängen des Kästrichs hoch. Der Bassenheimer Hof wurde 1835 an die Militärbehörden der Bundesfestung Mainz verkauft und bis 1889 als Kaserne genutzt. Danach sind verschiedene zivile Besitzer bekannt, der Hof diente unter anderem als Wiener Caféhaus. Bis vor einigen Jahren befand sich das Innenministerium des Landes Rheinland-Pfalz in dem Gebäude.
Schönborner Hof
Dem Bassenheimer Hof schließt sich an der Westseite des Schillerplatzes der Frühbarockbau des Gästehauses des ehemaligen Neumünster- oder Weißfrauenklosters an (heute Sitz der IHK Rheinhessen). Darauf folgt das zum Schönborner Hof gehörende Wichernhaus und der Schönborner Hof, der sich bereits an der heutigen Schillerstraße (Hausnummer 11) befindet. Der Schönborner Hof wurde zwischen 1668 und 1670 am nordwestlichen Ende des damaligen Thiermarktes in Mainz errichtet. Er gilt bereits, trotz baulicher Ähnlichkeiten zu dem im Stil der Spätrenaissance gebauten Haus Römischen Kaiser, als erster, im neuen Stil des Barock, gebauter Adelshof in Mainz. Der Schönborner Hof bildete ursprünglich zusammen mit dem Metternich-Winneburger Hof den nordwestlichen Abschluss des Thiermarktes. Nach seiner Fertigstellung verband man den Thiermarkt mit dem naheliegenden Münsterplatz indem man beide Plätze mit der so neu entstandenen Tiermarktstraße (heute: Schillerstraße) verband.
Der Hof besaß außerdem bedeutende umfangreiche barocke Gartenanlagen, den so genannten Schönbornschen Garten im Stil des Frühbarock. Ein Stich von Nikolaus Person aus dem Jahr 1703 zeigt sechs Broderieparterre mit Statuenschmuck sowie weitere Beete und ein Prunkportal. Wasserbecken, Pavillons und künstlich angelegte Grotten vervollständigten diesen kleinen Barockpark am Tiermarkt.
Erthaler Hof
Schon weiter entfernt, an der Schillerstraße hin zum Münsterplatz steht noch der Erthaler Hof, dessen Besitzer, Bauherr und Architekt in einem wahrscheinlich der Reichsfreiherr und „Kavaliersarchitekt“ Philipp Christoph von und zu Erthal (1689-1784) war. Der große vierflügelige Gebäudekomplex mit großzügigem Innenhof, erbaut 1734 bis 1741, eröffnete in der spätkurfürstlichen Zeit das Gebäudeensemble der Mainzer Adelshöfe, Kirchen und Klöster vom Münsterplatz hin zum Thiermarkt.
Denkmäler
Das namensgebende Schillerdenkmal wurde anlässlich des 100. Geburtstags von Friedrich Schiller im Jahr 1859 in Auftrag gegeben. Geschaffen wurde die überlebensgroße Bronzefigur des Dichters von dem Darmstädter Bildhauer Johann Baptist Scholl d. J., ebenso wie die Bronzetafeln im Sockel. Der Bronzeguss erfolgte bei der Firma J. D. Burgschmiet Lenz in Nürnberg. Die Ausführung des Sockels in belgischem Marmor, wurde an die Mainzer Firma Johann Friedrich Roßbach vergeben. Am 18. Oktober 1862 wurde das Denkmal am südlichen Ende des Platzes aufgestellt, 1929 am nördlichen Ende wo es heute noch steht. Der Sockel des Denkmals ist ornamental geschmückt und mehrfach gegliedert. Der Dichter selbst schreitet vorwärts, ein aufgeschlagenes Buch in der Hand, eine Haltung, die den vorwärtsstrebenden Geist der damaligen Zeit symbolisieren sollte.
Neben dem Schillerdenkmal ist der Mainzer Fastnachtsbrunnen das heute den Platz beherrschende Denkmal. Er wurde im Januar 1967 enthüllt und ist ein Werk des Münchner Künstlers und Professors Blasius Spreng. Bei dem Fastnachtsbrunnen handelt sich um einen fast neun Meter hohen, bronzenen turmartigen Brunnen, der von mehr als 200 ebenfalls bronzenen Figuren und Allegorien aus Mainzer Lokalgeschichte und -sagenwelt bevölkert ist.
Der Gardetrommler der Mainzer Prinzengarde wurde von Wolfgang Oester geschaffen und 1995 von dem Verein anlässlich seines 111jährigen Jubiläums gestiftet. Der Bajazz mit der Laterne wurde von der Mainzer Künstlerin Inge Blum entworfen und gestaltet und im Gutenbergjahr 2000 von dem Mainzer Carneval Verein aufgestellt. Im erweiterten Umfeld des Schillerplatzes und der sich anschließenden Schillerstraße finden sich zahlreiche weitere Denkmäler verschiedenster Art, so beispielsweise der Mainzer Schoppenstecher oder die Sterne der Satire zwischen Schillerplatz vor dem Proviant-Magazin und dem Unterhaus.
Deutschhaus Mainz Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden IP Information Zum Anfang der Seite springen
Das Deutschhaus (oder auch Deutschordenskommende) in Mainz ist der heutige Sitz des Rheinland-Pfälzischen Landtags.
Bau und Geschichte
Der Grundstein für das barocke Palais an der Rheinseite der Stadt wurde 1730 von Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg gelegt. Dieser war seit dem 30. Januar 1729 Erzbischof von Mainz. Gleichzeitig hatte er neben etlichen anderen auch das Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens inne. Als solcher beanspruchte er neben seiner eigentlichen Residenz als Erzbischof, dem in unmittelbarer Nähe liegenden Kurfürstlichen Schloss, noch einen weiteren Residenzbau für das Amt das Großmeisters.
Der Bau wurde von Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn unter Einfluss des französischen Barock bis 1737 fertiggestellt. Namhafte Künstler wie der Augsburger Freskomaler Christoph Thomas Scheffler, die Würzburger Stuckatoren-Familie Castelli und der Mainzer Hofbildhauer Burkard Zamels gestalteten das Ordensritterpalais zu einem der prächtigsten Profangebäude im Kurmainzer Raum. Erzbischof Ludwig von Pfalz-Neuburg war bei der Vollendung allerdings bereits 5 Jahre tot, so dass in der Deutschordenskommende niemals ein Großmeister des Ordens residiert hat.
Genutzt wurde das Gebäude jedoch 1793 während der kurzlebigen Mainzer Republik, welche als erste Demokratie auf deutschem Boden gelten kann. Dort diente es als Sitz des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents, welcher als Parlament für die von Frankreich besetzten linksrheinischen Gebiete fungieren sollte.
Später hatte Napoleon während der Besetzung der Stadt von 1798 - 1814 hier seine Residenz, danach diente es als Nebenresidenz des hessischen Großherzogs, in dessen Machtbereich Mainz 1816 gekommen war.
1945 wurde der Bau bei Bombenangriffen stark zerstört, nur noch die Fassaden standen, jedoch schon 1950/51 als einer der ersten der zahlreichen Repräsentationsbauten der kurfürstlichen Residenzstadt wieder aufgebaut, wobei nur die Außenwände rekonstruiert wurden während das Innere zweckmäßig angepasst wurde. Seitdem dient das Palais als Plenargebäude des rheinland-pfälzischen Landtags.
Sonstiges
Im Plenarsaal des Rheinland-Pfälzischen Landtages hängt ein erhaltenes Original der beim Hambacher Fest 1832 öffentlich mitgeführten schwarz-rot-goldenen Fahnen.
An die Deutschordenskommende schließt sich direkt nach Südosten das Neue Zeughaus an, welches heute die Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz beherbergt.
Auf dem Deutschhausplatz vor dem Palais befindet sich eine Nachbildung der 1904 gefundenen Mainzer Jupitersäule, deren Original sich im Landesmuseum Mainz befindet.
Das Neue Zeughaus neben der Deutschordenskommende in Mainz ist der heutige Sitz der Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz.
Bau und Geschichte
Der Barockbau wurde von 1738 bis 1740 unter dem Oberbaudirektor und Festungsbaumeister Johann Maximilian von Welsch als Zeughaus errichtet und steht im Kontext mit einer Reihe von Bauten, die noch heute das Stadtbild bestimmen. Im ersten Stock befand sich einstmals ein Waffensaal, in dem Waffen und militärische Ausrüstungsgegenstände gelagert und instandgesetzt wurden. Dort hingen zwei Ölgemälde Grundriss der Vestung Mainz mit dem von zwei Engeln getragenen Wappen des Kurfürsten Philipp Karl von Eltz, samt allegorischer Figuren und ein Perspectivischer Auftrag ser Stadt Mayntz sambt der Facade des Zeughauses gegen den Rhein, mit allegorischen Figuren des Rheines und des Handels. Der über der Mitte der Fassade befindliche Dreiecksgiebel ist mit dem Kriegsgott Mars, gestaltet von Burkard Zamels, und dem Wappen des Kurfürsten von Eltz, mit springendem Löwen und Mainzer Rad, geschmückt. Das Gebäude wird von einem Mansarddach bedeckt.
Auf dem zur Mitternacht ausgerichteten Teil, der Stadtseite, früher zum Sautanz genannt, fand man in den Jahren 1736 und 1740 zwei Pfeiler der Brücke, die Karl der Große in den Jahren 803 bis 813 erbaut hatte. Diese 500 Meter lange Brücke war zum Kasteller Amtshaus ausgerichtet. Auch dort fand man entsprechende Pfeilerreste. Im März 1858 konnte man bei niedrigem Wasserstand die noch vorhandenen Reste von 19 Strompfeilern besichtigen. In Wittmanns Chronik der niedrigsten Wasserstände des Rheines ist dies belegt. Heute führt die Theodor-Heuss-Brücke direkt auf das Neue Zeughaus zu und biegt erst in unmittelbarer Nähe ab.
Obwohl das Arsenal eigentlich ein Zweckbau war, ist es mit den architektonischen Elementen eines Palais ausgestattet. Welsch orientierte sich an den Bauelementen des benachbarten Deutschhauses. Die Rundbogenfenster des Erdgeschosses sind zum Schutz mit schmiedeeisernen Gittern versehen. Sie sind mit kriegerischen Attributen versehen und zeigen Wappen, Fahnen und Schilde. Im Obergeschoss sind die Fenster mit Helmen geschmückt. Zwei große Tore öffnen sich zum Rhein hin, dort konnten Geschütze und anderes schweres Kriegsgerät zum Transport mit dem Schiff bereitgestellt werden. Anstelle der heutigen Brücke befanden sich vor der Rheinregulierung Schiffsanlegestellen.
Standort
Der Standort für dieses Waffenarsenal war an der Nähe der Kaserne der kurfürstlichen Truppen orientiert, die unter anderem auf dem Schlossplatz des kurfürstlichen Schlosses exerzieren konnten. Gleichzeitig war der Rheinübergang über die strategisch wichtige Schiffsbrücke geschützt. Die nahe Mühlpforte war ein wichtiger Teil der Stadtbefestigung. Das Gebäude befindet sich in einer Flucht mit den Deutschhaus.
Kriegswichtige Einrichtung
In der kurzmöglichsten Frist übergeben der Obrist Douay, Direktor des Zeughauses, der Obristlieutenant la Riboissure Unterdirektor und der Obristlieutenant Varin Chef der Ingenieurs, an die Chefs der Artillerie und Ingenieur der preussischen Armee ihre Waffen, Munition, Plane etc. nach den Kriegsbedingungen die ihnen obliegen.
Kapitulationspunkt XII. , die der General der Brigade d'Oyré, Kommandant en chef von Mainz und Kastel 1793 zur Beendigung der Belagerung von Mainz mit der preussischen Führung vereinbart hat. Quelle:Privilegierte Mainzer Zeitung, Nr. 1 vom 29. Juli 1793.
Heutige Nutzung
Seit dem Jahr 1956 wurde das Neue Zeughaus zur Rheinland-Pfälzischen Staatskanzlei aus- und umgebaut. Erst 1960 konnte die Staatskanzlei dann in das wiederhergerichtete Gebäude einziehen, nachdem sie zuvor im Bassenheimer Hof untergebracht war. Zu diesem Zweck wurde das Gebäude, welches im zweiten Weltkrieg bis auf die Keller und Außenmauern zerstört wurde, im inneren mit vier, statt zwei, Etagen ausgebaut. Auch das Mansarddach wurde als Bürogeschoss genutzt. Lediglich der dem Rhein zugewandte Teil des Obergeschosses blieb in seiner Dimension erhalten und dient heute als Festsaal für Staatsempfänge.
Im Gebäude befindet sich auch eine Stresemann-Gedenkstätte, welche die Stresemann-Gesellschaft für Veranstaltungen nutzt.
Das Rathaus der Stadt Mainz wird von den Mainzern auch nach dem damaligen Oberbürgermeister Jockel Fuchs als Fuchsbau bezeichnet.
Das Rathaus am Rheinufer unweit der Theodor-Heuss-Brücke gelegen, wurde von Arne Jacobsen und Otto Weitling im Jahr 1966/1970 entworfen und von 1970 bis 1974 gebaut, bildet mit dem Hilton-Hotel und der Rheingoldhalle einen aus der Moderne stammenden Komplex.
Vorgeschichte
Das neue Selbstbewusstsein der Stadt seit 1962 drückte sich auch in neuen Gebäuden für die Verwaltung aus. Schon zwei Jahre vor den Eingemeindungen beschloss die Mehrheit des Stadtrats den Bau eines neuen Rathauses am Rheinufer. Um das Rathaus und seinen Standort hatte es bereits eine jahrelange Kontroverse gegeben, die zum Teil bis in die 30er Jahre zurückreichte. Ein eigentliches Rathaus hatte es in dem seit 1462 von den Vertretern des Erzbischofs und Kurfürsten regierten Mainz nie gegeben. Der Stadtrat tagte über die Jahrhunderte in verschiedenen Gebäuden, die meistens als „Stadthaus“ firmierten. Nachdem die Debatte Ende der 50er wieder aufgeflammt war, wurden unter anderem der erweiterte Pulverturm, das Kurfürstliche Schloss oder das Gelände „Am Brand“ vorgeschlagen, in dessen unmittelbarer Nähe das Rathaus nach dem Entwurf des dänischen Architekten Arne Jacobsen schließlich auch gebaut wurde. Es wurde in ein Gesamtkonzept aus dem Einkaufszentrum „Am Brand“ und der neuen Rheingoldhalle, dem Nachfolgebau der zerstörten Stadthalle aus der Gründerzeit, eingebunden. Aber auch als der Bau und der Standort beschlossen waren, gingen die Diskussionen weiter, diesmal entzündeten sie sich an den Kosten und der Architektur des als moderner Kontrapunkt zum Stadtkern konzipierten Baus. Dennoch wurde das neue Rathaus am 31. Dezember 1973 eingeweiht.
Kosten
Für den gesamten Rathaus-Komplex inklusive Rathausplateau und Brückenturm wurden 1969 45 Mio. DM veranschlagt. 1973, ein Jahr vor der Fertigstellung, wurden bereits 67 Mio. DM kalkuliert. Letztendlich hat der Rathauskomplex die Stadt Mainz circa 80 Mio. DM gekostet.
Nutzung des Gebäudes
Neben der normalen Nutzung als Rathaus für die Stadt Mainz, können der Ratsaal und das Foyer auch als Forum für Musik, Literatur und Ausstellungen genutzt werden.
Die Konferenzräume im Rathaus tragen die Namen der Partnerstädte von Mainz. Die darin enthaltene Bestuhlung stammt ebenfalls von Arne Jacobsen und ist, wie das Rathaus, denkmalgeschützt. Die Stühle, insgesamt 460, gehören zur Serie 7 die Jacobsen in den 1950er Jahren entworfen hat. Modell 3107 ist ohne und Modell 3207 mit Armlehne. Beide Typen sind mit braunem Leder überzogen.
Das Rathaus sowie die Innenausstattung darf nur mit Genehmigung eines Architektenbüros, welches die Rechte an den Werken von Arne Jacobsen vertritt, umgestaltet werden.
Ende Oktober 2006 wurden in einem Stuttgarter Auktionshaus 270 Sitzmöbel von Jacobsen aus dem Rathaus versteigert. Mit dem Erlös von knapp 85.000 Euro will man die verbleibenden 190, unter Denkmalschutz stehenden, Stücke sanieren.
Rathausplatz
Der Rathausplatz wurde ein Jahr nach dem Tode von Jockel Fuchs in Jockel-Fuchs-Platz umbenannt.
Der Platz vor dem Mainzer Rathaus wurde am 6. März 2003 nach Jockel Fuchs in Jockel-Fuchs-Platz umbenannt.
Auf dem Platz befindet sich die Skulptur Lebenskraft aus spiralförmig angeordneten Aluminiumstäben. Die von Andreu Alfaro aus der Partnerstadt Valencia 1979 entworfene Skulptur wurde im September 1982 vor dem Rathaus aufgestellt. Das Objekt hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Symbol der XX. Olympischen Sommerspiele von 1972 in München, allerdings hier in dreidimensionaler Form. Bei einer im Jahr 2006 durchgeführten Renovierung des Rathauses und der Skulptur wurde sie nicht wieder in der ursprünglichen Ausrichtung (der erste Stab stand auf "1-Uhr-Stellung", jetzt ist er auf 4-Uhr-Stellung) aufgestellt. 2007 wurde es korrigiert, so dass die Aluminiumstäbe wieder in der richtigen Ausgangsstellung stehen.
In Richtung Rhein und Rheingoldhalle befindet sich die Skulptur Schlüssel des Stundenschlägers von Hans Arp. Ein Geschenk der Landesregierung Rheinland-Pfalz an die Stadt Mainz 1974 zur Einweihung des neuen Rathauses.
Unter dem terrassenförmigen Platz befindet sich ein öffentliches Parkhaus. Ein gläserner Aufzug und zwei Treppenhäuser verbinden das Parkhaus mit dem Platz. Die Rathausbrücke (eine Fußgängerbrücke) überspannt die Rheinstraße und führt zum Brand-Zentrum, einem Geschäfts- und Einkaufszentrum in der Mainzer Innenstadt. Den dem Rathaus gegenüberliegenden Brückenkopf bildet der ebenfalls vom Architektenteam Arne Jacobsen und Otto Weitling gebaute Brückenturm. Nutzer der von der Brücke zugänglichen Etage ist die Touristikzentrale der Stadt, der darüberliegenden Etagen die städtische Liegenschaftsverwaltung sowie die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Mainz (GVG).
Der Hohe Dom zu Mainz ist die Bischofskirche der Diözese Mainz und steht unter dem Patrozinium des heiligen Martin von Tours. Der Ostchor ist dem Hl. Stephan geweiht. Der zu den Kaiserdomen zählende Bau ist in seiner heutigen Form eine dreischiffige romanische Säulenbasilika, die in ihren Anbauten sowohl gotische als auch barocke Elemente aufweist.
Der Willigis-Bardo-Bau
Motivation
Vermutlich kurz nach 975 veranlasste der damalige Erzbischof Willigis (zugleich Erzkanzler des Reiches) den Bau eines neuen Domes in ottonischen Formen. Möglicherweise begann Willigis den Bau auch erst gegen 998 mit dem Motiv, sich das Krönungsrecht für den Römisch-deutschen König zu erhalten. Gesichert ist dies jedoch nicht. Zweifelhaft an dieser Theorie wäre unter anderem die dann nur noch extrem kurze Zeit bis zur Vollendung des Baus.
Auch wenn diese Theorie nicht mehr bewiesen werden kann, so kann jedoch mit Sicherheit gesagt werden, dass pastorale Erwägungen dem Dombau nicht zugrunde lagen. Zur Amtszeit des Willigis, der zuvor am Hofe Ottos I. gedient hatte und der neben seiner Funktion als Erzbischof auch Reichserzkanzler des Heiligen Römischen Reiches war, prosperierte die Stadt Mainz zwar wegen ihrer neuen Bedeutung als Residenz des wichtigsten Reichsfürsten und Politikers, sie hatte dennoch nur wenige tausend Einwohner, die alle im neuen Dom Platz gefunden hätten. Der neue Dom sollte also nicht in erster Linie den Gläubigen dienen, sondern Staatsdom und damit architektonisches Symbol des Imperiums im sich allmählich erst endgültig konstituierenden Reich sein. Er sollte die Bedeutung der Mainzer Kirche als „zweites Rom“ erkennbar machen.
Ausführung
Der Bau des Willigis war vermutlich bereits als Doppelchoranlage mit zwei Querhäusern und sechs Türmen verwirklicht. Bisweilen wird auch vermutet, dass es im Dom ursprünglich keinen Ostchor gab, sondern in Parallele zu Alt-St. Peter in Rom ein Mittelportal mit darüberliegender (Königs-)Empore. Der Dom besaß wegen seiner Größe noch kein Gewölbe und war als dreischiffige Säulenbasilika in der Form eines lateinischen Kreuzes ausgeführt. Der Untergrund war wegen der damals noch gegebenen Nähe zum Rhein von sumpfiger Beschaffenheit, was im Laufe der Jahrhunderte zu Problemen mit den Fundamenten führte.
Trotz diversen An- und Umbauten hat sich diese Grundform des Doms bis heute erhalten. Nach Osten hin vorgelagert und mit ihm durch einen Säulengang verbunden war dem Dom eine kleine selbstständige Marienkirche, aus der sich im Laufe der Zeit die große Stiftskirche St. Mariagreden (Liebfrauenkirche) entwickelte. Der neue Dom wurde dort erbaut, wo sich vermutlich in römischer Zeit der Tempelbezirk befunden hatten. Er löste vermutlich die benachbarte St.-Johannis-Kirche als Domkirche ab. Endgültig geklärt ist die Funktion der Johanniskirche als Domkirche jedoch nicht. Ohnehin war das vor der Stadt gelegene Klosterkirche St. Alban zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast zwei Jahrhunderten die bedeutendste Kirche des Erzbistums. Dort fanden, da die Kirche mit etwa 75 m Länge für die damalige Zeit erstaunlich groß war, alle wichtigen Synoden und Versammlungen statt. Auch die Mainzer Erzbischöfe wurden damals zumeist dort begraben.
Die farbliche Gestaltung des Domes zu jener Zeit ist auch heute noch ein großes Forschungsgebiet des jeweiligen Domkonservators. Erst bei der Renovierung des Ostbaus, der heute noch viele Bestandteile der ursprünglichen Baus enthält, wurden 2002 Funde gemacht, die auf das Aussehen des Domes vor den Umbauten Kaiser Heinrichs IV. schließen lassen. Danach war der Dom damals außen weiß verputzt, wobei Lisenen und Gesimse aus rotem und gelben Sandstein nicht verputzt waren. Das Innere wurde vermutlich erst in der Mitte des 11. Jahrhunderts unter Erzbischof Bardo geweißt. Das damalige Innere entspricht jedoch zumeist nicht mehr dem heutigen Baubestand
Von der späteren Farbgestaltung im späten Mittelalter ist meist nichts bekannt. Es ist jedoch möglich, dass während weiteren Sanierungsarbeiten Nachweise gefunden werden. Genauer bekannt ist erst wieder die Farbgestaltung des Barock und des 19. Jh.
Hauptchor im Westen
Im Gegensatz zu den meisten Kirchenbauten jener Zeit, deren Hauptchor stets gen Osten gerichtet war, ließ Willigis seinen Dombau westwärts gerichtet erbauen, wie dies auch bei den großen Kathedralen Roms der Fall war. Überhaupt wies der Willigisbau durch das Atrium mit der vorgelagerten Kirche und den Arkadengängen sowie dem weit ausladenden Querhaus im Westen große Ähnlichkeiten mit Alt-St. Peter in Rom auf und tatsächlich lag es wohl in der Absicht des machtbewussten Willigis, durch diese Reminiszenz einen eigenen Machtanspruch zu begründen. Gegen Ende des ersten Jahrtausends waren die Verhältnisse im Reich nämlich noch keineswegs so festgefügt wie dies im Hochmittelalter allmählich der Fall wurde. Am 29. August 1009, dem Tag der Weihe (andere Quellen sprechen vom 28. August), wurde der Bau durch einen Brand zerstört. Ursächlich war vermutlich die Festillumination des Domes anlässlich des Weihetages. Zu solchen Anlässen wurden Kirchen im Mittelalter häufig mit Fackeln beleuchtet.
Unter den beiden unmittelbaren Nachfolgern des Willigis, Erkanbald und Aribo, blieb der ruinierte Dom eine Baustelle. Erst Erzbischof Bardo (1031 - 1051) konnte das Werk seines Vorgängers vollenden, so dass der Dom am 10. November 1036 in Gegenwart von Kaiser Konrad II. eingeweiht wurde. Nicht wieder aufgebaut wurden die zur Marienkirche führenden offenen Säulengänge. Aribo war der erste im Mainzer Dom begrabene Erzbischof, sein Grab fand er im Westchor des noch nicht vollendeten Domes. Vor dem Dombau hatten die Erzbischöfe die damals überregional bedeutende große Klosterkirche St. Alban vor den Toren der Stadt als Grablege bevorzugt. Willigis war in seinem zweiten Kirchenbau, der Stephanskirche, begraben worden.
Der Ostchor Kaiser Heinrichs IV.
Von großer Bedeutung für die Baugeschichte des Mainzer Doms ist die Förderung durch Kaiser Heinrich IV. Anlass war der Brand von 1081, bei dem der Dom abermals schwer beschädigt wurde. Heinrich IV., der zuvor auch schon den Dom zu Speyer hatte umbauen lassen, begann um 1100 mit dem Aufbau des zerstörten Domes in vom lombardischen Stil geprägten Formen. Er ließ statt des zuvor flachen Chorabschluss im Osten eine Apsis mit großen Blendarkaden und einer Zwerggalerie errichten, ähnlich der des Speyerer Doms, und ersetzte den vermutlich quadratischen Turm des Willigis-Bardo Baus durch eine achteckige Kuppel. In den neuen Ostchor ließ der Kaiser eine dreischiffige Hallenkrypta einsetzen, die sich vom Stil her vermutlich ebenfalls an die Krypta des Speyerer Doms anlehnte. Diese wurde jedoch wohl schon während der Bauphase, spätestens aber 1230 zugunsten eines durchgängigen Bodenniveaus wieder abgebrochen.
Außerdem wurde unter Kaiser Heinrich IV. das östliche Querschiff erhöht und neben die Apsis zwei große Säulenstufenportale eingebaut, die zu den ältesten ihrer Art gehören. Als der Kaiser und Geldgeber 1106 starb, blieben viele Arbeiten unvollendet. Zu erkennen ist dies noch heute: Während das südliche Portal prächtig ausgestaltete Kapitelle mit reichem Figurenschmuck besitzt, blieben die Kapitelle des Nordportals und der Zwerggalerie zum großen Teil bis heute unvollendet. Nach dem Ausbleiben der kaiserlichen Förderung waren die Ausführenden Magistri Comacini – Steinmetze aus der Lombardei – weitergezogen. Der Tod des Kaisers verleitete seinen Biographen zu prosaischen Wehklagen, die deutlich machen, was des Kaisers Ableben für den Mainzer Dom bedeutete („Heu Mogontia, quantum decus perdidisti, quae ad reparandam monasterii tui ruinam talem artificem amisisti! Si superstes esset, dum operi monasterii tui, quod inceperat, extremam manum imponeret, nimirum illud illi famoso Spirensi monatreio contenderet“ - Wehe Mainz, welche Zierde, welchen Künstler zur Wiederherstellung deiner ruinösen Münsterkirche hast du verloren! Wenn er so lange am Leben geblieben wäre, bis er letzte Hand an den von ihm begonnen Dombau gelegt hätte, so hätte dieser unstreitig mit dem berühmten Speyerer Dom wetteifern können). Weil mit Heinrich IV. ein Kaiser am Dombau gewirkt hatte, gehört der Mainzer Dom zusammen mit dem Wormser Dom und dem Dom zu Speyer zu den drei rheinischen Kaiserdomen.
Doppelchoranlage
Der Sinn bzw. die Idee, die hinter der Bauform des Domes mit Doppelchor steckt, ist bisweilen umstritten. Früher wurde häufig angenommen, die beiden gegenüberliegenden Chöre dienten der Versinnbildlichung von sacerdotium im Westen und imperium im Osten, also geistlicher (verkörpert durch den Bischof) und weltlicher (verkörpert durch den König) Gewalt. Diese These ist jedoch nicht belegbar. In neueren Schriften wird daher angenommen, dass die Konzeption der Doppelchoranlage liturgische Gründe hatte. Sie ermöglichte feierliche Prozessionen zwischen den beiden Chören. Zunächst wurden beide Chöre gleichwertig nebeneinander genutzt. Später diente der Ostchor meist als Ort für die Messen der Dompfarrei, der Westchor (Hauptchor) als Bischofschor für die Pontifikalämter. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Ostchor jedoch immer weniger genutzt. Heute finden dort die Stundengebete des Domkapitels statt.
Die Entstehung des heutigen Langhauses
Die weiteren Bauarbeiten am Dom wurden danach von den Erzbischöfen fortgesetzt. Das Ausbleiben der kaiserlichen Förderung bewirkte jedoch, dass das Langhaus nicht die Qualität erreichte wie der Ostchor. Für diesen hatte der Kaiser hochwertigen Sandstein aus dem Spessart und dem Haardttal heranschaffen lassen, der auch für den Speyerer Dom und die Klosterkirche Limburg an der Haardt verwendet worden war. Nun wurde auf Muschelkalk aus den nahegelegenen Weisenauer Steinbrüchen zurückgegriffen. Unklar ist jedoch, wann genau mit dem Langhaus begonnen wurde.
Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken (1110 - 1137) ließ die romanische Doppelstockkapelle, die Gotthard-Kapelle, Godehard von Hildesheim gewidmet, als Palastkapelle der Erzbischöfe neben dem Dom errichten. Da die Gewölbeformen dieser Kapelle denen des Langhauses ähneln, ist es möglich, dass Adalbert auch mit dem neuen Langhaus begann, das das Langhaus des Willigis ersetzte. Die Quellen sprechen von einem prachtvollen „tectum“, wobei dies Gewölbe oder Dach bedeuten kann.
Bei der Konzeption des Langhauses orientierten sich die Baumeister wiederum am Dom zu Speyer, welcher als erster Großgewölbebau jenseits der Alpen das Vorbild für romanische Architektur in Deutschland bildete. Eine exakte Kopie konnte das Mittelschiff jedoch nicht werden, weil man sich beim Bau an den Vorgaben des einzubeziehenden Ostchors bezüglich der Höhe richten musste. Das Mittelschiff wurde daher im Vergleich zum Vorbild des Speyerer Doms erheblich niedriger ausgeführt, nämlich mit 28 m statt 33 m, nun aber als Pfeilerbasilika. Die Fenster des Obergadens mussten deshalb paarweise zusammengerückt werden. Daher war es nicht möglich, die großen Blendbögen wie im Speyerer Dom um die Fenster zu führen. Im Mainzer Dom enden sie unterhalb der Fenster und schaffen so einen dreizonigen Wandaufriss, was damals ein Novum war.
Insgesamt wurde das gesamte Langhaus in eher schlichter Weise ausgeführt. Auf großartige Bauzier wie in Speyer wurde verzichtet. Die ursprünglichen Außenmauern waren wahrscheinlich ebenfalls funktional ausgeführt. Sie verschwanden fast vollständig, nachdem ab 1279 gotische Seitenkapellen angefügt wurden.
Am Langhaus wurde praktisch das ganze 12. Jahrhundert mehr oder weniger intensiv gebaut. Die letzte Bauphase war die Zeit um das Jahr 1200, als der Dom auch das für die Zeit der Romanik eher unübliche Kreuzrippengewölbe statt eines Kreuzgratgewölbes erhielt.
Der Westbau
Erst während dieser letzten Phase entschloss man sich auch offenbar, den alten Westbau des Willigis zu ersetzen. Die Ausführung erfolgte ganz im Stile der niederrheinischen Spätromanik, während der Ostbau im Stile der oberrheinischen Hochromanik gehalten war. Zu erkennen ist dies vor allem an den sehr fein gestalteten und künstlerisch weit entwickelten Kapitellen und einer reicheren Verwendung von Baudekor, die im Laufe der Zeit den strengen Formen der Hochromanik Platz gemacht hatte.
Um den neuen Westbau einwölben zu können, wurde das weitausladende Querhaus des Willigis, eine stilistische Eigenart der Frühromanik (siehe auch die Klosterkirche in Fulda), verkürzt, um Nord- und Südarm mit jeweils einem Gewölbe überspannen zu können. Das Innere des neuen Westbaus sollte an das Langhaus anknüpfen und ist deshalb ebenfalls mit schlichten kahlen Wänden gestaltet, die aber durch größere Fenster unterbrochen werden. Eine Ausnahme von dieser Schlichtheit bildet jedoch die große, achteckige rippengewölbte Vierungskuppel, welche nicht nur durch Fenster belichtet, sondern auch reich durch umlaufende Blendarkaden, Rundbogenfriese und Säulenkapitelle geschmückt ist.
Dem Querhaus des Westbaus schließt sich der Hauptchor des Domes an, der als Trikonchos ausgestaltet ist: Um ein rippengewölbtes Quadrat schließen sich an den drei verbleibenden Seiten drei kleine Apsiden an, die jedoch nicht rund, sondern durch doppelte Brechung dreiseitig ausgeführt sind. Dabei sind die beiden westlichen Pfeiler des Quadrats massiv gemauert, um die beiden achteckigen Flankentürmchen tragen zu können. Das Äußere des Westbaus ist dagegen weitaus schmuckvoller gehalten, jedenfalls was die oberen Abschlüsse der Mauern angeht. Da der Dom immer umbaut war, hatte man in den unteren Bereichen an übermäßiger Bauzier kein Interesse. Die oberen Abschlüsse sind jedoch dafür umso reicher verziert. Das Chorquadrat ist nach allen drei offenen Seiten hin mit Giebeln bekrönt, die an ihren Seiten wiederum mit prächtigen Speichenrosen geschmückt sind. Dort, wo sich über dem Westchor die Giebel kreuzen, thront seit 1769 (1928 durch eine Kopie ersetzt) eine Statue des Hauptpatrons des Domes und des Bistums, des Hl. Martins. Die Apsiden selbst werden von einer säulengeschmückten Zwerggalerie umlaufen. Eine prachtvolle Krönung findet der Westbau in der Ausgestaltung der Querhausgiebelseiten, die reich mit Blendarkaden, Kapitellen und feingliedrigem Giebelschmuck ausgestattet sind. Der Westbau mit seiner Kuppel gilt als Meisterwerk staufischer Baukunst und ist eines der spätesten Zeugnisse romanischer Baukunst überhaupt. In Frankreich war zur Bauzeit längst die Hochgotik angebrochen, bis zum Baubeginn des neuen Kölner Doms war es nur noch ein Jahrzehnt.
Nach Beendigung der Bauarbeiten wurde der Dom am 4. Juli 1239 von Erzbischof Siegfried III. von Eppstein eingeweiht.
Gotik am Mainzer Dom
Zur Zeit der Entstehung des spätromanischen Westbaus erschuf der Naumburger Meister einen nun schon gotischen Westlettner, der eine Weltgerichtsdarstellung zeigte. 1682 wurde er abgebrochen und durch barocke Choretten ersetzt, von denen heute nur noch die Teile zum Querhaus vorhanden sind. Vom Westlettner des Naumburger Meistes sind nur Bruchstücke vorhanden. Einige, darunter der berühmte Kopf mit Binde, sind heute im Dom- und Diözesanmuseum aufbewahrt. Ein anderes, der Bassenheimer Reiter, ein Martinus-Relief, befindet sich in der Bassenheimer Pfarrkirche bei Koblenz.
Ab 1279 wurden an die Langhausseiten des Domes nach und nach gotische Seitenkapellen mit großen Maßwerkfenstern angebaut. Erzbischof Johann II. von Nassau ließ ab 1418 vor dem Ostchor eine zweigeschossige, frei im Mittelschiff stehende Grabkapelle errichten, von der heute noch der unterirdische Teil (die Nassauer (Unter-)Kapelle) erhalten ist. Gotisch ausgestaltet wurde bis ins 15. Jahrhundert auch das Domäußere: Von 1390 bis 1410 wurde der doppelgeschossige Kreuzgang neu errichtet. Es wird vermutet, dass Madern Gerthener am Bau der Nassauer Kapelle und des Kreuzganges mitgewirkt hat. Von ihm stammt auf jeden Fall das Portal der Memorienkapelle am Übergang zum westlichen Kreuzgangflügel.
Die Vierungstürme im Osten (ab 1361) und Westen (ab 1418) wurden mit gotischen Glockenstuben aufgestockt und erhielten steile gotische Turmhelme. Diese Arbeiten waren erst 1482 abgeschlossen. Der steile Turmhelm des Ostturms wurde bereits 1579 durch eine flachere achtseitige Spitze ersetzt. Wegen des enormen Gewichts der östlichen Glockenstube musste in den Ostchor nach 1430 ein gotischer Stützpfeiler eingefügt werden, der erst mit dem Abbruch des Glockengeschosses 1871 wieder entfernt wurde. Auch die Treppentürmchen und sogar die Gotthardkapelle erhielten gotische Türmchen bzw. Dachreiter. Gänzlich neu errichtet wurde die dem Dom vorgelagerte Stiftskirche St. Mariagreden (Liebfrauen). Nach dem Ende der gotischen Baumaßnahmen wurden bis 1767 am Bauwerk selbst keine wesentlichen Veränderungen, sondern nur einige Sanierungsmaßnahmen vorgenommen. Lediglich die Ausstattung veränderte sich.
Barocke Kunst
Der durch Blitzeinschlag am 22. Mai 1767 wie das übrige Dach abgebrannte große westliche Vierungsturmhelm wurde von Franz Ignaz Michael Neumann, dem Sohn des berühmten Balthasar Neumann, 1769 mit einem mehrstöckigen steinernen Turmhelm versehen, dem der Mainzer Dom bis heute sein charakteristisches Bild zu verdanken hat. Neumann ließ auch sämtliche Dächer des Westbaus in Stein ausführen, um sie brandsicher zu machen. Dabei gestaltete er auch die westlichen Flankentürmchen neu. Neumann arbeitete in barocken Formen, bezog in sein Werk aber auch die am Dom schon vorhandenen Stilelemente der Spätgotik und der Romanik mit ein.
Des Weiteren verschwanden die gotischen Giebel der Seitenkapellen, ihre Fialen wurden durch Urnen ersetzt. Auch der heutige Wetterhahn des Westturms, der so genannte „Domsgickel“, der Stoff zahlreicher literarischer Betrachtungen von Mainzer Dichtern und Fastnachtern war und ist, stammt in seinem Grundbestand aus der Zeit des damaligen Umbaus.
Die Barockzeit brachte auch Veränderungen in der Farbgestaltung des Domes mit sich. Wie viele Barockneubauten wurde der Dom 1758 innen weiß angestrichen und erhielt außerdem farblose Fenster. Es kann daher vermutet werden, dass der Dom zuvor nicht wie noch der Willigis-Bardo Bau geweißt war.
Der Dom und die Umbauten des 19. Jahrhunderts
Der Untergang des alten Erzbistums und die damit verbundenen Wirren gingen auch am Mainzer Dom nicht spurlos vorüber. Bei der Beschießung der Stadt durch die Preußen 1793 wurde der Dom schwer getroffen. Insbesondere die Ostgruppe und der Kreuzgang waren stark in Mitleidenschaft gezogen. Die gotische Liebfrauenkirche St. Maria ad Gradus wurde ebenfalls schwer beschädigt und 1803 sogar abgebrochen, obwohl dies nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
In den Zeiten nach der Mainzer Republik diente der Dom als Heerlager bzw. Magazin, die Ausstattung wurde verkauft. Schließlich war der Dom selbst vom Abbruch bedroht. Dieses Schicksal wendete Bischof Colmar mit Hilfe Napoleons jedoch ab. Colmar führte den Dom wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zu. Dies beinhaltete auch umfangreiche Restaurierungsarbeiten, die sich bis 1831 hinzogen. Zunächst wurden das Innere wieder benutzbar gemacht und die Dächer instandgesetzt. Unterbrochen wurden diese Arbeiten von der abermaligen Beschlagnahme durch die französische Armee 1813, die den Dom nach der Niederlage der Grande Armée als Schweinestall und als Lazarett für 6.000, zum Teil an Typhus erkrankte Soldaten benutzte. Dabei wurde der größte Teil der verbliebenen hölzernen Ausstattung verheizt. Schon die Nutzung als Heerlager 1803 hatte den Verlust etlicher hölzerner Ausstattungsstücke zur Folge gehabt. Erst im November 1814 wurde der Dom wieder als Kirche benutzt. Dann folgte die Neugestaltung der Dächer und des zerstörten östlichen Hauptturms durch den Regierungsbaumeister Georg Moller. Moller setzte der alten gotischen Glockenstube 1828 eine spitzbogige schmiedeeiserne Kuppel auf.
Diese wurde schon 1870 zusammen mit der gotischen Glockenstube wieder abgebrochen, da man aufgrund von Mauerwerksrissen ein zu hohes Gewicht des Turmhelms vermutete - wohl auch, weil die Eisenkuppel keine Akzeptanz in der Öffentlichkeit fand.
1875 wurde von P. J. H. Cuypers der heutige neu-romanische östliche Vierungsturm geschaffen.
Das Werk Cuypers' ist der Abschluss dieser längeren Bauphase am Ostwerk. Da dem Vierungsturm nunmehr das schwere Glockengeschoss fehlte, wurde der alte gotische Stützpfeiler im Inneren abgerissen. Außerdem wurde die Ostchorkrypta wiedererrichtet, wobei man auf die ursprüngliche Höhe der Krypta des Heinrich IV.-Baus verzichtete.
Historische Fotografien aus der Spätzeit des 19. Jahrhunderts zeigen außerdem, dass der Dom nun entgegen der barocken Farbgestaltung bunt ausgemalt war. Bei der Ausmalung handelt es sich um Werke aus der Nazarenerschule, die vor allem von Philipp Veit zwischen 1859 und 1864 ausgeführt wurden. Von ihnen sind heute nur noch die neutestamentlichen Bibelszenen in den Wandbögen des Mittelschiffs erhalten.
Restaurierungsmaßnahmen im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert wurde am Dom vor allem unter dem Gesichtspunkt der Bewahrung gebaut. Die erste Maßnahme wurde nötig, nachdem die hölzernen Pfahlroste unter den Domfundamenten durch das Absinken des Grundwasserspiegels und den Anbau von Regenrinnen zu faulen begannen. Das Absinken war ein Ergebnis der Rheinuferaufschüttung gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Arbeiten begannen 1909. Als sie zum Ende des Ersten Weltkriegs vorläufig eingestellt wurden, nahmen die durch das instabile Fundament ausgelösten Mauerschäden so zu, dass schließlich der Bestand des Domes an sich gefährdet war. Der Dom wurde daher von 1924 bis 1928 auf Betonfundamente gestellt. Die Gewölbe und Turmaufbauten wurden mit Beton und Stahlankern gesichert, die Obergadenwand mit einer tragenden Spritzbetonschicht verstärkt (durch dieses „Torkretieren“ wurden die noch zahlreich vorhandenen historische Rüstlöcher verschlossen, was heute die Datierung des Mittelschiffs erschwert). Außerdem wurden im Inneren der heutige rötliche Marmorfußboden eingezogen und die meisten Ausmalungen von Philipp Veit entfernt. Der Architekt Paul Meyer-Speer entwickelte stattdessen aus den unterschiedlichen Eigenfarben der Sandsteine ein System, bei dem er die Steine im Inneren nach genau vorherbestimmter Abstufung einfärbte. Nachvollziehen kann man diese Art der Farbgestaltung noch heute am Mittelschiff des Speyerer Doms. 1959 verschwand diese Farbgebung und ist heute nur noch schwach zu erkennen. Allerdings gibt es Pläne, auf die Farbgestaltung Meyer-Speers im Zuge der Domsanierung zurückzukommen.
Im Zweiten Weltkrieg war Mainz mehrmals Ziel größerer Luftangriffe. Im August 1942 erhielt der Dom mehrere Treffer. Dabei wurde das Obergeschoss des Kreuzgangs zerstört, außerdem brannten die meisten Dächer des Doms ab. Das Gewölbe jedoch überstand alle Bombardements. Die äußeren Restaurierungsarbeiten nach dem Krieg, bei denen auch Verwitterungsschäden beseitigt wurden, zogen sich bis in die 1970er-Jahre hin, ebenso wie die Arbeiten an der Innenraumgestaltung, insbesondere der neuen Verglasung. Abschließend wurde der Dom außen mit Mineralfarben rot eingefärbt, maßgeblich war hier Diözesankonservator Wilhelm Jung. Zuvor war der Dom nicht vollständig verputzt gewesen und hatte ein rein sandsteinfarbenes Erscheinungsbild. Mit der Rotfärbung glich man ihn in der Farbgebung den meisten historischen Mainzer Gebäuden (zum Beispiel dem Kurfürstlichen Schloss) an. Nach Abschluss der Sanierung beging man 1975 feierlich die Tausendjahrfeier.
Restaurierungsmaßnahmen im 21. Jahrhundert
2001 begann erneut eine Sanierung des Domes, deren Dauer zu Beginn der Baumaßnahmen auf zehn bis 15 Jahre veranschlagt wurde. Umfasst werden alle Teile des Domes, sowohl innen als auch außen. Während die äußere Farbgebung wegen der Einheitlichkeit im Stadtbild nicht zur Disposition steht, wird im Inneren über eine Rückbesinnung auf die Farbgebung nach der Sanierung von 1928 nachgedacht (siehe oben). Auch die Ausstattung ist teilweise betroffen. So gibt es seit längerem die Überlegungen für eine Langhausorgel (eine „Schwalbennest“-Orgel, die praktisch an der Wand des Langhauses unter dem Obergaden aufgehängt wird).
Nach einer umfassender Sanierung wurde die Sakramentskapelle des Domes am 11. September 2007 von Kardinal Karl Lehmann wiedereröffnet. Bei der Sanierung erhielten die beiden Fenster der Sakramentskapelle eine neue Verglasung, die von Johannes Schreiter gestaltet wurden. Der Altar wurde restauriert und ein Altarbild des „Neuen Wilden“ Bernd Zimmer angebracht.
Königskrönungen im Dom
Im Laufe des Mittelalters fanden in Mainz mehrere Königskrönungen statt. Im Hoch- und Spätmittelalter war Aachen der durch Tradition legitimierte Krönungsort, eine Krönung in Mainz wurde von den politischen Gegnern als Formfehler betrachtet, der die Krönung ungültig machte. Nicht alle Krönungen wurden im Mainzer Dom selbst vorgenommen, da dieser wie beschrieben im Laufe des Mittelalters einige Male durch Brände beschädigt wurde.
Im Dom vorgenommen wurden die Krönungen von
Agnes von Poitou 1043 durch Erzbischof Bardo; Rudolf von Rheinfelden (auch: Rudolf von Schwaben; Gegenkönig zu Heinrich IV.) am 26. März oder 7. April 1077 durch Siegfried I. von Eppstein; Mathilde (spätere Frau Heinrichs V.) durch den Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg am 25. Juli 1110; Philipp von Schwaben (8. September 1198) durch Bischof Aimo von Tarantaise; Friedrich II. am 9. Dezember 1212 durch Siegfried II. von Eppstein; Heinrich Raspe am 22. Mai 1246 durch Siegfried III. von Eppstein.
Die Krönungen von
Heinrich II. (6. Juni 1002) durch Erzbischof Willigis und Konrad II. (8. September 1024) durch Erzbischof Aribo
fanden vermutlich im alten Dom, der benachbarten Johanniskirche, statt.
Die Ausstattung
Im Mainzer Dom ist - obwohl er im Laufe der Zeit große Teile seiner Ausstattung verloren hat - eine der reichsten Kirchenausstattungen der Christenheit zu finden. Bedeutendste Stücke sind die Altäre und die Grabdenkmäler der Erzbischöfe und einiger Prälaten.
Geschichte
Die Ausstattung zur Zeit des Willigis
Das frühste Ausstattungsstück, dessen Entstehung und Verlust bekannt ist, ist das so genannte Benna-Kreuz. Dieses Triumphkreuz bestand aus mit Goldplatten beschlagenem Holz mit einer überlebensgroßen Christusfigur aus purem Gold. Erzbischof Willigis hatte sie mit Zolleinnahmen finanziert. Noch im Laufe des Hochmittelalters wurde das Kreuz zwischen 1141 und 1160 stückweise von den Erzbischöfen zur Finanzierung ihrer Amtsgeschäfte eingeschmolzen und verkauft.
Erhalten blieben dagegen die großen Bronzetüren, die Meister Berenger in Willigis Auftrag fertigte. Diese Türen waren laut Inschrift die ersten aus Metall gefertigten Türen seit Karl dem Großen, was von Vertretern der Theorie, wonach Willigis mit seinem Dombau Aachen als Krönungsort ablösen wollte, als weitere Machtdemonstration angesehen wird. Die Türen waren ursprünglich in der dem Dom vorgelagerten Liebfrauenkirche eingebaut. Diese erstreckte sich nämlich zum Rhein hin und empfing so nach dem Zeremoniell den per Schiff ankommenden König bzw. Kaiser. 1135 ließ Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken in den oberen Teil der Türen das von ihm gewährte Stadtprivileg eingravieren. Nach dem Abbruch der Liebfrauenkirche 1803 kamen die Türen an den Dom und bilden dort heute das Marktportal.
Über die sonstige Ausstattung des Willigis-Domes ist nicht viel bekannt. Da der Willigis-Bau schon am Weihetag (oder am Tag zuvor) abbrannte, ist es möglicherweise niemals zu einer reicheren Ausstattung gekommen.
Aufgrund der häufigen Baumaßnahmen und Umgestaltungen des Doms sind heute abgesehen von der Bausubstanz und einigen Grabfunden keine Elemente der Romanik mehr am Dom vorhanden. Eine Ausnahme bildet das so genannte Udenheimer Kruzifix, welches aber nicht zur ursprünglichen Ausstattung gehört, sondern erst 1962 aus der Kirche von Udenheim angekauft wurde. Die genaue Entstehungszeit dieses Kreuzes ist umstritten, teilweise wird es bis ins 8. Jh. zurückdatiert, meist wird eine Zeit zwischen 1070 und 1140 angenommen.
Gotische Ausstattungsgegenstände
Erst mit Anbruch der Gotik wuchs der Reichtum der Ausstattung beständig an. In die ab 1278 angebauten Seitenkapellen wurden gotische Altäre eingebaut, die mit Anbruch des Barock größtenteils ersetzt wurden. Bedeutendster noch erhaltener Altar ist der spätgotische Marienaltar mit der „Schönen Mainzerin“. Aus dieser Zeit stammt auch die große Kanzel im Mittelschiff. Weitere gotische Ausstattungsstücke beherbergte die Liebfrauenkirche. Dazu gehört insbesondere das große Taufbecken, welches aus dem Jahr 1328 stammt und einer der größten - wenn nicht der größte - jemals aus Zinn gegossene Gegenstand ist. Das Taufbecken stand in der Liebfrauenkirche, da diese als Taufkirche der Dompfarrei diente. Im Dom selbst wurde damals nicht getauft.
Heute steht das Becken im nördlichen Querhausarm. Aus der Liebfrauenkirche hat sich auch ein Portrait der Gottesmutter Maria erhalten, das heute in der Augustinerkirche zu finden ist. In die Übergangsphase von der Spätgotik zur Renaissance ist noch die Grablegungsszene des so genannten Adalbert-Meisters zu datieren, die sich heute in einer Seitenkapelle des Doms befindet. Nur in Fragmenten erhalten ist dagegen der Westlettner des Naumburger Meisters. Die Reste finden sich heute größtenteils im Dom- und Diözesanmuseum.
Die Ausstattung zur Zeit des Barock und Rokoko
1631 wurde Mainz von den Schweden besetzt, die den Dom teilweise plündern ließen. Noch heute befinden sich daher in Museen in Uppsala Teile des ehemaligen Mainzer Domschatzes. Da die Stadt Mainz nach dem Dreißigjährigen Krieg während der Zeit des Barock vor allem unter den Erzbischöfen Johann Philipp von Schönborn (1647 - 1673) und Lothar Franz von Schönborn (1695 - 1729) eine neue Blütezeit erlebte, die mit reger Bautätigkeit einherging, fehlt es auch im Dom nicht an barocken Ausstattungsgegenständen. Viele der gotischen Altäre wurden durch barocke ersetzt, weitere Altäre wurden hinzugefügt, wie etwa der Nassauer Altar von 1601, der sich im nördlichen Querhaus befindet. Der Westlettner des Naumburger Meisters wurde 1682 abgebrochen und durch barocke Choretten ersetzt (siehe auch oben). Ein Jahr später wurde auch das obere Geschoss der Nassauer Kapelle, das mitten in das Mittelschiff des Domes ragte, abgerissen. Das Untergeschoss ist bis heute erhalten.
Das größte und wichtigste Kunstwerk jener Zeit ist jedoch das schon dem Rokoko zugehörige große Chorgestühl des Westchors. Es wurde zwischen 1760 und 1765 von Franz Anton Hermann geschaffen. Die Verzierungen des Chorgestühl das von einem Standbild des Hl. Martin über dem Baldachin des Bischofs bekrönt wird, stellt keinen Bibelzyklus dar, sondern bildet die Wappen des Erzstiftes und seiner Dignitäten ab und sollte so wohl einen Eindruck von Macht und Herrlichkeit der alten Mainzer Kirche erzeugen. Das Chorgestühl des Ostchors ist wesentlich schlichter ausgeführt und stammt aus der in napoleonischer Zeit abgerissenen Schlosskirche St. Gangolph.
Die spätere Ausstattung
Im 19. Jahrhundert widmete man sich vor allem dem Bauwerk. An Ausstattung kam dagegen nichts erwähnenswertes hinzu. Aus dem 20. Jahrhunderts ist vor allem das große, an historische Vorbilder erinnernde Bronzekreuz in der Westvierung zu erwähnen, das zum tausendjährigen Domjubiläum geschaffen wurde. Bedeutend ist auch der „Schrein der Mainzer Heiligen“ in der Ostkrypta des Domes, der 1960 gestiftet worden ist.
Die Grabdenkmäler
Bedeutend für die Kunstgeschichte sind die Grabdenkmäler. Der Mainzer Dom beherbergt die umfangreichste Sammlung solcher Kunstwerke auf dem Gebiet des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches. Die Grabdenkmäler sind der Ausdruck des Selbstverständnisses der Mainzer Erzbischöfe, die damals nicht nur der größten Kirchenprovinz jenseits der Alpen vorstanden, sondern auch ranghöchste Reichsfürsten und lange Zeit Vertreter des Papstes und Primas Germaniae waren. Mit der Errichtung eines Grabdenkmales für den jeweiligen Vorgänger ordnete sich der Amtsinhaber in die Reihe der Mainzer Erzbischöfe ein und beanspruchte so die ihnen seit Generationen zustehenden Privilegien. Aber nicht nur Erzbischöfe, sondern auch Mitglieder des Mainzer Domkapitels ließen sich Grabdenkmäler im Dom errichten. Stilistisch sind in den Grabdenkmälern alle Epochen der europäischen Kunstgeschichte vertreten, von der Gotik über den Barock bis hin zu den sich wieder am Mittelalter orientierenden Denkmälern den 19. Jahrhunderts. Auf figürliche Darstellung begann man gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu verzichten.
Das älteste dieser Denkmäler ist das des Erzbischofs Siegfried III. von Eppstein († 1249). Es zeigt ihn - wie auch später beim Denkmal Peters von Aspelt zu sehen - als Königskröner und war ursprünglich noch als Grabplatte gedacht, was man am gemeißelten Kissen unter dem Kopf des Erzbischofs erkennen kann. Erst später wurde es senkrecht an einem Pfeiler des Mittelschiffs angebracht, 1834 wurde es mit Ölfarbe angemalt.
Das erste direkt an der Wand angebrachte Grabdenkmal war das von Erzbischof Konrad II. von Weinsberg († 1396). Die Denkmäler seiner Nachfolger im 15. Jahrhundert gehören zu den qualitativ hochwertigsten. Zu nennen sind vor allem die Grabdenkmäler der Erzbischöfe Johann II. von Nassau und Konrad III. von Dhaun.
Am Übergang von der Spätgotik zu Renaissance sind zunächst die Grabdenkmäler des Erzbischofs Berthold von Henneberg bemerkenswert, der sich als erster vermutlich schon zu Lebzeiten gleich zwei Denkmäler hatte anfertigen lassen. Die Grabplatte besteht aus damals überaus teurem roten Marmor und wurde mit einer sich von anderen Grabdenkmälern abhebenden Qualität angefertigt. Bemerkenswert ist auch das Denkmal Erzbischof Uriels von Gemmingen. Es ist gänzlich anders gestaltet als alle anderen Grabdenkmäler, da es den Erzbischof nicht in herrischer Pose, sondern demütig unter einem Kreuz kniend darstellt.
Endgültig zur Renaissance zählt das Grabdenkmal des Erzbischofs und Kardinals Albrecht von Brandenburg. Albrecht war gleichzeitig Erzbischof von Mainz und von Magdeburg, weswegen er auf seinem Grabdenkmal zwei Pallien trägt. Auch Albrecht hatte sich neben dem Denkmal noch eine Grabplatte anfertigen lassen, welche heute in unmittelbarer Nähe des Denkmals hängt. Als einzige ihrer Art im Mainzer Dom ist ihre Inschrift in deutscher Sprache verfasst. Die Formensprache und Farbgebung des Albrecht-Monuments findet sich auch - da vom selben Künstler stammend - beim Denkmal seines Nachfolgers Sebastian von Heusenstamm.
Das letzte dieser Denkmäler, die den Verstorbenen als Statue zeigen, ist das von Erzbischof Damian Hartard von der Leyen. Danach werden auf den Denkmälern - falls sie noch aus einer figürlichen Darstellung bestehen - nur noch Szenerien dargestellt. So zeigt zum Beispiel das einzige Denkmal eines Laien den 1689 gefallenen Reichsgrafen Karl Adam von Lamberg, wie er aus dem Sarg zur Auferstehung steigt. Aus dieser Epoche, die dem Barock bzw. dem Rokoko zuzuordnen ist, stammt auch das mit 8,33 m größte Grabdenkmal das Domes, welches den Dompropst Heinrich Ferdinand von der Leyen darstellt.
Um 1800 begann man dann, sich wieder auf mittelalterliche Vorbilder zurückzubesinnen. Die Grabdenkmäler wurden nun auch wieder als Tumben mit Reliefs gestaltet, wie das des bedeutenden Mainzer Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler. Ab 1925 wurden alle Bischöfe in Grabnischen in der dafür neu geschaffenen Westkrypta begraben.
Überblick über die beiden Krypten und die Nassauer Kapelle
Der Dom weist zwei Krypten und eine unterirdische Kapelle auf.
West- oder Lulluskrypta
Die Lulluskrypta unter der westlichen Vierung (benannt nach Erzbischof Lullus († 786) wurde 1927/28 erbaut und dient seither als Grablege der Mainzer Bischöfe.
Hier ruhen unter anderem
Ludwig Maria Hugo († 1935) Albert Stohr († 1961) Weihbischof Josef Maria Reuss († 1985) Hermann Kardinal Volk († 1988) Weihbischof Wolfgang Rolly († 2008)
Ostkrypta
Die Ostkrypta bestand schon im Mittelalter, wurde aber schon während oder kurz nach dem Einbau eingeebnet, um dem Dom ein durchgehendes Niveau zu verschaffen. 1877 wurde sie wiedererrichtet. Die Ostkrypta dient vor allem dem Gedenken derer, die in besonderer Weise mit dem Bistum Mainz verbunden sind, insbesondere der Mainzer Heiligen, für die in der Ostkrypta ein Schrein geschaffen wurde. Zu den bedeutenden Mainzer Heiligen gehört neben Bonifatius auch die Hl. Hildegard von Bingen.
Nassauer Kapelle
Direkt gegenüber der Ostkrypta befindet sich ein kleiner Gang, welcher zur so genannten Nassauer Kapelle führt. Diese 1417 errichtete Kapelle war ursprünglich doppelgeschossig, ragte also ins Mittelschiff des Domes herein. Heute existiert nur noch der unterirdische Teil, welcher eine Grablegungsszene enthält. Die Kapelle wird nur in der Karwoche geöffnet. Ursprünglich war die Kapelle durch zwei Prozessionstreppen vom Mittelschiff aus zugänglich. Während der Restaurierung der Domfundamente Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Kapelle durch den Gang zur Ostkrypta neu erschlossen; anstelle der alten Treppen befinden sich nun Schächte, die in die Stollen unter dem Domfundament führen.
Orgel
Überblick über frühere Orgelbauten
Die ersten Zeugnisse über eine im Dom vorhandene Orgel stammen aus dem Jahr 1334. Sie geben aber keinen Aufschluss über den Orgelbau an sich, sondern lediglich über die Verwendung der Orgel im Gottesdienst. 1468 ist eine Orgel auf dem Ostlettner bezeugt, die dort zur Chorbegleitung eingesetzt wurde. Diese Orgel könnte von Hans Tugi (auch: Hans von Basel) stammen, der vermutlich 1514 die erste nachweisbare Langhausorgel im Mainzer Dom erbaute. Andere Quellen sprechen allerdings davon, dass diese Orgel bereits 1501 gebaut wurde und Hans Tugi 1514 lediglich Veränderungen am bereits vorhandenen Orgelbau vornahm. 1545/46 folgte bereits die erste gründliche Restaurierung der Domorgeln. Grundsätzlich geben die Quellen darüber Auskunft, dass die Domorgeln in relativ kurzen Zeitintervallen gewartet bzw. restauriert werden mussten, was vermutlich mit den klimatischen Verhältnissen innerhalb der Basilika zusammenhing.
1547 baute man auf den Westlettner eine weitere Orgel, die bereits 1560 zusammen mit der Langhausorgel restauriert werden musste. Die Arbeiten wurden von Veit ten Bent ausgeführt, der im Anschluss daran 1563 gleich eine ganz neue Orgel für das Langhaus baute. Diese Orgel bestand aus Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal und wurde als so genannte „Schwalbennestorgel“ im Mittelschiff gegenüber der Kanzel aufgehängt.
Der Dekan des Johannesstiftes, Johann Ludwig Güntzer, stiftete 1702 eine neue Orgel für den nunmehr barocken Westlettner, die nach ihm benannte Güntzersche Chorettenorgel. Sie wurde 1792 abgerissen und zum Teil in andere Orgelbauten in Hochheim und Miltenberg ausgelagert. 1793 beschossen die Preußen das französisch besetzte Mainz und zerstörten dabei auch die Langhausorgel Veit ten Bents. Nach dem Wiederaufbau des Domes 1803 wurde zumindest aus den Resten der Güntzerschen Orgel eine neue Orgel - diesmal auf der nördlichen Chorette des Westlettners - aufgestellt.
1866 wurde in den Westchor eine neue Chororgel eingebaut, die über 10 Register verteilt auf je ein Manual und Pedal. 1899 wurde dieser Orgel ein weiteres Manual hinzugefügt. Die Orgel wurde auf der Südseite des Westchores hinter das Chorgestühl verlegt, wobei der Spieltisch zwischen die Sitzreihen verlegt wurde, wo sich auch heute noch der Spieltisch der Westchororgel befindet. Während den Sanierungsarbeiten im Dom in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Schlimbach-Orgel so stark beschädigt, dass ein Neubau beschlossen wurde, den die Fa. Klais durchführte. Diese Orgel verfügte über 75 Register auf vier Manualen und Pedal. Sie hatte Kegelladen und Registerkanzellen mit einer elektro-pneumatischen Traktur. Sie wurde aus Denkmalschutzgründen komplett hinter dem Chorgestühl aufgestellt, was akustisch sehr ungünstig war. Schon 1960 entschied man sich daher zum Umbau.
Die heutige Orgelanlage
Der Mainzer Dom verfügt heute über eine der kompliziertesten Orgelanlagen. Dem Denkmalschutz Rechnung tragend, wurden die Orgelwerke möglichst unscheinbar in den Kirchenraum eingefügt. Die Orgeln des Mainzer Doms haben 114 Register mit 7984 Pfeifen.
Dabei gliedert sich die Orgelanlage in drei große Teile
Westchor: Bei der Domrestaurierung 1960 wurden Teile der alten Klais-Orgel von 1928 durch die Fa. Kemper umgestaltet und als zweiteiliges Werk links und rechts hinter das Westchorgestühl gesetzt. Die Orgel besitzt einen eigenen Spieltisch im Westchor. Von dort aus kann auch die Nordwandorgel angespielt werden.
Querhaus
Südemporenorgel: Der Mainzer Dom verfügt in seiner Vierung über zwei sog. Choretten, die die Vierung nach Norden und Süden ähnlich einem Lettner abtrennen. Auf der Südchorette befindet sich die Südemporenorgel, das Leitwerk der Orgelanlage. Im Wesentlichen besteht diese ebenfalls aus Teilen der alten Klais-Orgel von 1928. Auf der Südchorette befindet sich außerdem der Zentralspieltisch mit sechs Manualen, von dem alle Pfeifen der gesamten Orgelanlage einzeln angespielt werden können.
Nordwandorgel: Auch diese Orgel besteht im wesentlichen aus der alten viermanualigen Klais-Orgel. Zusammen mit dem Führungswerk auf der Chorette stellt sie das Hauptwerk dar.
Ostchor
Die Ostchororgel der Fa. Kemper ist eine komplett neu geschaffene Orgel von 1960. Eingebaut ist sie aus Denkmalschutzgründen nicht in die Konche, also den Scheitelpunkt der Ostapsis, sondern seitlich oben links und rechts in die so genannten Kaiserlogen. Die Ostchororgel, die ebenfalls einen eigenen Spieltisch hat, dient vor allem der Führung des Gemeindegesanges und der Begleitung des Stundengebets im Ostchor.
Besonderheit
In der Glöcknerstube des Mainzer Doms, die sich hoch oben im nördlichen Querhaus befindet, wurde 2003 ein Register mit so genannten „Spanischen Trompeten“ eingebaut. Die vom Volksmund „Kardinalstrompeten“ genannten Pfeifen begrüßen den Bischof an hohen Feiertagen.
Sonstiges
Auch die dem Dom angefügte Gotthardkapelle verfügt über eine kleine Pfeifenorgel. Diese von Oberlinger gebaute Orgel ist jedoch nicht vom Zentralspieltisch anspielbar.
Bedingt durch die schwierige Akustik im Dom, welche sich durch die vielen Anbauten (vor allem der gotischen Kapellenreihen, s. o. Geschichte) ist es eine besondere Herausforderung, Domorganist in Mainz zu sein. Der Nachhall jedes angespielten Tones beträgt über sechs Sekunden, die im Osten angespielten Töne hört der Organist vom Zentralspieltisch aus nur mit kleiner Zeitverzögerung.
Glocken
Nach vielen Zerstörungen im Laufe der Zeit ist heute mittlerweile schon das siebte und achte Hauptgeläute zu hören. Die Grundlage bildet das vierstimmige Ensemble des Mainzer Glockengießers Josef Zechbauer (b0-c1-e1-g1) das 1809 im Kreuzgang des Domes gegossen wurde. Der Heidelberger Gießermeister Friedrich Wilhelm Schilling hat 1960 drei Glocken klanglich korrigiert und das Geläute um vier weitere Glocken ergänzt. 2002 wurde anstelle einer Eisenhartgussglocke von 1917 eine neue Bronzeglocke in Schilling'scher Rippe von Ars Liturgica im Kloster Maria Laach nachgegossen. Das Domgeläute ist heute das umfangreichste Geläute des Bistums.
Der hölzerne Glockenstuhl, der alle 9 Glocken trägt, befindet sich im barocken Geschoss von 1775 des Westlichen Hauptturms. Dieser Holzglockenstuhl von 1809 ist noch weitgehend erhalten und wurde 1960 ergänzt. Außerdem wurden für die 1960 und 2002 gegossenen Glocken neue Holzjoche installiert. Die Glocken von Josef Zechbauer hängen noch an ihren historischen Holzjochen.
Die Maße des Domes
Länge über alles: 109 m innen, 116 m außen Länge des Mittelschiffs: 53 m Breite des Mittelschiffs: 13,5 m Höhe des Mittelschiffs: 29 m Höhe des Westturms: 83 m Lichte Höhe der Ostkuppel: 38 m Lichte Höhe der Westkuppel: 44 m
Sonstiges
1184 feierte Kaiser Barbarossa am Pfingstfest die Schwertleite seiner Söhne im Mainzer Dom. Das dazu gegebene Fest ging als größtes Fest des Mittelalters in die Geschichte ein.
Die katholische Pfarrkirche Sankt Stephan in Mainz wurde 990 von Erzbischof Willigis auf der höchsten Erhebung der Stadt gegründet. Auftraggeberin war höchstwahrscheinlich die Kaiserwitwe Theophanu. Willigis wollte mit ihr die Gebetsstätte des Reiches schaffen. Dies weist bereits die Namenswahl aus: Stephan bedeutete ursprünglich im Altgriechischen £ÄƱ½¿Â „Kranz“; „Krone“ („die Stadtkrone“ oder „die Reichskrone“).
In der Kirche war ursprünglich ein Kollegiatstift untergebracht. Der Propst des Stiftes verwaltete eines der Archidiakonate (mittelalterliche Organisationseinheit, ähnlich den heutigen Dekanaten) des Erzbistums.
Bau
Der heutige Bau datiert jedoch aus späterer Zeit. Um 1267 begonnen, wurde er um 1340 fertiggestellt. Der Nachfolgerbau behielt jedoch die Vorgaben des Grundrisses des Willigis-Baus und damit die Ausgestaltung als Doppelchoranlage bei. St. Stephan ist damit die älteste gotische Hallenkirche am Mittelrhein und die nach dem Mainzer Dom bedeutendste Kirche der Stadt Mainz.
Von 1462 bis 1499 wurde der Kreuzgang an die Südseite angefügt.
In der Barockzeit wurden die Innenräume von St. Stephan entsprechend ausgestaltet. 1857 explodierte jedoch ein nahegelegener Pulverturm (Mainz war im 19. Jahrhundert Bundesfestung), wodurch die barocke Ausstattung der Kirche wieder verloren ging. Von Oktober 1813 bis Januar 1814 diente der große Glockenturm auch als Signalstation der optischen Telegraphenlinie nach Metz.
Während der Luftangriffe auf Mainz im Zweiten Weltkrieg wurde St. Stephan schwer beschädigt. Verloren gingen dabei bei dem großen Luftangriff auf Mainz am 27. Februar 1945 auch die Glocken. Der große Westturm musste danach in einem komplizierten Verfahren restauriert werden. Nicht wiederhergestellt wurden jedoch die Gewölbe von Langhaus und Chor, die nun durch eine flache Holzdecke ersetzt sind.
In seiner heutigen Form ist St. Stephan eine dreischiffige gotische Hallenkirche mit Chören im Osten und Westen sowie mit einem großen achteckigen Glockenturm über dem Westchor.
Ausstattung
Der Kirchengründer Willigis wurde in der von ihm gegründeten Kirche 1011 begraben. Die genaue Grabstätte ist jedoch durch den Umbau nicht mehr feststellbar.
Nach der Pulverturmexplosion und den Kriegszerstörungen sind vor allem die Altarmensa aus dem 13. Jahrhundert sowie der große Tabernakel (um 1500) erhalten.
Chagall-Fenster
Einzigartig in Deutschland sind die Chorfenster der Stephanskirche, die ab 1978 von Marc Chagall gestaltet wurden. Chagall wollte sein Werk als Beitrag zur jüdisch-deutschen Aussöhnung verstanden wissen. St. Stephan wählte er wegen seiner Freundschaft zum damaligen Pfarrer von St. Stephan, Monsignore Klaus Mayer. Bis zu seinem Tod 1985 schuf Chagall insgesamt neun Fenster, die in ihren verschiedenen leuchtenden Blautönen biblische Gestalten und Ereignisse darstellen. Eine der bekanntesten Szenen ist die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies.Nach seinem Tod wurde die Arbeit an den restlichen Fenstern von einigen seiner Schüler fortgesetzt.
Glocken
Verloren gingen dabei bei dem großen Luftangriff auch alle fünf vorhandenen Glocken, die bei dem Brand des Glockenturms schmolzen. Als Glockenersatz diente die Beatrix-Glocke aus der zerstörten Kirche St. Emmeran in Mainz. Durch die Spende des Mainzer Industrieunternehmen Schott erhält St. Stephan 2008 drei neue Glocken. Benannt werden sie nach den Heiligen Maria Magdalena, Stephanus und Willigis. Alle Glocken sollen klanglich aufeinander abgestimmt werden und zusammen ein Gewicht von rund vier Tonnen haben
Die Kirche St. Quintin in Mainz ist die Pfarrkirche der ältesten nachgewiesenen Pfarrei der Stadt.
Geschichte
Die Ursprünge der Pfarrei gehen vermutlich noch auf die Zeit der Merowinger, dafür spricht das Patrozinium des Hl. Quintin, welches später fast in Vergessenheit geriet. Um 815 wurde St. Quintin erstmals urkundlich erwähnt. Später befand sich bei der Kirche der erste innerstädtische Pfarrfriedhof. Es wird als sicher angesehen, dass St. Quintin bereits im 8. Jahrhundert bestand. Im 7. und 8. Jahrhundert hatte in Mainz eine umfangreiche Kirchenbautätigkeit eingesetzt.
St. Quintin ist in seiner Geschichte immer Pfarrkirche gewesen. Heute bildet sie zusammen mit der Domgemeinde St. Martin die Pfarrei Dom St. Martin und St. Quintin. Der Dompfarrer ist seither auch immer Pfarrer von St. Quintin.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt, die Mauern blieben jedoch erhalten. Die Rekonstruktion und Renovierung begann sofort, schon 1948 konnte die Kirche wieder genutzt werden. Ende der 60er erfolgten die Arbeiten am Äußeren und am Glockenturm. Dieser blieb jedoch weiterhin mit einem Notdach versehen. Erst 1995 wurde ein in originalgetreuer Handarbeit rekonstruierter Dachstuhl wieder aufgesetzt.
Bau
Der heutige Bau wurde um 1300 im gotischen Stil errichtet. Er besteht aus einem fast quadratischen dreischiffigen Hallenlanghaus (siehe auch Hallenkirche) mit drei Jochen. Das südwestlichste Joch trägt den massigen Glockenturm der Kirche, welcher bis ins 20. Jahrhundert als Feuerwache der Stadt diente, weswegen sich in ihm eine Türmerwohnung befindet. Von der Türmerwohnung aus war praktisch das ganze Stadtgebiet, des alten „hölzernen“ Mainz zu übersehen. Die Fenster der Türmerwohnung sind mit grünen Fensterläden versehen. An der Südseite der Kirche befindet sich das Portal, die östlichen und nördlichen Teile der Kirche sind vollständig umbaut. Gehalten ist das Äußere in ziegelrot mit aufgemalten Fugen.
Im Inneren finden sich wegen der schnellen Wiederbenutzbarkeit nach dem zweiten Weltkrieg auch viele Ausstattungsstücke aus anderen Kirchen der Stadt, wie zum Beispiel des große Gemälde des Franz Anton Maulbertsch an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs, welches Mariä Himmelfahrt darstellt und ursprünglich in der Altmünsterkirche, die barocke Kanzel aus (der bei Kriegsende fast vollständig zerstörten Kirche) St. Emmeran oder die Pietà aus St. Christoph (heute Kriegsmahnmal). Die barocken Seitenaltäre stammen aus der Pfarrkirche von Mainz-Bretzenheim.
Trivia
Der Showmaster und Schauspieler Heinz Schenk war in seiner Jugend Messdiener in St. Quintin gewesen.
Die Augustinerkirche der ehemals dort ansässigen Augustiner-Eremiten in der Altstadt von Mainz ist heute die Seminarkirche des Priesterseminars der katholischen Diözese Mainz.
Geschichte
Die Kirche wurde von 1768 bis 1771 anstelle des ab 1260 errichteten gotischen Kirchenbaus errichtet. Erbauer waren Augustinereremiten, die auch schon den Vorgängerbau errichtet hatten und deren Fraternität von 1260 bis zum Reichsdeputationshauptschluss von 1803 bestand. Der Baumeister ist nicht bekannt.
Nach der Aufhebung des Klosters 1803 wurde die Kirche 1805 Priesterseminar des gerade erst neuentstandenen Bistums.
Die Augustinerkirche wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört.
Der Bau
Das Äußere der Kirche ist trotz seiner späten Entstehung sehr der Stilrichtung des Barock verbunden. Wegen der Umbauung mit den Konvents- und Seminargebäuden und anderen Häusern ist von der Kirche nur die mächtige turmlose Fassade zu sehen, die sich über die anderen Gebäude der Altstadt reckt. Über dem Portal erhebt sich eine Figurengruppe, die von Nikolas Binterim für die Kirche geschaffen wurde. Sie stellt im Wesentlichen die Krönung Mariens dar.
Das Innere der Kirche tendiert in Richtung Rokoko, was sich durch eine Verschmelzung von Langhaus und Chor zu einer Einheit ausdrückt - einem Konzept, das erst in der Stilrichtung des Rokoko zu finden ist.
Ausstattung
Die Altäre orientieren sich nach dem Rokoko, jedoch verdeutlicht sich die späte Bauzeit der Kirche hier insofern, als schon Anklänge des Klassizismus zu finden sind. Die Ausstattung macht durch die großen Altäre und durch die Deckengemälde, die 1772 von Johann Baptist Enderle geschaffen wurden, einen sehr reichhaltigen Eindruck.
In der Kirche befindet sich außerdem die Mutter-Gottes Figur von 1420, die nach dem Abbruch der gotischen Liebfrauenkirche vor dem Dom im Jahre 1807 hierher übertragen wurde.
Als eines der wenigen Beispiele ist in der Augustinerkirche die Barockorgel der berühmten Orgelbauerfamilie Stumm von 1773 weitgehend original erhalten geblieben.
Anbauten
Die ehemaligen Klostergebäude und jetzigen Räume des Priesterseminars befinden sich südlich und östlich der Kirche und wurden zwischen 1737 und 1753 errichtet. Der Südflügel beinhaltet ebenfalls ein prächtiges Portal mit Figuren, die von Nikolas Binterim stammen.
Die katholische Kirche St. Peter gehört zu den bedeutendsten Barockbauten in Mainz. Sie war ursprünglich Stiftskirche des seit dem 10. Jahrhundert bestehenden Stiftes St. Peter vor den Mauern und ist heute die Pfarrkirche der Pfarrei St. Peter/St. Emmeran.
Geschichte
Das Stift wurde 944 von Erzbischof Friedrich (937-954) nördlich der Stadtmauer errichtet. Stifte waren damals wichtige Verwaltungseinheiten, auf die sich der Erzbischof stützte. Die Pröpste, also Vorsteher der Stifte, leiteten jeweils ein Archidiakonat.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Stift, welches sich vor den Toren (etwa heute 117er Ehrenhof) befand, und über dem nördlich Seitenportal von Sankt Peter als Gemälde zu sehen ist, 1631 bei Einfall der Schweden vollständig zerstört. Ein Wiederaufbau geschah auf Geheiß von Erzbischof Johann Philipp von Schönborn nicht mehr. Über ein Jahrhundert hatte die Stiftsgemeinschaft keine eigenen Gebäude. Erst 1749 beschloss Erzbischof Johann Friedrich Karl von Ostein den Neubau. Das Stift wurde an die heutige Stelle unweit der später in napoleonischer Zeit untergegangen Schlosskirche St. Gangolph verlegt, wo auch der heutige Bau als neue Stiftskirche entstand. An dieser Stelle befand sich zuvor eine romanische Kirche, das sogenannte Odenmünster bzw. St. Mari underm Münster. Diese wurde seit 1724 nicht mehr genutzt und war dem Verfall preisgegeben.
Der Bau der neuen Peterskirche dauerte von 1749 bis 1756/57.
Mit der beginnenden Säkularisation wurde das Stift am 4. Juli 1802 aufgehoben.
Die Kirche
Der heutige Bau der Peterskirche ist ein barocker Hallenbau (3 Joche) mit Doppelturmfassade des Architekten Johann Valentin Thomann, den dieser von 1749 bis 1756 errichtete. Bis 1762 wurde die Kirche noch vervollständigt. Die 1757 geweihte Kirche war durch die Säkularisation 1802 nur noch 45 Jahre Stiftskirche. Unter französischer Besatzung war die Kirche 1813 Pferdestall, 1814 wurde sie unter den Preußen Garnisonskirche, was sie bis 1918 blieb. Danach wurde sie Pfarrkirche.
Den ersten großen Luftangriff auf Mainz im August 1942, bei dem unter anderem die Christophskirche zerstört wurde, hat St. Peter unbeschadet überstanden. Der zweite schwere Angriff auf Mainz im Herbst 1944 hatte deutlich schimmere Auswirkungen. Der Südturm wurde von einer Sprengbombe getroffen und fiel aufs Mittelschiff, wobei er ein großes Loch ins Gewölbe schlug. Der Nordturm, der Chorraum und große Teile des Mittelschiffes waren jedoch unbeschädigt.
Am 27. Februar 1945 wurde Mainz durch Luftangriffe fast vollständig duch Brandbomben zerstört. Die Peterkirche verlor ihre Turmfassade, das Kirchenschiff brannte aus. Bis 1952 wurde die Kirche notdürftig so hergerichtet, dass sie von der Gemeinde benutzt werden konnte. 1959 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, 1961 waren die Doppeltürme originalgetreu wiederhergestellt. Von 1973 bis 1989 wurde die Kirche praktisch ständig renoviert. Dabei entstanden auch die Deckenfresken nach alten Fotografien neu.
Von der Ausstattung der Kirche ist vieles im Original unwiederbringlich verloren, darunter vor allem die Orgel, die Deckenfresken des Giuseppe Appiani und das Chorgestühl. Nicht zerstört wurden die großen Barockaltäre, die Stuckdekoration und das wertvollste erhaltene Ausstattungstück, die große Kanzel des Johannes Förster.
In einer Seitenkapelle der Kirche ist der in Mainz sehr verehrte Pfarrer Franz Adam Landvogt bestattet.
Glocken
Die Glocken hängen alle im Südturm (Stahljoche und Stahlglockenstuhl von 1960/1962).
Ursprünglich (vor den zweiten Weltkrieg) hing nur die Heilandsglocke von 1757 im Südturm, der 1944 von einer Sprengbombe getroffen wurde. Die Glocke "überlebte" den Sturz fast unbeschadet. Die anderen drei großen Glocken, die vom Namen und der Stimmung den neuen gleich waren hingen im Nordturm und fielen am 27. Februar 1945 den Flammen zum Opfer.
Das Meßglöckchen aus dem alten Petersstift, welches sicherlich höher gestimmt war als die Elisabethglocke, hing bis 1945 im nach dem Kriege nicht wieder rekonstruierten Dachreiter auf dem Mittelschiff.
Neuere Werke
In jüngerer Zeit kam ein moderner Altar des Künstlers Gernot Rumpf hinzu. Dieser bezieht sich auf den Menschenfischer Petrus mit einem Netz. Hierin tummeln sich Fische, die sich bei genauem Hinschauen als Menschen entpuppen – sogar ein Exemplar mit Narrenkappe ist darunter.
Die Mainzer Pfarrkirche St. Ignaz in der Kapuzinerstraße ist eine klassizistische Saalkirche. Sie wurde von 1763 bis 1774/75 unter dem Architekten Johann Peter Jäger erbaut.
Namensherkunft
Die Kirche ist dem 107 nach Christus gestorbenen Märtyrer und Bischof von Antiochien, Ignatius von Antiochien, gewidmet.
Geschichte
Der Kirche ist in der gleichen Epoche erbaut worden wie die Augustinerkirche und die Kirche St. Peter. In deren Gegensatz handelt es sich aber nicht um eine Barockkirche, sondern, wie die Sandsteinfassade zeigt, um eine klassizistische Bauweise.
Die Ignazkirche steht auf dem Grund des mittelalterlichen Vorgängerbaus, vermutlich aus der Zeit gegen Ende des 13. Jahrhunderts.
Fassade
Die Sandsteinfassade ist einem französischen Vorbild des frühen 17. Jahrhunderts, der Pariser Kirche St. Gervais nachgebildet. Insbesondere die Komposition aus dorischen, ionischen und korinthischen Säulen und die hierzu passende Ausprägung der Pilasterkapitelle entspricht dem französischen Vorbild.
Kirchengebäude
Der Grundriss der Kirche ist kreuzförmig. Ursprünglich war ein Turm über dem Chor geplant, der jedoch nie gebaut wurde.
Die Deckenwölbung über dem kreuzförmigen Grundriss ist eine Arbeit von Johann Valentin Thomann. Die klare Formsprache des durchgestalteten Innenraums belegt den Übergang zum Klassizismus.
Deckengewölbe
Der Innenraum ist mit einem prachtvollen Deckengemälde versehen. Die ursprünglichen Deckengemälde aus den Jahren 1773 bis 1776, die von Johann Baptist Enderle geschaffen wurden, zeigen Szenen aus dem Leben des Hl. Ignatius. 1902 wurden die Zeichnungen über- bzw. nachgemalt und in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts grundlegend restauriert.
Krypta
Unter dem Chor befindet sich eine Krypta, 198 der ehemals 261 Backofengräber sind noch erhalten. Unter den Gräbern befinden sich diejenigen der Handwerker, die die Kirche ausbauten.
Außenanlage
Neben der Kirche befindet sich ein ehemaliger Friedhof mit einer Kreuzigungsgruppe aus dem Jahr 1519, eine Stiftung des Mainzer Bildhauers Hans Backoffen und seiner Frau aus dem 16. Jahrhundert.
Orgel
Sehenswert ist auch das klassizistische Orgelgehäuse auf der Empore über dem Haupteingang. Es stammt aus einem Neubau der Orgel 1779 - 1781, der durch eine Stiftung der Witwe Anna Clara Manera ermöglicht wurde.
Die Christuskirche von Mainz ist eine evangelische Kirche und wurde von 1896 bis zum 2. Juli 1903, dem Tag ihrer Weihung, erbaut. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde sie von 1952 bis 1954 wieder aufgebaut und am 31. Oktober geweiht.
Im katholisch geprägten Mainz zählte man am Ende des Kurfürstentums 1802 gerade einmal ein paar Hundert Protestanten. Erst Napoléon Bonaparte gewährte ihnen mit dem Recht zur freien Religionsausübung auch die vollen Bürgerrechte. Vorher waren sie bloß „Tolerierte“ in der Stadt, einen Status, den sie mit den Juden teilten. Um 1900 war bereits mehr als ein Drittel der Mainzer Bevölkerung evangelischen Glaubens (Konfessionsverteilung der Einwohner der Stadt Mainz).
Nachdem ihnen ihre bisherige Kirche zu klein wurde, bot die Erweiterung der Innenstadt um die sog. Neustadt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, den Mainzer Protestanten die Möglichkeiten mit einem neuen Kirchenbau ein Zeichen ihres Selbstbewussteins zu setzen. Mit der Kaiserstraße entstand ein großer doppelläufiger Boulevard, in dessen Mitte sich gut sichtbar die vom Stadtbaumeister Eduard Kreyßig geplante Kirche befindet. Gedacht als repräsentatives Gegengewicht zum katholischen Mainzer Dom überragt die mächtige Kuppel andere Kirchen und Gebäude der Innenstadt. Der Bau erinnert an den Stil der italienischen Hochrenaissance.
Neben Gottesdiensten wird die Christuskirche auch von den Musikfreunden in Mainz gerne genutzt. Öfter zu Gast sind der international bekannte Chor Voces cantantes der eigenen Kantorei, der Bachchor, das Bachorchester Mainz und der Chor Colours of Gospel. Traditionell finden hier auch die Universitätsgottesdienste der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu Semesteranfang statt.
Die Johanniskirche ist die älteste Kirche in Mainz. Seit ihrer Weihe 910 bis zum Neubau des etwas weiter östlich gelegenen Doms 975 war sie die Kathedralkirche des Erzbistums Mainz. Sie wurde 1828 von der evangelischen Gemeinde übernommen. Patron ist der Heilige Johannes der Täufer.
Geschichte
Kurz nach der Anerkennung des Christentums als Religion im Römischen Reich durch das Toleranzedikt von Mailand des römischen Kaisers Konstantin ist für die Zeit um 323/324 Mar(t)inus als Bischof von Mainz nachweisbar. Zur gleichen Zeit darf auch schon die Existenz einer Bischofskirche angenommen werden, die sich vermutlich im Bereich der heutigen Johanniskirche und des Domes befand. Das christliche Gemeindeleben kam jedoch zur Zeit der Völkerwanderung zum Erliegen. Erst unter Bischof Sidonius († nach 580) wurde wieder kirchliches Leben in Mainz möglich. Der Dichter Venantius Fortunatus schildert, wie Sidonius Kirchenbauten erneuert. Dies ist der älteste Bericht über Kirchenbaumaßnahmen in Mainz.
Erzbischof Hatto I. errichtet ab etwa 900 die Kathedralkirche neu und weiht diese 910 ein. Damit zählt sie nach dem Trierer Dom zu den ältesten Kathedralbauten Deutschlands. Hattos Bau ist mit im Laufe der Zeit angefügten Veränderungen die bis heute überkommene Johanniskirche. Allerdings war diese Kirche als Kathedralkirche des Bistums Mainz zunächst dem Heiligen Martin von Tours geweiht. Erst später wird sie dem Heiligen Johannes geweiht, weil nach der Weihe 1036 des weiter östlich gelegenen Neuen Domes von Erzbischof Willigis das Martinspatrozinium vom Hattobau auf den Neubau übertragen wurde. Doch davor wurde 1002 König Heinrich noch im Alten Dom zum König gekrönt. Und Erzbischof Erkanbald findet hier 1021 seine letzte Ruhestätte. Nach der Weihe des Neubaus wird der Alte Dom zur Johanniskirche, in ihr wird ein Kanonikerstift eingerichtet. Neben dem Neuen Dom ist die Johanniskirche relativ unbedeutend.
Wohl wegen der schlechten Fundamentierung wird zu romanischer Zeit das Querhaus abgebrochen und die Vierung zu einem Langhausjoch umgestaltet. Mitte des 13.Jh. ist die Johanniskirche in einem so schlechten Zustand, dass von Papst Gregor IX. ein Ablass zugunsten der Kirche gewährt wird. Doch erst im 14.Jh. wird mit größeren Baumaßnahmen begonnen. Der Westchor wird durch einen hohen gotischen Anbau ersetzt.
Zu größeren Veränderungen kommt es erst wieder im Barock: 1685 wird der Fußboden um mehr als 2m aufgeschüttet und ein hölzernes Kreuzgratgewölbe wird eingezogen; 1737 wird die Ostapsis abgebrochen und stattdessen ein Portal eingefügt; 1747 wird der Westchor mit einer Welschen Haube überdacht; 1767 brennt das Paradies nieder, ein gedeckter Verbindungsgang zwischen Johanniskirche und Dom.
Mit der französischen Besetzung 1792 endet die Nutzung als Stiftskirche. Das Gebäude wird als Lager und für militärische Zwecke gebraucht. Schließlich wird das Stift auch formal mit dem Reichsdeputationshauptschluss aufgelöst. 1828 wurde die kirchliche Nutzung wiederhergestellt, die Johanniskirche wird der evangelischen Gemeinde zur Verfügung gestellt. Aufwendige Wiederherstellungsarbeiten sind die Folge. Der Kreuzgang im Norden der Kirche geht verloren, das Ostportal und die Seitenschiffarkaden werden zugemauert. Die abgetrennten Seitenschiffe werden umgenutzt und zum Teil vermietet.
Ab 1906 wurde die Kirche im Jugendstil umgestaltet, nachmittelalterliche Einbauten wurden entfernt, Bauuntersuchungen fanden statt. Die Gestaltung der Kirche wurde in die Hände des Darmstädter Architekten Friedrich Pützer gelegt. Er erbaut eine neue Portalanlage im Osten und gestaltet die Seitenschiffe neu. Auch die komplette Inneneinrichtung wird von Pützer als Gesamtkunstwerk gestaltet.
Im August 1942 brannte die Kirche nach einem Bombeneinschlag völlig aus. Die Kirche wurde so stark getroffen, dass ihr Abriss erwogen wurde. Den Wiederaufbau leitete der Darmstädter Architekten Karl Gruber. Er ließ sämtliche Einbauten Pützers entfernen. Er orientierte sich in seinem Entwurf am Idealbild des ursprünglichen spätkarolingischen Kirchenbaus Hattos. Wohl aus Geldmangel wurde das schon im Mittelalter verlorengegangene Querhaus nicht rekonstruiert, auch die zerstörte Welsche Haube des Westchores konnte nicht wiederhergestellt werden. Die Tieferlegung des Fußbodens auf ihr ursprüngliches Niveau scheiterte aus statischen Gründen, da die Fundamente mangelhaft sind. Die barocken Holzgewölbe wurden nicht rekonstruiert, stattdessen ließ Gruber eine hölzerne Spitztonne einziehen, die der ursprünglichen Raumwirkung eines offenen Dachstuhl nahekommt und zum hohen gotischen Westchor vermittelt.
Im September 1956 wurde die Johanniskirche nach der Renovierung wieder eingeweiht.
Architektur
Hattos Kirche ist einer der wenigen erhaltenen spätkarolinigschen Kirchenbauten. Sie wurde als Basilika errichtet, ihr breites Mittelschiff ist höher als die schmalen Seitenschiffe. Das Gebäude wurde als Doppelchoranlage in Ost-West-Richtung angelegt.
Im Osten liegt ein Chorraum von der Breite des Mittelschiffs, allerdings ohne Seitenschiffe. Die Seitenwände des Ostchors werden durch je zwei Rundbogenfenster und darüberliegenden Rundfenstern (sog. Okuli) geöffnet. Westlich an den Chor schließt ein quadratisches Langhausjoch an, das von schmalen Seitenschiffen flankiert wird. Die Mittelschiffswände werden im oberen Bereich (dem Obergaden) durch je vier Rundbogenfenster durchbrochen, darunter liegen jeweils vier Öffnungen in das Seitenschiff . An dieses Langhausjoch schließt ein weiteres quadratisches Joch an, das heute dem östlichen gleicht, allerdings zur Erbauungszeit die Vierung eines Querhauses gewesen sein dürfte. Darauf folgte zu spätkarolingischer und romanischer Zeit wahrscheinlich eine halbrunde Apsis, die im 14.Jh. durch einen hohen gotischen Chor über quadratischem Grundriss ersetzt wurde.